Wie Dating-Apps uns eine unromantische und entmenschlichende Vorstellung von Romantik verkaufen
Sonntag, 23.10.2022, 11:43 > daMaxIch bin ja in der glücklichen Lage, seit zig Jahren in einer festen und durchaus auch stabilen Beziehung zu stecken und als die ihren Anfang nahm, sahen Handies so aus und es gab weder Tinder noch Snapchat noch sonstiges. Damals fing gerade Parship an, wenn ich das richtig im Kopf habe. Wie dem auch sei, mein Freundeskreis treibt sich ausgiebig bei Tinder & Co. herum, sobald eine Beziehung in die Brüche geht, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass in diesen Dating-Apps einiges komplett schief läuft. Mangels eigener Erfahrung kann ich bloß nicht so viel dazu sagen, also halte ich die Klappe.
Ranye Fisher-Quann hat nun allerdings Erfahrung mit Dating-Apps gesammelt und ihr Fazit ist kein sonderlich positives: How dating apps sold us an unromantic, dehumanising idea of romance.
Having a wider dating pool isn’t all bad [...]. I just think it’s undeniable that something is lost when we begin to see people as nothing but a collection of pros and cons, flipping through brain-melting numbers of Facetuned hotties in search of a mythical one-true-person who will meet all our needs instantly, requiring no effort or compromise.
Und ihr so? Habt ihr Erfahrungen mit Dating-Apps gemacht? Wollt ihr sie mit mir teilen? Die Kommentare sind wie immer offen.
PS: du weißt mit Sicherheit, dass du alt bist, wenn du in einem Artikel über die Gegenwart erst diverse Begriffe bei Urban Dictionary nachgucken musst (ick, catfish, ghost, screed).
(via twistedsifter)
Mir geht’s ja beziehungsmässig wie Dir, ich habe mich aber mal einen Abend lang im Hotel mit meinen Freundin und Kollegin durch ihre dating apps gezappt unter vielen „Vorsicht! Nicht anklicken, dann kann der das sehen!!“ und „Oh Mann, jetzt hast du denn angeklickt 😱😱!“ und wir haben Tränen gelacht.
Vor allem die Wahl des Profilbildes und die nicknames haben bei mir viele Fragen aufgeworfen. Wie kommen die Leute darauf teilweise irre unvorteilhafte Bilder zu wählen? Und wer glaubt noch dass Feuerwehrmann69 Frauen auf den Plan ruft? Vermutlich die selben Typen, die den direkt zur Begrüßung ein nicht angefragtes Dick-Pick schicken.
Meine Freundin war aber durchaus zeitweise recht aktiv am Daten mit tinder und Co, allerdings eher nicht „romantisch“.
Ich war jedenfalls froh mich nicht in das Haifischbecken werfen zu müssen 😅
@anneloewe: naja, ein Feuerwehrmann Jahrgang '69?
Und was spricht gegen Dick-Pics?
https://blog.todamax.net/wp-content/uploads/2022/10/Screenshot_20221023-163712_Brave.jpg
Hey Max,
lange war ich passiv, das Thema ist aber bei mir aktuell, da muss ich ja was dazu geben;)
Seit 2 Monaten in 2 von diesen Dingens angemeldet, 1 kostenloses + 1 puh, nicht ganz kostenfrei:)
Das von Dir aufgeführte Zitat trifft es perfekt, zumindest bei der kostenlosen Variante. Und selbst fängt man relativ schnell an ähnlich zu ticken, man sucht wirklich das non plus ultra...
Bei der tueren Variante geht es (alles meine subj. Efahrung, nix Werbung) ernster zu, die "scam" (haste vergessen bei neumodischen Dingen aufzuführen ) Profile werden fast sofort gebannt. Bei kostenlosen Varianten musst du da selbst aufpassen, sonst bist du -AFAIK nur als Mann- sehr schnell dran Geld zu verlieren u.ä.
Als mein pers. Zwischenfazit: Klar, fühlt sich definitiv nicht natürlich an. Allerdings würde ich vermutlich in Echt nie so viele in so kurzer Zeit kennenlernen, da würde eifnach die Zeit fehlen, sich mit jeder oder gar der Hälfte zu treffen usw...
Spannend:)
Viele Grüße
Mäx
@Mäx: "scam" kannte sogar der alte Sack hier schon
@daMax:
🤣🤣🤣 ja, ich glaub’s auch
kenne mich nicht sehr aus in der Datingappszene, aber ich dachte, bspw. Tinder ist für Leute, die Sex suchen und dann gibt es eben Anbieter für Leute, die eine Beziehung suchen.
Habe 2016 meinen jetzigen Freund über Lovescout kennengelernt. Wenn man halt bedingt durch die eigene Lebensführung nicht viel neue Leute kennenlernt, ist das doch legitim, um die "Suchzeit" zu verkürzen.
Die Kritik in dem Zitat kann ich nicht wirklich nachvollziehen, ist für mich auf dem Niveau von "die Jugend von heute...".
Ist ja auch nicht so, als wäre Romantik der Weisheit letzter Schluss, was Beziehungen angeht. Ein bisschen Pragmatik kann sehr hilfreich sein, dann muss man bspw. nicht nach 5 Jahren Beziehung feststellen, dass der Partner Kinder will, man selber aber nicht (mir passiert).
Mit der "unterstützen" Suche damals habe ich viele solcher Fragen im voraus abgeklärt – für uns hat das gut funktioniert bis jetzt.
Wer dadurch zum Zyniker wird, der andere Menschen nur noch als Ware sieht, mit dem hat wohl schon vorher was nicht gestimmt. Ich habe fast überwiegend seriöse Kontaktangebote bekommen und die paar Treffen, die ich hatte, waren ausnahmslos respektvoll und, ja, konstruktiv.
Ist halt auch so eine "wie man in den Wald hineinruft"-Sache.
Weil ich alle paar Monate woanders wohne, nutze ich das Internet auch, um neue Freunde zu finden. Eigentlich finde ich dafür Couchsurfing am besten, aber da ist leider nicht mehr so viel Aktivität wie früher.
Deshalb nutze ich manchmal Tinder zu diesem Zweck. Bumble habe ich auch genutzt, aber da wurde ich dann gesperrt, weil ich einen Witz über die Taliban gemacht habe. :/
Das Schlimmste an Tinder ist, wie langweilig es ist. Echt, das ist deprimierend, wie viele Leute das gleiche schreiben und sogar fast die gleichen Fotos in den gleichen Posen reinstellen. Auch die Unterhaltungen sind meist zum Einschlafen.
Interessant sind aber die kulturellen Unterschiede. In Kanada hatte fast jede Frau einen 1,5 Meter langen Fisch in den Händen. In Schweden weisen alle Frauen darauf hin, dass sie zwar Kinder haben, diese aber im Wechselmodell betreuen, also jede zweite Woche "frei" sind. In Südamerika finden es die Frauen wichtig, zu erwähnen, dass sie an Gott und Jesus glauben. In der Ukraine hat jede Frau Fotos mit großen Sträußen roter Rosen; wahrscheinlich soll das die Erwartung fürs erste Date signalisieren. Und in Deutschland haben alle mindestens zwei Kampfhunde.
Aber ich merke, dass ich kaum mehr Matches bekomme, seit ich über 45 bin. Oder nur mit Frauen, die gleich heiraten, Kinder und ein Haus bauen wollen. Das ist natürlich nichts für mich.
Also, wenn man klar macht, wonach man (nicht) sucht, kann man es nutzen. In Südamerika habe ich Tinder auch verwendet, um Spanisch zu üben. Es war immerhin unterhaltsamer als Duolingo.
Und ich bin dann jemand, der nicht ewig schreibt, sondern gleich ein Treffen vorschlägt. Schließlich habe ich nicht die Erwartungshaltung, dass es die Traumfrau oder die große Liebe sein muss. Ich habe so tatsächlich einige Frauen getroffen, mit denen sich eine (meist platonische, manchmal leicht amouröse) Freundschaft entwickelt hat und mit denen ich noch Jahre später in Kontakt bin.
@Andreas Moser
"Aber ich merke, dass ich kaum mehr Matches bekomme, seit ich über 45 bin. Oder nur mit Frauen, die gleich heiraten, Kinder und ein Haus bauen wollen. Das ist natürlich nichts für mich."
Dafür ist es in dem Alter doch eh zu spät - also jedenfalls für den Hausbau. Und wenn doch, dann müssen Kinder sein, denn selber zahlt man so einen Kasten dann sowieso nicht mehr ab;-)
Zum Thema selber kann ich leider gar nichts Erhellendes beisteuern, weil das ähnlich wie Social Media und das ganze smarte Zeug schlicht nicht genutzt wird von mir.