Liebe ZEIT, warum wollt ihr mein Geld nicht?
Donnerstag, 29.11.2012, 23:54 > daMaxDie ZEIT hat schon vor 3 Tagen einen wirklich erschütternden Artikel veröffentlicht, der eigentlich unsere gesamte Demokratie ins Wanken bringen müsste. Aber da der jetzt schon 3 Tage herum dümpelt und der Aufschrei bisher ausbleibt, fürchte ich, dass immer noch keine Revolution ausbricht. Wobei diese Räuberpistole sicher die krasseste sein wird, die ihr heute zu lesen bekommt:
Die CDSU baute sich einen eigenen, geheimen Geheimdienst, als sie 1969 erstmalig in die Opposition ging.
»Auf Grund der Lage nach den Wahlen zum Bundestag beschlossen Dr. H. Globke in Verbindung mit Dr. K. G. Kiesinger und Frhr. von und zu Guttenberg in Verbindung mit Dr. F. J. Strauß die Gründung eines Informationsdienstes für die Opposition.«
Lest das. Tut es. Das ist gelebte politische Aufklärung. Genau dafür bräuchten wir unsere Zeitungen eigentlich und nicht, um lauthals rumzujammern und sich Gesetze auf den Leib schneidern zu lassen.
Ich habe der Zeit einen kleinen Leserbrief geschrieben:
Liebe ZEIT,
diesen tollen Artikel würde ich jetzt gerne direkt bezahlen. Wirklich wahr, denn genau solchen Journalismus brauchen wir. Warum nur ist hier nirgends ein "KAUF MICH" Knopf integriert? Warum jammern die Verlage so laut über Geld, das Google ihnen angeblich klaut, anstatt das Netz endlich mal zu nutzen, um Geld zu VERDIENEN?
Alleine dieser Artikel wäre mir jetzt gerade den Preis einer Ausgabe der ZEIT wert gewesen. Vielleicht gehe ich morgen zum Kiosk und kaufe mir einfach eine ZEIT, aber schön wäre es doch gewesen, wenn es jetzt hier einen kleinen, EINFACHEN Bezahlmechanismus gäbe (nicht so ein langwieriger Anmeldeprozess wie man ihn durchlaufen muss wenn man nur einen einzelnen Kommentar loswerden will ), mit dem ich Ihnen einen Obulus zukommen lassen könnte.
Naja. Trotzdem ein erschütternder Artikel. Wenn man so etwas liest, fragt man sich, warum so viele Medien Verschwörungstheorien als Blödsinn abtun. Was muss denn noch alles aufgedeckt werden, damit auch unsere 4. Gewalt mal zu dem Schluss kommt, dass unser gesamtes System bis zum Kinn in einem tiefen Morast steckt? Nur darf man so etwas ja inzwischen gar nicht mehr aussprechen, ohne gleich für geistig umnachtet erklärt zu werden.
Leider fürchte ich, dass dieser Kommentar die Moderation nicht übersteht, also raubmordkopiere ich ihn mir direkt in mein Blog. Aber keine Angst, ich werde kein Geld dafür verlangen, dass Sie meine geistige Leistung auf Ihrer Website veröffentlichen.
Mit frdl. Grüßen, ein Zahlungswilliger
(via fefe)
Wisst ihr, liebe ZEIT, auch der fefe ist ein Newsaggregator und damit eurer Meinung nach ein Dieb. Aber nicht der klaut euch Geld, sondern ihr selbst wollt es offenbar nicht von mir. Seht das doch bitte ein und lasst die Hände von der Gesetzgebung. Und berichtet verdammt nochmal nicht so derb einseitig, wenns um euer Lex Google geht!
Also war das jetzt ein Kommentar oder ein "richtiger" Leserbrief/Leser-E-Mail? Die etwaige Antwort würde mich nämlich wirklich mal interessieren.
ja, ich hab das tatsächlich drunter geschrieben.
@daMax, aso, ok. Naja, vlt bekommste ja trotzdem ne Antwort. Halt uns/mich doch einfach auf dem laufenden.
WTF?
Dieser Artikel, besser dessen Inhalt, ist wirklich ein Hammer. Du sagst genau das, was ich dachte. "Wenn man so etwas liest, fragt man sich, warum so viele Medien Verschwörungstheorien als Blödsinn abtun."
Es ist nur eine mutgemaßte Erklärung, aber nun ist mir klar, weshalb Helmut Kohl (das ist der, von dem alle glauben, er hätte etwas mit dem Mauerfall zu tun) im Parteispendenskandal mit Schweigen und einem Ehrenwortversprechen durchgekommen ist.
Viele, vor allem die Altbundesbürger, denken, sie lebten seit dem Ende der Nazidiktatur in einer Demokratie. Dabei ist sie nur eine Farce, ein Abklatsch, ein Denkmäntelchen. Umdenken Leute, das stinkt verdammt nach Diktatur und ich weiß, wie das riecht.
Meine Fresse, ich bin jetzt echt fassungslos!
Danke Max.
Olaf, das mit den VT ist ja auch so ein Ding. Es werden so viele VT lanciert, dass unter den ganzen bunten Eiern, die die wahr sind einfach nicht mehr auffallen.
Und je mehr man sich mit realen Ereignissen betut, umso mehr kommt man zu dem Schluss: es braucht überhaupt keine bunten Eier. Das schlichte Alltagsgeschäft unserer Polit- und Kapitalelite ist schon so dermaßen neben allem Erwartbaren, da kommt kein Autor drauf...
@Uena, Du hast vollkommen recht. Nur, was kann man dagegen tun außer, ich sag jetzt mal vorsichtig, brutal zu werden?
Olaf, ich schätze ein realistisches Szenario ist, dass uns das alles irgendwann dermaßen um die Ohren fliegt und dann zumindest eine Mehrheit versteht, wie es definitiv nicht sein sollte.
Die Frage, die sich anschließt ist, ob es auf einen oberflächlichen "Reset" hinausläuft (was ich befürchte) oder ob Alternativen genug Unterstützer und Akteure finden, damit es wirklich andere Vorzeichen werden, die unsere Zukunft prägen.
Mein Optimismus ist leider extrem begrenzt. Vor allem weil Alternativen medial so zerbombt wurden, dass man kaum fruchtbaren Boden in den Köpfen findet, um anzusetzen.
Ich lese gerade "Gemeinwohl Ökonomie" von Christian Felber. Auch wenn es Ökonomie im Titel trägt, ist es kein rein ökonomischer Ansatz. Auch an diesem Konzept kann man kritteln, wenn man will. Aber so in etwa könnte ich mir den Beginn einer neuen demokratischen Ordnung auch vorstellen. Ohne dass die Gewohnheitstierchen Menschen sich direkt innen und außen total umkrempeln müssten. Solche Alternativen sind nur leider extrem wenig verbreitet. Da wird unserer Politik und unserem Wirtschaftssystem immer nur der gescheiterte Kommunismus/Sozialismus gegenüber gestellt (den es de fakto nie gab).
Und wenn das alles nix wird, dann wird es ohnehin brutal. Die Frage, ob man das möchte, wird sich nicht mehr stellen.
Ach, Romane könnt ich schreiben dazu...
Die Story um Guttenberg war damals schon bekannt und ein Skandal (ob's an der Familie liegt?)
Schau hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45142366.html
(wie lieb vom Spiegel: er erlaubt ausdrücklich das Verlinken)
@Lautenist,
Ich find's irgendwie krass, dass diese Großkopferten ein ums andere Mal mit sowas durchkommen.
Hihi, echt nett
@Uena, Ja, das ist meine Befürchtung. Es wird viele geben, die weit mehr als nur ihr bisschen Vermögen verlieren.
Apropos Vermögen. Das ist auch so eine Sache, die unbedingt in der zukünftigen Ökonomie eine Rolle spielen muss. Welches Vermögen macht das Wasser aus, das Land, die Fische im Meer, die Rohstoffe im Boden, die Luft, der Wind und die Sonne? Und wem gehören die? Da gibt´s extra einen Begriff für, aber der fällt mir grad nicht ein. Ich sag mal ressourcenorientierte Ökonomie dazu. Aber soweit sind wir noch nicht und, um den Bogen zurück zum Thema zu spannen, wir werden auch nicht soweit kommen, so lange es so korrupte, klüngelnde, paranoide und dennoch machtgeile Politiker gibt, wie die, die im ZEIT-Artikel beschrieben wurden.
Romane könntest Du schreiben? Warum hast Du dann noch keinen eigenen Blog? Jetzt aber los...!
@Olaf,
Eigenes Blog? Neee, machen andere doch prima.
Solche Blüten wie korrupte, konkurrierende und sogar sabotierende Politiker treibt ein System, das auf vollkommen falschen Werten und Motivationen basiert. Sowas zu bekämpfen ist ein Windmühlenjob. Und andersherum hätten sich die meisten solcher Fälle schlicht erledigt, wenn man der Motivation so zu agieren die Basis entzieht.
Unser Wirtschaftssystem basiert auf Konkurrenz. Unser politisches System ebenso. Vollkommen natürlich und im Kern so angelegt. Dadurch wird (wie wir in den letzten Jahren immer bewusster sehen konnten) nicht nur ein global fast gelähmter Entscheidungsfindungsprozess, sondern eine immer weiter reichende Verschmelzung von Wirtschaft und Politik. Zwangsläufig, da beide nach identischen Strickmustern funktionieren.
@Uena, Ha! Du sagst es. Das gesamte System folgt falschen Werten und Motivationen. Sowohl in der Politik, wie auch in der Wirtschaft und somit, in der Folge, auch in der Gesellschaft. Wobei wir da jetzt klären müssten, was das konkret bedeutet.
Ich z. B., bin ein Verfechter des Kapitalismus (und hoffe, dass mich jetzt daMax deshalb nicht auf die Spamlist setzt ), vor allem weil ich ein Kind der Planwirtschaft bin. Selbstverständlich ist es für mich keine Frage, dass der jetzt real existierende (Raubtier)Kapitalismus das größte Übel unserer Zeit darstellt. Das zweite Übel sind die vielen, die Mehrheit darstellenden, Diktaturen, die aber nur deshalb so florieren können, weil dieser Kapitalismus ist, wie er ist. Wahrscheinlich sind sie sogar eine logische Folge daraus, denn auch eine "Demokratie" wie die unsere, bewegt sich längst auf diktatorischen Terrain. Da reicht ein Blick in daMax Blog, um das deutlich zu merken.
Dass unser Wirtschaftssystem die Konkurrenz zu einem Wert erklärt, ist nur richtig und logisch. Wo sonst käme der Fortschritt her, vom Handel und der Vielfalt mal ganz abgesehen? Es gibt keinen besseren Wirtschaftsmotor, als die Konkurrenz. Die Frage ist nicht, ob die Konkurrenz "abgeschafft" werden soll (das ist Quatsch, wie Du schon gesagt hast), sondern in welche Rahmenbedingungen sie eingebettet wird. Womit wir bei der Politik wären, denn die ist dafür verantwortlich. Die Wirtschaft macht deshalb das was sie macht, weil sie es machen kann.
Genau deshalb teile ich Deinen Pessimismus. Von der Wirtschaft gekaufte Politiker machen keine Rahmenbedingungen, die die Wirtschaft einschränkt und verpflichtet. Wobei wir hier differenzieren müssen, denn die meisten Teilnehmer an der Wirtschaft tun dies nicht, wie z. B. der größte Teil des Mittelstandes. Der ist genau so eingeschränkt und beschnitten, wie der Rest der einflusslosen Gesellschaft. Es sind die Großen, die lobbyieren und manipulieren, die den Fortschritt und das Weiterkommen verhindern, die die Zeche, über die Politik eingekippt, von der Allgemeinheit zahlen lassen und die die - oft exorbitanten - Gewinne für sich behalten.
Leider habe ich die Quelle nicht mehr, glaube aber, Harald Lesch war es, der das erzählt hat. Irgendjemand hat global 40000 + x Unternehmen unter die Lupe genommen und geschaut, wem da was gehört. Am Ende kam raus, dass die Anteile zu 100 + x Unternehmen gehören und mitnichten 40000 + x mutigen und ihre Existenz einsetzenden Unternehmern. Wer will kann hier meiner Meinung nach mit guten Gründen Verschwörung vermuten, denn 100 + x CEO´s passen locker in einen Konferenzraum. Da bekommen sogar korrupte Politiker noch einen Stuhl.
So gesehen gibt es da nicht viel, was wir kleinen Lichter tun können. Nicht mehr mitmachen und dagegen revoltieren geht, hat aber Konsequenzen. Das Maul dagegen aufmachen geht auch, hat aber keine Konsequenzen. Jedenfalls nicht unmittelbar. Aufklärung ist das große Stichwort und überlegen was man macht. Ein Konto bei der Deutschen Bank? Vergesst es, ich geh zur GLS. Ein iPhone aus dem Hause Apfel? Macht einen Haken dran, ich telefoniere noch immer mit einem Sony Ericson K810i aus dem Jahre Schnee.
Vielleicht sind es nicht Schaufeln, die wir brauchen um Sand ins Getriebe zu streuen, sondern unsere Hände? Viele Hände, schnelles Ende? Ach, was für ein Traum...
@Olaf, Dein Argument pro Konkurrenz ist natürlich alt und bewährt. Dennoch m.E. einfach nicht richtig. Entwicklung, Fortschritt unter konkurrierenden Bedingungen führt zwangsläufig immer zu ebenden Zuständen, die wir jetzt massiv erleben. Unter solchen Vorzeichen kann keine Rücksicht auf Arbeitnehmer, gesellschaftliche und/oder ökologische Bedürfnisse genommen werden. Und entkoppelt Menschen immer weitreichender und mit fatalen Folgen von ihrem ursprünglichen Motivator Solidarität und Kooperation. Ich möchte mich einem Menschenbild nicht anschließen, dass sich nur dadurch definiert, Menschen gewinnen oder verlieren lassen zu müssen. Und das ohne echte Entscheidungsfreiheit, sich einem solchen System zu entziehen.
Ich bin Kind des Kapitalismus und sage genau aus diesem Grund: Nein, danke! Da muss mehr gehen, als Profit zum einzigen Maßstab zu erklären. Ich bin kein Ferengi und will auch keiner sein.
Für alle, die so aufgewachsen sind wie ich, ist es sicherlich nicht leicht, sich von diesen Mustern zu lösen. Deswegen sagte ich ja, sowas wie die Gemeinwohl Ökonomie ist ein Schritt. Diese alternative Entwicklung begreift sich selbst als wachsend, veränderlich, nicht als der Weisheit letzten Schluss. Was sie mir übrigens im Besonderen sympathisch macht.
Ich für meinen Teil glaube nicht mehr daran, dass an symptomatischen Stellschrauben drehen (wie Bankenregulierung etc. pp.) innerhalb dieses Systems jemals Auswirkungen haben wird, die in relevanter Form die negativen Entwicklungen beeinträchtigen oder gar umkehren könnten.
Wie du schon sagst, die Zusammenhänge sind vielschichtig und vielfältig. Die Vernetzung und Homogenität der Entscheider seit Jahrzehnten ungebrochen und kaum aufzulösen.
Welchen hebel willst du da ansetzen? Kontrolle? Golbale Kontrolle. Klingt für mich wenig praktibale. Wer soll den Kontrolleur machen und wer die Kontrolleure kontrollieren. Wenn da die üblichen Besetzungen reinkommen (und wie sollten sie nicht bei den Strukturen), ist das ganze ein hübsches Theater mit null Effekt.
Ich kann dir das Buch von Felber ans Herz legen. Einfach mal, um einen Ansatz zu finden. Eventuell auch nur einen Ansatz, den man wieder verwerfen kann.
Ich sag ja... Romane...
Max, mir sind fünf Minuten zum Korrigieren offenbar zu wenig, wenn ich mir mein kryptisches Geschreibe da oben angucke... *knarz*
@Uena, hm.... dann muss ich das wohl mal höher drehen
Selbiges Problem habe ich mit dem Guardian. Ich habe sogar bei denen angefragt, warum ich nicht ein Spendenabo für die Internetseite ohne Zusendung von Papiermüll haben kann - man hat mir nicht mal geantwortet. Seltsames Verhalten.
Nur so: Der Artikel ist quasi nur das Abfallprodukt einer universitären Abschlussarbeit. Diese wird laut Artikel demnächst als Buch erscheinen - wenn du nicht nur die Zeitung, sondern die eigentliche Autorin unterstützen willst, dann bestell dir das Buch jetzt (vor).