Hollywoods toxisches Bild männlicher Sexualität
Dienstag, 22.6.2021, 06:35 > daMaxIhr müsst jetzt ganz stark sein. Falls ihr Harrison Ford auch schon immer toll fandet, dann wird dieses Video eventuell eure Meinung der Rollen, die Ford in vielen seiner Filme verkörpert, ins Wanken bringen. Denn was wir von "Vorbildern" wie Rick Deckard, Han Solo und Indiana Jones lernen, hat eine Menge mit sexueller Gewalt und Ausbeutung zu tun. Ja, ich weiß das ist hart, aber irgendwann müssen wir alle mal erwachsen werden bzw. im 21. Jahrhundert ankommen. Denn ein "Nein" bedeutet nicht unbedingt "Ja, gib's mir, notfalls mit Gewalt". Habe ich mir zumindest von Frauen, die sich mit sowas auskennen, sagen lassen
Ein Beitrag vom Pop Culture Detective, in dessen Kanal sich noch viele andere ähnliche Videos finden. Leider übersteigen die meisten Videos meine kurze Aufmerksamkeitsspanne.
Natürlich trifft das oben Beschriebene nicht nur auf von Harrison Ford verkörperte Charaktere zu, diese krude Sicht der Dinge wird leider von viel zu vielen Filmen propagiert. Mir selber machen z.B. inzwischen die alten Bond-Sachen überhaupt keinen Spaß mehr, gerade wegen des total kaputten Frauenbilds darin. Neulich erst habe ich tatsächlich mit "From Russia With Love" angefangen und hatte dann spätestens bei der Szene mit dem Zigeunerinnenwettkampf keinen Bock mehr. Weil doof. Gleiches gilt für viele Hitchcock-Filme, wenn ich mir Marnie oder Vertigo aus heutiger Sicht angucke, wird mir oft ganz anders
(danke, anne!)
predatory romance | no means no
ich muss mir dat video nich ansehen, aber ich weiss GENAU, um welche szene es in BladeRunner geht...da hab ich mich schon damals beim ersten sehen anno 86 mit grausen und zähneknirschen abgewandt; deckards quasi-vergewaltigung von rachel, unterlegt mit dem grausamsten synthie-jazz ever, den vangelis und die 80ger zu bieten hatten. und ich weiss von wirklich allen, aber ALLEN, die ich kenne und die den film kennen, wie sehr diese scheissszene genau deswegen auch von ALLEN wirklich gehasst wird.
hat mir nicht den film versaut, aber seitdem spul ich nach möglichkeit an der stelle immer vor oder geh mal kurz aufs scheisshaus zum kotzen.
@DasKleineTeilchen: Genau um die Szene geht es. Und halt darum, dass wir alle jahrzehntelang mit solchen Bildern vollgepumpt wurden, wahlweise als "Späßeken" wie in Indiana Jones oder eben als "das ist ganz normal" wie in Star Wars, Bond etc. pp.
@daMax:
"wahlweise als "Späßeken" wie in Indiana Jones oder eben als "das ist ganz normal" wie in Star Wars, Bond etc. pp"
knackpunkt ist...wars ja auch. ganz. normal.
"Mir selber machen z.B. inzwischen die alten Bond-Sachen überhaupt keinen Spaß mehr, gerade wegen des total kaputten Frauenbilds darin"
mir haben bond-filme nie spass gemacht, nicht mal als guilty pleasure...wegen dem total kaputten MENSCHENBILD ohne jegliche reflektion oder wenigstens halbwegs ironisch/sarkastischer brechung; ich fand die schon immer zynisch bis zum anschlag. ist halt reaktionäre scheisse, verpackt als fun-propaganda westlicher "werte" und wehmütiger erinnerung eines glorreichen britischen empires vergangener tage. but thats just me.
edith/ seriously, das einzige, worauf ich abgefahren bin, waren die vorspänne (rein aus ästhetischer/filmischer/technischer sicht) und paar der titelsongs. thats it.
@DasKleineTeilchen: ich fand's toll weil meine Eltern das toll fanden. Reflektion setzt erst jetzt ein... aber besser spät als nie
Ich weiß schon, warum ich diesen meisten Mainstreamfilmmist nie geschaut habe. Aber mir wird neuerdings immer sehr viel schlechter von dem ganzen Dagegengeseier. Mich hätte sehr viel mehr interessiert wofür die Kollegen so wären. Ist aber wohl wieder zu ansprüchlich..
Dagegensein ohne wirkliche eigene Leistung ist einfach nur erbärmlich.
@Lycalopex:
öhm, vielleicht guckste das Video doch lieber nochmal zu Ende, bevor du lospolterst.
Auch so 'ne kurze Aufmerksamkeitsspanne wie ich? Bitteschön: https://youtu.be/wWoP8VpbpYI?t=973
Und auch sonst kann man dem Popdetektiv eigentlich echt nicht vorwerfen, nur zu meckern: klick.
Bond? Komische Peiteschenfilme im Dschungel? Wer guckt sowas? Wenigstens werden beim stadtbekannten Geheinagenten inzwischen dessen Eier ... das will doch auch kein Mensch sehen!
Und diesen Märchenfilm mit Laserstrecken (da hört das Licht das freiwillig auf, sich fortzubewegen, um eine mittelalterliche Waffe SciFi-fähig zu machen, Alter ...) , also den fand ich rassistsich, weil da eine menschenähnliche Figur affenähnlich ... da kommt doch keiner mehr mit!
Fragt sich wie immer, ob die Filme das Geschlechterbild der Zeit prägen oder umgekehrt. Ich vermute eher Zweiteres.
Den Begriff "toxisch" finde ich btw. extrem bescheuert und dessen Gebrauch zumeist unreflektiert.
@flatter:
Vielleicht ist es auch eine Rückkopplungsschleife
Und toxisch... ja, ist im Moment vielleicht ein bisschen inflationär aber bei mir nu echt nich' und hey, es war halb sieben morgens, da kann ich auch nich' immer die besten Headlines rauskloppen.
@daMax: Wenn man die steile These vertritt, dass in Massenmedien (zwischen)menschliches Verhalten realitätsformend wiedergegeben wird .. hätte ich dazu gern mehr als aus dem Kontext gerissene Brutalitäten oder kitschige Kinderfilme als einzelne Anschauungsbeispiele. Sowas ist doch nicht mal ne Analyse.
Ich erlebe Filme im Kontrast zu meiner Lebensrealität überwiegend als unerträglich flach. Es gelingt mir nicht die logischen und emotionalen Brüche zu übersehen. Wenn ich es bis zum Ende schaffe, dann steht da meist ein "ungültig". Vielleicht habe ich da auch ne Meise, aber das meiste davon brauche ich echt nicht. Und Videos mit Auszügen aus für mich überdurchschnittlich schwer erträglichen Filmausschnitten unter einer in meiner Lebensrealität so schlicht auch nicht vorkommenden Überschrift noch viel weniger.
Ja, ist vielleicht doof.. hätte ja gleich sagen können, dass ich weder mit dem angebotenen Filmmaterial noch mit der Toxizität im Männlichen was anfangen kann.
@Lycalopex:
So steil ist diese These doch gar nicht. Finde ich. Sei mal ehrlich: als du klein warst (so richtig klein, sagen wir mal 6 oder 7), hast du da auch schon so analytisch im Kino gesessen? Oder als 13-jähriger? Hast du da ernsthaft schon die Diskrepanz zwischen Leinwand und Realität in allen Details erfassen können? Vor allem so die nonverbalen, zwischenmenschlichen Dinge, die auf der Leinwand passierten? Konntest du schon immer auf deine eigenen Flirterfahrungen zurückgreifen, wenn du Typen auf der Leinwand Frauen übergriffig anfassen gesehen hast?
Also ich für meinen Teil muss schon zugeben, dass manche Filme meine Sicht auf die Welt mit geprägt haben. Und das nicht immer nur im positiven Sinn.
@daMax: Hmm, entweder habe ich zu wenig oder die falschen Filme gekuckt, aber ich bin im Umgang mit Mädels nicht ansatzweise in die Nähe der Idee gekommen, mich an sowas zu orientieren. Ich hab das auch im Umfeld nie erlebt. Wir waren alle unsicher und fanden das ziemlich normal. Vielleicht liegt das an dieser unerträglichen Diktatursozialisierung. Kein Scheiß - über das frauenverachtende Menschenbild in der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft bin ich schon vor der Aufklärung aufgeklärt worden*. ..und Gojko Mitić war immer sehr höflich zu Frauen.
Ich für meinen Teil leide am meisten unter einer medial (Musik mit Text) Verursachten Neigung zum Idealismus. Konsumtoxischer Pessimismus .. ich fühle mich unverstanden und prangere das an
*vielleicht erinnert mich das alles zu sehr an die Agitation von damals - daher mein affektiertes Geblubber..
@daMax: Ich stimme Max zu, vor allem was das in Film und Fernsehen als "normal" oder "akzeptabel" vermittelte Verhalten anbelangt.
Klar, niemand geht in "Texas Chainsaw Massacre" und denkt, dass sei in Ordnung, so mit Leuten umzugehen. Aber wenn Männer ständig Frauen auf den Po tätscheln, sie zu Küssen zwingen, und am nächsten Morgen auf Nimmerwiedersehen verschwinden, dann färbt das ab. Genauso wie alles andere abfärbt, wenn einem in hundert Filmen gezeigt wird, dass attraktiv für Frauen wichtiger ist als gebildet. Und dass große Autos Männer attraktiv machen. Oder dass man als Teenager sportlich sein muss.
Interessanterweise habe ich es in den letzten Jahren auch an James-Bond-Filmen und speziell am Zigeunerinnenwettkampf bemerkt! Ich war ein großer Bond-Fan, aber wenn ich mir jetzt die Filme ansehe (und eigentlich nicht nur die alten), dann triefen die vor Machismus, Sexismus, Rassismus und Kolonialismus.
Ich bin manchmal entsetzt, dass mir das nicht früher auffiel.
Das einzig gute an den Bond-Filmen: Sie haben mir gezeigt, dass man besser lebt, wenn man single bleibt.
Off topic, außer für Bond-Fans:
Wenn du in Bond-Nostalgie schwelgen willst, aber die ganzen Filme nicht mehr packst, gibt es hier eine sehr gut gemachte Kompilation, die aus jedem Film 5 Minuten übernimmt. Dabei sind die Übergange so reibungslos gestaltet, dass sich fast ein neuer Film ergibt. Toll gemacht!
https://www.youtube.com/watch?v=-1d69M3cVCM
@Lycalopex:
„ Hmm, entweder habe ich zu wenig oder die falschen Filme gekuckt, aber ich bin im Umgang mit Mädels nicht ansatzweise in die Nähe der Idee gekommen, mich an sowas zu orientieren. Ich hab das auch im Umfeld nie erlebt.“
Das ist super! Freut mich wirklich.
Frag aber mal die Frauen in deinem Umfeld, ob SIE sowas in IHREM Umfeld auch nie erlebt haben. Ich bezweifle es.
Sprich: scheint als sei das Thema für Dich nicht relevant- weder als „Täter“, noch als betroffener Mensch.
Nur: die Betroffenen Menschen können sich das nicht aussuchen, von Belästigung und Übergriffen betroffen zu sein oder nicht .
Und deshalb feiere ich diese Videos… weil sie möglicher Weise Menschen, die darüber bisher weniger reflektiert haben als Du, nachdenklich machen und betroffenen Menschen sagen: es wird als Normalität gezeigt, aber es ist NICHT normal und nicht in Ordnung.
@flatter:
Nun, Fakt ist doch: diese Filme WERDEN, bzw. wurden geschaut. Nicht von Dir, okay, aber Bond -Filme, Indiana Jones und Blade Runner haben Massen von Menschen gesehen.
Was mich aber stört ist, dass es statt um Inhalte direkt wieder um Begrifflichkeit geht. Das passiert leider ständig, wenn Menschen versuchen sich inhaltlich über Themen wie Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie oder ähnliches austauschen.
Die Diskussion wird dann von Wortklauber*innen gekapert, die inhaltlich nichts beitragen.
Woraus schließt Du, dass das Wort „toxisch“ unreflektiert benutzt wird? Woher weißt Du das?
Es ist inzwischen ein feststehender, äußerst gebräuchlicher Begriff, und mein Eindruck ist, dass den meisten Menschen sehr wohl klar ist, was damit gemeint ist.
Ein Teil der Menschen tun sich nur sehr schwer damit, das, was sie bis dato einfach als „männlich“ definiert und wahrgenommen haben, plötzlich als „toxisch“ umdefiniert zu erleben.
@alle: Hach... endlich mal wieder eine richtige Diskussion Ich schmeiße einfach mal das hier noch in den Ring:
https://blog.todamax.net/mein-song-des-tages-2013-01-29/
Weil's immer noch stimmt und immer noch ein guter Song ist. Auch schon wieder über 8 Jahre her... my, how time flies...
Und nochmal zu dem Wort "toxisch". Übersetzten wir das mal nach biodeutsch, stünde da "Hollywoods giftiges Bild männlicher Sexualität". Mit einer minimalen Anpassung könnte man das ändern in "Hollywods vergiftetes Bild männlicher Sexualität". Und das finde ich doch schon sehr anschaulich, griffig und reflektiert. Denn das im obigen Video angeprangerte Bild ist hochgradig vergiftet. Mit Machismo, Sexismus, Gewalt, Übergriffigkeit und so weiter. Lauter giftige Zutaten für den zwischenmenschlichen Cocktail. OMG! Habe ich da gerade "Hahnenschwanz" geschrieben? Alice Schwarzer to the rescue
@daMax:
🥰 daMax
@Andreas Moser: das muss ich mir mal in Ruhe angucken. Klingt auf jeden Fall gut
@anneloewe: Woher ich das weiß? Ich beobachte das. Ich lese Texte und Kommentare. "Toxisch" hat eine Bedeutung: Es heißt schlicht "giftig". Giftige Männlichkeit (für die es keine Entsprechung für Weiblichkeit gibt)? Nee klar. Der Begriff dient allein der Anzeige einer Zugehörigkeit zur Peer Group und ist völlig ohne Substanz. Was du "Wortklauberei" nennest, ist für mich ein reflektierter Umgang mit Sprache. Man kann darauf verzichten, aber dann verzichtet man auch auf Verständigung. Man kann dann noch die Bösen von den Guten unterscheiden, was ja auch der Zweck der Veranstaltung ist.
Sorry, aber die Aussage "dass den meisten Menschen sehr wohl klar ist, was damit gemeint ist", ist exakt das, was ich beschreibe. Es meint die in der Peer Group. Die anderen zeigen dir einen Vogel oder sind Wortklauber.
@flatter:
natürlich kann man von Inhalten ablenken, indem man so tut, als wären Begriffe unscharf oder sogar unpassend.
Oder man googelt mal kurz und stellt fest, dass viele Menschen den Begriff bereits benutzen und er eine sehr konkrete Bedeutung hat. Nur weil manche Menschen einen Begriff nicht kennen (weil sie in dem Bereich einfach nicht gebildet sind oder sich nicht interessieren) ist der Begriff in keiner Weise illegitim oder ein Phänomen einer sozialen bubble.
Toxische Männlichkeit ist sogar inzwischen in der Presse und im Sprachgebrauch sehr üblich. Frage doch mal Menschen in deiner Umgebung, ob sie den Begriff kennen.
Spätestens seit #metoo wird er jedenfalls in breiter Masse verwendet. Und es ist auch klar, welche Art von Verhalten er beschreibt
Und nein, ein exaktes Pendant für Frauen gibt es nicht - ebenso wenig wie das dazu gehörende massenhafte Verhalten.
Frauen haben ihre eigenen Verhaltensprobleme. Die äußern sich aber deutlich seltener in Gewalt und/oder sexueller Gewalt anderen gegenüber.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Toxische_Männlichkeit
@Andreas Moser: hm.... neee, sowas muss auch in 123 Sekunden gehen