Krieg in der Ukraine
Freitag, 25.2.2022, 07:22 > daMaxLeute, ich weiß gerade wirklich nicht so richtig, wie ich mit der aktuellen Situation umgehen soll. Ich kann angesichts eines Krieges mitten in Europa nicht einfach so weitermachen als wäre nix. Ich kann mich aber auch nicht sinnvoll zu der Lage äußern, weil ich einfach überhaupt keine Ahnung von der ganzen Situation habe. Alles, was ich sagen kann, ist: Soldaten sind Mörder und Krieg ist Scheiße. Da bin ich mir sicher. Außerdem kann ich mir die Gedanken anderer Leute dazu oder auch Diskussionen in Blogs dazu anhören bzw. durchlesen. Das ändert allerdings nichts an meiner völligen Ratlosigkeit (da wird höchstens meine Wut geschürt durch Aussagen wie "Der Stärkere nimmt sich halt, was er will, ne? Isso.", aber ich diskutiere da nicht mit).
Ich halte so Nummern wie das Anstrahlen irgendwelcher öffentlicher Gebäude in blau-gelb zwar für völlig sinnlos, aber wenn selbst der WDR soweit geht, die Karnevalsmusik angesichts eines aktuellen Kriegsgeschehens zu stoppen, dann komme ich mir einfach ein bisschen daneben vor, wenn hier noch Jimmy und Arnie rumblödeln. Und ein blau-gelbes Logo stört zwar mein ästhetisches Empfinden, tut aber nicht weiter weh und was besseres fällt mir halt auch nicht ein
Das wollte ich nur mal loswerden.
Update: die Schweiz bleibt sich treu. , Update 1.3.2022: nein, jetzt machen sie doch mit bei den Sanktionen.
Update: ein paar Meinungen:
- Samira El Ouassil: Der Maskierte
- Sascha Lobo: Wie Putin mit Desinformation Politik macht
- Kraftfuttermischwerk: Ukraine
Nimm Burks und Tammo mit in das Bewerten der Situation hinein.
Burks
"Wenn Krieg zwischen kapitalistischen Staaten herrscht, kann und sollte man keine Partei ergreifen."
Selber hatte ich schwer erwartet und gehofft, dass Putin (noch) nicht angreifen lässt, sondern seinen Aufmarsch an der ukrainischen Grenze als politisches und wirtschaftliches Druckmittel möglichst lange offen hält und insgeheim auf lange Sicht tatsächlich darauf verzichtet hätte.
Derzeit bleibt nur anzunehmen, dass dieses Zurückholen der Ukraine in den ehemals sowjetischen Verbund das Ende der russischen Aggression bleibt. Damit bleibt die Ukraine weiter instabil und Russland hat bis auf weiteres verhindert, dass bis auf Belarus dort ein weiteres Stück westlich protegierten Raums an der eigenen Grenze entsteht.
Bleibt zu hoffen, dass sich die einfachen Menschen aller Seiten trotzdem weitestgehend nicht auf Nationalismen herunter zwingen lassen und damit der Hass die Barriere in den Köpfen bildet und damit für die Zukunft schon die nächsten Konfliktpunkte setzt.
So wirklich populär ist dieser Krieg auch bei den meisten Russen nicht, trifft er doch ein explizites "Brudervolk".
@Siewurdengelesen: "Wenn Krieg zwischen kapitalistischen Staaten herrscht, kann und sollte man keine Partei ergreifen."
Sorry, aber das ist doch auch irgendwie albern. Wenn zwischen zwei kommunistischen Staaten Krieg herrscht, soll man dann für einen Partei ergreifen? Welcher Staat ist heute denn nicht kapitalistisch? Und überhaupt... nee, das ist mir zu simpel. Ich ergreife Partei für die Ukraine einfach nur, weil sie gerade von einem absolut übermächtigen Gegner überfallen wurde. Und der Sinn dahinter will sich mir immer noch nicht erschließen. Außer vielleicht, dass Herr Putin sich jetzt einen darauf runterholen kann, wie er die Welt vorführt und zum von ihm und seinen Staatstrollen bereits geschaffenen Chaos in der westlichen Welt jetzt auch noch einen Krieg über die Welt hereinbrechen lassen konnte. Wo soll das Enden? Holt er sich danach Estland? Polen? Will er einen Nuklearkrieg starten? What the actual fuck?!
Ja, ich werde moralisch und sage: Putin ist hier der Böse. Ohne Wenn und Aber, as simple as that.
Ich war vor zwei Jahren für etwa eineinhalb Monate in der Ukraine, habe das Land und die Leute kennengelernt und natürlich auch Freundschaften geschlossen.
Gestern Abend rief ich einen Freund in Odessa an, um ihm - ohne vorherige Rückfrage bei der Familie - anzubieten, dass er im Haus meiner Eltern in Deutschland wohnen könne, wenn er es noch bis über die Grenze schafft.
Als ich ihn anrief, war er schon in einem rappelvollen Minibus Richtung rumänischer Grenze unterwegs. Sie sammelten auf der Straße weitere Flüchtlinge ein, mussten immer wieder um rationiertes Benzin feilschen und kamen nach einer langen Fahrt endlich in Rumänien an. "We felt so happy to set foot in the European Union" schrieb er mir heute Morgen.
Er ist jetzt die dritte Generation seiner Familie, die fliehen muss. Seine (Ur-)Großeltern versteckten sich vor den Nazis, weil sie Juden waren. Seine Eltern flohen aus der Sowjetunion nach Israel. Er zog dann in die Ukraine, weil er den ständigen Raketenbeschuss in Israel satt hatte und im friedlichen Europa leben und studieren wollte, bis er gestern vor dem russischen Angriff fliehen musste.
Krasse Geschichte, aber in all den Staaten, die das Unglück haben, zwischen Deutschland und Russland zu liegen, findet man solche Familiengeschichten an jeder Ecke.
Es gibt in Deutschland und im Interweb genügend Leute, die die Ukraine (und Russland) gut kennen. Sich mit denen auf einen Plausch zu treffen und einfach mal zuzuhören, ist wahrscheinlich zielführender, als Artikel von Menschen zu lesen, die noch nie dort waren und immer gleich eine mit vielen Schlagworten gespickte Lösung bereit haben.
Auf meinen Reisen mache ich es immer so: Ich lese mich vorher breit ein, damit man mich nicht komplett verarschen kann, und dann treffe ich mich mit allen und jedem, von links bis rechts, von jung bis alt, von schlau bis doof, von Westukraine bis Donbass, und höre einfach zu. Ich frage nach, um zu verstehen, aber nicht um zu diskutieren. Wer streiten oder überzeugen will, lernt nichts Neues. Nach ein paar Wochen ergibt das dann ein Gesamtbild, woraus meine Artikel entstehen. (Wobei meine großen Kiew- und Odessa-Artikel leider noch immer nicht fertig, und jetzt natürlich überholt sind. Ich werde mich trotzdem demnächst mal wieder dran setzen.)
Zum Einlesen würde ich bei so komplexen Themen Bücher vorziehen. Die sind meist profunder als das ganze tagesaktuelle Hickhack. Und es kommentiert nicht ständig jemand dazwischen.
Ich habe eine kleine Liste zusammengestellt, aber wirklich absolut zufällig und unvollständig: https://andreas-moser.blog/2022/02/23/bucherliste-ukraine/
@daMax:
Ach Max - klassischer Fall eines nonverbalen Mißverständnisses?
Die Ukraine hält doch letztlich nur den Allerwertesten hin im Vormachtstreben Russlands einerseits und des Westens andererseits. Das Putin jetzt hier das A....loch ist, steht wie gesagt außer Frage und die Bevölkerung der Ukraine hat auch meine volle Solidarität in diesem Krieg, der da auf ihrem Buckel ausgetragen wird.
In der Sache ist das ein Krieg wie der im Irak oder wo auch immer. Was nach dem indirekten Krieg von USA und Russland in Syrien hier neu und hochriskant ist, ist das direkte Aufeinanderprallen der beiden Großmächte Russland und USA, wenn es wirklich zu einem Überfall auf ein NATO-Mitglied kommt. Deswegen ist Krieg für die, welche es betrifft, in der Ukraine genauso beschissen wie überall.
Was "Putin" wirklich will, weiß ich nicht. Der weiß halt nur, dass ihm im Grunde keiner etwas kann und das nutzt er aus im Interesse seines Kapitals.
Kommunistische und sozialistische Staaten haben meines Wissens bisher keinen Angriffskrieg gegen andere Staaten vom Zaun gebrochen.
So zum besseren Verstehen meiner Sicht vielleicht noch dieses Statement des VVN-BdA.
Wer möchte, kann auch Menschen, die aus der Ukraine flüchten, Unterkunft anbieten: https://elinor.network/gastfreundschaft-ukraine/
In meiner Stadt hat der Oberbürgermeister (von dem ich sonst nicht so viel halte) heute bei einer Demo gesprochen und dabei sinngemäß folgendes gesagt, was wir hier in Deutschland tun können:
1. Aufpassen, dass wir Putin nicht mit „den Russen“ gleichsetzen, also nicht die Bevölkerung seines Landes verteufeln.
2. Aufmerksam sein und ggf. Fake News entdecken und mit Bekannten, die Verbindungen nach Russland und Ukraine haben reden.
3. Demonstrieren. Für die Bevölkerung von Ukraine und Russland! Für Ukraine aus Solidarität. Und für die Bevölkerung in Russland um ihnen den Rücken zu stärken für Demonstrationen gegen Putin. Davon gibt es nämlich Einige! Der Rückhalt für Putin, das Brudervolk anzugreifen, ist wohl bei weitem nicht so groß wie z.B. damals bei der Krim.
4. Menschen aufnehmen (siehe Link oben).