Google, das Leistungsschutzrecht und die Heuchelei der Presse
Donnerstag, 29.11.2012, 07:59 > daMaxUnter diesem Titel schrieb Thomas Stadler gestern Abend einen Artikel, der es nicht mehr in meine tägliche Linksammlung geschafft hat. Aber genau das Gleiche ging mir heute früh durch den Kopf, als mein Lieblingssender "Funkhaus Europa" über das Leistungsschutzgesetz "berichtet" hat. So eine einseitige Scheiße von "Berichterstattung" braucht echt kein Mensch. Da wird gefaselt von 18 Milliarden Dollar Umsatz, die Google macht und im gleichen Atemzug wird von der pleite gegangenen Frankfurter Rundschau und Financial Times Deutschland gelabert. Und dass die Verlage jetzt endlich auch mal Geld von Google kriegen müssten.
Weiter hieß es, dass der Bundestag das Gesetz heute "verhandelt". Von der Uhrzeit ist dabei nicht die rede, schon gar nicht davon, dass nachts um 2:35h in ganzen 35 Minuten sicher keine Diskussion zustande kommt. Und welche Farce es um diese Uhrzeit gab, kommt auch mit keinem Wort zur Sprache.
Ebenso wird die Max-Planck-Studie, die das LSR in der Luft zerreißt, komplett unterschlagen.
Pfui bäh, lieber WDR, das geht echt besser!
Die alte Frage "cui bono?" hilft vielleicht auch hier. Dass Google (und andere Suchmachinenbetreiber) die Nachrichtendienste aus dem Angebot nehmen werden ist absehbar. Daraufhin dürfte der Webauftritt der Zeitungen uninteressant bzw. "nicht lohnend" werden. Für die meisten Anbieter wohl ein Grund, das ungeliebte (weil teure) Angebot einzustellen bzw. sich zusammenzuschliessen in einem Verbund, der sich vielleicht hinter einer Bezahlschranke lukrativ gestalten lässt. Beide "Lösungen" (Einstellen des Angebots oder Konzentration hinter einer Bezahlschranke) sind für Verlage interessanter, als selbst ein ansprechendes Angebot anbieten zu müssen.
Ich vermute, die Blogger sind nicht einmal das Ziel der Verlage sondern die Verlage versuchen, ihr eigenes Versagen beim Gestalten eines interessanten (und "lohnenden") Webauftritts zu kompensieren.
Politisch finde ich diese Entscheidung ein weiteres Beispiel dafür, wie weit die marktkonforme Demokratie fortgeschritten ist - und wie wenig Sinn darin liegt, dem Markt freie Hand zu lassen und der Lobby zu folgen. Popper definierte eine Demokratie dadurch, dass ein Machtwechsel unblutig stattfinden kann. Ich sehe immer weniger Gründe, die aktuellen Zustände noch demokratisch zu nennen
@Lautenist, die Heuchelei der Verlage liegt ja vor allem darin, dass die erst SEO betrieben haben bis auch der letzte Rülpser von Google gefunden wird und DANN daher kommen und Jammern. Anstatt einfach ne robots.txt in ihr Root-Verzeichnis zu packen, so dass Google eben NICHT MEHR die Seite indexiert. Und ne Paywall einzubauen steht ihnen ja auch schon seit 10 Jahren frei. Diese Pappnasen.
Natürlich ist das Heuchelei
Dass es die Verlage versuchen ... naja: von denen erwarte ich nichts anderes. Dass die Politik das mitmacht ist ein Skandal.