Glotztipp: Das Ende des Zufalls - Die Macht der Algorithmen (update)
Donnerstag, 19.2.2015, 21:01 > daMaxAuf 3sat läuft gerade eine super interessante Doku über Big Data und was man damit anstellen kann. Bietet für Kenner der Materie sicher nichts Neues, der interessierte Laie bekommt allerdings eine gute Idee davon, was hinter Big Data steckt.
3sat: Das Ende des Zufalls - Die Macht der Algorithmen
An Big Data sind viele interessiert
Wissenschaftler analysieren diese Datenmengen gezielt, um aus der Vergangenheit die Zukunft zu berechnen. Predictive Analytics - vorausschauende Analyse - nennen sie ihr Fachgebiet. Es gibt inzwischen Programme, die vorhersagen wie wir wahrscheinlich handeln und welche Vorlieben wir haben. Und: An diesem Wissen sind viele interessiert. Denn: Je präziser die Algorithmen werden, desto eher lassen sich Gewinne maximieren, Risiken minimieren, Epidemien vermeiden, Sicherheit gewährleisten und Konflikte voraussagen. Oder nicht? Welchen Preis muss eine von Algorithmen gesteuerte Gesellschaft zahlen? Der Traum einer vollständig berechenbaren Zukunft, in der es keine Katastrophen, Kriege und Epidemien gibt, könnte leicht umschlagen in den Alptraum eines allwissenden Überwachungsstaates.
Noch 14 Tage in der Mediathek, und danach müsst ihr halt selbst Medienkompetenz beweisen
PS: jetzt kommt direkt noch Scobel zum gleichen Thema, aber das spare ich mir mal.
Update: topaktuell: Nordrhein-Westfalen veröffentlicht Ausschreibung für Vorhersagesoftware, als Start gilt der 29. April
;-))
Auch BigData : http://www.tylervigen.com/
@Juttipat: yeah, die sind total super
Zum Update:
hübsches Wunschdenken *lol*
Habs noch nicht gesehen, aber lass mich mal raten: Wenn eine aufgrund von Algorithmen berechnete Gesellschaft funktionieren soll, dann muss sich der Einzelne entsprechend den Prämissen verhalten auf denen diese Algorithmen basieren. Tut er das nicht, ist das abweichendes verhalten, was schon in kleinem Umfang Vorhersagen unmöglich macht. es gilt also, abweichendes Verhalten zunehmend zu eliminieren. Richtig?
In der Schule meines Sohnes hat gestern ein Unternehmen die auch Headhunting, Coaching und Unternehmensberatung betreiben, ein Potentialanalyse der Kinder vorgenommen. Komplettes Program mit zieldefinierten Gruppenspielen, Kognition- und Lerntests. Dabei wurden alle Schüler von 2 Betreuern pro Klasse den ganzen Tag beobachtet und einzeln beurteilt. Läuft gerade NRW-weit.
Die Ergebnisse wurden am frühen Nachmittag mit den Eltern besprochen, die sich mal eben frei nehmen konnten (wie wir). Ich habe nicht erfahren, was ich nicht schon seit Jahren von meinem geliebten Sohn weiß. Aber die Regierung hat einiges über Trends und Tendenzen ihrer jüngsten Generation erfahren.
Scobel war auch enttäuschend, obwohl die Gäste, besonders Frank Rieger, nicht so schlecht waren. Auch die Einspieler waren ok. Es war dennoch wie eine Diskussion im Elfenbeinturm. Keine Philosophische und nur wenig rechtliche Betrachtung.
Rieger hat wenigstens Netzneutralität angesprochen, Tipps gegeben und die Überwachung mit Angst der Mächtigen vor Aufständen erklärt.
Wer sich auskennt fand nichts Neues. Wer sich nicht auskennt ist (nachweislich!) eingeschlafen.
@ninja: wot? 'potentialanalyse'?!? wer hat diese nummer den überhaupt angeleiert? und unter welchen rechtlichen vorausetzungen? mit welchem ziel? oder vielmehr; was ist euch als eltern erzählt worden? (mir dreht sich mal wieder alles).
@6. DasKleineTeilchen: Das Ganze läuft im Auftrag der NRW-Regierung. D.h., da macht jemand hinreichend Lobbyarbeit bis ein paar Beamte sagen, "Ja, hört sich nach ner guten Idee an." Ein Minister ordnet das an, alle finden sich toll und private Unternehmen (meist die der Lobbygruppe) werden damit beauftragt. Warum das Ganze? Hatte ich erwähnt, dass das Unternehmen dafür aus Steuergeldern 100€/Schüler bekommt? Die selbst entwickelten Testverfahren und Algorithmen sind natürlich nirgends einsehbar - wahrscheinlich Betriebsgeheimnis, auch die Modelle, die allem zugrunde liegen.
Rechtlich ist wohl alles einwandfrei (die Gesetze werden entsprechend angepasst oder ausgelegt).
Durchgeführt wurde das Ganze von talentbrücke.de. Einfach mal eine halbe Stunde recherchieren wo die herkommen. Wäre nicht verwundert, wenn da ab der dritten Ebene Bertelsmann oder ein neoliberaler Think-Tank auftaucht.
Gesprochen haben wir mit einem durchaus sympathischen jungen Kerl (irgendwas mit Dipl. soz. oder psych.) der mit einem Kollegen für die komplette Klasse zuständig war. Im Fragebogen wurden alle Ergebnisse durchaus lobend ausgelegt (hört man als Eltern ja gern). Lobe konnte der richtig gut, da können sich die Lehrer noch was von abschauen. Zum Abschluss gabs noch einen Bewertungsbogen für die Eltern in denen sie ihre (Multiple-Choice-) Meinung über den Test ankreuzen und in einen Pappkasten im Treppenhaus werfen durften.
Immerhin hatten die Kids ihren Spaß und einen Tag in Teamarbeit, an dem vielleicht einmal mehr zur Teambildung im Klassenverband beigetragen wurde als in den letzten vier Jahren im regulären Unterricht.
@ninjaturkey: Richtig geraten!
Wer sich systemkonform verhält ist berechenbar und damit kontrollierbar.
Wer sich unberechenbar verhält - wie eines der beiden Versuchskaninchen in der Reportage - der wird sich in Zukunft "freiwillig" der Norm anpassen, denn andernfalls macht er sich natürlich hochgradig raubmordkopiererkiopoterrorismus verdächtig...