Hirn rausgegrünt? [UPDATE5]

Dienstag, 28.7.2009, 08:38 > daMax

Matthias Güldner, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft, beweist in der Online-Ausgabe der Springer-Zeitung "Welt" eindrucksvoll, dass man auch völlig ohne Sachkenntnis draufloslabern kann. Und wie:

Die Tatsache, dass diese Community viel Zeit in virtuellen Räumen verbringt, spielt dabei eine große Rolle. Wer Ego-Shooter für Unterhaltung, Facebook für reales Leben, wer Twitter für reale Politik hält, scheint davon auszugehen, dass Gewalt keine Opfer in der Realwelt fordert. Anders kann die ignorante Argumentation gegen die Internetsperren gar nicht erklärt werden [...] Wer sich in ihre Scheinwelt einmischen will, wird mit Massenpetitionen per Mausklick weggebissen.

Das ist so grenzdämlich, da muss ich mir jetzt erstmal gaaaanz gut überlegen, was ich dazu sagen soll. Vielleicht das: Die Tatsache, dass Herr Güldner viel Zeit außerhalb virtueller Räume verbringt, spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Wer das Internet für einen rechtsfreien Raum oder eine Kommunikationsmode hält, wer Stoppseiten für Kinderschutz hält, scheint davon auszugehen, dass eine Stoppseite tatsächlich Kinderschutz ist. Aber auch anders könnte diese Argumentation erklärt werden: vielleicht hat sich jemand auch einfach überhaupt kein Stück informiert, worüber er da quasselt.

Macht aber nix, Herr Güldner benötigt kein Wissen, denn:

Unser Umfeld kommt ebenfalls zu einem nicht unerheblichen Teil aus den erziehenden Berufen, ist selbst Mutter oder Vater. Die Internetsperren haben Umfragen zu Folge bei ihnen eine hohe Popularität. Die Glorifizierung des Internet wird vergehen [...] Da haben sich einige wohl das Hirn herausgetwittert.

Mein Umfeld kommt ebenfalls zu einem nicht unerheblichen Teil aus erziehenden Berufen. Andere sind Programmierer, Grafiker oder Schneider. Mütter und Väter sind auch jede Menge dabei. Die Internetsperren wurden dennoch zum großen Teil abgelehnt, nachdem sich die Menschen einmal informiert hatten, wohin die Reise führen kann.

Die Glorifizierung der Grünen wird vergehen, das Internet ganz sicher nicht so bald. Da hat sich wohl jemand das Hirn weggegrünt.

Chip.de hat es sich nicht nehmen lassen, dieses Geseier in der Luft zu zerreissen. Das ist natürlich wieder Wasser auf die Mühlen eines Herrn Güldner, der sich jetzt weggebissen fühlen wird. Wahrscheinlich wird in seinem Umfeld bald auch Frau von der Leyens "Verhaltenskodex" eine hohe Popularität aufweisen.

[Update 1]: Dirk Hillbrecht ist wesentlich weniger ausfallend als ich damit umgegangen.

[Update 2]: Und mit Sebastian Raible ist der erste Grüne aufgrund dieser Verleumndung ausgestiegen.

[Update 3]: Hihi, es anderer Grüner hat sehr ungehalten reagiert. Oh du schöne Wahlkampfzeit...

[Update 4]: Auch der Bundesvorstand der Jungen Grünen ist not amused

Jetzt reicht's dann auch wieder mit den Grünen...

[Update 5]: Einen noch... auch die Parteispitze ist not amused. Tja Herr Güldner, das kann dann getrost unter "Eigentor des Monats" abgelegt werden.