Neues von der Abmahnfront (45)
Donnerstag, 6.10.2022, 19:02 > daMaxIst schon ne ganze Weile her, dass ich von einer aktuellen Abmahnwelle gehört habe, aber gerade flatterte mir folgendes in die Inbox (ich habe ein paar verfänglichere Dinge rausge***t, wegen Abmahnungen und so, ihr versteht):
Hallo zusammen,
weil es meine Webseite zu Hitradio Germany (hitradiogermany.net) betroffen hat. Die wichtige Info zuerst: Deaktiviert lieber Google Fonts - egal ob WordPress oder woanders. Spart aktuell Nerven…
Aktuell ist ein *** Anwalt (*** ***, ***) mit *** Mandantschaft „*** ***“ (*** ***, ***) unterwegs und stellt Briefe aus, weil Google Fonts IP-Adressen in die USA schickt und deswegen auf Persönlichkeitsrechtsverletzung klagt.
Die Namen sind bereits schon in zahlreichen Berichten und Online-Blogs unterwegs, deswegen hier auch klar genannt.
Ich sollte 170€ zahlen, um das Verfahren einzustellen. Natürlich mache ich das nicht, denn das ist alles scheinbar rechtsmissbräuchlich, was da läuft.
Hat von Euch auch jemand solch einen Brief erhalten? Anscheinend sollen dutzend-tausende Webseiten betroffen sein. Selbst das „kleine“ Hitradio Germany, dessen Homepage man nur über Google findet, wenn man auch wirklich „Hitradio Germany“ eintipp...
Wisster Bescheid. Macht Google-Fonts aus euren Websites oder bindet sie vom eigenen Server ein. Für ganz eilige WordPress-User gibt's dieses kleine Plugin.
Heißen Dank. Ein Schnelltest hat ergeben, dass meine Frakturschrift im Header eine extern nachladende ist. Jetzt ist da eine Garamond. Nun ja. Aber better safe than pay.
@Stefan R.: solchen Typen muss man es ja nicht zu leicht machen 👍
@daMax: Gottogottogottogott!
Er hat Tüpen mit Ypsilon geschrieben.
Schande über ihn!
Steinigt ihn!
Vierteilt ihn!
OK. Das letzte ist zu hart...
@JoyntSoft: ja bin ich vielleicht Ronny?
@daMax: Ich finds nich (weil ich nich danach suche), aber Du selbst hast mal geschrieben, Tüp nur echt mit Ü"
@JoyntSoft: das hatte ich von Ronny übernommen und ja, dann irgendwann vergessen bzw. wegen akuter Dauerschleifengefahr bleiben gelassen und dann vergessen. Du bist echt schon länger dabei, ne? Freut mich
@Stefan R.: Ich fürchte allerdings, bei Blogspot hast du - wenn es dumm läuft - mit Google-Analytics gleich noch die nächste Abmahnfalle im Haus. Du solltest dich dringend mal ein bisschen in die Thematik einlesen, denn das kann echt lästig werden...
Ich weiß, ich wiederhole mich aber: selber hosten ist nicht ganz verkehrt und auch nicht ganz so schlimm kompliziert. Falls gewünscht gebe ich gerne Tipps per Mail oder auch am Telefon.
Zum rechtlichen Hintergrund:
https://www.golem.de/news/landgericht-muenchen-einbindung-von-google-fonts-ist-rechtswidrig-2202-162826.html
Disclaimer: Ich bin kein Jurist.
Um auf Nummer sicher zu gehen empfehle ich allen Webseitenbetreibern, Inhalte von externen Webseiten ausschließlich nach Bestätigung durch Nutzer*innen nachzuladen. Das war übrigens schon seit Jahrzehnten die gängige rechtliche Empfehlung, nur Verstöße dagegen wurden selten bis nie geahndet.
@Chris: Das Urteil - https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2022-N-612?hl=true - zeigt, dass es billiger sein kann, die Abmahnung zu ignorieren und das Gerichtsurteil abzuwarten. 100 Euro statt 170 Euro.
Mit Anerkenntnis- oder Versäumnisurteil kommt man vielleicht sogar noch inklusive Gerichtskosten billiger weg.
Die Formulierung in der E-Mail "170 Euro zahlen, um das Verfahren einzustellen" deutet auf eine übergroße Furcht vor Abmahnschreiben hin. Eine Abmahnung eröffnet überhaupt kein "Verfahren". Sie ist ein freundlicher Vorschlag. Darauf kann man eingehen, man kann dagegen argumentieren, oder man kann es einfach ignorieren.
Der einzige prozessuale Zweck der Abmahnung ist es, dem späteren Beklagten den Rekurs auf § 93 ZPO zu verweigern und so als Kläger nicht in eine Kostenfalle zu laufen. Aber weder gibt es einen Automatismus, dass man beim Ignorieren einer Abmahnung verklagt wird, noch dass man ohne Abmahnung nicht verklagt wird.
Aber Rechtsanwälte können nicht einfach Briefe in die Welt schicken und Forderungen kreieren.
Wenn das so einfach wäre, was glauben die Leute eigentlich, warum wir dann überhaupt noch andere Fälle annehmen?
Wenn Ihr in Eurem Impressum eine Adresse in einem Land angebt, in dem man normalerweise wenig Geld hat, dann wird man meiner Erfahrung nach sowieso in Ruhe gelassen. Also, wenn es sich irgendwie begründen lässt, einfach eine Adresse in der Ukraine oder im Kosovo angeben, und kein Rechtsanwalt aus Deutschland wird sich die Mühe machen. Er hat ja schließlich Dutzende andere Opfer, die auf ihrem Blog freimütig darüber schreiben, dass sie in Stuttgart wohnen und zu viel Geld verdienen.
@Andreas Moser: