Links 2013-01-26
Samstag, 26.1.2013, 13:02 > daMaxHeute schon total früh, weil ich jetzt auf Tour quer durch NRW gehe.
- telepolis: Fawlty Towers wird von der BBC in Zukunft nur noch zensiert ausgestrahlt, weil Neger und so. Genau DA führt die Negerdiskussion nämlich hin, ihr Narren. (danke, pantoufle)
man sei zwar "sehr stolz" auf die Serie, aber die "public attitudes" hätten sich seit der Erstausstrahlung im Oktober 1975 signifikant geändert, weshalb man sich entschieden habe, "einige kleine Änderungen" vorzunehmen, um sie um halb acht Uhr abends ausstrahlen zu können. Das habe man auch "mit dem Management von John Cleese abgesprochen". Auf den Zuschauervorwurf, dass dadurch auch die Geschichte gefälscht wird, ging die BBC nicht ein.
- rt: Bitte WAS?!? New Mexico will ein Gesetz an den Start bringen, das Vergewaltigungsopfern eine Abtreibung verbietet. Zynische Begründung: das sei Beweismittelvernichtung.
The bill states that “tampering with evidence shall include procuring or facilitating an abortion, or compelling or coercing another to obtain an abortion, of a fetus that is the result of criminal sexual penetration or incest with the intent to destroy evidence of the crime.”
- presseschauer: Univ.-Prof. Dr. jur. Dr. rer.pol. Richter am Oberlandesgericht/Bundespatentgericht Jürgen Ensthaler ist der Meinung, man finde Websites auch ohne Suchmaschinen. Na denn...
- rt: Muahaha, Hope® and Freedom™! Obamas Krankenversicherungsdingens wird Raucher mit drastischen Geldstrasfen belegen. Land of the Free, Home of the Poor.
- annalist: Von den britischen Spitzeln, die ihre Zielpersonen schwängerten, habt ihr sicher gehört, ne? Inzwischen wurde ein UN-Beobachter darauf aufmerksam und der will die ganze Sache vor den UN-Menschenrechtsat bringen.
Inakzeptabel für Demokratien findet er u.a.
- langandauernde Einsätze von verdeckten Ermittlern in Gruppen, die gewaltfreie Direkte Aktionen praktizieren
- Demonstrationsverbote
- das Einkesseln von Demonstrationen
- das Sammeln von Daten von AktivistInnen und Demonstrierenden, die nicht selbst an Gewalt beteiligt waren
- die Ausweitung der Definition von Extremismus das Outsourcen von Polizeiarbeit an private Firmen, insbesondere im Kontext der zunehmenden Privatisierung öffentlicher Räume
- rt: Captain Obvious informiert: Folter führt zu Falschaussagen. Nein!!1!
- rt: Passend dazu gibt ein Brite an, von der CIA gefoltert und zu Falschaussagen gezwungen worden zu sein.
Ich muss mal ganz doof fragen: Bist Du Afrodeutscher? Nein? Wieso maßt Du Dir an, Menschen, die in Bezug auf die "Negerdiskussion" anderer Ansicht sind als Du, pauschal als "Narren" zu bezeichnen? Meinst Du nicht, dass man die Deutungshoheit den Betroffenen überlassen sollte? Hast Du den Leserbrief von Ishema Kane gelesen?
http://www.publikative.org/2013/01/23/neunjahrige-schreibt-brief-an-zeit/
Wenn sich die Betroffenen einigen können wäre ja alles ganz einfach. Die nennen sich aber selbst je nach dem Schwarze oder Neger, im Polarkreis wechseln Eskimo und Inuit an der Ortsgrenze und ob es jetzt Zigeuner, Sinti und/oder Roma oder doch wieder Zigeuner heißt, weiss ich ehrlich selbst nicht mehr. Wenn ihr (wie auch immer) der Meinung seid, dass die Beleidigung im Wort liegt und nicht in der Absicht dahinter, dann sagt mir bitte verbindlich, wie ich Euch nennen soll. Das ist durchaus ernst gemeint. Bis dahin bitte ich um Nachsicht bei einer falschen Anrede. Sie geschieht aus Unkenntnis und in tiefer Achtung des Anderen.
BTW - wie werden eigentlich wir hellhäutigen Nordeuropäer in der Welt genannt?
Ach ja - Ottfried Preussler, Astrid Lindgren u.a. dürften unverdächtig sein, ihre Bezeichnungen abwertend gemeint zu haben. Damit halte ich persönlich es für sinnvoll, ihre Geschichten auch als Zeitdokument zu sehen und unverändert zu lassen.
@ninjaturkey, Lass es: Man muß sich jetzt damit abfinden, daß jede Diskussion in Zukunft mit dem Verweis »hast du den Brief von Ishema kane gelesen« abgewürgt wird. Bei Widerspruch läuft man in Zukunft Gefahr, auch noch als Kinderhasser aufzufallen. Deutungshoheit haben in Zukunft 9jährige Kinder. Scheiß auf das Wort »Neger« in Kinderbüchern - der alltägliche Rassismus findet ganz woanders statt und davon hat die Diskussion erfolgreich abgelenkt. Und während sich all die 9jährigen im Sandkasten gegenseitig die Förmchen an den Kopf schmeißen, kämpft die Bundeswehr in Mali für die Interessen der französischen Atomindustrie.
Und morgen, wenn wir alle ausgeschlafen haben, gehen wir zu »KiK« und kaufen uns erst mal ein paar warmer Socken. Die sind von vietnamesischen Kindersklaven gefertigt.
Aber irgend wovon müssen die ja auch leben.
Sie weinten, aber konsumierten.
P.S: Oder um noch ein Zitat von Hagen Rether unterzubringen:
...Und wenn Euch eure Kinder fragen "was habt ihr gemacht..so um 2010..? Was habt ihr gegen die globale Erwärmung gemacht?« »Ja liebes Kind: Wir haben die Glühbirne abgeschafft«
@Matin(1): Hast du Fawlty Towers schon mal gesehen? Oder mal ganz doof gefragt: hast du den verlinkten Artikel überhaupt gelesen? Wenigstens das Zitat? Welche Betroffenen waren da doch gleich beteiligt?
@pantoufle, meinst Du nicht, dass eine Diskussion bereits dann abgewürgt wird, wenn man den Diskussionsgegner als Narren bezeichnet? Ausserdem dachte ich immer, herabwürdigende Anrede sei Teil des alltäglichen Rassismus'... Aber egal, der Weisse weiss halt am besten, was gut für den Neger ist, genauso wie Männer immer noch am besten wissen, was Frauen wollen. Chauvinismus halt.
@da]v[ax, Klassische Konditionierung nach Pawlow. Hund - Futter - Sabber.
@MaRtin, Zu »Narren«: Nein, meine ich nicht. Allerdings bezeichne ich meine DiskussionsPARTNER auch nicht von vorne herein so. Den Begriff »Gegner« muß man sich bei mir erst verdienen.
Auch in Deinem zweiten Satz liegst Du nur bedingt richtig, wie Dir jedes Gespräch mit einem übellaunigen Polizisten beweisen wird. Das ist dann kein Rassismus, sondern Behördenwillkür. Kommt übrigens nicht nur bei Polizisten vor.
Nein, ich weiß nicht, was gut für »Neger ist - auch das mit den Frauen ist defizil. Weichei halt.
@martin: solange du weiterhin offtopic bleibst, bleibe ich bei meinen oben gestellten Fragen.
Nee, Jungs (oha, Sexismus), so geht das nicht.
Erstmal sortieren. In meinen Augen laufen hier einige Dinge schief.
Zum ersten sollte man auseinander halten, ob in einem Kinderbuch, das in einen historischen Kontext eingebunden ist, das Wort "Neger" steht oder ob jemand das in seinem täglichen Sprachgebrauch verwendet. Wenn heute jemand "Neger" sagt, ist das inakzetabel, weil für die meisten Dunkelhäutigen tatsächlich beleidigend und in fast allen Fällen wird es auch genau in dieser Intention (Herabsetzung, Beleidigung) gesagt.
Die Geschichte mit den Büchern ist was anderes. Da einzelne Begriffe (und wenn man damit konsequent sein möchte, letztendlich ganze Erzählstrukturen) herauszustreichen ist Geschichtsklitterei und in meinen Augen gefährlich, weil man sich und den Kindern damit die Möglichkeit nimmt, sich kritisch mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Sowas muss auch erstmal gelernt sein, das kommt nicht von alleine, oder nur weil man weiß, was ein "Bäh-Wort" ist. Durch totschweigen und nett anmalen wird Geschichte nicht aufgearbeitet und kann sich deshalb immer und immer wiederholen (wenn auch bunt angemalt und mit neuen Begriffen für alte Probleme ausstaffiert).
Zweites Problem: Es ist nicht akzeptabel, "Betroffene" (Dunkelhäutige, Frauen, sonstig Unterprivilegierte) aus den Diskussionen um solche Themen auszuschließen, ganz klar. Andererseits ist es ebenso inakzeptabel, die Diskussion ausschließlich ihnen zu überlassen. Zum einen stiehlt man sich so aus der Verantwortung und macht das Problem zu "deren" Problem. Zum anderen sind "Betroffene" nicht automatisch kompetent, eine Lösung für so ein Problem zu finden. Rassismus und Sexismus sind soziale Probleme und können auch nur gesellschaftlich unter Beteiligung aller gelöst, oder wenigstens mal angegangen, werden. Opfer von rassistischen oder sexistischen Verhaltensweisen (oder gar Gewalt) sind oft traumatisiert und haben ein besonderes Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit. Das muss absolut ernst genommen werden und kann nicht als "sich anstellen" diskreditiert werden. Diese speziellen Bedürfnisse dann allerdings als sozialen Maßstab für akzeptables Verhalten anzulegen, ist auch keine Lösung. Es gibt mit Sicherheit Frauen (und auch Männer!), die derart schlimme Erfahrungen gemacht haben, dass sie es bereits als Bedrohung (aus ihrer Sicht gerechtfertigt) empfinden, angesehen oder angesprochen zu werden. Dass wir alle nur noch stumm und mit gesenktem Blick aneinander vorbeigehen ist allerdings sicherlich nicht förderlich für ein soziales Klima, in dem für all die -ismen möglichst wenig Platz ist.
Anders ausgedrückt: einem Mann, der Opfer eines Anschlags geworden ist und bleibende Schäden davon getragen hat, ist auf jeden Fall beizustehen und er muss bestenfalls die Möglichkeit bekommen, sich anders denn als Opfer wahrnehmen zu können. Der richtige Weg dafür ist jedoch nicht, ihn zum politisch Verantwortlichen für Innere Sicherheit zu machen, damit er sein gesteigertes Bedürfnis nach Sicherheit durch massive Beschneidungen der Bürgerrechte durchsetzen kann.
Und drittens: Mehr Flausch, weniger Hauen und Stechen, das lief hier schonmal besser
Danke! Hätte ich den Reader-Appreciation-Day noch nicht erfunden, für dich würde ich es tun.
http://www.thedailyshow.com/watch/tue-january-11-2011/mark-twain-controversy
@da]v[ax, tja, ich hab ja schon angedroht mal zum Aufräumen vorbeizukommen *g*
Außerdem bin ich kürzlich meinen Aufgaben bezüglich des Unfugs weitaus mehr nachgekommen als denen bezüglich der besseren Welt, da wollte ich mal ein bisschen ausgleichen, nicht dass mir mein Blödmann aus Pappe wieder aberkannt wird...
»...Und drittens: Mehr Flausch, weniger Hauen und Stechen, das lief hier schonmal besser...«
Mehr Flausch? Das unterstütze ich voll und ganz!
(Nein, keine Ironie!)
@ninjaturkey, ich hatte mir das in etwa so vorgestellt
So,
FlöheKinder hüten beendet. Und eben etwas überrascht festgestellt, was ich hier losgetreten habe, inklusive Kakaobad. Scheint ein Stück weit meinem flapsigen Tonfall geschuldet zu sein, für den ich um Entschuldigung bitten möchte. Aus dem Bauch heraus zu kommentieren ist oft nicht die allerbeste Idee... :/Zum Thema: Im Wesentlichen haben mich an dieser Diskussion (nicht hier bei daMax, sondern im Allgemeinen) zwei Dinge gestört, zum einen der teils rabiate Tonfall bei diesem doch eher sensiblen Thema ("durchgedrehte Sprachreinigungs-Soldateska", "Narren"), zum anderen die Tatsache, dass diese Diskussion grösstenteils über die Köpfe derjenigen hinweg geführt wurde, die man vielleicht zuerst hätte fragen sollen. Daher auch der Verweis auf den Kane-Leserbrief. Es ist wohl unbestritten, dass die allermeisten dunkelhäutigen Menschen die Bezeichnung "Neger" als Beleidigung empfinden.
Dummerweise scheint durch meine Kommentare der Eindruck entstanden zu sein, ich würde uneingeschränkt die nachträgliche Veränderung literarischen oder cineastischen Kulturguts befürworten, um irgendwem eine mögliche Beleidigung zu ersparen. Dem ist nicht so. "Pulp Fiction" verbieten? Wo kämen wir hin! Im Fall Preußlers oder Lindgrens hätte mir bspw. die Aufnahme eines entsprechenden Hinweises in das Werk gereicht, der die Begrifflichkeiten angemessen erläutert hätte.
Damit zu daMax' Fragen: Ja, ich habe den tp-Artikel gelesen (bevor ich kommentiert habe). Die darin geäusserte Kritik an dieser Zensurmassnahme finde ich auch berechtigt, da der Inhalt verfälscht wird. Die ursprüngliche Diskussion drehte sich aber um das ERSETZEN bestimmter Begriffe in KINDERbüchern! Und das ist für mich eine andere Baustelle! Ich denke, man macht es sich zu einfach, die Verantwortung für den Umgang mit belasteten Begriffen in Kinderbüchern vollständig auf den Konsumenten abzuwälzen, gerade in Zeiten maroder Bildungssysteme und den damit verbundenen Auswirkungen.
Im übrigen finde ich Amikes Schäuble-Anspielung ziemlich klasse! Und Pawlow kenne ich auch...
Muss jetzt weg, hole mir dann in der Nacht die nächste Kakaodusche ab...
@Martin, erstmal vorweg: RESPEKT dass du trotz der Kakaodusche dabei geblieben bist. Das gibt einen fetten Stein in meinem Brett. Dein Kommentar war tatsächlich irgendwie missverständlich aber jetzt haben wir eine ganz gute Gesprächsgrundlage, denn jetzt sind wir da wo der eigentliche Link da oben hin führen sollte. Denn:
Genau das meinte ich. Die ursprüngliche Debatte bei solchen Themen führt - wenn sie von genügend aufgeregten Menschen (z.B. 9-jährigen Kindern) geführt wird - schnell zu Stilblüten wie der nachträglichen Abänderung von Satiresendungen. Da liegt der Hund begraben. Unsere hektische Gesellschaft kommt schnell vom Hundertsten ins Tausendste und ratz-fatz wird einfach mal lieber zuviel geblockt als zuwenig. Denn es könnte sich ja immer irgendwer auf den Schlips getreten fühlen und sicher ist sicher, lieber kein Risiko eingehen. Neger raus aus den Büchern, Sex raus ausm Internet. Schöne neue Welt.
Natürlich fühlt sich jemand beleidigt, der mit Neger, Wop, Kraut oder Schlitzi angesprochen wird. Genau so ist das ja gemeint. Wenn der gleiche Begriff jedoch in einem Film, einem Buch oder einem Theaterstück vorkommt, kommt es immer auf den Kontext an, in dem das Wort fällt.
Wenn der Negerkönig in Pippi Langstrumpf zum Südseekönig mutiert, ist das sicher kein großer Verlust für die Menschheit. Eher ist es ein Gewinn, weil ein (wie ich vermute) unbeabsichtigter, gedankenloser Rassismus aus der Welt genommen wurde. Leider schießt unsere auf Verbote geile Gesellschaft, wie man an der BBC sehen kann, immer wieder gerne über jegliches Ziel hinaus und führt so zu einer Flauschi-Wauzi-Hab-Mich-Lieb-Welt, wie sie mir ein Graus wäre. Früher war die Welt anders, da hat man "Neger" gesagt, heute tut man das nicht mehr. Das wird man auch den Kids irgendwie beibringen können, die sagen ja auch nicht mehr Plattenspieler oder Ottomotor
Eins noch:
Das sehe ich exakt konträr. Aus Amerika schwappte vor ca 10-15 Jahren dieses Der-Verbraucher-ist-zu-doof-und-wir-müssen-uns-darum-kümmern-dass-er-sich-nicht-selbst-schaden-kann-Syndrom aus den USA über den Teich nach Europa und ICH. HASSE. ES! Ich plädiere dafür, auf den Konsumenten für alles wieder mehr Verantwortung "abzuwälzen". Ich sehe darin auch kein Abwälzen, schließlich wurde ihm die Verantwortung erst Stück für Stück genommen ("Hunde nicht in der Mikrowelle trocknen"), es handelt sich vielmehr um ein Zurückgeben der Verantwortung. Natürlich wäre dazu mehr Bildung für alle nötig anstatt Bildung nur noch für die Elite usw. usf. Aber wir müssen endlich mal anfangen einen anderen Weg einzuschlagen als den, sich dumme Konsumenten ranzuzüchten die jeden Dreck fressen, kaufen und bewundern.
PS: ach hey und über den rabiaten Tonfall darfste dich ausgerechnet hier bitte nicht wundern hier ist todamax.
PPS: ein Behinderter hat in Bezug auf Satire einmal gesagt "Auch Behinderte haben das Recht, dass man sich über sie lustig macht", denn auch Nicht-Erwähnung ist eine Form der Ausgrenzung.
@daMax, ergänzend würde ich hier noch einwerfen wollen, dass Leser von Büchern im Idealfall keine "Konsumenten" sind und sich durch derlei Bevormundungen auch nicht zu welchen machen lassen sollten.
Lesen ist anstrengend, deal with it.
Wenn "die" Leute ("die" Kinder, etc.) deswegen nicht genug lesen, sondern stattdessen fernsehen oder daddeln, dann wird das Problem nicht dadurch behoben, dass man die Lektüre ihrer verschiedenen - auch widersprüchlichen, hakelnden und anstrengenden - Ebenen beraubt, damit sie hinterher genauso reinflutscht wie eine dieser grausigen Kinderserien, die es so im Fernsehen gibt.
Lesen ist eine Kulturtechnik, die erlernt werden muss. Ich bin vollkommen dafür, dass man da die "Einstiegshürden" möglichst flach hält, aber deshalb das ganze Gebiet auf Kniehöhe zusammenzuschlagen, damit es auch der Faulste auf den ersten Blick überschauen kann, wäre imho ein nicht wieder gut zu machender Verlust. Auch und gerade bei Kinderbüchern.
u got a point there. Haste gesehen? Auf Azamon beschweren sich die Leute über die "Rechtschreibfehler" in Cloud Atlas. Dass das Buch im z.T. 16 Jhdt. oder auch weit weit in der Zukunft spielt und man da vielleicht ein bisschen anders gesprochen hat / sprechen wird, rafft das RTL-Volk offenbar nicht mehr
@Amike, bei Gelegenheit musste mir mal erklären was es mit diesem Pappkameraden auf sich hat...
@da]v[ax, hab ich nicht gesehn. Ich hab nichtmal das Buch gelesen *g*
Ich will hier letztendlich auch nicht auf eine arrogante "Die sind doch selber schuld, wenn sie so blöd sind"-Haltung hinaus. Im Bildungssystem liegt natürlich furchtbar viel im Argen und keinem ist geholfen, wenn man Menschen mit ihrer Hilflosigkeit in der Handhabung von Kultur alleine lässt. Das hinterlässt auf der einen Seite schlimmstenfalls "Intellektuellenhasser", die nach allem beißen, was kompliziert klingt (manchmal ist es das auch, manchmal mit ein wenig Hilfestellung dann gar nicht mehr), auf der anderen Seite Snobs, die Bildung mit Status verwechseln und dann die Mahagoniregale voller Bücher stehen haben, aber nicht eins davon richtig gelesen.
Mal eine Anekdote am Rande: Als ich sehr klein war, etwa 4, habe ich in einem Buch ("Wissen für Kinder: Tiere" war es, glaube ich) etwas über Vogelspinnen gelesen, dazu war eine Großaufnahme von der Spinne abgebildet. Ich konnte die Worte lesen, konnte lesen, wie groß die wird und wie ihre Fresswerkzeuge funktionieren und dass sie in den Tropen vorkommt, usw. Ich habe jedoch noch nicht verstanden, dass diese Spinne im Buch nicht wirklich da ist und deshalb habe ich mich im Schrank vor ihr versteckt. Ziemlich lange sogar, meine Eltern haben mich dann dort irgendwann gefunden, als ich auch nach mehrmaligen Rufen nicht zum Abendbrot aufgetaucht bin. Das ist eine meiner frühesten Erinnerungen und auch wenn ich heute über die Vorstellung lächeln muss, habe ich damals ganz real eine Heidenangst gehabt.
Jedoch hilft es da ja nicht, in Kinderbüchern nur noch flauschige Tiere und Einhörner abzubilden. In dem Fall hätte es geholfen, wenn mir jemand erklärt hätte, dass mir die Spinne im Buch nichts tun kann und Vogelspinnen da, wo wir wohnen, ohnehin nicht vorkommen. Inzwischen hab ich das auch gelernt und in meinem Schrank hab ich mich auch schon lange nicht mehr versteckt (wär ja auch schön blöd, da wohnen ja Monster und Hexen drin!einself!).
@da]v[ax, das bezieht sich im Allgemeinen auf die laaange Diskussion drüben bei Klaus Baum, ich weiß nicht, inwieweit du das mitbekommen hast, und im Speziellen auf diesen Kommentar von Uena dort.
@Amike, nee, nicht mitbekommen... ist mir auch total tl;dr. Ich finde die Länge der Diskussion hier ja schon grenzwertig
Für mich kommt es schräg rüber, wenn man Begriffe nicht mehr benutzen darf, auch wenn sie eine korrekte Bezeichnung sind.
Neger sind Neger - eine Umbenennung macht keinen Sinn, da auch die Umbenennung mit Konotationen belegt sind. Ihr solltet Euch mal anhören, wie Polizisten mit dieser Form des Neusprech umgehen!
Sprache prägt unser Denken - aber die Bedeutung von einzelnen Wörtern prägen wir. Wir sind es, die für die Semantik verantwortlich sind.
Zum Beispiel habe ich als Kind niemals die damals "Juddeförz" (Judenfürze)genannten kleinen Kracher mit der Religionsgemeinschaft auch nur in Verbindung gebracht. Das kam erst durch die political correctness. Für mich war das die Bezeichnung für diese kleinen Kracher. Genauso wie Mohrenköpfe für die entsprechende Süssware stehen. Für mich ist es nicht nachzuvollziehen, dass sich jemand durch einen Kracher oder Süssspeisen diskriminiert fühlen kann.
Die (auch Selbst-) Bezeichnung des Nigger Jim im Huck Finn zu eliminieren und durch eine politisch korrektere Bezeichnung zu ersetzen erreicht was? Die ganze Geschichte wird dadurch nur unlesbar und die Auseinandersetzung mit der Person unmöglich. Letzten Endes genau das, was Neusprech erreichen will: Eine ernsthafte Auseinandersetzung unmöglich zu machen.
@Lautenist, hm nee ganz so sehe ich das nicht, aber das habe ich ja schon gesagt. Bei uns hießen die Dinger "Judefürzle" und das kannst du drehen und wenden bis dir schwindlig wird, das ist und bleibt ein diskriminierender Begriff. Neusprech ist, positiv konnotierte Begriffe für eklige Dinge zu finden. Diskriminierungen zu vermeiden ist kein Neusprech.
@Lautenist, Die Problematik des geschriebenen Wortes ist die der Dauerhaftigkeit. Was auf der einen Seite der Segen ist, da nur so all die Eindrücke aus fernen Zeiten überliefert werden konnten, soll nun der Stolperstein sein.
Literatur als flexibles, wandelbares Gut? Seh ich nicht und will ich auch nicht so sehen. Wenn in Huck Finn der Schwarze als Nigger bezeichnet wird, dann weil er damals ein Nigger war. Ändert man nun nur Begrifflichkeiten, wird im besten Falle die Geschichte geschliffen, im schlechtesten Falle Historie unverständlich, wenn sie durch Literatur beleuchtet wird.
Aber sowas wie Judenfürzle oder Negerkuss, da hängt doch nix dran außer Tradition. Und Tradition ist kein Grund irgendetwas aufrechtzuerhalten.
Ich für meinen Teil habe zum Beispiel schon sehr früh angefangen, mich mit Sprache zu beschäftigen. Und ich weiß, dass ich mich bei Negerkuss schon gefragt habe, warum das so heißt und das es eine sehr merkwürdige Gedankenkette ausgelöst hat. Ich habe es nicht als diskriminierend empfunden, aber als merkwürdig. Und ob ich da nun Schokokuss zu sage oder Negerkuss ändert für mein Denken sicher nichts, aber mein Herz hängt ganz sicher nicht daran, dass sich an solchen Begrifflichkeiten nichts ändert.
Nur der Logik halber:
Wenn doch "der Neger" nicht mehr "Neger" genannt werden will/soll...
... warum können/sollten wir dann den "Negerkuss" nicht weiterhin "Negerkuss" nennen? So wegen der Abgrenzung und so...
@Stefan G., Ick gloobe, der Logik kann ich ma so gar nich folgen... ?
@Uena, als staatl.gepr. Informatiker kann ich bestätigen: das ist keine Logik. Da ist irgendwo ein "nicht" zuviel.
@da]v[ax, obacht, hier wird nicht mit einer simplen Subjunktion operiert, sondern mit "Wenn - Warum nicht?". Sätze der Form "Wenn P, warum nicht Q?" haben grundsätzlich den Wahrheitswert "Is so, da machste nix"
Staatlich geprüfte Unlogik also. Ok, is so, da machste nix. *g*
@Uena, nixda Unlogik. Dreiwertige Logik mit den Wahrheitswerten "Is so, da machste nix", "Sag ich doch" und "Du spinnst wohl!". Macht sich prima bei Diskussionen ab etwa 1 Promille ^^