Wo kommt eigentlich der Sound einer E-Gitarre her?
Samstag, 8.4.2023, 08:59 > daMaxEs gibt der Welt der E-Gitarren diverse Mythen darüber, wie sehr die Bauform einer Klampfe angeblich den Sound verändert. Oder der Sattel, die Brücke, der Hals, dies oder das. Das nimmt bei manchen Menschen fast religiöse Züge an und ist Grundlage endloser Diskussionen. Ich persönlich halte mich da immer raus, weil ich keine Ahnung habe und eh denke, bei meinem Punkgeschraddel ist es völlig egal wie die Klampfe klingt
Jim Lill wollte endlich einmal empirisch ergründen, wo genau der Unterschied im Klang bei unterschiedlichen E-Gitarren her kommt und das Ergebnis könnte Gitarrophile verunsichern
Später hat er dasselbe noch für die Mythen bzgl. Sustain, Saiten, Cabinet und Verstärker getan:
Nun, da hast du ja was ausgegraben. Ich habe seit schon „immer“ mehrere Gitarren, elektrische und akustische. Und alle klingen unterschiedlich. Es gibt eine Physik und Mechanik und im Fall der E-Gitarre Elektronik oder gar Rechner. So wie dargestellt stimmt das praktisch einfach nicht.
Trotzdem hat der Typ im Video nicht so ganz unrecht. So wie Händler und Hersteller das darstellen stimmt es auch nicht. Ein Freund spielt „Hendrix“ auf einer Ovation. Mit der richtigen Elektronik/Amp/Effekten/Computer kann man eine ganze Menge tun.
Vielleicht sollte man besser messen, wenn man herausfinden will, woher welcher Klang kommt? Ein „Hörtest“ in einem Video von YT aber sagt relativ wenig.
Aber was mir da am wichtigsten ist: Ich mag meine Gitarren. Sie haben Charakter, sind mal zickig und mal brummelig, mal verschlafen, mal hellwach. Das mag ja auch an mir liegen. Doch ein Instrument zu spielen ist Rückkoppelung und Dialog und auch Haptik. Für bestimmte Stücke nehme ich bestimmte Instrumente. Warum wohl, wenn alle gleich klingen oder gar wären?
@Joachim: Es stimmt natürlich, dass ein YT-Hörtest nicht sonderlich aussagekräftig ist. Ich fand es einfach spannend zu hören, wie der Sound sich immer ähnlicher wird, wenn man mal die entscheidenden Faktoren gefunden hat: Saiten, Pickup, Abstand beider zueinander, Winkel beider zueinander etc. und natürlich muss ein Ton sauber gegriffen sein, sonst gibt's kein Sustain. Ich persönlich würde noch das Plektrum mit in den Ring werfen, das macht schon auch was aus.
Die Videos sollen glaube ich auch gar nicht aufzeigen, dass es keine Unterschiede zwischen Gitarren gäbe, das wäre ja Blödsinn. Ich liebe meine verschiedenen Gitarren genau wie du und natürlich klingen die akustischen alle unterschiedlich. Jim beschränkt sich in den Videos ausschließlich auf E-Gitarren und gerade in dem Bereich scheint es mir einfach eine Menge Mythen zu geben, mit denen man mal aufräumen kann. Stop the fake news
Wie kann ich dem noch irgendwas hinzufügen außer vielleicht "ganz genau so"?
Vielleicht noch, dass meine uralte, leicht modifizierte Aria Pro II einen komplett anderen Character hat als die Lucile. Sowohl (testeshalber) trocken gespielt vom der Bespielbarkeit, von Sustain und Klang (alles ohne Amp!).
Elektrisch aber kommen die aus gänzlich anderen Welten, egal ob sie direkt in die Röhre gestöpselt oder über noch so viel Computer gespielt werden.
Das ist einfach Rock'n'Roll vs. Jazz. Die 0.8-ter Seiten der Aria machen sie zu einem Sensibelchen mit unglaublichen (auch Geschwindigkeits-) Möglichkeiten während die Lucile nur schwarz, breit und Stark ist und einfach (selbst mit identischen Saiten, was nicht sehr empfehlenswert ist) los rockt.
Keep Rockin!
Moin!
Geiles Thema!
Ende der 1980er bis 1990er hatte ich diverse Jobs im Musikalienfachhandel und Vertrieb. Meine Aufgabe war es, die angelieferten Gitarren/Bässe zu prüfen und auf bestmögliche Bespielbarkeit einzustellen. Bundreinheit, Saitenlage, Halsspannung, Pickups… was man halt so an einem Instrument beeinflussen kann. Etwa 2000 Arbeitstage, 5-10 Instrumente pro Tag. Die Massenprodukte erreichten gerne schon mal 20% Ausschussquote und wurden retourniert, weil unverkäuflich. Das gab es aber nicht nur bei den Billiganbietern.
Ich habe daraus gelernt:
§1 90% des Sounds kommen aus den Fingern. Ein Geigenanfänger kann auch mit einer Stradivari keine schöne Musik machen
§2 Zwei Instrumente mit aufeinander folgenden Seriennummern: Das eine ist gut, das andere ist gutes Kaminholz oder Wanddekoration.
§3 Der Preis ist fast irrelevant. Ein Instrument in der 5.000 Euroklasse muss nicht zwingend besser klingen als eine Ibanez für 750 €.
§4 Elektrische Instrumente erst mal "trocken" testen; ohne Amp in einem stillen Raum. Sind alle Töne gleichmäßig da? "Spricht" das Instrument mit Dir? Scheppert irgendwas? Erst mal muss es trockn gut klingen, die Response muss da sein, das Ding muss LEBEN!
Abgesehen von Steinberg (Karbon) oder Travis Bean (war das jetzt Stahl oder Alu im Hals?) bestehen (Bass-)Gitarren aus Holz, das so individuell ist wie unsere Fingerabdrücke. Allein schon die Maserung in den Hälsen hat messbare Auswirkungen auf das Obertonspektrum.
Da steckt keine Mystik drin – das ist Physik. Allerdings gibt es so viele Variablen, dass es an den Rand des Mystischen geht.
Das Thema Akustik-Gitarren habe ich bewusst außen vor gelassen, weil es
a) nicht so meine Baustelle ist … und
b) akustische Instrumente vom Holz her ungleich komplexer aufgebaut sind. E-Gitarre: Neck, Body, fertisch. Konzertgitarre: Boden, Decke Hals, Zargen, Verstrebungen im Body. Noch mehr Variablen, die noch mehr Risiken bergen, in monatelanger Arbeit ein Instrument zu bauen, das traumhaft klingt, aber der siebente Bund auf der g-Saite macht nicht "Biiiiiing", sondern "blööp".
Das ist Gott sei Dank nicht mir passiert, aber ein Kollege hatte sich in diese Gitarre verliebt, die so ansatzweise perfekt war.
Was ich damit sagen will:
Jenseits der physikalischen Parameter hat jedes Instrument eine Seele.
Alz Guude!
@p3t3r: ich finde ja sehr cool, dass hier jetzt ein echter Fachmann mitredet
Du meintest, dass
Ich habe ja echt keine Ahnung von dem Thema, aber genau sowas ist mir passiert, als ich auf der Suche nach einer klassischen Akustikgitarre war. Ich hatte mich im Laden auf eine Hanika für 850 oder 900€ eingeschossen und hab mir die dann in einem Anflug von Größenwahn direkt gekauft. Zuhause merkte ich dann, dass mir die ganze Gitarre einerseits viel zu fragil war, andererseits vor allem das G im 3. Bund auf der E-Saite total "hohl" klang. Ich kann das gar nicht anders beschreiben, aber es klang für mich einfach falsch.
Ich bin dann ziemlich zerknirscht zurück in den Laden, habe von meiner Misere berichtet und deren Ansage war dann: "Kein Problem, Geld zurück gibt's zwar nicht, aber guck dich einfach um und nimm was anderes mit". Für nur wenig Aufpreis lief ich anschließend mit einer Yahama CG182SF und einer Breedlove Pursuit Concert CE von 2019 aus dem Laden und war happy
Recht hat er, der p3t3r. In seinem Laden würde ich auch kaufen.
Einzig zu 90% aus den Fingern ein klares "jain". Das Spielen kommt zwar objektiv aus den Fingern (oder dem Kopf, dem Bauch) doch das Instrument koppelt zurück. Und das ist auch ein Lerneffekt, mit einem zwangsweise nicht "perfektem" Instrument umzugehen. Das Instrument "spricht" mir dir. Der Prozentsatz ist nicht mehr objektiv fassbar, individuell verschieden und nicht einmal zeitinvariant (meint: "dat ändert sich as time goes by").
Je nach dem ist auch auf einem Hobel (wenn der mechanisch halbwegs korrekt ist) einiges möglich. Ich habe so eine akustische Gitarre von bää Höpfner mit nach viel Arbeit guter Seitenlage und kleinerem Korpus. Ist vermutlich fast so alt wie ich. Für einige Dinge, etwa zum "komponieren", ist sie mein Lieblingsinstrument. Die erinnert an einige original spanische handmade Gitarren von früher. Die sind so sch...e wie genial. Spielen kann echt zur Arbeit und Qual werden, erst klingen sie wie "Plop" doch dann plötzlich bamm, sie weinen, lachen und tanzen. Man muss sie lieben, sonst geht nix.
Allerdings gibt es Instrumente, auf denen nahezu alles geht und man am liebsten Handschuhe auspacken möchte, um sie zu berühren. Das aber ist nicht der Sinn eines Instrumentes.
Ach ja, wo wir gerade so nett beieinander sind.... kennt ihr das hier noch? https://blog.todamax.net/2016/spaten-blues/
@daMax: Meine liebste Frau sagt lapidar: "Is das ne Schaufel? ... Voll geil!"
Und Firefox sagt: "Teile der Seite sind nicht sicher (wie z.B. Grafiken)" ???
Ich sage: hab das auf https://invidious.snopyta.org/watch?v=V9-ltPsbw9g geschaut wegen googles Datensammelei. Und meine Frau hat Recht!
@Joachim: Ist doch aber ein Spaten
Ich sehe schon, ich muss mir Invidious mal näher angucken..
@daMax: Ja, ein Spaten. Das ist korrekt
Der führte mich dann jedoch über einige Umwege zu
https://invidious.snopyta.org/watch?v=5fG6gDStP14
Nun ja, das hatte ich vor langer Zeit auch mal geübt. Doch so, wie der... oh man. Ich rede mich damit raus, dass er das ein wenig zu schnell spielt... okay, is nur eine Ausrede.
@Joachim: ich rede mich immer damit heraus, dass ich das in meiner Freizeit und zum Spaß mache, nicht professionell. Wenn ich 8h am Tag statt am Rechner an der Gitarre sitzen würde, könnte ich das auch
@daMax: 8h? Hätte ich auch gerne. Ich "darf" am WE noch einige Zaubertricks in C++ durchziehen - weil ist bald Messe.
Watt wolle ich nochmal? Ach ja, ROFTL. Brauchte ich jetzt.