Mein Ausstieg aus der Parkschützer-Website
Montag, 12.7.2010, 21:56 > daMaxVielleicht ist es dem einen oder der anderen schon aufgefallen: der Parkschützer-Button in der Sidebar ist verschwunden. Das hat seinen Grund: ich werde meine Mitgliedschaft bei der PS-Website beenden. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich nicht zum fröhlichen Protest kommen werde, wenn es soweit ist. Das heißt auch nicht, dass ich aufhöre, mich im S21-Widerstand zu engagieren.
Mein Austritt bedeutet, dass ich von der PS-Website maßlos enttäuscht bin und nichts mehr damit zu tun haben möchte. Sollte jemand Interesse an meinen Beweggründen haben, bitte:
Angefangen hat mein Unmut mit dem Gefühl, dass sich die Website nach und nach zu einer völlig unbrauchbaren Plattform entwickelt. Als ich das erste Mal die "neue" PS-Website gesehen hatte, bin ich schier vom Stuhl gekippt. So ein Informationschaos gepaart mit Layoutdesaster und völliger Unbedienbarkeit ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Das Konzept, sich nur über Statements miteinander unterhalten zu können, mag vielleicht bei einer Lari-Fari-Kommunikation wie Twitter funktionieren, für eine echte lebende und diskutierende Community ist das jedoch völlig unbrauchbar. Dazu kommt die mMn völlig wirre Site-Struktur. Als Kommunikationsplattform war die Website für mich also eigentlich direkt beim Relaunch gestorben.
Dazu kam das Gefühl, dass auf der Website noch so tolle Vorschläge und Ideen gepostet werden könnten, wenn die Herren Stocker und Rockenbauch kein Interesse an den Vorschlägen haben, würde davon nie etwas umgesetzt werden. Ich mag mich mit diesem Gefühl vielleicht irren, dennoch ziepte es gewaltig an meinen Eingeweiden. Diverse Unterhaltungen sowohl mit dem Programmierer der Website als auch mit den anderen "Verantwortlichen" führten zu immer mehr Frust meinerseits. Von einem demokratischen Grundgedanken ist bei diesen Leuten leider wenig bis nix zu spüren. Allen voran Gangolf Stocker, der mir vorkommt wie ein Patriarch alter Schule und der nur noch macht, was er für richtig hält. Leider hat er herzlich wenig Ahnung vom Internet und wird nun "beraten" von einem Greenhorn, das gerade mal ein bisschen Ruby-On-Rails zusammenstoppeln kann und völlig beratungsresitent ist. Großartiges Dreamteam. Nicht nur ich habe in der Kommunikation mit dem Coder genervt das Handtuch geworfen, soviel kann ich euch verraten.
Den endgültigen Ausschlag zum Ausstieg brachte jedoch der "Werde unser Singstar"-Songcontest. Erstmal weiß man doch aus diversen Erfahrungen (wenn man denn schon Erfahrungen hat), dass bei solchen Aufrufen 99% Mist zusammenkommt (Ausnahme: man startet so einen Contest in einer reinen Musiker-Community). Genauso war es auch: es kamen grottenschlechte Songs zusammen. Dann beschlich mich außerdem der ätzende Verdacht, dass es bei diesem Contest nur noch darum ging, die magische Zahl angemeldeter Parkschützer um jeden Preis nach oben zu treiben. Der Preis war ziemlich hoch: der Gewinner wurde fast ausschließlich von seinen Familienmitgliedern und Kumpels nach oben gewählt, die sich ebenso fast ausschließlich nur auf der Website angemeldet haben, um ihren Felix zu voten. Bitte rechnet nach: der Song wurde von lächerlichen 313 Leuten gewählt, von denen ein Großteil in der 15.000er-Liga angesiedelt sind. Prima gemacht, liebe Website-Betreiber. Ihr habt euch jetzt zig "Mitglieder" ins Boot geholt, die überhaupt kein Interesse an den politischen Zielen haben, von Doppel- und Zigfach-Anmeldungen mal ganz abgesehen.
Die Krönung war dann das Verhalten des "Gewinners". Aus gut unterrichteten Quellen kam mir zu Ohren, dass er über sein Management (!) Druck auf die Veranstalter ausüben ließ, dass er 1.) direkt vor dem Hauptact auftreten darf (wofür der gesamte Spielplan umgeworfen wurde) und 2.) die Band des Hauptacts für sich bekommt! Schließlich kam sogar die Forderung nach einer Gage auf, von der ich nur hoffen kann, dass sie abschlägig beschieden wurde. Wenn dieser Penner jetzt auch noch Kohle für seinen lächerlichen Ich-wär-gern-Xavier-Naidoo-Song bekommen hat, wäre das ein Schlag ins Gesicht für die gesamte Protestbewegung.
Ja liebe Parkschützer. Mit solchem Gesocks habt ihr euch da eingelassen und deshalb werde ich eurer Mainstream-DeutschlandsuchtdenSuperstar-Community-Website nun den Rücken kehren. Wir sehen uns bei bunten und lustigen Protestaktionen, ihr seid herzlich eingeladen, Faustbaum-T-Shirts zu tragen, vielleicht trinken wir auch mal ein Wässerchen zusammen. Aber mein Leben ist zu kurz um es auf dieser Website zu verplempern.
Ach Max,
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das tut mir leid. Wie so oft beim Widerstand gegen irgendetwas, gibt es immer einige die versuchen die Sache für sich zu verwenden, freilich ohne dabei die Sache voranzubringen. Es mag sein, dass es diese Leute anfänglich auch ernst gemeint haben, aber spätestens mit dem Gefühl unbedingt gebraucht zu sein, haben sie ihre Ziele erst verändert und dann verraten und hernach begonnen ihr eigenes Ding zu machen. In irgendeiner Form muss aus dem Widerstand und der vielen Arbeit die dahinter steht, ja auch ein persönlicher Vorteil herauszuschlagen sein, sei es bspw. finanziell in Form von Aufträgen an die Werbeagentur des Cousins, oder durch das Schaffen von Reputation (Hier muss die abweichende Frage gestellt werden, bei WEM man sich die Reputation verdienen will?), oder weil sie endlich auch einmal mit am großen Rad drehen wollen. Letztere sind die Schlimmsten, denn diese Gattung weiß allzu oft nicht was sie tut, lässt sich aber recht leicht mit ein bisschen Macht von der Macht bestechen.
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Das Problem ist, dass sie in dem Moment, indem sie den - ich will mal sagen - „Pfad der Demokratie“ verlassen, nichts weiter sind als Lobbyisten in eigener Sache, die sich den Kampf gegen den Bahnhof quasi nur auf ihre Fahnen geschrieben haben. Solche Leute findet man im Großen wie im Kleinen und ist das Symbol erst mal annektiert, bekommen die, gegen die man zu kämpfen vorgibt, Oberwasser und können das tun was seit Jahrtausenden gut funktioniert, nämlich spalten. Das ist nur eine Frage der Mechanismen. Wer selbst nicht demokratisch ist, kann keine Demokratie machen. Da fehlt es dann einfach mal an der Glaubwürdigkeit.
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Es ist gut, dass Du dieser Gruppe von Parkschützern den Rücken kehrst. Man muss nicht jedem hinterher laufen, nur weil der schon was gemacht hat und manchmal lohnt es sich zu fragen, ob das Gemachte auch sinnvoll ist.
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Vielleicht, wenn Dein Ärger verflogen ist und Dir diese Leute egal geworden sind, findest Du die Kraft und die Möglichkeiten, etwas eigenes zu machen oder Du findest die richtigen Leute, die es lohnt zu unterstützen, weil sie ehrlich und authentisch und im Sinn der Sache unterwegs sind. Das jedenfalls wünsche ich Dir.
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Nordische Grüße
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Olaf
@Olaf: Erstmal danke für die netten und tröstenden Worte.
Die hatte ich ja schon von Anfang an gefunden und denen bleibe ich auch treu. Sie nennen sich im Moment "Aktive Parkschützer" und sind genau die Crew, für die ich das Logo entworfen habe, die die T-Shirts unter die Leute bringen, Widerstandstrainings veranstalten und und und. Für die werde ich immer gerne weiter machen.
Nur mit den Spacken, die sich die Website unter den Nagel gerissen haben (anscheinend mit teils recht miesen Tricks) will ich nix mehr zu tun haben.