Longread: How To Have Difficult Conversations
Samstag, 17.7.2021, 11:34 > daMaxSchon seit geraumer Zeit geht mir vieles unserer aktuellen "Diskussionskultur" massiv auf den Senkel, genauer gesagt eigentlich die Abwesenheit einer solchen. Nun wurde ich gerade mal wieder gecancelled und da trifft es sich fast schon zu gut, dass der wöchentliche Shirk Report von TwistedSifter mir diesen langen Artikel ins Haus spülte: How To Have Difficult Conversations.
Ausgehend von einem Podcast über "Cancel Culture" schreibt sich Charlie Warzel sein Leid von der Seele und wenn ihr dieses Wochenende noch nichts besseres zu tun habt, lest das mal in Ruhe. Ein kurzes Zitat:
Listening to this conversation in sequence helped clarify how incredibly difficult it is to have substantive, meaningful, and generative conversations on heavy topics with deep personal, political, cultural, and historical resonance. At one point while listening, I found myself feeling overwhelmed by the complexity of the language we use to make sense of our place in the world and to exclude others from it. For a moment, I felt a deep sense of despair — how is it even possible for us to have difficult conversations?
Mir gefällt seine unsichere und selbstkritische Art sehr. Noch ein kleines Zitat:
The internet and our myriad media ecosystems have expanded the breadth of conversations and the number of participants but have managed to flatten a lot of our language. In politics especially, we lean on buzzwords and fuzzy terminology as stand-ins for sprawling complex debates, and once those words — like, say, Cancel Culture — become big enough, we’re incentivized, especially in media to use them more often. They make for great headlines and good search engine optimization. I am guilty of this myself.
Vielleicht hört ihr euch auch den ganzen Podcast an (ich habe das noch nicht getan) und wenn ihr dann noch Zeit und Lust habt, erzählt mir doch mal eure Meinung zum Internet, zu Twitter, Insta, Facebook, TikTok, filterbubblefördernden Algorithmen, zur seltsamen aktuellen "Diskussionskultur" (die ich echt nur noch in Anführungszeichen setzen kann), zum Universum und dem Rest.
PS: Blogs waren mal eine Möglichkeit, sich miteinander zu bestimmten Themen zu unterhalten und hier findet sowas auch tatsächlich hin und wieder noch statt, aber der Großteil der Kommentatoren in den wenigen noch verbleibenden Blogs nutzt die Kommentarfunktion nur noch um entweder die eigene Agenda zu pushen (egal ob es zum Thema passt oder nicht), oder um Einmalstatements loszuwerden, ohne auch nur im Mindesten an einer Diskussion interessiert zu sein. Schade.
Irgendwie ist gerade alles Scheiße, oder ich werde einfach nur alt und komme mit den neuen Zeiten nicht klar.
Das ganze tolle neue Internet ist total im Arsch. Der Staat will immer mehr Daten von uns - die Konzerne sowieso. Da habe ich keinen Bock mehr drauf. Letztes Jahr habe ich das Fediverse entdeckt (https://de.wikipedia.org/wiki/Fediverse) - quasi freie, dezentrale Clone von Facebook, Twitter etc. Ich habe mir auf einem Raspberry eine Friendica-Instanz (quasi Facebook) erstellt und fühle mich da sehr wohl. Das Klima dort ist sehr freundlich und respektvoll - bis auf die wenigen Idioten, die Du überall hast.
Generell versuche ich seit ein paar Jahren alle Dienste (Cloud, Kalender, etc.) selber zu hosten. Kurz vor meinem Abschied von Whatsapp habe ich einen XMPP-Server erstellt, der von meinem direkten Umfeld sogar sehr gut angenommen wird. Vorgestern habe ich mir NetGuard aufs Android-Telefon installiert und Google ausgesperrt. Mich kotzt dieses Mainstream-Internet einfach nur noch an.
@Marc:
Yep, herzlich willkommen in meiner Welt.
Interessant. Wobei ich im Moment selber immer noch ganz happy damit bin, eben *nicht* so viel im Internet unterwegs zu sein. Mein so ziemlich einziges Sozialmedium ist Signal und naja.... da sind ja eh meine RL-Freunde drin.
Ganz so krass bin ich nicht unterwegs, zumal ich Google-Dienste ja durchaus nutze (zB für Google Maps sehe ich keine brauchbare Alternative). Ich habe mir vor einiger Zeit TrackerControl auf mein Android gepackt, seitdem ist das Internet allerdings noch kaputter als eh schon Viele Dinge wie Amazon.com oder Cloudfront muss man im Browser halt erlauben, sonst geht gar nix mehr. Aber selbst dann geht vieles nicht mehr, Stuttgarter-Nachrichten zum Beispiel kann ich aufm Handy nicht lesen, weil jeder Artikel nach dem ersten Absatz endet. Warum? Wat wees ikke.
Ich bin da voll bei dir. Natürlich merke ich, dass ich mich durch zB meine Facebook- und WhatsApp-Verweigerung de facto von meinen Freunden isoliere und oft einfach nicht so an ihrem Leben teilhabe, wie sie untereinander. Aber tja, dann muss ich eben öfter mal ne Party schmeißen, um in Kontakt zu bleiben Allerdings hat mir die letzte Party deutlich vor Augen geführt, wie "anders" ich inzwischen bin... ich mache zB immer noch keine Selfies, wohingegen ich das Gefühl habe, viele meiner Freunde/Freindinnen machen fast ausschließlich Selfies mit dem Rest der Welt als Backdrop. Das ist eine Art von Narzissmus, die mir echt bis heute irgendwie fremd ist.
@daMax: Möchtest du denn eine Alternative zu Google Maps haben? Auf dem Smartphone kann ich OsmAnd empfehlen. Auf dem Desktop genügt mir meist OpenStreetmap. Wenn ich Interesse an Details habe, dann irgendwelche anderen Darstellungen von OpenStreetmap.
Google Maps verwende ich nur ganz selten, z.B. wenn ich in fremden Ländern mit Öffis voran kommen will und die Webseiten der Öffis dort schlecht sind, beispielsweise indem sie mir keine durchgängige Verbindungen über reale oder imaginäre Grenzen bieten.
@Chris: Hi Chris. Ich hatte OsmAnd tatsächlich anfangs auch auf dem Telefon, aber zum einen sind mir die OSM-Karten echt zu unübersichtlich, zum anderen war OsmAnd zumindest damals nicht in der Lage, mich inlusive Sprachausgabe zu navigieren, und das brauche ich im Auto halt ständig. Eigentlich ist die Navifunktion das, wofür ich Maps hauptsächlich verwende. Und, um z.B. Telefonnummern von Läden zu finden, denn das geht inzwischen bei Maps am Schnellsten (finde ich).