Warum Software seit Jahren schlechter wird - in einer einzigen Grafik zusammengefasst
Montag, 12.4.2021, 18:01 > daMaxIch habe seit Längerem das Gefühl, dass die Qualität von Software generell abnimmt. Seien es Spiele, die grottenschlecht performen obwohl die Computerpower in den letzten 20 Jahren geradezu explodiert ist, seien es Programme (neudeutsch: "Apps"), die unter grassierender Featuritis bei abnehmender Bedienbarkeit leiden oder Coronatestwebsites, die persönliche Daten rausposaunen, dass es nur so scheppert. Beispiele gibt es en masse.
Heute hatte ich das Privileg, mir ein Trainingsvideo namens "Communicating with Diplomacy and Tact" anzuschauen und darin gab es dieses Bildchen, das wunderbar aufzeigt, wo der Hase im Pfeffer liegt:
Yo, dawg. Wer braucht schon technisches Wissen, wenn er|sie|es|*|etc in der Lage ist, ein "Nein" als "Ja, und..." zu formulieren und als Reaktion auf jeden noch so nichtigen Hirnfurz immer erst 5 tiefe Atemzüge zu machen, um anschließend einen Satz beginnend mit "Vielen Dank, dass Du deine Gedanken mit uns teilst..." rauszukloppen, ne?
Soft skills, my ass
Kann man mühelos auf alle früher mal ingenieursmäßig betriebenen Disziplinen hier im Land übertragen. Da rutschen frisch gebaute Autobahnen direkt mal ab, Bahnuntertunnelungen sacken ein und legen die Haupt-Nord-Süd-Bahnachse lahm, Flughäfen werden nicht fertig und nach Inbetriebnahme läuft überall Wasser rein und es gibt Stromschläge an Reisende, usw., usw.. Das war alles mal Ingenieurs-Routinegeschäft mit langer Tradition und Erfahrung. Alles zum Teufel. Inkompetenz und Schönschwafelei regieren hierzuland flächendeckend. Ich bin offen für jede Nennung EINES genuin deutschen technologisch-wissenschaftlichen Projekts hierzulande, wo auf ECHTE Fachleute gehört wurde und das NICHT an die Wand gefahren wurde. Posertum triumphiert über Kompetenz, ganz unverkennbar. Das deutsche IT-Elend ist nur eine Manifestation im Gesamtbild des Niedergangs.
97 Prozent wovon? Gab es zu dieser Behauptung eine belastbare Datenbasis? Oder ist das vielleicht nur der Phantasie eines Marketing-Fuzzis entsprungen? Was bedeutet der Satz denn eigentlich genau? Daraus kann man ganz verschiedene Schlüsse ziehen, ohne weiteren Kontext ist das aber schwierig. Kannst du das Trainingsvideo verlinken?
Fragen über Fragen...
@OldFart: Stonehearth und Firefox wurden nicht in D-Land entwickelt.
@oldFart: flächendeckend? Ganz Gallien? Nein! Eine von unbeugsamen Physikern, Technikern, Informatikern (leider keine -innen, sorry) besetzte Firma (also wo ich angestellt bin) macht mit technologisch-wissenschaftlichen IT-Projekten "Rock'n'Roll". Ich schätze, viele Andere machen das ähnlich.
Ja, das Problem, das ihr (Max und Du ganz korrekt) beschreibt ist viel zu oft ... real. Doch es stimmt nicht, dass früher alles besser war.
@tenebra: das sind so LinkedIn-Trainings. Link ist schwierig weil hinter Paywall, aber ich such dir den morgen gerne raus (auch wenn du das Video dann wahrscheinlich nicht zu sehen bekommst)
Ps: WordPress kommt auch nicht von hier
Guten Morgen, https://bit.ly/3a6UyGo, Bumm
@tenebra:
https://www.linkedin.com/learning/communicating-with-diplomacy-and-tact/the-basics-of-diplomacy-and-tact
@Pantoufle: Ja, hab ich auch gesehen. Ist für manche Leute sicher sinnvoll
@Pantoufle: aber die App gibts doch schon länger:
https://www.der-postillon.com/2012/09/app-warnt-smartphone-nutzer-beim-gehen.html
Aus einer bestimmten Perspektive sinnvoll und nachvollziehbar. Bestimmt eine Anregung des Google-Hausjuristen-Expertenrats, damit niemand Google verklagen kann, wenn er mit nem Android-Handy daddelnd wogegen donnert. Würde ich an deren Stelle so gesehen auch machen. Eine sehr realistische Sicht auf deren Smombie-Klientel da draußen. Auto-Navis weisen i.d.R. auch drauf hin, daß man auf die Straße gucken soll, nicht aufs Display. Dem durchschnittlich Begabten völlig klar, dennoch völlig wirkungslos, wie viel zu viele Youtube-Fails in beiden Anwendungsfällen dokumentieren, aber rechtssicher. Selber Grund.
Und manche müssen mit solchem Byte-Müll noch ernsthaft arbeiten, obwohl die bereits existierende Lösung wesentlich besser ist:-(
Aber wer hört schon auf die Nutzer, wenn es um Geld geht.
@tenebra: Heute sitze ich wieder in einem Emotional-Intelligence-Training und auch hier sieht die erste Folie so aus:
https://blog.todamax.net/wp-content/uploads/2021/04/Screenshot-_20210419_10-39-31.png
Keine Ahnung, ob das belastbar ist....
Mmhm, ich denke, dass ist so belastbar wie IQ-Tests Bullshit sind?
https://literaturkritik.de/id/190
Max, das ist doch alles normal. In der Softwareentwicklung gibt es sogar ein Pattern dafür:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anti-Pattern#Blendwerk
Okay, ist ein Anti-Pattern. Doch was sollen die armen "Entscheider" denn tun? Irgendwie passend zu meinem Lieblingsdilbert:
https://dilbert.com/strip/1995-11-17
@atomphil: Der Postillon war schon immer seiner Zeit voraus
@joachim: Ja, so ähnlich fühlt sich das oft an...
@Woogie: naja, so ganz taufrisch ist der Artikel aus dem Jahr 1999 ja nun auch nicht mehr Aus meiner eigenen langjährigen Erfahrung im IT-Feld würde ich ganz klar sagen, dass - sollte es das Konstrukt Emotionale Intelligenz geben - dieses NICHT entscheidend sein kann, ob ein Softwarekonstrukt am Ende das (gut) tut, was es soll. Wäre das so, dann dürften die Produkte aus meinem direkten Umfeld eigentlich alle nicht laufen
Aber: Emotionalie Intelligenz kann mMn durchaus dafür sorgen, dass Projekte generell "besser" laufen. Konfliktfreier, harmonischer, zielgerichteter. Denn wenn sich alle Beteiligten bewusst wären, dass wir alle die Welt unterschiedlich wahrnehmen und unser eigener Standpunkt nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss ist, könnte man - wie ich finde - deutlich effektiver miteinander zusammen arbeiten. Ehrlich gesagt würde ich mir bei vielen meiner schon fast an Autismus grenzenden Nerdkollegen eine höhere E.I. wünschen Das würde zumindest mir das Leben vereinfachen...
@da]v[ax: Ok, dass war sicher etwas verkürzt in der Antwort. Der Punkt ist doch, dass EI schwer definierbar ist; zumindest würde ich die Definition was eine hohe EI ausmacht keinen Marketingfuzzies überlassen.
Deinen Punkt, was es vielleicht braucht, damit SW-Produkte besser werden, würde ich auch noch etwas erweitern. Wie Du richtig feststellst kommt ja nicht unbedingt was gutes dabei raus, wenn nur Nerds zusammenhocken.
Ich hatte mal vor einiger Zeit einen netten internen Vortrag, wo es um die (vier) unterschiedlichen Charaktere von Menschen geht und dem Umstand, dass gute Lösungen nur entstehen, wenn alle oder mehrere dieser Typen vertreten sind.
Kennst Du vielleicht schon und heisst DISG (in der deutschen Version): Dominante, inspirierende, stetige und gewissenhafte Typen.
Basiert auf dem Buch "Surrounded by idiots" von Thomas Erikson (https://www.surroundedbyidiots.com/en/)
@Woogie: ach ja, die Persönlichkeitstypen. Da habe ich inzwischen bestimmt schon 3 verschiedene Modelle kennengelernt, DISG war da bisher noch nicht dabei.
Ich bin gerade immer noch dabei, deinen oben verlinkten Artikel zu lesen, der ist ja schon ein bisschen ausführlicher.
So insgesamt ist meine Meinung ungefähr die: es wäre gut, wenn wir ALLE uns hin und wieder mal mit der Metaebene "Kommunikation, Menschen, Attitude" usw. beschäftigen würden, am besten im Rahmen verpflichtender betriebsinterner Weiterbildungsmaßnahmen. Gerade im Geschäftsleben bin ich immer wieder baff, was für dominante machismo Sozialkrüppel es in welche Positionen gebracht haben. Mit solchen Typen ecke ich regelmäßig an, weil ich halt nicht so mit mir umspringen lasse. Bisher habe ich meinen Job trotzdem noch
Es muss ja nicht jeder sofort einen Master in Psychologie machen, aber so ein klein wenig Ahnung davon, wie wir ticken und kommunizieren und oft auch aneinander vorbei kommunizieren, stünde einigen Leuten ganz gut zu Gesicht.
PS: wieso kennst du dich eigentlich so gut mit der Thematik aus?
@Woogie: so. Also jetzt bin ich da durch. Leider ist mir nicht so ganz klar, was mir der Artikel sagen will. Erst klingt es wie ein totaler Verriss. Dann kommt ein Schwenk hin zu "ist doch gar nicht ganz verkehrt". Am Ende jedoch liest es sich wieder wie "ist nur ein großes Marketing-Bullshitbingo".
Hm...
Zwischendurch kam es mir zumindest so vor, als wäre EI ein Konstrukt, um uns alle zu Vulkaniern zu machen
Also wenn da nicht Spock Pate gestanden hat, weiß ich aber auch nicht
@daMax: Ich würde ja nicht sagen, dass ich mich da gut mit auskenne; aber Danke für die Blumen
Mein (Halb-)Wissen kommt zum einen aus meinem Interesse an menschlicher Interaktion im Allgemeinen und Psychologie im besonderen. Zudem ist einer meiner Söhne mit ADHS/Autismus-Spektrum-Diagnose "belegt", da habe ich vielleicht eine besondere Perspektive.
Andererseits bin ich als IT-Berater (Netzwerktechnik (ganz früher), SW-Entwicklung (auch schon was her), IT- und Enterprise-Architektur (aktuell)), wie Du auch, mit vielen Menschen in Kontakt. Und nicht alle möchte man zum Freund haben ...
Was den verlinkten Artikel angeht: Ja, dass ist eine Analyse und Kritik die keine einfache Antwort liefert. Die Idee ist nicht grundsätzlich schlecht, um sich z.B. ethischen Fragen zu nähern; bei den Psychologen und "Schöner-Leben"-Apologeten (ich verallgemeiner hier mal) ist das aber ein Geschäftsmodell.
BTW: Was Weiterbildung angeht: Wir haben in unserer Firma (besser in unserer Abteilung) seit Beginn der Corona-Zeit eine "Knowledge-Lounge" wo nicht nur technische Themen, sondern auch immer wieder auch andere Aspekte unserer Arbeit aufbereitet und vermittelt werden (um Dich mal neidisch zu machen. Wir hatten hier u.a. schon "Effektive Kommunikation", "Konflikt-Mgmt", "Digitaler Nachlass", "Plastikfreie Beratung", "Bewerten von Gesetzen und Verordnungen", "Wie man Innovationen verhindert"!
@Woogie: um mich neidisch zu machen musst du aber früher aufstehen Ich meckere ja gerne über große Konzerne obwohl ich selber bei einem beschäftigt bin, und wir haben eine Partnerschaft mit LinkedIn-Training, wo ich mir endlos viele solcher Kurse reinziehen kann (und es zum Teil schon getan habe).
Um mal Herrn Widmann zu zitieren: Großkonzerne ham auch ihre positiven Seiten
@daMax: Ist ja gut
LinkedIn haben wir (mittlerweile) auch und aktuell wird sogar noch mehr rangeschafft.
Die von mir genannten "Kurse" sind aber von Kollegen für Kollegen. Und der Lounge-Charakter sagt es, es wird gefragt und geschwätzt; als Ersatz für die fehlende Kaffeeküchenrunde.
Und Du hast natürlich recht, ist nicht immer alles schlecht in einer großen Bude
Wollen wir mal vergleichen? In "meiner" Firma arbeiten 270k Menschen weltweit!
@Woogie: gewonnen