Tja, Fefe,

Samstag, 26.2.2022, 09:38 > daMax

da du Mails von unserem Server ja generell ablehnst und ich es auch viel lustiger finde, dir öffentliche Gardinenpredigten zu halten, behalte ich dieses Format jetzt einfach mal bei.

Was ist denn los mit dir? Warst nicht du es, der uns groß und breit erklärt hat, was es mit kognitiver Dissonanz auf sich hat? Um dich mal zu zitieren:

Aber so ist das halt mit der kognitiven Dissonanz. Man merkt dabei halt selber nicht, was für einen Stuss man so von sich gibt gerade.

Da muss was dran sein, denn heute präsentierst du uns breit angelegt deine Sicht auf Putin und warum du ihn nicht für verrückt hältst. Dabei fängst du an mit

Die Annahme, dass er ein durchgeknallter Spinner ist, unzuverlässig, unvertrauenswürdig, unvorhersagbar, die ist mir unerträglich.

und da wäre ich ja noch bei dir. Ich finde auch vieles unerträglich, zum Beispiel die Vorstellung von Nuklearmächten, die einfach Nachbarländer überfallen. Dann aber versteigst dich zu folgender Aussage:

Selbst wenn ich Beweise sehe, dass Putin ein irrationaler Spinner ist, müsste ich trotzdem weiterhin Rationalität unterstellen.
Leute, die Putin (oder irgendeinem Player auf der Weltbühne) Irrationalität unterstellen, halte ich für elende Sophisten*, oder dumm, oder beides.

Und jetzt sind wir mitten in der kognitiven Dissonanz angekommen. Wie kannst du angesichts von Menschen wie Boris Johnson, Donald Trump, Kim Jong-un und anderen Lichtgestalten immer noch an die Rationalität der Typen in Machtpositonen glauben? Junge, du liegst meilenweit daneben und es macht dich wirklich nicht gerade sympathischer, wenn du jetzt anfängst, Leute, die anderer Meinung sind, für dumm zu halten.

Versteh' mich nicht falsch: ich gehe ja gerne sehr lax mit dem Wörtchen "Irre" um, aber seit der Lektüre dieses Buchs weiß ich, dass all die oben genannten Wahnsinnigen nicht verrückt oder irre sind, sondern ganz normale Soziopathen, Psychopathen, Narzissten und was es nicht noch für tolle Begriffe aus der modernen Psychologie gibt. Diesen Bekloppten allerdings Rationalität zu unterstellen, ist doch arg weit hergeholt. Die sind nicht rational. Die sind allesamt machtbesessene Egozentriker mit deutlichem Hang zu krankhaftem Narzissmus.

So unerträglich es dir erscheinen mag: diese Typen handeln nicht rational. Putin bildet da vielleicht noch die große Ausnahme, vielleicht täuscht er uns alle aber auch einfach nur noch geschickter mit seinem absolut eiskalten Auftreten. Aber wie kannst du so einem Typen wie Donalds Trump ernsthaft Rationalität unterstellen? Da muss ich doch sehr an dir zweifeln.

Ich finde es auch unerträglich, von solchen Typen regiert zu werden, aber das verleitet mich noch lange nicht dazu, mir so ein kaputtes Gedankenkonstrukt zurecht zu biegen. Manche Dinge sind halt unerträglich, wenn man ein Mensch mit Emotionen ist. Daran kann man wahrlich verzweifeln. Aber so ist das Leben nunmal. Erfreue dich an den kleinen Dingen des Lebens, das hilft zeitweise gegen so manche Unerträglichkeit, aber bitte leugne nicht die schlichte Realität die da lautet: nicht alle Machthaber|innen sind rationale Wesen.

PS: um mal ein anderes von mir sehr geschätztes Buch zu zitieren:

«Verdammt», sagte der Premier. «Was zum Henker wollen die Chinesen in Fernando Poo?» Er war nervös, sprach aber immer noch mit Autorität. Er charakterisierte, richtig gesagt, das beste Beispiel eines dominierenden Mannes unserer Zeit. Er war fünfundfünfzig Jahre alt, hart, gewieft, unbelastet von den komplizierten ethischen Zweifeln, die den Intellektuellen zu schaffen machen, und war schon vor vielen Jahren zum Schluss gekommen, dass die Welt nichts als ein gemeines Hurenhaus war, in der nur die Verschlagensten und Erbarmungslosesten überleben konnten. Darüber hinaus war er so gütig wie jemand, der eine solche ultra-darwinistische Philosophie aufrechterhält, es nur sein kann; und er liebte Kinder und Hunde von ganzem Herzen, es sei denn, sie hielten sich an einem Ort auf, der im Interesse der Nation vernichtet werden musste. Noch immer bewahrte er sich den Sinn für Humor, trotz der Bürde seines fast frommen Amtes, und, wenngleich er bei seiner Frau seit nunmehr fast zehn Jahren impotent war, so brachte er doch im Mund einer erfahrenen Prostituierten noch immer in ungefähr anderthalb Minuten einen Orgasmus zustande. Er schluckte Amphetaminpillen, um seinen zermürbenden Vierundzwanzig-Stunden-Tag durchzustehen, mit dem Resultat, dass sein Weltbild ganz schön in Richtung Paranoia abgeglitten war; er schluckte Tranquilizer, um seine Ängste und Sorgen in Schach zu halten, mit dem Resultat, dass sein gleichgültiges Gelöstsein manchmal an Schizophrenie grenzte; seine angeborene Schläue machte es ihm die meiste Zeit über dennoch möglich, die Realitäten fest im Griff zu haben. Kurz gesagt, war er den Machthabern von Amerika und China sehr ähnlich.

* Sophist musste ich jetzt erst mal nachschlagen und weiß gar nicht so genau, was daran eigentlich so furchtbar schlecht sein soll. Aber das kann ich ja in einer anderen Gardninenpredigt monologisieren.