Dekonstruktion einer Talkshow
Dienstag, 11.9.2012, 22:32 > daMaxDie Sendung "Roche und Böhmermann" vom 9. September ist in ihrer ADHS-Gestörtheit und Teenieficksprechlastigkeit schwer zu überbieten und in den ersten 40 Minuten so ziemlich das Bekloppteste, das ich je im öffrechtl. Fernsehen gesehen habe. Das alleine wäre natürlich kein Grund, sie mir ins Blog zu pappen und somit Gefahr zu laufen, eure wertvolle Zeit zu verschwenden.
Aber.
Die Sendung fällt in ihrem Verlauf zusehends auseinander. Erst verlassen die ab und an eingeblendeten "Promizuschauer" (darunter Katrin Bauerfeind und ein mir unbekanntes Opfer der plastischen Chirurgie) genervt das Studio, da sie offensichtlich Besseres zu tun haben als sich diesem Gegenbeweis des Bildungsauftrags öffrechtlicher Fernsehanstalten bedingunglos hinzugeben. Verständlicherweise, wie ich geneigt bin anzumerken: auch mich packte zuweilen der Drang, mir ein Bein abzuknabbern um den Schmerz der Hirnlosigkeit zu verdrängen.
Das hätte man noch für Drehbuch halten können. Dann aber kommt Max Herre endlich mal zu Wort und sagt auf irgendeine Situation hin: "Fragen wir doch mal den einzigen Schriftsteller in der Runde". Wobei er vergisst, dass Moderatorin Charlotte "Feuchtgebiete" Roche eigenhändig zig Buchseiten mit ihren Körperflüssigkeiten vollgeschmiert hat und sich deshalb irrigerweise für eine Autorin hält. Roche verlässt daraufhin wutschnaubend den Tisch. Leider tut sie uns nicht den Gefallen, auf dem Klo zu bleiben, sondern kommt ein paar Minuten später wieder und knallt Max vor den Latz, er hätte seine frühen Texte (die sie - im Gegensatz zu den aktuellen Texten - für ganz großartig hält) nicht selbst geschrieben, sondern bei Ghostwritern in Auftrag gegeben.
Jetzt entgleist dem Co-Moderator (völlig plemplem: Jan Böhmermann) das Gesicht und er fängt an, sich bei Max für Charlotte und eigentlich - wo er gerade mal dabei ist - auch gleich noch für die ganze Sendung zu entschuldigen.
Und dann wird's interessant.
Dieses Paradebeispiel für den Niedergang deutscher Talkshowkultur ist bis zu seiner Depublikation in der ZDF-Mediathek zu sehen (wo ich es nicht mal nicht finden kann, ihr unfähigen Mediathek-Schöpfer) und danach vielleicht noch in der Röhre (falls weg, hier eine YT-Suche für Tippfaule: klick).
peter berling | max herre | ferris mc | jennifer rostock weist
| und son Typ, der an Leichen rumschnippelt, Schaben als Haustiere und sich für total witzig hält
Scheiße, muss noch bis zum Wochenende warten. Über UMTS macht das irgendwie keinen Spaß...
Ich habe gerade mal die Links ausprobiert... Wer sind denn diese Vollpfosten alle? Kenne ich alle nicht, eine davon muß die Feuchte gewesen sein - das Kokain, was die drin hatten, war wohl aus Persil selbst gemahlen. Was für Flachköpper. Meine TV-Abstinenz wird wohl noch ein paar Jahrzehnte anhalten.
@Pantoufle, na also die Bauerfeind hat hin und wieder gute Sendungen gemacht, da will ich nicht mal nicht lästern, Jennifer Weist ist ne Rockschnitte, Max Herre ein Rapper, Ferris MC auch, der Volltätowierte ist Pathologe und der Dicke ein Schauspieler. Die Feuchte ist die mit den Bleistiften um den Hals, der Böhmermann der unrasierte Krawattenträger. TV-Abstinenzler bin ich selbst auch zu 90%, aber schau dir das mal ruhig an. Ist schon interessant, wie die da aufeinander losgehen und sich dann gegenseitig voll peinlich sind.
grad selbst angeschaut und für genial befunden.
Was findest du daran interessant?
@email, ich finde es spannend zu sehen, wie eine Talkshow ohne Konzept und mit 2 unfähigen Moderatoren live auseinanderbricht, so dass sowohl Zuschauer als auch Teilnehmer währenddessen die Lust verlieren. Und dass das Ganze dann bis zum bitteren Ende so weiter geht, weil die Moderatoren nicht in der Lage sind, das ganze wieder auf die Schiene zu heben. Für mich zeigt sich darin symptomatisch der - das klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart aber - der Verfall der guten Sitten.
@da]v[ax, Deine Analyse erinnert mich ein bisschen an die aktuelle Debatte um den ESM.
Eine Show ohne Konzept mit mehreren erwiesenermaßen unfähigen Bankern, deren Institute live so oft auseinanderbrechen, daß sowohl die „Märkte“ wie auch die Steuerzahler die Lust verlieren, sich diesen Quatsch noch länger anzutun. Auch nach dem bitteren Ende von 2009 geht das so weiter, weil die Politik nicht in der Lage ist, die Mischpoke hinter Gitter zu bringen.
Statt dessen drückt man der Saubande so viel Geld in die Hand, daß sie in Zukunft keinerlei Kontrolle mehr zu befürchten haben; das Erpressungspotential ist jetzt der Haushalt der EU-Staaten – der Verfall der guten Sitten.
…
OK – das ist jetzt etwas OT, aber während in Europa sämtliche rechtsstaatliche Strukturen auseinanderbrechen, lässt man diese Hinterbänkler der dritten Garnitur aufeinander los. Zum Gaudi der Zuschauer, denen der Eindruck vermittelt werden soll, daß solche konditionierten Beißreflexe irgend etwas mit den Problemen der Welt zu tun haben.
Panem et circenses.
Nichts weiter als ein Spiegel unserer Gesellschaft...
Max, was du dir alles so reinziehst. Aber glaubst du ernsthaft, dass das konzeptlos ist? Never. Niemals. Du bist einfach nicht kompatibel zum Konzept;)
@Floyd, hast du es dir angeschaut?
@da]v[ax, soll ich mir wirklich die zeit nehmen? oder ist das verlorene Zeit?
Zeit ist ein so kanppes gut..
@fronti, hahaha. Na sagen wir mal so: es ist eine interessante Psychostudie und auch nicht schlimmer vergeudete Zeit als der 1000. Tatort. Okay? So als Spiegel des aktuellen Zeitgeschehens kann man sich das schon mal reinziehen.
@d]V[ax, aber nur weil ein ehemaliger Klassenkammerad da mit dein sitzt
@fronti, Angeber
Das ganze erinnert mich an so manche zerfleischende Diskussion der 68er, aber leider ganz ohne die damals des öfteren auch entstandene Tiefe.
Tatort ist eh Müll und Pantoufle hat schon recht, völlig unkritisch und einfach nur hedonistisch auf Äußerlichkeiten fixierte Nachfolgegeneration.