Überschrift gesucht. Irgendwas mit Piraten, KiPo, Dolchstoß
Montag, 10.9.2012, 19:56 > daMaxDie Piraten haben jetzt ein echtes Problem und ich verweise an dieser Stelle auf Fefe, der sich der ganzen Angelegenheit ausnahmsweise mal sachlich annimmt, was ja sonst eher nicht so sein Ding ist.
fefe: Oh Mein Gott. Das ist ja alles so furchtbar. Grauenvoll. Entsetzlich.
Grundsätzlich stimme ich Fefe in so ziemlich allen Punkten zu, deshalb halte ich jetzt wieder meine Klappe nachdem ich gesagt habe, dass ich die kopflose Panik der deutschen Piraten für absolut Panne halte. PANNE! Die lassen sich von Spon und der CDU vor den Karren spannen und raffen es nicht.
PS: auch Udo Vetters Artikel dazu ist äußerst lesenswert, wenn man sich dem Thema unaufgeregt und sachlich annähern will.
Sachlich alleine genügt nicht. Fefe behauptet, dass man KiPo nicht anzeigen könnte ohne selbst bestraft zu werden. Er hat vergessen zu erwähnen, dass die bayrische Polizei damals die Möglichkeit der anonymen Anzeige von KiPo eingeführt hat. So weit ich weiß, sogar online. Also für jeden im gesamten Bundesgebiet nutzbar.
http://www.taz.de/!90704/
Ergänzung: Sorry. War der falsche Link. Den über die bayrische Polizei find ich zur Zeit nicht. Im Taz Artikel werden aber andere Dienststellen genannt, so dass das Argument dasselbe bleibt.
@Michael, so insgesamt finde ich Falkvinges Argumentation mit der Google-Brille eh total an den Haaren herbei gezogen. Kindesmisshandlung findet im Wohnzimmer statt, nicht im Park. Dass es die Möglichkeit der anonymen Anzeige gibt, ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Trotzdem bleibt natürlich das Problem bestehen, dass wir inzwischen ein absolutes Tabu errichtet haben, so dass man nicht mal mehr über das Problem selbst reden darf ohne in die Ecke der Kinderschänder gestellt zu werden.
Ich persönlich halte z.B. das absolute Bild- und Textverbot von minderjährigem Sex für absoluten Schwachsinn. Einmal, weil sich damit Jugendliche, die sich oder ihren Sexualpartner fotografieren, direkt strafbar machen (völliger Schwachsinn) und zweitens, weil dieses Verbot so tut, als würde Sex zwischen Minderjährigen nicht existieren. Und das ist Blödsinn, das wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Gleiches gilt für das Verbot von Bildern, die "anscheinlich Minderjährige" verbieten. Himmel hilf, was ist denn ein "anscheinlich Minderjähriger"? Das ist eine total bekloppte Grauzone, die kreuzgefährlich ist. Denn: wenn die Polizei deine Bude auf den Kopp stellt und deine Nachbarn ausfragt ob du öfters Jugendliche zu hause hast, kannst du anschließend nur noch wegziehen, weil du gesellschaftlich geächtet wirst. Und das alles nur, weil du vielleicht ein Bild einer Pornodarstellerin auf der Platte hattest, die aussah, als wäre sie erst 17.
Um das klarzustellen: ich rede NICHT von (schlimmstenfalls erzwungenem) Sex zwischen Erwachsenen und Kindern. Auf keinen Fall. Ich rede von der Tatsache, dass fast jede/r Erfahrungen macht, bevor er/sie volljährig ist und dass ein paar christliche Hardliner mit dem Totaltabu so tun als wäre das nicht so, womit de facto ein Denkverbot etabliert wird, das den echten Tätern in die Hände spielt. Mal abgesehen von der immer noch angedachten Netzsperrenscheiße.
Ich bin auch der Ansicht, dass man über einige Sachen bei der aktuellen Gesetzeslage diskutieren kann. Speziell über Anscheinskinderpornographie oder Aufnahmen die Jugendliche selbst angefertigt haben. Natürlich unter der Einschränkung, dass die Aufnahme autonom, unbeeinflußt, freiwillig und ausschließlich zum eigenen Gebrauch geschehen ist und die Aufnahmen sich ausschließlich in ihrem Besitz befinden.
Obschon ich sagen muss, dass die Darstellung von Jugendlichen durch volljährige Darstellerinnen - je nachdem wie das gemacht wird - bei mir unangenehme Gefühle auslöst. Möglicherweise ist das (unter anderem) auch ein Motiv für das Verbot von Anscheinskinderpornographie gewesen. Zu definieren was verstörend wirkt und was nicht wäre wesentlich schwieriger gewesen.
Die Frage ist übrigens auch inwieweit ein (nicht-pädophiler) Betrachter von KiPo geschädigt wird. Das sehe ich übrigens als ein weiteres Argument für ein Verbot von KiPo.
Ich habe bei meiner Suche, wie Anscheinskinderpornographie definiert ist, beim Pornoanwalt einen Artikel vom 23.11.2010 gefunden.
http://www.pornoanwalt.de/?p=5170
darin verweist er auf folgendes Dokument einer Richtlinie der europäischen Union.
http://www.pornoanwalt.de/wp-content/uploads/2010/11/com_2010_94.pdf
Anscheinskinderpornographie scheint damit absolut verboten zu sein. Was möglicherweise die Tradition bei Pornos den Perso in die Kamera zu halten wiederbeleben könnte. Vorausgesetzt, dass das Verbot Persos zu kopieren darauf keine Anwendung findet.
Bei Aufnahmen (gleichaltriger) Jugendlicher sieht es meiner Meinung nach aber etwas anders aus. In Artikel 8 wird ausdrücklich darauf verwiesen dass unter anderem Artikel Fünf (Erwerb und Besitz von KiPo) unter bestimmten Bedingungen keine Anwendung findet.
Zitat Anfang:
Zitat Ende
Wenn sich daran seither nichts geändert hat, interpretiere ich das (als Laie) so, dass man sich mit eigenen Aufnahmen eben nicht Strafbar macht.
Das Problem bei der KiPo-Diskussion ist, dass Gesetze nur sagen was verboten ist und nicht was erlaubt ist.
"Denkverbot" ist übrigens ein Wort was ich so weit es geht vermeide. Unter anderem, weil der letzte der das benutzt hat Sarrazin gewesen ist.
Dass man unter ungünstigen Umständen von einigen in die Pädophilenecke gestellt werden könnte liegt vielleicht daran, dass man die Argumente nicht ausreichend begründet hat. Ich denke man sollte sich bei jedem Argument fragen, wie man dieses Argument selbst aufnehmen würde, wenn das Argument ein Pädophiler in die Diskussion einbringen würde.
@Michael, sehr wahre Worte.
"Denkverbot" ist natürlich ein Wort, das mir selbst durch Sarrazin und die FDP und whatnot ziemlich vergällt ist. Trotzdem muss man es ab und zu mal verwenden
Du sprichst an, dass Leute eventuell durch Anscheinskipo "geschädigt" werden können. Da könnte was dran sein, allerdings finde ich in unserer Gesellschaft generell ziemlich krank, dass explizite Gewalt schon in Filmen ab 12 dargestellt werden kann, Sex aber erst ab 18 ist. Den Schaden, den die Gesellschaft durch übermäßige Gewaltdarstellungen in Filmen und Computerspielen nimmt, halte ich für wesentlich größer. Ich finde es halt sehr traurig, dass ein Kind, bis es 18 ist, bestimmt 10.000 Morde gesehen haben darf, viele davon extrem brutal, wohingegen Sex immer nur unter der Bettdecke stattfinden darf. Aber das ist eine Diskussion für sich.
Den Pornoanwalt-Artikel kannte ich schon, hatte ihn allerdings natürlich nicht mehr 100% im Kopf. Gleiches gilt für die Gesetzestexte. Ich war allerdings der Meinung, gelesen zu haben, dass Kids sich strafbar machen, wenn sie sich gegenseitig nackt ablichten, was natürlich völlig panne wäre.
Um es kurz zu machen: ich halte die Totaldistanzierung der deutschen Piraten von Falkvinges Blogeintrag für sehr traurig. Das lässt sie mMn in einem sehr schlechten Licht erscheinen, so nach dem Motto "oh, bloß keine Sympathien verspielen, jetzt wo wir bei 9% sind".
Und mit deinem "was, wenn ein Pädophiler das Argument bringt?" hast du natürlich einerseits recht, andererseits ist genau das so ein Problem, das genauer beleuchtet werden will. Man muss da immer differenzieren zwischen solchen Argumenten, bei denen niemand zu Schaden kommt und auch das kindliche Schutzbedürfnis gewahrt wird (ein Kind darf auch nicht einvernehmlich mit einem Erwachsenen schlafen, weil das Kind nicht in der Lage ist, da selbst zu entscheiden) und solchen, die ganz harmlos daher kommen aber eben DOCH auf Kindesmissbrauch hinauslaufen. Das gleiche gilt übrigens auch für viele politische Diskussionen, wo immer wieder Nazis versuchen, die Deutungshoheit an sich zu reißen. Das ist IMMER ein va-banque-Spiel.
Aber was rede ich da? Ich habe nicht mal Kinder. Vielleicht lehne ich mich da auch einfach zu weit aus dem Fenster.
PS: ich habe mir erlaubt, das Zitat in deinem Kommentar etwas deutlicher zu kennzeichnen. Das Tag dazu heißt <blockquote>
Erstmal vielen Dank fürs Editieren.
Kleine Korrektur: Die vermutliche Schädigung, von der ich geredet habe, bezog sich auf das Sehen von KiPo und nicht auf AnscheinsKiPo. Bei AnscheinsKiPo hängt es meiner Meinung von der Machart ab, wie sehr einen das beunruhigt (oder im Extrem-Fall sogar verstört). Je mehr die Darstellung der Realität näher kommt, desto stärker dürfte die Wirkung sein. Das sehe ich bei Gewalt-Pornos und Horror-Filmen übrigens genauso.
Deiner Einschätzung über Gewaltdarstellungen versus Sexdarstellungen schließe ich mich an. Wobei ich noch ergänzen möchte, dass der Umgang mit Gewaltdastellungen für ein Land das der drittgrößte Waffenhändler der Welt ist nicht verwunderlich ist.
Es gibt da übrigens einen interessanten Aufsatz von H. P. Lovecraft über den gotischen Roman und wie daraus das Horror-Genre geworden ist. Kurz gesagt mußte die Bestrafung des Bösen am Ende durch immer scheußlichere Verbrechen des Bösen gerechtfertig werden. Praktisch alle Filme/Videospiele des Aktion-Genre, SF-Genre und Horror-Genre folgen diesem Schema.
Was die Piraten angeht denke ich auch, dass die auf die Umfragewerte geschielt haben. Ich denke aber, dass die schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit auch eine Rolle gespielt haben.
Vor einiger Zeit haben einige Piraten die Meinung vertreten, dass Meinungsfreiheit uneingeschränkt zu gelten hat. Mit der Folge, dass die PP für Nazis attraktiv geworden ist.
Was nicht nur potentielle Wähler, sondern möglicherweise auch einige Mitglieder abgestoßen hat. Von der Zeitverschwendung, die das die PP wahrscheinlich in Diskussionen gekostet hat, erst gar nicht zu reden. Ob es deswegen Austritte gegeben hat weiß ich allerdings nicht.
Ich vermute, dass man in der PP auf eine Wiederholung keine Lust hatte und nicht auch noch für Pädohile attraktiv sein wollte. Also hat man einfach zu der Methode der Abschreckung gegriffen. Der Vorsitzende arbeitet ja schließlich fürs Verteidigungministerium, da kennt er sich mit Abschreckungspolitik ja sicher aus.
@Michael,
Autsch. Treffer, versenkt
Klar sind wir uns einig, dass KiPo NICHT erlaubt gehört. Ich denke auch, dass der Konsum von so einem Müll die eigene Hemmschwelle senkt (weshalb ich mir z.B. auch inzwischen nicht mehr jeden Film bzw. jeden Spiel reinziehe, ich habe in meinem Leben schon genug zermatsche Hirne gesehen).
Freut mich, hier einen so interessierten und interessanten Diskutanten begrüßen zu dürfen.
Kleiner Tipp am Rande: wenn Du auf den "Antworten"-Link unter einem Kommentar klickst, ergeben sich leichter nachvollziehbare Diskussionsstränge.
Kinderpornos gab es schon seit es Kameras gibt.
Selbst auf Kirchenfresken gibt es Putten, sprich: nackte (junge) Engel.
Diese Doppelmoral war mir schon immer ein Greuel.
Wir befinden uns in einer Zeit der neuen Prüderie, die mir, als 68er, Mitte / Ende der Siebziger, schon längst als tot geglaubt schien.
Wir befestigen Klittklammern an den Schamlippen und an den Nippeln, hängen uns Gewichte an die Eier, stellen derartige Photos dann ins Netz, aber Ablichtungen von, sagen wir mal, "Minderjährigen", sind verboten.
Wie Krank ist das denn?
Hier wird das Thema von einigen Hardlinern und Internetzensurwilligen instrumentalisiert und hochgepuscht, solange, bis fast jeder kriminalisiert worden ist.
Ich bin sogar der Meinung, daß sehr viele Leute Gefallen an derartigen Photos finden und es eher kontraproduktiv ist, sie gänzlich zu verbieten.
Denn, wenn wir damit anfangen, dann müssten wir jegliche Gewaltphotos von Toten oder verstümmelten Menschen auch unter Strafe stellen.