Reset the net?

Donnerstag, 5.6.2014, 07:39 > daMax

Zum 1. Jahrestag von Edward Snowdens Enthüllungen wurde mit RESET THE NET ein Aktionstag ausgerufen, an dem Websitebetreiber ihre Leser|innen darüber aufklären sollen, wie sie sich den Bespitzelungen durch Geheimdienste entziehen können. Programmierer sind aufgerufen, heute ein Tool zu schreiben, das das Netz wieder ein bisschen verschlüsselter macht. Für Letzteres habe ich weder Skills noch Zeit. Ersteres halte ich ehrlich gesagt für vertane Zeit. Denn meine Erfahrungen zeigen, dass sich selbst heute, wo wir alle wissen, dass wir ständig und dauernd bespitzelt werden, immer noch nur Nerds mit Themen wie Mailverschlüsselung, Festplattenverschlüsselung, Chatverschlüsselung, Datenschutz und Bewahrung von Privatsphäre beschäftigen. Ich selbst habe eine laaaaange Anleitung zum Thema Mailverschlüsselung geschrieben, aber meine PGP-Kontakte beschränken sich immer noch auf 10 von 500. Selbst wenn ich mich hinsetze und Freunden von mir PGP installiere und erkläre, kommt spätestens nach einem Jahr ein Spruch wie "hab mein Passwort vergessen" und dann ist Ende Gelände. Denn die geistige Anstrengung, sich einen neuen Key zuzulegen, ist dann doch wieder zu viel und außerdem muss man noch schnell die nächste Lustige-Katzenvideo-Compilation angucken.

Markus schreibt:

Was wir bisher nur aus der Science Fiction kannten, wird bittere Realität. Weitgehend unkontrollierte Geheimdienste mit einem riesigen Budget machen alles, was technisch möglich ist. Aufgehoben ist die Unschuldsvermutung. Wir alle sind verdächtig, das Ziel ist, unser Verhalten voraussagen zu können. Begründet wird das damit, die „Nadel im Heuhaufen“ finden zu wollen. Erlaubt ist alles, was möglich ist, solange nicht die Bürger auf die Barrikaden gehen. Doch genau das müssen wir jetzt tun, um diese Überwachungsmaschinerie zurück zu drängen.

Ich gestehe: ich halte den Kampf gegen den Überwachungsstaat für die breite Masse für aussichtslos, weil die breite Masse schlichtweg nicht kämpfen will. "Nix zu verbergen." "Wer interessiert sich schon für mich?" "Zu kompliziert." "Man kann doch eh nichts machen." Usw. Und die paar Hanseln, die PGP nutzen und ihre Festplatten verschlüsseln, werden das sowieso tun, dazu braucht es keinen Aktionstag.

René/Nerdcore hat das perfekt zusammengefasst: Deine Mudder und die NSA:

Mir fällt ein Jahr nach den Snowden-Leaks nichts ein, worüber ich schreiben könnte. Es ist alles gesagt und alles getan, passiert ist genau: Nichts. Wir haben protestiert, Überwachungs-Kunst gemacht, Politiker angezeigt, hundertvierundachtzigmillionen Artikel und Postings ins Netz geschrieben und in die Zeitungen gedruckt – und Deine Mudder hat nichts zu verbergen und liked heftigen Scheiß auf Facebook mit Gänseblümchen und bunten Bildern. Der massivste Verfassungsbruch der Geschichte interessiert Deine Mudder einen Dreck. Alles nich’ so schlimm, is’ ja nur Internet.

Wer trotzdem lernen will, wie man seine Daten vor neugierigen Augen wenigstens ein bisschen schützen kann, geht rüber zu Klemens, der stellt ein paar Tools vor.