Nachklapp Montagsdemo 17.05.2010

Dienstag, 18.5.2010, 10:28 > daMax

Die Demo gestern war wirklich sehr schön. Besonders beeindruckend fand ich die Rede des Denkmalpflegers und Gründungsmitglieds der Arbeitsgemeinschaft zum Erhalt des Stuttgarter Hauptbahnhofs, Dr. Matthias Roser, deren Transkript ich hier mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen möchte. Außerdem trat Borna mit seinem Song "Oben bleiben" auf und hat die Meute ordentlich gerockt. Leider wurde auch diesmal wieder versäumt, auf die Parkschützer aufmerksam zu machen, so langsam glaube ich daran, dass das mit Absicht "vergessen" wird.

Das Transkript der Rede gibt es nach dem Klick auf "erzähl mir mehr...", jetzt erstmal die Videos (danke an 8mobili für's uppen).

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Dr. Matthias Roser

https://www.youtube.com/watch?v=S4ceeKjsWzs


Redebeitrag von Dr. Matthias Roser auf der Montagsdemo am 17.05.2010:

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Liebe Freundinnen und Freunde,

diese Rede halte ich nicht als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Hauptbahnhof Stuttgart, die sich für den Erhalt des Bonatz-Bahnhofs einsetzt und für seine Kandidatur als Weltkulturerbe, sondern ich halte sie als einfacher Bürger dieser Stadt und ich richte sie an OB Schuster.

Vielen Bürgerinnen und Bürgern liegt die Stimmung in dieser Stadt schwer auf der Seele und sie machen sich anhaltend ernste Sorgen um Stuttgart. S 21 ist hierfür nur ein, wenngleich besonders schwer wiegender Anlass.

Ich will den Versuch unternehmen, Ihnen, Herr Dr. Schuster, die Lage zu verdeutlichen, wie sie die Bevölkerungsmehrheit wahrnimmt.

Die ersten Bürger sind skeptisch geworden, als Sie unserer Stadt einen Trump-Tower verpassen wollten. Dieser Fehltritt wurde viel belächelt und rasch verziehen. Aber schon bald mehrten sich die Anzeichen, dass Sie Städtebau nur unter Vermarktungsgesichtspunkten betrachten. Deswegen sind Sie so gern auf Immobilien-Fachmessen und deswegen passt auch der meinungslose Städtebaubürgermeister Hahn so gut zu Ihnen.

Die Stuttgarter Zeitung hat kürzlich in einer Sonderveröffentlichung für die nächsten Jahre 60 Großbaustellen aufgeführt, die Sie uns zumuten wollen. Ich frage Sie in aller Sachlichkeit:

Sind Sie noch ganz bei Trost?

Wir spielen hier nicht Monopoly, sondern es handelt sich um Stuttgart als unseren Lebensraum, nicht um ein Produkt.

Da Sie das bis heute nicht verstanden haben, sind Sie auch für Ihre eigene Partei, für die CDU, schon längst zur Belastung geworden. Wir erinnern uns, dass Sie nur mit knapper Not für eine zweite Amtszeit nominiert wurden.

In der CDU gab es vor nicht allzu langer Zeit sogar eine Mehrheit, die sich für einen Bürgerentscheid aussprach. Aber wer hat das verhindert? Sie, Herr Dr. Schuster, Sie allein haben das verhindert und damit Ihrer Partei erneut schweren Schaden zugefügt. Wie schwer er ist, werden wir bei der Landtagswahl sehen und ausbaden werden es die Kandidaten der CDU.

Ich bin gespannt, wie lange Ihre Partei noch dem eigenen Niedergang tatenlos zuschaut, der in Stuttgart v.a. eine Ursache hat, nämlich Sie!

Wie eine ätzende Giftwolke hat sich S 21 über unsere Stadt gelegt, und Sie als OB erkennen das bis heute nicht. Wir wollen eine freundliche, weltoffene aber wiedererkennbare Stadt, in der sich die Menschen wohl fühlen. Wir wollen nicht in einer Stadt leben, durch die ein tiefer Riss geht. Wir wollen in unserem Stuttgart leben und dazu gehören untrennbar der intakte Schlossgarten und der intakte Kopfbahnhof von Paul Bonatz!

Ich fordere Sie auf: Machen Sie Schluss mit der Lähmung Stuttgarts und mit ihrer eigenen politischen Agonie, befreien Sie uns endlich von ihrer Verblendung, denn in der Tat, Sie haben jegliches Maß verloren. Sie sind beratungsresistent und unfähig zum Dialog. Die Ihnen wiederholt hin gehaltene Hand haben Sie beharrlich ausgeschlagen. Sie sind der Hauptverantwortliche für den tiefen Spalt, der durch die Bevölkerung geht. Sie haben den Respekt vor uns Bewohnern dieser Stadt verloren und verhöhnen uns als „falsch informiert“. Sie haben Boris Palmer angelogen, um Ihre Wiederwahl zu sichern. Sie haben alle Stuttgarter angelogen, als Sie einen Bürgerentscheid bei Mehrkosten versprachen. Sie ziehen es vor, sich mit unnützen und teuren Stabsabteilungen zu umgeben und leben daher in einem elfenbeinernen Turm.

Diese Stadt hat genug von Ihren naiven Phantastereien, diese Stadt braucht keinen zweiten Nero, der seine eigene Stadt in Brand steckt und das noch als Kunstwerk bewundert. Diese Stadt erträgt Sie nicht mehr.

Zeigen Sie wenigstens jetzt in dieser verfahrenen und aussichtslosen Situation Größe, befreien Sie uns von diesem Alptraum. Ziehen Sie die Konsequenz aus diesem selbstverschuldeten Desaster. Unsere Stadt muss endlich wieder zur Ruhe kommen und der tiefe Spalt durch die Bevölkerung ein Ende haben.

Es wäre Ihre Aufgabe als OB gewesen, Herr Dr. Schuster, die Modernisierung des Verkehrsknotens Stuttgart in Bahnen zu lenken, die von den Bürgern mehrheitlich getragen wird. Dies haben Sie nicht einmal ansatzweise versucht.

Sicher spreche ich daher im Namen der erdrückenden Bevölkerungsmehrheit wenn ich Sie heute auffordere: Machen Sie endlich den Weg für einen Neuanfang frei, -

treten Sie zurück!