Fragen, die sich mir stellen
Montag, 20.1.2014, 22:35 > daMaxLaut einer - von mir ungeprüften - Statistik wird alle achtunddreißig Minuten eine Frau vergewaltigt. Schweden beispielsweise ist mit 45,5 Vergewaltigungen auf 100.000 Einwohner trauriger Spitzenreiter in Europa (andere Quellen sprechen sogar von 53 pro 100.000). Warum jedoch sind seit einigen Monaten plötzlich nur noch weiße europäische Vergewaltigungsopfer in Indien eine Nachricht wert Das fragen sich auch andere. Cui bono
Meine unausgegorene Theorie dazu: reine Panikmache. Ein Volk in Angst ist leichter zu beherrschen und der verlauste, dunkelhäutige, zurückgebliebene Inder gibt ein prima Feindbild ab. Außerdem lenken solche Stories prima von den tatsächlichen Problemen ab. Zu einfach gedacht Bei meinen Eltern funktioniert es zumindest schon mal.
Also ich kenne niemanden, der sich davon ablenken ließe, scheint mir einfach zu weit weg zu sein. Das Problem ist ja vielmehr, dass man leider kaum jemanden ablenken muss.
klar ist das willkommmene ablenkung; es garantiert neben dem "nutzeffekt" aber auch schlicht auflage/klicks, NSA & GroKo interessiert doch keinen schwanz. von einer "vorbereitenden auseinandersetzung" mit indien wie erwähnt in deinem link, halt ich allerdings für ne gewagte hypothese. und zu den statistiken; najanaja, da gehts auch um die definition von vergewaltigug; assange/schweden anyone? hattnwa doch schon dat thema. steht ja mehr oder weniger auch im TA-link, 13% der anzeigen landen tatsächlich & überhaupt vor gericht, reine rache-anzeigen sind nicht unbedingt ein mythos.
38 Minuten WELTWEIT? Das stimmt nie und nimmer. Das passiert sekündlich. Ständig. Überall.
Toll das Du das Thema ansprichst. Schade dass Du direkt von der eigentlichen Tragödie wieder ablenkst in dem Du zurück zu den Medien und der Panikmache zurück verbindest. Die Folge : hier wird wieder (nur) über Medien und die Ignoranz der eingeschlafenen Masse diskutiert.
Dabei gibts zu Vergewaltigung sooo viel zu sagen.
Nikola kam vor ein paar Wochen wieder aus Südafrika zurück, wo sie Ihre Projekte besucht hat. Dort: Katastrophe. Quasi kein Mädchen über zehn dort das sie getroffen hat, das NICHT vergewaltigt wurde. Viele auch drunter.
Indien: genauso furchtbar. Aber das ist doch riesig durch die Medien gegangen und hat etwas für indische Verhältnisse unerhörtes bewegt. Frauen stehen auf und zeigen ihre Wut!
Bei uns: schlimm genug. Ein Rechtssystem das mit Vergewaltigungen so unzureichend umgeht, dass nur 9% der Vergewaltigungen überhaupt zur Anzeige gebracht werden und Anwälte davon eher abraten. Hallo?! Anwälte raten den Opfern einer Straftat davon ab diese zur Anzeige zu bringen. In unter 10% der angezeigten Vergewaltigungen kommt es zu einer Verurteilung. 10% von 8% das heißt mit anderen Worten in Deutschland kann man straffrei vergewaltigen.
Aber was erwartet man auch in einen Land, das erst 1997 die Vergewaltigung innerhalb der Ehe unter Strafe gestellt hat?
PS wo nimmst Du das mit dem weißen Vergewaltigungsopfern her? Der Fall der riesig durch die Presse ging betraf doch eine Inderin??
Noch ein PS: wird in Schweden mehr vergewaltigt als sonst wo? Vielleicht sogar wegen der prostitutionsgesetzte dort? Ich denke nein. Im Gegenteil. Wenn man schaut wie wenig in Deutschland Vergewaltigung zur Anzeige gebracht wird darf man davon ausgehen, dass im gendergerechteren Schweden Opfer einfach mehr Selbstbewusstsein haben ihre Peiniger rechtlich zu belangen. Und das führt dann zu total falschen Rückschlüssen wie: dort wird am meisten vergewaltigt.
@anneloese(3): die 38 Minuten stehen in "Todesengel" von Andreas Eschbach. Da steht allerdings nicht, auf welches Gebiet sich das bezieht. Wahrscheinlich nur Deutschland... Wie gesagt: ich habe weder Zeit noch Möglichkeiten, das zu überprüfen. Mir ging's halt tatsächlich eher um die Medienschelte. Weil es halt so auffällig ist.
@anneloewe(4): ich meinte gerade die Dänin und eine Deutsche. Etwa vor einer Woche.
@anneloewe(5): yep, da wird wahrscheinlich mehr angezeigt.
PS: anstatt mein Blog zu lesen, hör lieber mal deinen AB ab und ruf mich zurück. Danke.
Hihi. Du ich war den ganzen Tag in Stuttgart
OT: eGK - Faz, Patientendaten aller Briten werden verkauft
Ach. Damit hätte ja NIEMAND ... Oh boy.
James, den Eimer bitte!
Der Effekt von @anneloese(5) könnte schon stimmen, man sollte aber auch den Fall von Julian Assange als Beispiel nehmen, dass der Begriff „Vergewaltigung” in Schweden deutlich weiter gefasst wird als in Deutschland.
Ich habe den Eindruck, hier machen es sich beide Seiten zu einfach: Bei Vergewaltigungen (oder sexuellem Missbrauch allgemein) ist es häufig so, dass es keine „Sach“beweise gibt, die ein Gericht anerkennen könnte (z.B. von Ärzten). Gründe dafür sind verschieden: Teils gibt es keine physischen Beweise (Sperma-Spuren sind z.B. nur ein Beweis für Geschlechtsverkehr, nicht aber für eine Vergewaltigung). Teils ist es für die Opfer schwer, nach der Tat direkt zu handeln (Rolle der Opfer in der Gesellschaft, Selbstbewusstsein der Opfer, Rechtssystem, Beziehung zum Täter, psychische Last, unangenehme…). So lange aber nur „Aussage gegen Aussage“ herrscht, kann (darf) ein Gericht den potentiellen Täter nicht verurteilen. Würde das Gericht das tun, wäre der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten” gebrochen, wir hätten also keinen Rechtsstaat mehr.
Letztlich ist das einer der Schwachpunkte unseres Rechtssystems: Wer keine nachprüfbaren Beweise erbringen kann, hat keine Chance.
@chris:ich gebe Dir zum Teil recht - die Sachlage mit den Beweisen ist schwierig, gleichwohl aber nicht so schwierig wie in Deutschland.
In USA wird beispielsweise wenn eine Vergewaltigung bei der Polizei zur Anklage kommt sofort eine weibliche Person (wenn es ein weibliches Opfer ist, was meistens der Fall ist) zur Befragung geholt. Dann gibt es dort einen rein weiblichen "police-squat", der ausschliesslich Vergewaligungsfälle untersucht und die Beweissicherung macht. Die sind speziell geschult und stehen der Frau zur Seite, gehen mit ihr zum Arzt usw und so fort.
Hier zeigt sich eine andere Gewichtung und das ist das entscheidende. Vergewaltugung wird als schwere Straftat gewertet, der, ähnlich wie bei Mordfällen, ein Spezialkomando nachgeht.
Bei und ist es ein "Kavaliersdelikt" an dem die Frau im Zweifel noch selbst schuld war, denn erstens war der Rock ja quasi ne Einladung und zweitens weiss man ja, dass Frauen eigentlich ja meinen wenn sie nein sagen.
Es liesse sich - ganz abgesehen von der schwierigen Beweislage - viel für Frauen tun um eine Gerichtsverhandlung weniger traumatisch zu gestalten und so die Schwelle vielleicht zu senken. Keine Gegenüberstellung von Opfer und Täter - keine erneute Befragung vor Gericht - allenfalls in kleinem Rahmen. Keine öffentlichen Verhandlungen bei Vergewaltigungen. Soziale Dienste, die den Opfern zur Seite stehen. Vorallem aber eines: eigentlich immer wird die "Glaubwürdigkeit" der Frau vor Gericht von der Gegenseite in Frage gestellt. Gerade wegen kleiner Ungereimtheiten durch die vielen verschiedenen Auusagen die bei der Polzei und im Gereicht gemacht werden müssen. Dabei weiss man inzwischen ganz genau, dass posttraumatische Belastungstörungen genau DAMIT einhergehen.
Ich muss sagen, die rein rechtliche Lage ist die einer Seite. Das Hauptproblem ist aber, dass man in Deutschland Vergewaltigung nicht besonders ernst nimmt und Männer, Männer, Männer bei der Polizei und in den Gerichten sitzen.