Quo vadis, Stuttgart?
Donnerstag, 24.6.2021, 17:32 > daMaxDie Stadt, aus der ich vor 10 Jahren auszog, ist nicht mehr die Stadt, in die ich letztes Jahr wieder eingezogen bin. Hier in Stuttgart läuft irgend etwas grundlegend schief und das nicht erst, seit mit Herrn Nopper nun wieder ein CDU-Mann das Sagen hat.
Ein paar Lowlights der letzten Zeit:
Nachdem die Kids jetzt quasi ein komplettes Innenstadtverbot haben, treffen sie sich halt am Marienplatz, am Feuersee und am Max-Eyth-See. Das hält die Schwabenseele natürlich nicht aus:
Anwohner riefen immer wieder die Polizei, weil die Szenegänger mit Musikboxen die Menge beschallten. Einmal habe sogar ein DJ am Feuersee ein Pult und Boxen aufgebaut. Außerdem hätten die Feiernden nicht davor zurückgeschreckt, ihre Notdurft vor Haustüren und in Hinterhöfen zu verrichten.
Ja was glaubt ihr denn, was passiert, wenn ihr den Kids das Feiern verbietet? Und ihnen keine Flächen und Klos dafür bereitstellt? Hm? Dass sie aufhören, zu feiern? Das sind KIDS, ihr Knetbirnen. Die wollen feiern und die sollen auch feiern. Und wo Bier rein fließt, da Notdurft. Stuttgarts Antwort darauf? Natürlich: Sperrungen, Aufenthaltsverbote, Alkoholverbote.
Sorry Stuttgart, aber du fühlst dich nicht mehr wirklich nach Heimat an
"Stuttgarts Antwort darauf? Natürlich: Sperrungen, Aufenthaltsverbote, Alkoholverbote."
Du hast die Videoüberwachung in der Liste vergessen:
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.folgen-der-krawallnacht-videoueberwachung-in-stuttgart-startet.c1d11ab0-87f9-4773-9238-7cb5c29dd2f4.html
@Lilli: mea culpa
Ist doch wie mit der U-Bahn, Freie Meinungsäußerung find ich gut, aber bitte nicht in meiner Nähe.
Oder anders, ich will mich nicht mit anderen Meinungen außeinander setzen, ich will das hier jetzt noch schnell durchwinken und mir eindlich einen weiteren Porsche kaufen.
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"Spaß" beiseite, ich verstehe das zunehmend immer weniger. Ist nicht allen Menschen bekannt, dass es nur schlimmer wird, wenn man nicht aufeinander zugeht und zuhört?
Ist die beschissene Geschichte so weit weg oder so lang her?
Das lässt sich nicht nur auf Stuttgart übertragen.
Das die Querdenker ausgerechnet hier ihren ersten Auftritt hatten, wird daran liegen, dass Ballweg nun einmal aus Stuttgart ist und daher seine Gefolgschaft zuvörderst hier rekrutierte. Sonst wäre es halt woanders gewesen. Er und seine Bewegung wurden anfangs vielleicht auch nicht so ernst genommen und nicht damit gerechnet, dass derart Irrationales im Verbund mit den Regierungsmassnahmen so viele Menschen hinter sich bringt.
So richtig sicher bin ich mir bis heute nicht, wer da bei wem Trittbrettfahrer war und ob die ganzen Rechten, Esoteriker, verhinderten Selbstdarsteller und was sich da noch so tummelt, neben den wenigen wirklichen Kritikern nicht mindestens Kalkül waren?!
Die werden sich jetzt neue Felder suchen und der Michael ist nun hoffentlich mit seinem Schmonz ball weg.
Beim Partyvolk selber kann ich mir gut vorstellen, dass dieses oft durchaus berechtigt so manchem ein Dorn im Auge sein mag. Wer als Innenstadtbewohner jedes Wochenende die Nächte hin hängt, weil er vor Lärm nicht schlafen kann und hinterher die "Reste" der Events dafür bekommt, dem reisst irgendwann der Geduldsfaden. Interessant ist dabei, dass sich abseits von Covid die Betreiber gerne gegen die Bewohner stellen, wenn es deren Geschäft ist. Bei den wilden Partys haben die natürlich nichts davon, weil dort das Gesöff meist billig woanders geholt wird.
Umgekehrt wird ein Verdrängen und Vertreiben immer dazu führen, dass sich wie hier einfach andernorts Nischen gesucht werden ganz ähnlich wie bei Alkoholverboten in anderen Städten. Auch da will man zwar die Kohle, aber nicht die Folgen in Kauf nehmen. Andere Saufevents werden dagegen toleriert wie Fasching oder der jetzt gerade wieder stattfindende Fussball. Das ist ja schliesslich Mainstream, obwohl sich das nicht anders auswirkt.
Ebenso kann ich mir vorstellen, dass im Interesse einer "sauberen" Stadt die Provokation nicht nur von den Jugendlichen ausgeht, sondern auch die Behörden in diesem Fall die härtere Gangart bevorzugen für die Bilder, welche dann die Massnahmen "rechtfertigen" sollen. Alkohol und Gruppenzwang tun den Rest, der tumbe Piefke steht daneben und klatscht noch Beifall. Vielleicht ist das sogar derselbe, der kurz davor auf einer Querdenkerveranstaltung für seine "Freiheitsrechte" demonstriert hat.
Das Leben ist hart, grausam, ungerecht und dann auch noch ironisch...
Da muss ich wohl den fiesen Relativier-Heinz machen... Ich kann das selbst ab den späten 1980ern beurteilen: der Jugend den Spass weg nehmen hat in Stuttgart Tradition.
Manchmal gab's keinen Ersatz (Exil), manchmal wurde was "tolles, modernes" hin gestellt (Jugendhaus Degerloch) und nicht immer war's die Stadt schuld (der Vorgänger vom Schlesinger wo mir gerade der Name entfallen ist?). Sind alles nur Beispiele, gibt aber so viele weitere.