Kevin allein im Netz
Dienstag, 25.10.2011, 00:19 > daMaxIch hatte gerade eine seltsame Begegnung, die ich gerne zur Diskussion stellen möchte. Ich latsche in dem Online-Spiel Realm of the Mad God herum und begegne einem Level-3-Zauberer namens X (Namen und Orte geändert to protect the innocent). Zufällig habe ich gerade einen ziemlich mächtigen Zauberstab dabei der mir als Krieger sowieso nichts bringt und den ich ihm also schenke. Er bedankt sich und wir kommen ins Gespräch. X fragt mich nach ein paar Minuten, ob ich einen Skype-Account habe. Ich bejahe und gebe ihm mein Nick, woraufhin er mich sofort anruft. Es stellt sich heraus, dass ich das Vergnügen habe, mit einem 9-jährigen Jungen namens Kevin aus Lebus in der Nähe von Frankfurt zu sprechen. "Oh", denke ich, "das kann ja interessant werden".
Wir latschen also zusammen durch die Gegend, machen Monster platt und quasseln dabei so vor uns hin. Seine Gesellschaft ist durchaus angenehm, er ist ein witziger, spontaner und wortgewandter Junge, wenn man mal über die Gossensprache hinwegsieht (ugh, habe ich das jetzt echt geschrieben? Hilfe, ich werd konservativ!). Wir quatschen also dies und das, ich erfahre Details aus seinem Leben, erfreue mich daran, meine geballte Erfahrung an einen kleinen Adepten weiterreichen zu können (Zitat Kevin: "sach mal, willst du jetzt hier Professor spielen oder warum versuchst du mir alles zu erklären?!"), irgendwann kommt auch noch ein Freund von mir dazu und nach etwa 2 Stunden mache ich mich wieder vom Acker.
Offline fing es dann in mir an zu denken und so stellten sich mir plötzlich jede Menge Fragen: Was, wenn ich jetzt ein fieser Päderast wäre? Wissen seine Eltern, dass er online mit wildfremden Gestalten quatscht? Sollte ich ihn vor den "Gefahren im Internet" warnen? (da! schon wieder! CDU-Sprüche! OMG, ich bin so gut wie tot!) Oder sollte ich ihm lieber keine Angst machen? Sollte ich vielleicht gar versuchen, seine Eltern ans Mikro zu kriegen und zu fragen, ob sie wissen, was ihr Sohn da tut? Wäre das ein Affront gegenüber ihrer Erziehungskunst? Ich bin mir sicher, der Rechner stand im Kinderzimmer und die Tür war zu (er war zwischendurch mal AFK, da konnte ich die Zimmertür zuschlagen hören), seine Eltern bekommen wohl nicht mit, was er da treibt.
Wie denkt ihr darüber? Ist es völlig normal, dass sich kleine Kinder so autark im Netz bewegen oder sollte das unter elterlicher Aufsicht geschehen? Wie schätzt ihr die "Gefahren im Internet" für Kinder ein? Und was würdet ihr an meiner Stelle tun?
dein kleingetippseltes ist das beste beispiele für "Mein Gott, ich werd Alt"-Momente ^^
Das Problem für Otto Normalelternteil ist doch meist das mangelnde Technikverständniss. Meist hat der Filius irgendwelche Schutzmaßnahmen schneller ausgehebelt als das Elternteil zur Instalation braucht.
In der Hinsicht find ich (als versierter Inet-Nutzer) diese TV-Spots "Im richtigen Leben würden Sie Ihre Kinder schützen" zwar übelst überzogen, aber eben jener "Otto Normalelternteil" wird wohl erst dadurch auf die Gefahren aufmerksam.
Ob sie jetzt wirklich so groß sind, wie sie in den Spots dargestellt werden sei mal dahingestellt.
@Temno, ich denke da jetzt auch nicht so sehr an technische Maßnahmen als eher z.B. daran, den Rechner im Wohnzimmer stehen zu lassen, wo die Eltern immer im Auge haben können was passiert. Auch frage ich mich, wie denn "Internet-Aufkärung" aussehen könnte/sollte.
Es obliegt der Verantwortung der Eltern zu kontrollieren was ihre Kinder am PC tun oder lassen. Wenn seine Eltern sich nicht darum kümmern, was ihr Sohn am PC treibt, dann ist das erstmal so. Ob es schlecht ist oder nicht, sei mal dahin gestellt. Dem Kind nicht ständig über die Schulter zu schauen fördert sicherlich auch positive Charaktereigenschaften wie Selbstverantwortung und zeugt von Vertrauen der Eltern dem Kind gegenüber.
Ich habe im jungen Teenager-Alter (~ 13 Jahre) auch Ultima Online gespielt, ohne, dass meine Eltern jemandem hätten genau sagen können, was ich den ganzen Tag am PC mache. Ich würde nicht behaupten, dass es mir explizit geschadet hat. Im Gegenteil: dadurch bin ich mit dem Internet aufgewachsen und den Umgang damit schnell erlent. Außerdem habe ich nicht zuletzt deswegen Informatik studiert. Es hat mich im positiven Sinne geprägt.
Und ganz ehrlich: "Gefahren im Internet"... seriously? Die größte Gefahr ist, dass der Junge mit 'nem Kumpel auf Chat-Roulette so tut als sei er ne Tussi und den dem nächsten Wichser auslacht, nachdem er seinen Schwanz raus geholt hat.
Mein erster Gedanke war zwar "Damn, der Mann am Klavier spricht mir mitunter aus der Seele, ich werd alt!", aber das sagt natürlich nichts über die Situation als solche aus.
Also prinzipiell bin ich der Meinung, dass man Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen sollte (was jetzt natürlich kein Plädoyer für antiautoritäre Erziehung ist), aber bei nem 9-jährigen seh ich da dann schon gewissen Grenzen. In der Situation des Spiels ist das natürlich eher begrenzt, aber so prinzipiell denke ich schon, dass Eltern eine gewisse Kontrolle ausüben sollten. Von daher finde ich gut, dass Du den "Professor" gespielt hast.
Ob man nem Kind "Angst" machen sollte ist wohl wieder sehr Situations- und Kind-abhängig.
Davon abgesehen, würde man sich in einer solchen Situation als großen Aufklärer geben, à la "Schnell, hol Deine Eltern, das ist gefährlich!", würde man, glaube ich, genau das Gegenteil des intendierten erreichen. Von daher hast Du wohl absolut richtig gehandelt.
Ob jetzt die Eltern den Parenting-Award-2011 bekommen, steht natürlich auf einem komplett anderen Blatt, da ich weder eigene Kinder habe, noch weiß, was es bedeutet einem Halbwüchsigen Grenzen aufzuzeigen. Auch wenn er sie verdient hätte. Von daher ist das natürlich eine echt gar nicht so einfache Situation.
P.S. Bei mir damals gabs sowas ja nicht...
@Bjoeke, nee, bei mir gabs sowas auch nicht, deshalb brummt mir ja so vor lauter Fragen der Schädel. Ich möchte wirklich gerne mal durch diskutieren, wie man Kinder sicher mit dem Internet vertraut machen könnte.
@Daniel Baulig, hm... also ich wurde von meinen Eltern doch irgendwann davor gewarnt, nicht einfach von wildfremden Männern Geschenke anzunehmen und son Krams. Das ist in so nem Game natürlich was ganz anderes aber seriously: wenn ich wollte, hätte ich sicher rauskriegen können wo er wohnt, wo er zur Schule geht usw. Naja, und so fadenscheinig Zensursulas Kinderschändernetargumentation auch ist, ich denke wir sind uns einig, dass das Problem Kindesmisshandlungen real existiert.
@daMax, Das ist natürlich ne schwierige Frage, aus Erfahrung kann ich das nicht beantworten, weil das eben wirklich eine andere Zeit war (wir werden tatsächlich langsam alt... ).
So prinzipiell würde ich sagen, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter (bzw. einer gewissen Reife, die natürlich durch die Eltern bestimmt werden muss) einfach nicht frei im Internet kommunizieren dürfen sollten. Die Kontrollmacht liegt natürlich bei den Eltern. Hätte ich heute nen Goof, würde ich schon sehr nachvollziehen wollen, was der da so tut. Bis es eben eine gewisse Reife hat. Bedeutet zwar Aufwand für die Eltern, aber früher wollten die ja auch wissen, ob der Freund XY Eichhörnchen anzündet oder nicht...
alles halb so wild würde ich mal behaupten. der aktuelle 9jährige ist sowieso viel weiter, als wir es damals waren. abgesehen davon haben auch wir oft rechtzeitig die notbremse gezogen.
ich kann mich noch erinnern als meine eltern, als ich ca 9 war, mal nicht daheim waren und plötzlich das telefon klingelte und irgendwer mir unangenehme fragen stellte und es auch einmal an der tür geklingelt hat. auf die fragen am telefon hab ich nur anfangs geantwortet, danach kam mir das komisch vor und ich hab einfach aufgelegt. den typen an der tür (der gleiche?) wurde von mir mit "ich darf nicht aufmachen" abgewimmelt und er hat mehrfach argumentiert, warum er unbedingt rein müsste.
danach hab ich mit dem komischen typen noch 2 mal telefoniert, und es hat noch einmal an der tür geklingelt, worauf ich nicht mehr reagiert habe. ich hatte ehrlich gesagt tierisch schiß und hab mich in meinem zimmer eingeschlossen und war froh, als meine eltern wieder da waren.
und mal ehrlich, solange es nur um das game geht ist es doch egal, wie alt der knabe ist, solange ihr dort spaß miteinander habt. hättest du ihn irgendwann nach seinem brustumfang oder seiner schambehaarung gefragt hätte er dir wahrscheinlich "du perverse sau" zugerufen und den chat beendet. wenn er bei skype zu em einen nickname und nicht seinen rl-namen benutzt ist doch alles in ordnung. im grunde hat er sich doch total erwachsen und vorsichtig verhalten. so what?
@halbsowild, Prinzipiell seh ich zwar vieles ähnlich, und solange es nur um das Spiel geht, ist natürlich alles egal. Aber die Frage ist ja genau diese: Was wäre, wenn es nicht mehr um das Spiel ginge...
Klar, ich hätte am Telefon auch gemeint "Verpiss Dich, ich sag nix!" Aber durch die Gewöhnung der Kinder an Kommunikation ist es vlt nicht mehr so logisch. Ich find es jedenfalls schwierig, so eindeutig zu sagen, dass auf Situation X Handlung Y erfolgt. Ich sehe heute weitaus mehr Kontrollpflicht bei den Eltern als noch vor 15-20 Jahren.
@daMax, ja, das Problem existiert, ist aber kein Phänomen des Internet. Wie du sicherlich aus der Zensursula Debatte noch weißt finden über 90% der Kindesmisshandlungen in der Familie statt. Da brauch es wirklich kein Internet für.
Es ist eine irrationale Angst zu denken, das Internet sei in dieser Hinsicht gefährlicher als der Spielplatz um die Ecke oder der Heimweg von der Schule. Im Gegenteil: im Internet sitzen die Kids fast immer zunächst in den sicheren 4 Wänden des Elternhaus. Das schützt nun mal vor körperlichen und sexuellen Misshandlungen. Die Hürde das Kind irgendwohin einzuladen bzw. sich Zutritt zur Wohnung der Eltern zu verschaffen ist *sehr* hoch - gerade wenn die Kinder eine vernünftige Erziehung im Umgang mit fremden Menschen erfahren haben.
Ganz wichtig ist Medienkompetenz.. Das Eltern die xboxen playsis um PCs nicht anschaffen damit sie ihre ruhe vor den Zwergen haben..
Das man sein Kind ernst nimmt und auf die Gefahren aus dem Netz aufklärt. Aber wenn ich sehe wie manche Kinder im strassenverkehr agieren- und das sind richtige fiese gefahren. Dann sehe ich schwarz für die Mk. Du bist nicht zu alt sondern vernünftig. Wenn du die Möglichkeit hast seine Eltern zu informieren zu es.Ich würde auch zu gerne manchmal die Eltern des ein oder anderen Verkehrsteilnehmer fragen ob sie kein Interesse haben ob ihr Kind abends noch am leben ist. Das Problem ist es vielen scheissegal was ihr braten macht. Hauptsache Dr hält die klappe societyproblem
Also so komisch es klingen mag bis 12 oder so dürften meine Kinder nicht ohne aufsicht oder Sicherheitsmaßnahmen (Gibt ja diverse Securityblocker) an die Rechner. Wahrscheinlich lass ich den Securityblocker drauf bis sie ihn knacken können
@Kotzendes Einhorn, Das kann aber schneller gehn als dein Zeitplan vorsieht
@daMax, Rechner im Wohnzimmer bringt auch nicht so viel.
Man kann damit zwar besser die nutzungszeiten kontrollieren und einschränken, das wars aber auch schon. So lange der Kleine nicht gerade (wie bei dir )Skype, TS oder ähnliches nutzt, wo er selbst quatscht, merkt man als Elternteil kaum was. Man schaut dem Kind halt nicht jede sekunde über die Schulter. Gerade bei Text-Chats wird man nie die komplette Konversation mitbekommen. Und zur Not gibts immer noch die gute alte "Boss"-Taste, ein harmloses Programm, das man ganz fix über das "böse" Fenster legen kann.
Was bei der Internetaufklärung verdammt wichtig ist: so wie man uns früher beigebracht habt, nix von Fremden zu nehmen, nicht in Fremde Autos einzusteigen, etc, so muss man den Kindern einschärfen das es im Netz nichts wichtigeres gibt als die eigenen Daten. Mit fremden Quatschen, im Netz OK, (lässt sich im Netz einfach nicht vermeiden ) aber Daten wie alter, Wohnort, echter Namen, etc, das geht keinen was an.
Und bei meinen Kindern fliegt das Fratzenbuch direkt in den Webfilter -.-
Du bist zu gut für diese Welt.
Ich würde den meucheln und mir den Stab doppelt zurückholen, der kann doch nix, so ein Fuzzi!
@Chris, siehste, ich habe ihm statt dessen geholfen, auf Level 20 hoch zu kommen. Abgesehen davon kann man in ROTMG keine Spieler killen, man bekommt aber FAME wenn man anderen beim leveln hilft.
Ich klinke mich hier mal kurz ein, da mein 17 jähriger auch mal 12, 9 und Jünger war. Ich denke es ist wie mit allem was Kids machen. Wenn Eltern sich für die Kleinen interessieren Wissen diese auch wat der Lütje so alles anstellt, wo er sich rumtreibt und wie er tickt. Dann hilft für vieles, wenn nicht grundsätzlich, Aufklärung, auch wenn die Wahrheit von Drogen über böse Menschen bis hin zum Verhalten im Netz oder eben im Leben kein Pillepalle ist. Manchmal macht das Angst, ja, schreckt ab und tut Weh aber täuscht nicht irgendein Kram und heile Welt Dings vor.
@christoph, Ich lese gerade mein Geschreibsel von heute Morgen und verfluche die Autovervollständigungsfunktion von meinem Defy...
@Daniel Baulig,
Zitat: "Die größte Gefahr ist, dass der Junge mit ‘nem Kumpel auf Chat-Roulette so tut als sei er ne Tussi und den dem nächsten Wichser auslacht, nachdem er seinen Schwanz raus geholt hat." Zitat Ende
Sorry, aber das ist mir ein klein wenig zu flapsig. Mal ganz davon abgesehen, dass dies ein sexueller Übergriff ist (als Nichtjurist würde ich sagen: mindestens Exhibitionismus, geht hart an Mißbrauch runter), glaube ich nicht, dass ein 9jähriger in einer solchen Situation lachend drüber hinweggeht. Das machen vielleicht 15jährige, aber nicht 9jährige, das sind Kinder.
Ich finde deine Überlegungen richtig und nein, es ist nicht "CDU" oder "konservativ" sich solche Gedanken zu machen. Bedenklich wäre es eher, sich diese NICHT zu machen, das würde auf Gleichgültigkeit schließen.
Geh doch mal davon aus, du hättest selbst einen 9jährigen. Was würdest du dem erlauben? Dürfte der im Fernsehen schauen, was er möchte? Vermutlich nicht. Dürfte er im Internet alles frei ansurfen, wie er möchte? Vermutlich auch nicht, spätestens bei Y..p..n wäre Schluß, nehme ich an.
Der kleine Kerl hätte -wie du richtig schreibst- auch an einen Pädophilen geraten können und da muss es noch nicht mal ein Treffen im RL geben, um eine große Sauerei anzurichten. Skype reicht da auch.
Offensichtlich hast du ganz richig reagiert, wenn er sich von dir belehrt fühlte. Ich glaube auch nicht, dass es sonderlich hilfreich wäre, die Eltern zu informieren (so das überhaupt ginge). Da fühlen die sich angepisst, der Kleine dann sowieso und helfen tuts keinem, am wenigsten dem Kleinen. Das müssten Leute machen, die die Familie kennen, kein Wildfremder.
Grundsätzlich finde ich, dass weder ein PC noch ein Fernseher was in einem Kinderzimmer eines 9jährigen verloren hat. Natürlich kann und wird er auch unter "elterlicher Überwachung" Zeug ansurfen (wollen), das für ihn nicht geeignet ist (du und ich haben vermutlich auch heimlich TV-Sendungen geschaut, die nicht immer altersgerecht waren), aber es ist ein immenser Unterschied, ob man ihm das Signal gibt, dass es eh wurschd ist oder er weiß, dass Papi 2 Meter weiter hockt und eventuell über die Schulter spähen könnte. Es ist auch ein Unterschied, ob er etwas heimlich machen muss oder mit unser aller Zustimmung.
Spätestens in der Pubertät geht es darum, Grenzen auszuloten und zu brechen. Dafür sollten aber erstmal welche vorhanden sein. Dafür braucht es eben "autoritäre Säcke", weil die lieben Kleinen wissen wollen, wer sie sind und das funktioniert am ehesten darüber, dass sie erstmal wissen, wer sie NICHT sind oder sein wollen, nämlich die eigenen Eltern.
@gorillaschnitzel, so langsam geht die Diskussion so ab wie ich mir das wünsche. Denn obwohl ich persönlich keinen Knirps zu erziehen habe, weiß ich doch, dass viele meiner Leser/innen mit eben diesem Problem konfrontiert sind. Ich bin es ja dank Kevin jetzt auch und ich möchte einfach richtig handeln, weil ich denke, dass das Internet (wie auch andere Medien) Kinderseelen allzu leicht lädieren kann.
Ich schätze, ich werde das nächste Mal, wenn ich mit ihm quatsche, ganz vorsichtig anfangen, mal mit ihm über das Thema "fremde Erwachsene" zu reden. Behutsam, ohne Ängste zu schüren. Ich möchte ihn eben gerne darauf sensibilisieren, dass nicht alles Gold ist was glänzt...
PS: meine "Belehrung" ging in dem Fall um was ganz anderes... ich weiß schon gar nicht mehr, was... ich hatte ihm irgendwelche biologischen Zusammenhänge erklärt... ich glaub es ging um Ernährung... wir hatten es von Fisch und Gemüse und so
Nur kurz Begrifflichkeiten-Check:
Misshandlung - darunter wird in der Regel körperliche Gewalt verstanden. Was Ihr meint ist sexueller Missbrauch, gleichwohl sich die Beratungsstellen für eben diesen vor Jahren auf den Begriff sexualisierte Gewalt geeinigt haben.
War das Haarspalterei? Ich hoffe Ihr empfindet`s nicht so - Worte haben einfach grosse Macht und deshalb finde ich es wichtig die richtigen Begriffe zu benützen.
@halbsowild
Was gibt Dir die Sicherheit, dass er "perverse Sau" gerufen hätte? Das schlimme an Situationen mit Grenzüberschreitung ist ja gerade, dass sich das Opfer oft so beschämt und verschmutzt fühlt und gerade NICHT in der Lage ist sich zu wehren.
Mir gegenüber hat mal ein Mann in der U-Bahn angefangen zu onanieren. Ich sass da wie eine Salzsäule und noch heute frage ich mich manchmal warum ich nicht andere Fahrgäste um Hilfe gerufen habe? Warum sass ICH da und schämte mich und fühlte mich schmutzig?
Warum konnte ich mich nicht wehren? Und ich war über zwanzig... Nee, nee so einfach ist es nicht. Vielleicht wird sich ein Kind wehren, wenn es mit perversen Fragen/Aussagen/Bildern konfroniert wird, viel wahrscheinlicher ist es aber, dass es zutiefst beschämt/verstört ist und sich nicht traut sich jemand anzuvertrauen.
Leider.
Herzliche Grüsse, Anne
Oh Max, ich umarme Dich ganz fest dafür dass Du (das erste mal??) Deine Leser/innen gegendert hast!! Du bist der Beste
@anneloewe, gar nicht das erste Mal. Und ich umarme dich, wenn du meine Fragen beantwortest... mir liegt das echt am Herz/innen
So... ich musste erstmal eine Nacht darüber schlafen... bei uns sind solche Themen (noch) nicht aktuell - 5 jähriger in fernsehlosem Haushalt.
Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass Überwachung des Rätsels Lösung ist.
Ganz klar gehören Computer und Fernseher meiner Meinung nach nicht in ein Kinderzimmer, bei einem Jugendlichen mag das wieder anders aussehen.
Ich denke trotzdem, dass unsere Kinder Risiken ausgesetzt sind - im realen Leben und im virtuellen. Unser Sohn geht beispielsweise in den Waldkindergarten und der Platz dort ist recht "gefährlich", dieses Risiko gehen wir bewusst ein.
Andere vermeiden wir noch, oder ganz und gar, für mich ist es ein ständiges für und wieder, ein abwägen - ist er schon so weit? Ist das Risiko grösser oder der Schaden der das zu viel an Behüten verursacht?
Was uns Eltern natürlich am meisten erschreckt sind die Risiken, deren Folgen nicht ein gebrochener Arm oder vielleicht sogar ein Krankenhausaufenthalt sind, es sind die Dinge die nicht so schnell wieder heilen, vielleicht auch nie, die Dinge die die Unschuld selbst verletzten.
Dazu gehören sexuelle Übergriffe in der realen Welt, aber auch in der virtuellen, denn wenn es auch schlimmer sein mag einem Kind körperliche sexualisierte Gewalt anzutun, kann ein Bild, ein Film, können verstörende Worte der Unschuld eines Kindes eben auch erheblichen Schaden zufügen.
Doch zur eigentlichen Frage, wie geht man damit um? Ich finde hier wurden schon sehr sinnvolle Dinge gesagt:
- zu lernen, dass man so wie man mit niemand Fremden mitgeht niemand Fremden die persönlichen Daten gibt.
- ein gleichwürdiges Verhältnis zu den eigenen Kindern aufbauen, das dazu einläd sich den Eltern anzuvertrauen.
- sich für sein Kind interessieren und Zeit nehmen, eigentlich zeigen Kinder bis ins Jugendalter grundsätzlich super gerne anderen Leuten womit sie sich gerade beschäftigen, wenn es nicht gleich abgeurteilt wird.
- Zeit mit dem eigenen Kind verbringen. In dieser Zeit sitzt es jedenfalls vor keinem Computer. Oder gemeinsam Zeit vor dem Computer verbringen.
- dafür sorgen, dass das Kind in einem aktiven, angeregten Klima gross wird und dann vielleicht neben dem Computer auch andere Hobbies hat die Zeit und Raum im Leben einnehmen.
- dem Kind von Anfang an viel Freiheit und Verantwortung einräumen, damit es an seine eigene Verantwortung "gewöhnt" ist.
- es aushalten, dass es dennoch keine 100%ige Sicherheit gibt, dass Dein Kind sich nicht verletzt, verletzt wird, sirbt. Denn das ist die Realität und die Angst davor ist unter Eltern (verständlicher Weise) stark verbreitet. Doch die Reaktion "Kontrolle" bleibt eben auch eine Illusion. Unseren Kinder kann etwas geschehen und wir können es in letzter Konsequenz nicht verhindern.
Wir sind der Gnade Gottes ausgeliefert während wir mit Verboten, Anwägen, Zulassen, Aushalten, Loslassen, Verantwortung und unseren eigenen Ängsten jonglieren und uns immer wieder neu ausrichten, während unser Kind in eine gefährliche und wundervolle Welt hineinwächst.
Liebe Grüsse,
Anne
PS. In Deinem speziellen Fall würde ich durchaus vorsichtig vorstossen das Kind ein bisschen zu Punkt 1 - verrate niemals Deine persönlichen Daten im Netz - zu briefen. Vielleicht weiss er das ja schon, um so besser. Aber vielleicht kannst Du ihm dadurch auch im echten Leben auf das nächste Level helfen?
@anneloewe, dein PS: habe ich gestern getan... der Kleine ist ziemlich versessen darauf, mit mir zu quatschen. Wahrscheinlich findet er auch nicht jeden Tag so nen alten Sack, der ihn ernst nimmt mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.