Warum ich Skyrim für einen Meilenstein der RPG-Geschichte halte, oder: daMax + Skyrim = ♥

Mittwoch, 23.10.2013, 21:10 > daMax

hello-there

Ja, dieser Artikel kommt ungefähr zwei Jahre zu spät. Was solls. Raze meinte gestern:

Das Spiel ist leider immer noch ein simpler Egoshooter mit Schwertern und Magie, aber es sieht nicht schlecht aus.

Und da es jede Menge talentierter Modbastler gibt (ich z.B kann hier SkyUI und Undeath empfehlen, Falskaar und Helgen Reborn teste ich gerade), kann man die Stellen, wo Bethesda wieder mal ideenlos war, gut aufbessern.

Aber Meilenstein? Das ist IMHO immer noch Morrowind. Dementsprechend erfreut war ich, als es zurück nach Solstheim ging.

und dazu bin ich ihm noch eine Antwort schuldig, die jetzt allerdings so lang geworden ist, dass ich einen Post daraus mache. Weil ich kann. Also:

Generell halte ich The Elder Scrolls sowieso für die besten RPGs, die ich kenne. Schon Daggerfall hat mich damals total umgehauen, auch wenn die Grafik irgendwie wirr war. Es kommt halt auf die Spieltiefe an und die ist bei TES ziemlich unerreicht. Das wäre also nichts Neues. Um zu erklären, warum ich Skyrim nun für etwas wirklich Besonderes halte, muss ich ein wenig ausholen.

Ich habe in meinem Leben wirklich schon viele, viele, VIELE Computer-RPGs gespielt (und auch das ein oder andere in Buchform, aber das ist eine andere Geschichte). Es gab immer wieder Spiele, die irgendwelche Sachen ganz toll und neu und besser konnten als andere. Trotzdem beschränkte sich das oft eben auf einige wenige Elemente des Spiels und darüber hinaus litten sie auch immer wieder unter echten Mängeln. Ein paar Beispiele:

- Lands of Lore III: eine riesige Welt. Wirklich riesig, zumindest für damalige Verhältnisse. Die Möglichkeit, sich in eine Echse zu verwandeln und so in winzige Gänge zu krabbeln (sowas hatte ich vorher noch nie gesehen), Alchemie und Zaubersprüche, Schwerter und Rüstungen, hach, was habe ich habe Spiel geliebt. Leider war die Grafik schon damals nicht so ganz der Burner und irgendwann war ich hoffnungslos verloren, weil ich keinen Überblick über meine Quests mehr hatte und außerdem ging mir auch das endlose Gelatsche auf den Sack. Gab es da eigentlich kein Quicktravel oder hatte ich das bloß nicht entdeckt?

- Perfect Assassin: ein absolut seltsames Spiel. Aber saucool. Eine schon fast so richtig belebte Welt (mit einem Quietscheentchenmailsystem :lol:) und eine völlig hirnrissige Sprachausgabe, über die ich Tränen gelacht habe ("Tijam. Naahti! IU! Thiaubuh..."). Tolle Unterhaltung, aber so richtig der Überburner wars halt auch nicht, vor allem weil der Sound echt lahm war.

- Drakan hat mich mit Riesen überrascht, die auch schon mal mit Goblins um sich warfen, oder eben mit Wurfmessern, die so groß waren wie ich selbst. Außerdem gab es da zum ersten mal Spinnen, die sich von oben abgeseilt haben und mir den einen oder anderen Herzkasper verpassten. Naja, nur dass die halt null wie Spinnen aussahen sondern eher wie zu groß geratene Hummer. Abgesehen davon war die Grafik echt völlig geil (wir reden hier von DirectX 6.1 im Jahre 1999!!), das Spiel belohnte mich für exzessives Erforschen der Umgebung mit extra Gimmicks und auch die Story war zumindest stringent. Spieltiefe allerdings == null und ein dermaßen enttäuschendes Ende, dass es an Frechheit grenzte. Ernsthaft. Ich spoiler das jetzt mal, das ist eh längst verjährt: der Bruder, hinter dem man das ganze Spiel über hinterher rennt, um ihn aus den Fängen der Bösewichte zu befreien, stirbt am Schluss! Aber nicht nur das: du selbst bringst ihn um!! Weil er von einem Dämonen besessen ist oder was weiß ich. Das ist doch echt zum Heulen, sowas.

- Arx Fatalis hatte die ersten Spinnen, die auch wirklich so aussahen wie Spinnen und sich auch fast so bewegt haben. Die Grafik war hinreichend gut, die Story war ziemlich komplex. Das Zaubersystem war sehr einzigartig (man musste Runen mit der Maus zeichnen) aber leider auch in der Hektik eher ungeeignet. Leider wirkte die Welt auch hier so seltsam statisch und unbelebt und die Story war irgendwann so wirr, dass ich das Spiel zweimal angefangen und nie zu Ende gebracht habe.

- Divine Divinity: eine riesige, super detaililerte Welt voller Höhlen und Zwerge und Intrigen und Stories ohne Ende. Sehr geil. Sehr sehr geil, aber eben "nur" Iso-3D, was eine Immersion recht schwierig macht. Und über Divinity 2 decken wir besser den Mantel des Schweigens.

- Morrowind hatte zum ersten Mal eine so unglaublich riesige Welt, dass man verrückt werden konnte. Leider wirkte diese Welt über ganze Quadratmeilen wie ausgestorben, bis auf den hin und wieder mal komisch daherhoppelnden Wurm war weit und breit kein Lebewesen in Sicht. Ach ja und die Katzenviecher waren so spackig animiert dass es echt weh tat. Natürlich wurde das durch die unfassbare Spieltiefe locker wett gemacht. Allerdings hatte ich bei dem Spiel IMMER das Problem, dass es zu derbsten Abstürzen aus heiterem Himmel neigte. Das zusammen mit einer Quest, die gegen später furchtbar langweilig wurde (ich sag nur: stell dich mit 7 Fraktionen gut indem du beschissene Botengänge erledigst), gaben dem Spiel dann irgenwann den Rest.

- The Witcher: eine Story, bei der man zuhören musste um zu kapieren, um was es geht. Geschichten, bei denen ich mich zum Teil vor Lachen gebogen habe (mit Kumpels besaufen z.B.), eine Grafik bei der mir die Augen übergegangen sind (wir reden hier immer noch von meinem uralten Dell). Leider waren die Ladezeiten zum Haare raufen (ja, z.T. wurden sie durch einen Patch verbessert aber trotzdem musste man ständig nachladen, was einen Trip von einem Ende der Stadt ins andere zu einer Qual machte), die ständig gleichen Figuren ließen das Gefühl aufkommen, auf dem Planet der Klone gelandet zu sein und im letzten Kapitel kackte mein Rechner dann am brennenden Dorf ab. Buhuhu. Trotzdem war Witcher ein Spiel, das mich so gefesselt hat, dass ich zwischendurch nicht nur Essen und Trinken, sondern auch die Tatsache vergessen habe, dass ich Maus und Tastatur benütze, um Gerald zu steuern. Echt. Ich war Gerald. Unheimlich. Zurück blieb trotzdem ein nicht nur positiver Eindruck wegen siehe oben.

- Oblivion: wieder ein TES, wieder eine geile Welt, geile Grafik, geile Story etc. ABER: todlangweilig. Mal im Ernst: diese komischen Oblivion-Tore führen zu super ätzenden Höllenwelten in denen das Ziel immer der gleiche Kackturm mit den gleichen Kackgegnern ist? Und das soll man wie oft machen? Neunmal?!? Sorry, aber ich habe auch noch ein Leben zu leben. Dazu kam eine GUI, die absoluter Müll war, so dass man erstmal ein Mod installieren musste, um eine vernünftige Bedienoberfläche zu haben und dann wieder ständige Abstürze beim Öffnen von Türen (und nein, da bin ich nicht alleine) und das war's dann. Tschüß Oblivion.

Was ich eigentlich sagen will: ich habe eine Menge Spiele gesehen und alle hatten ihre "Boah fett"-Momente. Immer wieder gab es Dinge, die mich umgehauen haben. Mal der Sonnenuntergang bei Witcher, mal die Riesen bei Drakan, mal die Spieltiefe bei Divine Divinity. Skyrim ist in meinen Augen das erste Spiel, das all das in sich vereint. Alles.

  • Eine over the top awesome Grafik, die man mit ein paar Mods auch noch jenseits von gut und Böse aufpeppen kann.
  • Die von Elder Scrolls bekannte, extrem detailliert ausgearbeitete Welt mit 10 verschiedenen Rassen und Intrigen und Fraktionen und Büchern en masse und Alchemie und Furz und Feuerstein.
  • Du hast die Wahl, ob du Ego-, OTS- oder 3rd-Person-Perspektive spielen willst; du kannst jederzeit hin- und her switchen. Das liebe ich total, ich finde Ego nämlich manchmal zu beklemmend und 3rd Person manchmal zu ungenau. Skyrim erlaubt dir, so zu spielen wie du willst.
  • Wo wir gerade bei freien Entscheidungen sind: Skyrim bietet eine völlig freie Spielwelt. Wer keinen Bock auf die Hauptquest hat, lässt sie eben weg. Fertig. Man kann in dem Spiel machen was man will. Man kann alle Frauen, die einem begegnen, köpfen und sein Haus damit dekorieren, man kann aber auch das gesamte Spiel durch zocken ohne einem einzigen Lebewesen ein Härchen zu krümmen. Du machst, worauf du Bock hast. Update, ca 1 Jahr später: nope, pazifistisch kann man das Spiel nicht spielen. Zumindest nicht die Mainquest und viele viele Nebenquests auch nicht. Schade.
  • Lippensynchrone Texte. Jep. Lippensynchron. Der Hammer. Natürlich nur auf englisch.
  • Ein völlig logisches und nachvollziehbares Skillsystem. Man wird besser, wenn man etwas öfters tut. Ganz einfach. Wer viele Schlösser knackt, macht das mit der Zeit besser, wer ständig Feuerbälle verschießt, beherrscht eben das. Das finde ich eh eines der besten Dinge an Elder Scrolls.
  • Animationen, die einfach nur geil sind. Wie die Draugrs aus ihren Sarkophagen klettern, wie der erste Drache Helgen Keep zerlegt, ach, einfach alles. Bis auf die Sprunganimation der Hauptfigur. Die geht mal gar nicht, zum Glück gibt's auch dafür Abhilfe.
  • Sound und Musik schmiegen sich in die Ohren dass es eine wahre Freude ist und nerven mich auch nach 20 Stunden noch nicht. Das gabs bisher eigentlich nur bei Diablo 1. Update: okay, nach einem Jahr Dauergedaddel nervt die Mucke dann doch, aber dann nimmt man eben ein Mod ;)
  • Ich werde belohnt, wenn ich mir die Umgebung ganz genau angucke. Überall sind versteckte Höhlen, Kisten, Schalter und Gänge, die mir Vorteile verschaffen. Andererseits sind in den Dungeons auch immer wieder fiese Fallen eingebaut, die dich hinterrücks vom Leben zum Tode befördern können wenn du nicht ganz genau aufpasst.
  • Die ekligsten Spinnen aller Zeiten. Ich habe echt schon eine Menge Spinnen gesehen, aber keine waren so eklig wie diese hier. Mir ging es genau so wie diesem Finnen oder Schweden oder was weiß ich, nur dass ich inzwischen das völlig hirnrissige Favoritensystem kapiert hatte.

Ich könnte noch stundenlang so weiter machen (Pferde, Sprecher, Effekte, Licht, Landschaft, Flora) aber ich will jetzt lieber weiter zocken. Tschaw :mrgreen: