Re: Irland 2014 -> Lesen
Montag, 8.9.2014, 06:39 > daMaxMir gingen in Irland viele Dinge durch den Kopf. Ein paar davon landeten erst im Smartphone und jetzt eben auch hier. Technik, die begeistert[TM]. Wer nicht über Irland lesen, sondern lieber was davon sehen oder hören will, klickt entsprechend. Alle Bilder sind for your viewing pleasure anklickbar.
Generell
- "Die Iren" (wenn es sowas überhaupt gibt) sind ein absolut nettes, offenherziges, hilfsbereites, humorvolles und tiefenentspanntes Volk. Ich könnte Bände füllen mit den vielen kleinen Tipps, die ich im Laufe der Reise von diversen Gastgebern und anderen Wildfremden bekommen habe. Auch der wirklich großartige (wenn auch manchmal etwas gehässige) Humor der Inselbewohner ist eine Erwähnung wert. Wer schnell beleidigt ist, weil er Ziel eines milden Spotts wurde, sollte Irland meiden
- Smartphonebesitzern geht es in Irland prima: es gibt so gut wie überall freies Wi-Fi. Im Bus, im Café, im B&B, beim Bäcker ums Eck. Wer dennoch lieber sein "eigenes" Mobilnetz in der Tasche haben will, ist mit Three.ie bestens bedient. Für 20 Euro bekommt man eine Prepaid-SIM mit unlimited data(!) und kann dazu noch die 20 Euro vertelefonieren und versimsen.
- Apropos Smartphone: der Journey Planner von Transport for Ireland ist euer Freund. Der kennt echt alle Verbindungen. Manche der Verbindungen werden allerdings von privaten Anbietern bedient und sind z.T. deutlich teurer als die Bus Éireann Fahrten. Und wenn ihr schon am App-Installieren seid, packt gleich noch eine Verknüpfung zu CityLink dazu, die bieten recht günstige Expressverbindungen zwischen einigen Städten an. Wichtig: wer übers Netz bucht, spart viel Kohle! Das Ticket-Pdf kann auch einfach aufm Phone präsentiert werden, anstatt es lästig auszudrucken.
- Leider gibt es auch so gut wie überall Kameras. So ungefähr jeder Hauseingang hat sein eigenes CCTV. Ich habe keine Ahnung, ob diese allgegenwärtige Paranoia auf Irlands turbulente Vergangenheit zurückzuführen ist oder nicht, aber ich habe mich noch nie so beobachtet gefühlt wie dort.
- Hellhörigkeit, dein Name ist Bed & Breakfast.
- Die irische Küche ist leider genauso schlecht wie ihr Ruf, auch wenn Lonely Planet das Gegenteil behauptet. Ich will jetzt nicht hier in der Öffentlichkeit vom Leder ziehen, statt dessen habe ich nur die kulinarischen Highlights schriftlich festgehalten. Wer meine persönliche Meinung zur irischen Küche hören will, kann mich ja mal auf ein Smithwick's einladen
Killarney
- Ich bin ja eher ein Waldmensch und so war der Killarney National Forest für mich ein absolutes Highlight der Reise. Trotz Hochsaison sieht man hier streckenweise keine Menschenseele, dafür aber unglaubliche Baumriesen und fast unberührten Urwald. Ich bin 2 Tage lang durch den Park gestreift und konnte nicht genug davon bekommen.
- Ansonsten weiß ich von Killarney nicht allzu viel zu berichten. Ein kleiner Ort voller Restaurants, Pubs und Fahrradverleihen, die alle zufällig den gleichen Preis für die Bikes verlangen. Sie unterscheiden sich aber erheblich in der Qualität der Räder...
Aran Islands
- Inis More war das 2. große Highlight. Es gibt zwar nicht sonderlich viel zu sehen, aber die Stille, die man - ein bisschen Glück vorausgesetzt - auf diesen Inseln genießen kann, war alleine schon den Trip wert. Am ersten Abend latschten wir gemütlich am Hafen entlang, als uns der örtliche Radverleihtyp einen guten Abend wünschte und fragte, ob wir vielleicht ein Rad leihen wollten.
Wir so: "Nee danke, heute noch nicht, morgen aber first thing in the morning".
Er so: "Ach, wisst ihr, es ist so ein schöner Abend. Nehmt die Räder ruhig jetzt schon mit und bringt sie morgen Abend zurück. Dafür berechne ich euch nur einen Tag."
Wir so: "Yay!!"
Das gab uns die Gelegenheit, direkt nach dem Frühstück los zu radeln und so waren wir den ganzen Tag ahead of the pack: wir sahen Dún Aonghasa komplett verlassen (und gruselten uns vor einer in Deutschland undenkbaren völlig ungesicherten 200m Steilklippe), wir hinterließen die ersten Fußabdrücke des Tages auf diesem Strand, wir erreichten ein menschenleeres Inselende usw. Erst auf dem Rückweg mussten wir dann ständig Touritransportern ausweichen, aber das war zu verschmerzen. Abends wurden wir noch mit einem atemberaubenden Sternenhimmel inklusive Milchstrasse beschenkt. Hach.
- Aus der Kategorie "Frechheit siegt": wir saßen viel zu früh schon am Pier auf Inis Mor und warteten auf unsere Fähre. Es kam eine voller Touris an, die eigentlich leer zurückfahren wollte, allerdings 1.5 Stunden vor unserer geplanten Fähre. Ich also ein Crewmitglied gefragt, ob wir mit könnten. Das Ergebnis: eine Fähre für uns alleine.
Dublin
- Normalerweise bin ich gegenüber moderner Achitektur eher skeptisch eingestellt, aber was sich Dublin da hingestellt hat, finde ich teilweise fantastisch. In die harfenförmige Samuel-Beckett-Bridge habe ich mich spontan verliebt, den daneben stehenden schrägen Salzstreuer finde ich zum Piepen und eine Stadt, die ein Theater beherbergt, das aussieht wie zwei ineinander verkeilte Jawa-Sandcrawler, kann nicht ganz schlecht sein, oder?
- Rote Fußgängerampeln interessieren hier genau niemanden. Selbst Mütter schieben ihren Kinderwagen generell bei rot rüber, Schulkinder sind dementsprechend selbstverständliche Rotgänger und bis der Dubliner die Pubertät erreicht hat, sind rote Ampeln vollständig aus seinem Aufmerksamkeitsbereich verschwunden. I kinda like that.
- Die Buspreise sind mir ein absolutes Rätsel. Zwar gibt es offizielle Preise, wenn man die Tickets aber im Bus kauft, zahlt man immer irgendwas anderes. Meistens weniger
- Sehr leckeres Essen gab es bei Umi Falafel in der Dame Street, im Cedar Tree (das Falafel war zwar nicht so toll, aber das Schawarma war super) und bei Brother Hubbard.
- Ebenfalls sehr nett fand ich den Coffee Shop Simon's Place neben der George's Street Arcade. Guter Kaffee, leckere Zimtrollen.
- Die Gourmet Burger Kitchen im Temple Bar Bezirk gilt es zu vermeiden. Schlechte Burger für teures Geld. Eigentlich sollte man die gesamte Fleet Street vermeiden wenn man keinen Bock auf Mondpreise hat. Preislich wesentlich gesitteter geht es in der Dame Lane zu.
- Um das G Internet Café in der Upper Dorset St. würde ich in Zukunft einen großen Bogen machen. Nach 5 Minuten am Rechner und dem Ausdruck eines Blatt Papiers meinte der Tüp hinterm Tresen: "50 Cent. Ah... wait.. errm... you.. äääh... yeah u used my printing machine. That's a Euro then. For ink and so, y'know." Yeah, I know
Galway
- Falls ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs seid: verlasst euch NICHT auf Google. Fragt lieber die Busfahrer, ansonsten bekommt ihr schon mal einen längeren Rundtrip durch die gesamte Umgebung.
- Galway Hooker ist ein echt leckeres Bier. Bei der Gelegenheit habe ich gelernt, dass hooker ein Segelschiff ist. Ich kannte bisher nur die andere Bedeutung...
- Im Buon Appetito in der Abbeygate Street Upper gibt es leckere Lasagne und guten Lachs, die anderen Gerichte waren - leider irlandtypisch - eher so naja Kuriosität am Rande: in Irland wird Lasagne generell mit Pommes serviert.
Sligo
- A Casa Mia war das kulinarische Highlight der gesamten Reise. Echter Salat, super leckeres gegrilltes Gemüse, Spitzenkäse. Und dazu ein herrlicher Merlot sowie ein ebenso guter Chardonnay. Wer Sligo besucht, ohne hier einen Stop einzulegen, macht ganz klar etwas falsch.
- McGettigan's An Cruiscan Lan: Die Zimmer sind prima, es gab das beste Frühstück der gesamten Reise und Mrs. McGettigan ist herzallerliebst. Außerdem gab sie uns den Tipp mit A Casa Mia und allein schon aus Dankbarkeit würde ich jederzeit wieder dort übernachten.
- Ansonsten haben wir von Sligo leider nichts gesehen, weil wir nur einen Tag da waren und keine Lust hatten, bei dem Sauwetter vor die Tür zu gehen.
Monaghan
- Auf dem Weg von Sligo nach Monaghan mussten wir in Letterkenny umsteigen. Ein Wort der Warnung: betretet auf keinen Fall Mr. Chippie's Chip Shop! Dort gibt es das schlechteste Essen von ganz Irland, und das will was heißen.
- Monaghan hatte allerdings bis auf den eher unspektakulären Rossmore Park und ein paar Kühe genau gar nichts zu bieten und so fuhren wir weiter nach
Belfast
- Eine in großen Teilen leider furchtbar hässliche Stadt. Außerdem hat es den kompletten ersten Tag lang nur geregnet und das trug zu unserer eher trüben Stimmung bei
- Im Byblos kann man sehr sehr lecker libanesisch Essen, die Mishwa-Platte ist ein echter Geheimtipp.
- Das Alley Cat ist eine lustige Mischung aus Restaurant, abgefuckter Kneipe und Nightclub, in der Burgerliebhaber voll auf ihre Kosten kommen. Bierliebhaber auch, guckt euch diese Karte an. Von Fubar würde ich allerdings dringend abraten, da ist der Name nämlich Programm; ich habe noch nie ein SO ekliges Bier getrunken
- Am nächsten Tag waren wir dann im südlichen Teil Belfasts unterwegs und der versöhnte mich wieder ein bisschen mit der Stadt. Hier ist mehr Leben und weniger Kommerz unterwegs. So stolperten wir z.B. in Yellow Submarine rein, wo ich beim Blättern in einer Kiste voller 80s Singles diese beiden Perlen fand.
- Weiter ging's in den hübschen Botanical Garden (The Tropical Ravine ist einen Besuch wert!), wo uns sogar das Wetter hold war und wir nach langer Zeit zum ersten Mal wieder die Sonne sahen. Dort befindet sich auch das etwas wirre Ulster-Museum, dessen WiFi sogar schon meine neue URL gesperrt hat. Ich sach nur Internet Radio and TV FTW!
- Anschließend wurden wir unsere letzten Pounds im French Village für ein paar leckere Sandwiches los und hatten so insgesamt dann doch einen recht versöhnlichen Abschluss eines kurzen Belfastaufenthalts.
(Disclaimer: auch wenn sich das hier vielleicht streckenweise liest wie ein Werbeartikel, für keinen der Links habe ich Geld oder Vergünstigungen bekommen. Die beschriebenen Einrichtungen haben mir einfach tatsächlich gefallen.)
Danke für die zeitnahen Tips. In 13 Tagen geht mein Flieger
Falls das "[...] 10 (20?) Euro [...]" eine Frage war: Wir hatten (auch) eine 20 Euro prepaid SIM mit unlimited data von Three und ich habe 17 der 20 Euro vertelefoniert und wir konnten immernoch ins Internet und das Google-Maps Navi am Mobiltelefon verwenden.
@Stefan G.: freut mich
@jule_: ja das war eine Frage. Danke, wird korrigiert.
Danke, Max! War bisher nur mehrmals in Dublin und einmal Killarney als Start und Endpunkt des Kerry Way. Hat jetzt sehr dazu motiviert da mal wieder hinzufliegen und mehr vom Land zu sehen. Und ja, die Gegend um Killarney ist wirklich großartig!
Toller Bericht, gute Tipps!