Hört mit der Gamification unserer Spiele auf!
Mittwoch, 15.11.2017, 08:26 > daMaxOben stehendes Video gab mir vor einigen Wochen ziemlich zu denken, und als ich nun diesen Artikel auf Reddit (via fefe) las, fiel mir wieder ein, dass ich das eigentlich alles zusammen mal verbloggen sollte. Für diejenigen unter euch, die mit dem Wort Gamification gar nichts anfangen können: unter Gamification versteht man
die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext [...]. Zu diesen spieltypischen Elementen gehören unter anderem Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeichnungen. Durch die Integration dieser spielerischen Elemente soll im Wesentlichen eine Motivationssteigerung der Personen erreicht werden, die ansonsten wenig herausfordernde, als zu monoton empfundene oder zu komplexe Aufgaben erfüllen müssen.
Quelle: Wikipedia
So etwas begegnet uns z.B. bei Payback (die es so ganz nebenbei geschafft haben, sich voll und ganz in unserem Alltag einzunisten, aber das ist ein Rant für einen anderen Tag).
Diese Art von Belohnungssystem wurde erst aus der Spielewelt in die reale Welt übertragen (siehe Payback, Bahncardbonuspunkte usw.) und ist nun im Laufe der letzten Jahre wieder in die Spiele zurück geschwappt und "beglückt" uns mit immer sinnloseren Achievements und Kisten voller virtueller Überraschungseier, die man im schlimmsten Fall auch noch kaufen soll.
Arsonbunny schreibt dazu:
The entire progression system within these types of games is created to manipulate you into gambling for the social reward of being on the top of the charts and having the most prestigious gear. With endless online leaderboards, ranks, achivements and other digital stickers, you see easily see how the other rats have it so much better than you with better hero, and encourage you to pursue the validation that you get from obtaining these.
It is created to be even more insidious in the way it exploits human psychology, for example its well known within the field of psychology that the most effective form of positive feedback is unpredictable positive feedback. It uses a powerful cognitive quirk described by B.F. Skinner back in the 1950s, what is now called "a variable schedule of rewards". Skinner observed that lab mice responded most voraciously to random rewards. Unlike the mice that received the same treat every time, the mice that received variable rewards seemed to press the lever compulsively.
Ich kann Chris und Arsonbunny nur zustimmen: hört endlich mit der sinnlosen Gamification unserer Spiele auf und macht wieder Spiele, die von sich aus Spaß machen. Zum Beispiel sowas, sowas und sowas und sowas.
Ein einziges Mal habe ich ein Spiel gespielt, in dem man Erfolg kaufen konnte.
(Die Plattform ist ein paar Monate später eingestellt worden, aber das nur nebenbei)
Seitdem meide ich Spiele mit Ingame-Käufen oder ähnlichem wie der Teufel das Weihwasser (so man solchen Scharrn glauben mag, aber das ist ein anderer Rant).
Ich bin damals™ auf den WoW-Zug aufgesprungen, am Ende wechselten die Ereiterungen derartig schnell und wurden mit einem solchen Tempo jeweils selbst erweitert, dass ich als Gelegenheitsspieler nicht einmal annähernd nachkam.
Ich weiß nicht, ob es hier inzwischen Ingame-Käufe gibt, im Anmeldedialog jedenfalls kann man den Shop aufsuchen, um sich Reittiere etc. zu kaufen, welche im Spiel selbst nicht zu erwerben sind.
AOE II, inzwischen in HD, demnächst "noch besser", hat zwar, soweit ich weiß, keine Ingame-Käufe, aber die grafisch aufgepeppte Version ist im Grunde genommen nicht grafisch aufgepeppt, sieht aus wie zuvor, nur mit mehr Zeuch gleichzeitig aufm Schirm. Also Geld ausgegeben für Zeuch, das man schon hat.
Und das sind nur zwei Beispiele für Spiele, bei denen es nicht so läuft, wie ich es mir erhoffte (weitere aufzuzählen macht keinen Sinn, soviel Platz ist hier nicht).
Und mal wieder: schuldig im Sinne der Anklage...
Ich habe vor etwa 2 Jahren Rocket League "umsonst" über playstation+ bekommen. Seit etwa einem jahr haben die da auch kisten, allerdings immerhin "nur" mit kosmetischen items...
Trotzdem kam ich psychologisch nicht umhin einige zu öffnen. Bis jetzt hab ich da bestimmt schon 40€ reingesteckt. Das doppelte vom normalpreis des spiels.
Lustigerweise und - im gegensatz zu den meisten bekannten aus dem spiel - habe ich jedesmal ein scheiss gefühl, wenn ich da geld reinstecke.
Ich schaffe es trotzdem jedesmal das vor mir selbst zu rechtfertigen...
Wissen, dass etwas scheisse ist und es trotzdem zu machen; Und wir menschen sollen die intelligente Spezies dieses Planeten sein ^^
@Rafael: hahaha, ich bin da ja völlig immun gegen. Ich spiele seit vielen Jahren Two Dots aufm Handy, und habe noch genau 0 Euro da rein gesteckt. Ich hätte mir das Spiel inzwischen längst gekauft, wenn das überhaupt ginge, aber 5 Euro für ein paar Leben? Oder gar 45 Steine für ein "Megapack" mit ein bisschen Tinnef? Ich verzichte.
Überhaupt: bei Pay to Win bin ich raus. Ich habe aber zB bereitwillig 20 Euro in Path of Exile gesteckt, OHNE dafür irgendeinen Bonus zu kriegen, einfach weil das Game Spaß gemacht hat. Durfte dafür auch ne Katze mit mir mit laufen lassen Leider wurde das Game mit der Zeit durch Gamification zum puren Grinder und da war ich dann auch wieder weg. Oder Realm of the Mad God: da kannste nur sinnlosen Scheiß kaufen, der dir NULL Vorteile bietet. Da gebe ich gerne Geld aus für, denn ich will die Leute unterstützen, die nette Games schreiben. Hätte ich mir Vorteile erkaufen können, wäre ich nach 5 Min weg gewesen.
Hö?
Entweder ich stehe gerade aufm Schlauch, oder du bist doch nicht so ganz immun...
Sehe das jedenfalls Ähnlich. Für "temporäre" Dinge würde ich niemals Geld ausgeben. Genausowenig für "pay 2 win". Spiele seit auch etwa 1,5 Jahren EA Sports UFC, und da gibt es "Ultimate Team". Der Inbegriff des Grinding. Ab und zu grinde ich da, "zahle" also quasi mit meiner Lebenszeit. Das ist auch der Grund vieler Leute, mit denen ich gesprochen habe, da mehrere 100€ reinzustecken. Die sagen sie Arbeiten und haben keinen Bock auf das Grinden, bzw verdienen auf der Arbeit mehr als sie erspielen könnten und kaufen sich dann halt alles.... Was soll man da sagen? IRGENDWO haben sie recht wenn man ein kapitalistisches Weltbild vorraussetzt. Mein Geld bekommt EA trotzdem nichtt, aber ich spiele eh lieber Online Liga mit "echten" Charaktären.
Bei Rocket League sind es halt Hüte, Antennen, Reifen und son quatsch. Bringt im Game rein gar nix, wenn man die Optik mal aussen vor lässt. Aber man will ja auch nicht "Nackt" mit seinen Freunden spielen...
Und das mit dem "Entwickler Unterstützen"... dass ist bei mir meine Hauptausrede bei Rocket League. Kleines Studio, ich habe 0 fürs Spiel bezahlt, und bekomme fast monatlich sehr hübsche Updates seit 2 Jahren. Alles Standartmäßig gratis. Irgendwie müssen die sich auch finanzieren. Trotzdem bleibt bei mir ein "Geschmäckle", jedesmal wenn ich eine Kiste öffne.
@Rafael: hm, also wie soll ich sagen? Ich bin immun (oder du kannst auch sagen: ich verweigere mich) gegenüber Anreizsystemen, die zum Geldausgeben verlocken wollen oder sollen. Ich gebe lieber freiwillig Geld aus, wenn mir ein Spiel wirklich Spaß macht. Aber wenn ich quasi gezwungen werde, Geld auszugeben, um jetzt noch schnell den einen Level schaffen zu können (z.b. Two Dots), dann habe ich sofort keinen Bock. Genau sowas:
Genau das meine ich: ich will weder stupide fließbandgrinden noch so viel Geld ausgeben (ernsthaft: 100 Tacken für ein Computerspiel?! Ich glaub' es hackt). Ich gebe gerne Geld für ein gutes Spiel aus, aber stupides Lebenszeit-reinstecken-für-dickere-Rüstung, wenn sonst so gar nix an Story oder Gänsehaut oder Spannung oder Ideen oder wirklichem Spaß rüber kommt, ist für mich völlig unbegreiflich und auch ziemlich langweilig.
Weißte, was ich meine? Guck dir mal Human Fall Flat an. Keine Achievements, keine Belohnungen außer dem Orgasmus, endlich die Lösung bzw. wieder ein Easteregg gefunden zu haben, keine Highscores, kein Vergleich-dich-mit-deinen-Facebook-Freunden und alle Anziehklamotten sind for free. Dafür aber eben das Erlebnis, wirklich noch selber Dinge entdecken oder sich Skills aneignen zu können (ich habe z.B. eine Freeclimbingtechnik entwickelt, die ich noch bei niemandem gesehen habe, und damit kann ich mich an Großteilen der eigentlichen Problemstellung vorbei mogeln ) Oder Portal. Voll der Hammer und kein Achievement weit und breit. Außer den Achievements, diese bitches von von anderen Portal-Fans gebauten Puzzles zu lösen. Und dazu musste halt echt dein Hirn anstrengen.
Das ist schon eher mein Ding, weil das Spiel halt einfach für sich Laune macht und wenn die Sachen, die man kaufen kann, nix bringen, dann sehe ich darin nur einen freiwilligen Beitrag ohne dieses perfide Belohnungssystem. Da bleibt auch kein Geschmäckle, solange dir das Spiel wirklich noch Spaß bereitet und du nicht davor sitzt wie vor einem Spielautomaten in der Schädelbar um die Ecke.
In den ganz oben verlinkten Beiträgen geht es ja aber eben einerseits um dieses Pay-to-win-Prinzip, andererseits um diese Skinner-Boxen, die dir Befriedigung vorgaukeln und dritterseits um die Erfüllung
was dir durch "Zuckerle" versüßt wird bzw. werden soll ("gambling for the social reward of being on the top of the charts and having the most prestigious gear").
Darauf habe ich keinen Bock.
Hier ist was Neues dazu.