Kölner Kleingeld
Mittwoch, 3.2.2016, 09:07 > daMaxEines der unverständlichsten Dinge an Köln ist die Tatsache, dass sämtliche Ticketautomaten der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) ausschließlich Münzen und Chipkarten als Zahlungsmittel akzeptieren. Das ist dermaßen rückständig, es ist zum Heulen und man sieht dementsprechend auch ständig Touris leicht verzweifelt und kopfschüttelnd vor diesen Maschinen stehen. Und wenn ich jetzt sowas lese:
Die Politik lehnt Geldwechselautomaten an den KVB-Haltestellen in der Innenstadt ab. Die regulären Automaten funktionieren aber weiterhin nur mit Münzen.
dann kann ich echt nur sagen WTF?! Wer aus dieser "Politik" verdient sich eigentlich an den Chipkarten eine goldene Nase?
@Max
Ganz einfach: Vielen (mächtigen) Playern (Regierungen, Behörden, Banken, Handel) ist Bargeld ein Dorn im Auge. Unter vielerlei Vorwänden und übertriebenen Bedrohungsszenarien wird immer aggressiver versucht, das Bargeld zurückzudrängen und am Ende ganz abzuschaffen.
Jüngstes Beispiel:
http://spiegel.de/article.do?id=1075338
Man beachte Folgendes:
- Es soll nicht mehr nur ein Identifizierungszwang ab bestimmten Grenzen gelten (derzeit Ausweis vorlegen und kopieren lassen ab 15.000 €; Absenkung auf 10.000 € oder 7.500 € demnächst).
- Es sollen Barzahlungen ab 5.000 € KOMPLETT verboten werden, also nicht nur anonyme Barzahlungen, sondern selbst mit Identifizierung soll keine Barzahlung über 5.000 € mehr erlaubt sein.
- Begründung wie immer: Terrorismus und Organisierte Kriminalität. Auf dem Schwarzmarkt werden solche Obergrenzen aber nicht eingehalten. Neben Euro-Banknoten stehen ausländische Währungen zur Verfügung, dazu alternative Tauschmittel wie Zigaretten, Alkohol, Edelmetalle, Edelsteine und Co. Maßnahme trifft also wie immer vor allem die 99 % an unbescholtenen Bürgern.
- Übrigens: Korruption, Geldwäsche, Steuervermeidung usw. usf. funktionieren schon lange ohne Bargeld. Die bisherige Geldwäschebekämpfung hat so gut wie nichts gebracht, außer zahllose Menschen unter Verdacht zu setzen. Die Zahl der rechtskräftigen Verurteilungen liegt seit Einführung des Geldwäschegesetzes konstant im sehr niedrigen Bereich. Keine große Wirkung feststellbar, außer wie so oft Massenüberwachung von allem und jedem.
Nachtrag:
Bevor jetzt jemand meint, 5.000 € seien ja nicht schlimm, weil das meiste an täglichen Zahlungen eh darunter liegt. Ja, das stimmt, NOCH! Die Salamitaktik wird auch hier gnadenlos angewandt. Schnell steht das Limit dann bei 1.000 € wie in Frankreich, Italien und einigen anderen europäischen Ländern. Und am Ende ist alles über 50 € in bar verdächtig und verboten. Die Datenhändler, Datenmissbraucher, Negativzinserheber und Bankrun-Abschaffer freuen sich über alle, die in die Anti-Bargeld-Stimmung einsteigen.
Ich finde es gut, wenn Bargeld eingeschränkt und abgeschafft wird. Endlich können wir Negativzinsen auf die Geldeinlagen der Bürger erheben, ohne dass diese sich dem durch Barabhebungen oder gar einen richtigen Bankrun entziehen können.
Handel und Banken sparen die Kosten für Bargeldlogistik ein und können noch mehr Gebühren mit elektronischen Zahlungen verdienen. Die diversen Dienstleister (vor allem aus dem IT-Bereich) sind gerne bereit, noch mehr Umsatz mit der elektronischen Zahlungsinfrastruktur zu generieren.
Und der Staat kann endlich jeden Bürger lückenlos überwachen/kontrollieren (follow the money). In einer Zeit, in der fast jede Handlung des täglichen Lebens mit einer Zahlungstransaktion einhergeht, kann der Staat die soziale Kontrolle perfektionieren. Natürlich sind in Krisenzeiten Sonderabgaben durch jeden Bürger zu leisten. Ohne Bargeld kann niemand sein Erspartes "retten". Die Sondergabe(n) wird/werden einfach abgebucht. Widerstand ist zwecklos.
Das Sahnehäubchen für den Staat ist die Option, die wirtschaftliche Existenz von unliebsamen kritischen Dissidenten mit einem Knopfdruck zu vernichten. Konto gesperrt ("aus Sicherheitsgründen", "für 30 Tage") und schon ist das Leben eines Oppositionellen nachhaltig ruiniert, ganz ohne Anklage, Prozess und Urteil.
Ich finde, das sind rosige Aussichten für alle, die mehr Macht und Kontrolle über die Bürger haben und deren Erspartes auspressen wollen.
Ich verstehe damax so, dass die Automaten keine Scheine annehmen (ist mir in Köln auch schon mal aufgefallen).
Und das ist eine Schande, da (aktuelle) Kassiertechnik hinter den Automaten, das ohne Probleme könnte.
Achtet z.B. mal auf Automaten die Scheine als Wechselgeld zurückgeben.
Kostet natürlich etwas mehr als die chinesische Billigvariante. Dafür kann sich der KVB dann ein paar Kontrolleure einsparen, die ungewollten Schwarzfahrer abzugreifen