Die neue Abmahnwelle - Deutsche Blogger müssen zahlen (3. update)
Dienstag, 2.10.2012, 15:48 > daMaxRené, Ronny und andere haben heute schon davon berichtet, nun hat mich Matthias nochmal darauf aufmerksam gemacht: ein neuer Abmahnungssturm rast über Deutschland hinweg und diesmal kann es jede/n treffen:
[...] anscheinend ist es irrelevant, ob die Betreiber den Urheber der Bilder angegeben oder sogar das schriftliche Einverständnis erhalten haben.
"Wie das?" werdet ihr fragen? Nunja, das ist Turbokapitalismus in seiner ekligsten Form. Mal angenommen, Fotograf F macht ein Foto und erlaubt Blogger B, dieses Foto zu veröffentlichen. Dann kommt Fotoagentur ASSFUCK daher und kauft F die Rechte an dem Foto ab. Schwuppdiwupp hat B nach deutschem Recht nicht mehr das Recht, das Foto zu veröffentlichen. B kann das aber gar nicht wissen! Toll, ne?
Was machen wir denn jetzt? Eigentlich kann ich mein Blog schon wieder zu machen, denn das kann echt teuer werden. Obwohl ich (fast) immer bei den Leuten anfrage, ob ich ihre Bilder benutzen darf.
Mann, ich muss das ist ein Paradebeispiel dafür, dass Recht != Gerechtigkeit. FUCK THIS.
Update: Im Fall der LEGO-Abmahnung ist der Schöpfer der Bilder jetzt selbst auf den Plan getreten und sagt, dass er in keinster Weise von activeLAW vertreten wird. Interessant.
2 Update: Jetzt schlägt's dann dreizehn. We Like that berichtet im Moment:
Nach einem Schriftwechsel mit der Kanzlei, in welchem bewiesen wurde, dass die Bilder damals ausdrücklich mit der Bitte um Veröffentlichung per Mail zugesandt wurden, folgte prompt eine Entschuldigung der Anwälte. In dieser wurde erklärt, dass die Sache zurückgezogen sei, da man sich “in meinem Fall nicht sicher sein könne, die alleinigen Nutzungsrechte an den streitigen Bildern zu haben“.
Und *paff* platzt mir wieder ein Äderchen. Was zur Hölle geht denn gerade ab hier in Deutschland? Wildgewordene Winkeladvokaten rennen wie von der Tarantel gestochen durchs Internet und mahnen alles ab, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist? Und das offenbar ohne Mitwissen oder gar Einverständnis der Leute, die zu vertreten sie vorgeben? Ich glaub' es hackt!
3. Update: René hat ein paar Strategien gegen die Abmahnwelle zusammen getippselt.
Das ist bei Musik so ähnlich. Wenn ich als Musiker kein Mitglied bei der GEMA bin und jemandem etwas von mir zur Verfügung stelle und dann zehn Jahre später der GEMA beitrete, dann wird die im Zweifelsfall "meine Rechte vertreten", was heißt, dass sie bei Kenntnis von der Verwendung eines Stückes von mir GEMA-Gebühren verlangen werden. Und zwar ob ich das will, oder nicht. Weil GEMA geht nur ganz oder gar nicht. Und eben auch rückwirkend. Hanebüchener Schwachsinn, genau wie das im Text genannte Beispiel.
Darum verwende ich auch fast nur eigene Bilder.
Ansonsten höchstens noch Bilder bei denen ich die Nutzungsrechte habe oder Bilder von Freunden bei denen ich weiss, daß sie mich weder abmahnen noch die Nutzungsrechte an ihren Bildern verkaufen werden.
Damit fallen dann aber eben auch viele sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten für das Internet weg, Abzockanwälten und Gesetzen aus dem vorletzten Jahrhundert sei 'dank'.
Wie steht dieser Fall bei Bilder auf Creative-Commons-Basis? Ich selbst bin ja schon längst auf diesem Zug aufgesprungen, bei eigens erstellten Bildern und bei der Nutzung von Bildern anderer Künstler. Ob Bilder mit diesen Rechten aber auch davon betroffen wären, würde mich unheimlich interessieren. Das könnte, wenn es nicht der Fall ist, ein großes Plus für die CC-Lizenzen sein. Weiß da jemand zufällig etwas?
@Musenrössle, das beraubt Dich dann leider komplett der Möglichkeit über Kunst zu berichten, die eben nicht von Dir ist und dessen Schöpfer|innen Du nicht persönlich kennst. Und das wäre doch jammerschade
@EmanuelMuninn, CC-Bilder werden inzwischen auch schon abgemahnt, wenn man sich doof anstellt:
http://todamax.kicks-ass.net/blog/2010/vorfahrtstrasse-abmahnwahn/
Gerade neulich ging so ein Fall wieder durch die Jura-Blogs, aber den kann ich im Moment nicht finden.
Abgesehen davon weißt Du bei CC ja auch nie, ob der Typ, der das unter CC gestellt hat, überhaupt die Rechte an dem Bild hatte. Das ganze Abmahnwesen ist ein einziger Clusterfuck und gehört rigoros eingeschränkt.
@da]v[ax, hrrch, das hätt ich mir denken müssen -.-
Danke für die Info.
@EmanuelMuninn, da die CC-Lizenz beinhaltet, dass sie einmal für ein Werk vergeben nicht mehr geändert werden darf (und da muss sich sogar die GEMA dran halten) kann man die als sicher betrachten - solange man sich an ebendiese damit verbundenen Bedingungen hält. Ja, man kann auch für CC abgemahnt werden. Dazu muss man sich aber schon ein bisschen anstrengen (oder dämlich sein), indem man z.B. "vergisst", ebendiese einzuhalten, z.B. die Nennung der Lizenz selbst oder die des Urhebers, oder eine nicht durch die Lizenz abgedeckte Nutzung (CC sagt ja explizit, was man darf und was nicht). Diese Nennung ist neben dem Punkt, dass sich das nun mal so gehört (Respekt und so) eine Sicherheit dafür, nicht abgemahnt zu werden, weil der Lizenzgeber selbst vielleicht gar nicht zur Vergabe einer Lizenz berechtigt war (weil er nicht der wahre Urheber ist z.B.) - denn dann ist nachvollziehbar, wer hier tatsächlich gegen urheberrechtliche Bestimmungen verstoßen hat.
Was is'n mit deinen Smileys, sind die von dir? Wenn nicht - da sind doch locker 1000 T€uro pro Stück für die Kanzlei drin ...
@XTM of TMG, mal bloß den Teufel nicht an die Wand...
Auf verschiedenen Blogs habe ich mal wieder viel Unfug gelesen. Nur, weil mir ein Recht nicht passt, heißt das nicht, dass es unsinnig ist. Hier gibt es eine ausführliche Zusammenstellung von Links, die man ruhig mal durchlesen kann, ehe man ins offene Messer läuft.
@vera, um Gottes willen, wann soll ich das denn alles lesen?
Mir geht es speziell um das Ding dass ich die Genehmigung für ein Bild einhole und TROTZDEM eine Abmahnung ins Haus kriegen kann, weil irgendwer sich die Rechte gekauft hat ohne mir was davon zu sagen. Das ist ein echter Bug im Gesetz, schließlich handelt es sich hier um eine rückwirkende, einseitige Vertragsänderung und die ist in anderen Fällen auch nicht rechtens (z.B. Mietrecht).
Mal abgesehen davon dass ich zum Thema Urheberrecht sowieso eine wesentlich anarchistischere Einstellung habe, die mit Juratexten nicht beschreibbar ist, aber da reden wir vielleicht mal in Ruhe drüber.
PS: jetzt habe ich doch 2 Texte aus der Linkliste geschrieben und stimme mit Oliver Nagel 97,8%ig überein:
http://carta.info/42865/det-fiel-ma-uff-was-ich-zur-urheberrechtsdebatte-zu-sagen-habe/
@Sven Scholz,
Da muß sich die GEMA nicht wirklich dran halten, die können das unter bestimmten Voraussetzungen umgehen und bekommen sogar recht ... so sicher ist das also auch nicht, wie dieses Urteil zeigt:
http://www.internet-law.de/2012/09/urteil-gema-vs-musikpiraten-liegt-im-volltext-vor.html