Sci-Fi-Krieg jetzt!

September 9th, 2011, 09:03

Kinners, jetzt gehts ab. Wir leben inzwischen dermaßen weit in der Zukunft, dass mir ganz blümerant wird. Heute kommt mir erst die Meldung unter, dass BAE Systems es geschafft hat, Panzer so zu tarnen, dass sie für ein Infrarotsichtgerät aussehen wie ein Auto oder eine Kuh, und danach eine Meldung, die mich und euch eher betrifft: es gibt jetzt einen Anonymisierungsdienst, der virenverseuchte Rechner benutzt, um die eigene IP-Adresse zu verschleiern.

Halt! Nicht weglaufen. Ich weiß, das klingt jetzt arg technisch und nach "geht mich nix an", deshalb will ich mal versuchen, das in menschenverständliches Deutsch zu übersetzen. Zunächst mal ein Zitat aus dem Artikel:

Ruft der Proxy-Nutzer etwa illegale Inhalte wie Kinderpornographie ab oder nutzt die anonymisierte Verbindung zur Verbreitung von Terrordrohungen, können dem Besitzer des infizierten Systems rechtliche Konsequenzen drohen. Um nachzuweisen, dass er die illegalen Aktivitäten nicht selbst durchgeführt hat, muss er das in den Tiefen des Systems versteckte Rootkit erst mal ausfindig machen.

Ein Proxy ist ein Rechner, der als "Vermittler" auftritt. Wenn z.B. Alfred gerne auf eine Website surfen möchte, ohne dass zurückverfolgt werden kann, dass er auf dieser Site unterwegs war, nutzt er Bertas Rechner als Proxy. Nun erscheint nur Bertas Computer in den Logdateien der Website. So funktioniert jeder Anonymisierungsdienst im Internet. Wenn Alfred nun aber illegales Zeugs unternimmt, kann die Polizei immer noch beim Betreiber des Proxies (=Berta) vorbeigehen, dort ist nämlich Alfreds IP-Adresse bekannt.

Und hier kommt nun dieser fiese Botnetz-Proxy-Dienst ins Spiel. Was hier passiert ist, dass Rechner als Proxies verwendet werden, die durch ein Computervirus verseucht sind und somit ohne Wissen der Besitzer zu Proxies gemacht werden. Alle diese Rechner werden zu einem sogenannten "Botnetz" zusammengeschlossen. Wenn nun Alfred dieses Botnetz verwendet, um anonymisiert illegale Dinge im Netz zu tun, so verwendet er dabei Bertas Rechner ohne dass sie das weiß. Fängt die Polizei dann an zu ermitteln, so kommen sie nur an Bertas IP-Adresse, die jetzt in ziemliche Erklärungsnot gerät.

Nun ist dieses Virus eines der ganz gemeinen Sorte vom Typ "Rootkit". Das bedeutet, dass sich das Virus vor dem Betriebssystem so versteckt, dass es für den Laien ü-ber-haupt nicht mehr zu finden ist. Wie will Berta der Polizei gegenüber jetzt noch beweisen, dass sie gar nichts illegales getan hat? Und bei dem technischen "Verständnis" der deutschen Justiz wird es wirklich schwer, sowas zu beweisen.

Diese Botnetz-Proxy-Dienst wird übrigens vermietet für 3 Dollar an Tag. Leute Leute... mir wird wirklich ganz anders... habt ihr Neuromancer gelesen? Das hier ist echt wieder so ein Ding aus einem Sci-Fi-Roman.