Re: Sternstunde "Iron Maiden in love with Vivaldi" (4 Updates)
Donnerstag, 2.2.2023, 07:53 > daMaxWow. Einfach nur: wow! Ich hatte ja keine Ahnung...
Als ich um etwa Viertel vor 8 im Hospitalhof ankam, war der Laden bereits proppevoll und zu meiner Überraschung stand der Solist und Leiter des Abends, Daniel Sepec, bereits auf der Bühne und gab ein kleines Interview zum Warum und Wie der Vertanstaltung. Das habe ich also leider nicht so komplett mitbekommen, aber man kann eben nicht alles haben.
Ziemlich pünktlich gegen 8 ging es los mit dem 1. Satz des Violinkonzert e-Moll (RV 278) von Antonio Vivaldi und da wurde schon klar, dass das Stuttgarter Kammerorchester weiß, was es tut. Spannenderweise spielte fast das gesamte Orchester im Stehen, was bei der Halle sehr von Vorteil war, denn ein flacher Boden mit Bestuhlung und eine nicht mal einen Meter erhabene Bühne hätte dazu geführt, dass ich - von meiner Position relativ weit hinten - wahrscheinlich überhaupt nichts mehr gesehen hätte.
Das Violinkonzert ging fast unmerklich in den ersten Iron-Maiden-Anteil des Abends über. "Murders in the Rue Morgue" vom zweiten Maiden-Album begann - wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht - etwas unüblich mit einer Stakkatoeinlage statt des akustischen Intros, aber sobald der Track richtig losging zeigte sich schnell, dass Bernie Mallingers Arrangements der Metaltracks für ein kleines Orchester hervorragend funktionieren.
Direkt im Anschluss ging es weiter mit "Wrathchild" und von da an hatte ich die Augen mehr geschlossen als geöffnet, denn es gab mehr zu hören als zu sehen. Solche rein instrumentalen Varianten von Metalsongs stehen und fallen mit der Umsetzung der Gesangslinie und ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut sowohl vor Bernie Mallinger als auch vor dem Daniel Sepec, denn was hier geboten wurde, war schlichtweg genial. Ich hätte zu gerne eine Aufnahme des Abends, denn es fällt mir schwer, mit Worten zu beschreiben, wie toll die Songs umgesetzt wurden. Mal ersetzten die Geigen das Schlagzeug, mal entlockte Sepec seiner Violine die herrlich schrägsten Töne, dann wieder überraschte das Cembalo mit kleinen unerwarteten Highlights. Einfach nur toll.
Weiter ging es jeweils im Wechsel mit Vivaldi und Maiden und der Abend ging leider viel zu schnell zu Ende. Anschließend gab es noch ein recht spontanes, "echtes" Metalkonzert mit einer lokalen Band, deren Namen ich nicht mitbekommen habe, aber darüber decken wir besser den Mantel des Schweigens. Eine bestuhlte Halle mit Festbeleuchtung eignet sich nun mal nicht wirklich für ein Metalkonzert, selbst wenn die Band gut gewesen wäre (was sie nicht war). Außerdem war der Sound leider eher schrill und höhenlastig und so suchte ich nach etwa 3 Tracks das Weite.
Mein persönliches Fazit: ein ziemlich fantastischer Abend. Ich hätte mir zwar den einen oder anderen Maiden-Klassiker wie "Still life", "Hallowed be thy name", "Powerslave" oder "Rime of the ancient mariner" gewünscht (und natürlich den obligatorischen Auftritt von Eddie ), aber ich will mal nicht meckern. Zum Abschluss konnte ich sogar noch ein Plakat abgreifen und wer weiß, vielleicht stellt die Dame, die vor mir fleißig den ganzen Abend auf ihr Smartphone gestarrt hat, ihre Aufnahme ja noch auf YouTube zur Verfügung
Die Setlist:
- Antonio Vivaldi: Violinkonzert e-Moll RV 278 (1. Satz)
- Iron Maiden: "Murders in the Rue Morgue/Wrathchild"
- Antonio Vivaldi: Concerto ripieno d-Moll RV 128
- Iron Maiden: "Fear of the dark"
- Antonio Vivaldi: "Die vier Jahreszeiten – Der Winter"
- Antonio Vivaldi: "La Follia" für zwei Solo-Violinen und Basso continuo d-Moll RV 63
- Iron Maiden: "Phantom of the opera"
- Antonio Vivaldi: "Die vier Jahreszeiten – Der Sommer"
- Iron Maiden: "Can I play with madness"
Sämtliche Iron-Maiden-Tracks wurden arrangiert von Bernie Mallinger.
Update: ich habe gerade diese Orchesterversion des Albums "Piece of Mind" gefunden, die einen guten Eindruck davon vermittelt, wie das Ganze geklungen hat (nur dass das Stuttgarter Kammerorchester natürlich viel kleiner ist und keine Pauken und Trompeten am Start hatte).
Update 2: hier noch das Programm des Abends als PDF (lokale Kopie). Die Metalband hieß übrigens C.L.Anger
Update 3: das Ganze findet am 8. März nochmal in Böblingen und am 4. Mai in Homburg statt!
Update 4: GigBlog hat auch was dazu geschrieben und hat jede Menge tolle Fotos.
Ich kam für Vivaldi und Iron Maiden, geblieben bin ich für C.L. ANGER. Frisch, voller Power und wirklich unterhaltsam. Hat gut in das Programm gepasst. Ein sehr gelungener Abend