"Politiker zeigen sich schockiert."
Dienstag, 26.7.2016, 08:53 > daMaxEin Satz, der die gesamte Heuchelei moderner Politik in nur 4 Worten vollumfänglich darstellt. Man "zeigt" sich schockiert. Schmierentheater vom Feinsten, das exakt so tagtäglich und allüberall gespielt wird. Amokläufe, Terroranschläge, systematische Misshandlung Gefangener, ertrunkene Kriegsflüchtlinge, you name it. Man "zeigt" sich schockiert, verschärft schnell ein paar Gesetze und gut ist. So langsam bekommt die Hypothese der uns regierenden Echsenwesen eine gewisse Plausibilität.
schockiert, entsetzt, besorgt, erschüttert, unser Mitgefühl gilt...
Noch mehr Buzzwords? Ich will gerne zugeben, dass einem irgendwann die Synonyme ausgehen, aber wenn das Abspulen austauschbarer Vokabeln politisches Handeln ersetzt, dann haben wir ein Problem. Im obigen Beispiel: 14jährige im (Jugend-)gefängnis - das war schon immer ne gute Idee, die sind den Wärtern ja auch kaum ausgeliefert. Je öfter ich über Haftstrafen und deren Probleme nachdenke, desto mehr drängt sich mir die Frage auf, ob die wirklich irgendwie nutzbringend sind? Wird durch Haft ein "Intensivtäter" geläutert? Ist die Gesellschaft in der Lage, solchen Menschen eine Chance auf ein normales Leben einzuräumen, oder wird nicht in allzuvielen Fällen der Weg in ein normales Leben dadurch endgültig versperrt? Und bei Jugendlichen (wobei die mit 14 ja eher noch halbe Kinder sind) muss man sich die Frage umso mehr stellen. Von der schwarzen Pädogogik hat sich die Lehrmeinung ja auch schon lange abgewandt. Soll bei den Konsequenzen für Straftaten die Strafe im Vordergrund stehen, oder lieber die Resozialisierung? Klar, der moralische Reflex schreit erstmal nach Strafe, vielleicht nach Rache - aber hilft das dem Opfer oder dem Täter wirklich? Gerade bei Jugendlichen sollte man da sehr vorsichtig sein. Dem Jugendlichen eindringlich zu raten, er solle sich seine Zukunft nicht verbauen, wenn er schon vor dem Richter sitzt, ist viel zu spät - da ist seine Zukunft schon im Arsch, wenn er jemals eine hatte. Ihn wegzusperren, wird aber gar nichts nützen, vor allem nicht, wenn ihn draußen keine Perspektive erwartet.