16 Meinungen zu “Ein Kommentar zu CETA”
Antworten
Halte Dich bitte an die Spielregeln. Welche Emoticons du verwenden kannst, steht hier.
Um hier kommentieren zu können, musst Du einen beliebigen Namen sowie eine beliebige E-Mail-Adresse angeben. Diese Daten werden dann erstmal zur Spamerkennung in die USA geschickt, dort und danach auch auf meinem Server gespeichert. Mit dem Absenden Deines Kommentars erklärst Du Dich damit und den hier geltenden Datenschutzbestimmungen (insbesondere dem Abschnitt Kommentarfunktion) einverstanden. Wenn Du damit nicht einverstanden bist, lass das Kommentieren bleiben, aber dann deinstalliere bitte auch sofort WhatsApp und verabschiede Dich von Facebook. Kommentarabonnements werden automatisch nach 3 Monaten gelöscht.
Wer HTML kann, ist klar im Vorteil. Diese Tags sind erlaubt:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>
Bei der Menge an Spam-Kommentaren passiert es hin und wieder, dass ein Kommentar vom Spamfilter gefressen wird. Bitte sei mir nicht böse aber ich habe weder Zeit noch Lust, solch verloren gegangenen Kommentaren hinterher zu forschen. Wenn das öfters passiert, schreib' mir 'ne Mail damit ich dich whitelisten kann.
Ach bitte! Da wollen wir doch mal auf dem Teppich bleiben. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Medien ausgewogen berichteten? Bei all der Mühe, die sich die Bertelsmänner und Atlantikbrückenbauer dieser Welt geben, um die Journaille ganz auf Hofberichterstattung zu trimmen. Denkt denn keiner an die Kosten, die die armen Meinungsmacher unter großen persönlichen Opfern von ihren ach so gebeutelten Konten auf den Caymaninseln aufbringen mussten, nachdem die innereuropäischen Optionen wie Luxemburg nach Juncker so beschnitten wurden? Das muss doch auch mal honoriert werden.
Ich sags ja ungern, aber die Pegidioten haben mit Lügenpresse manchmal nicht so unrecht, aber anders, als sie meinen. (Ja, Lügenpresse ist Nazijargon, weiß ich. Es geht mir mehr darum, was die einem für einen Mist verkaufen)
Wobei ich heute über Lutzens´ Hinweise auf "neutrale Berichterstattung" sehr lachen musste, die nach den Worten des Großen Propheten Bachmann ausschließlich noch in der "Jungen Freiheit" und der "Compact" zu finden sei. Demnächst wird Alufolie hier in Dresden knapp... Letztens hatten sie den Elsässer auch als Redner hier.
@ein anderer Stefan:
Ja, ich ertapep mich auch inzwischen auch hin und wieder dabei "Lügenpresse" zu denken. Das liegt aber nicht daran, dass die Nazis recht haben, sondern daran, dass sie so nach und nach alle Felder besetzen, die es gibt. Leider auch manche Wahrheiten (denn: "Lügenpresse" ist mir spätestens am 30.09.2010 klar geworden, da wurde in der Tagesschau gelogen, dass sich die Balken bogen), die aber nicht weniger wahr werden, nur weil die Nazis sie auch für sich entdeckt haben. Und da liegt der Hund begraben: Wir müssen Missstände aufdecken können, selbst wenn Nazis diese Wahrheiten gerade mit okkupieren. So ähnliche Dinge habe ich auch bei den Piraten erlebt. Man muss den Nazis halt immer dann Paroli bieten, wenn sie wieder mit ihrer Herrenrasse- und DieJudenSindSchuld-Scheiße um Eck kommen, denn das ist immer nur 5 Minuten weit weg. Wenn man da konsequent bleibt, haben die echten Nazis schnell keinen Bock mehr, während die verblendeten Mitläufer an genau der Stelle eventuell anfangen, zu denken... und da kannst du sie dann packen.
Ich denke in letzter Zeit häufiger, dass die Dimension des Problems
vielleicht aufzeigen könnte, dass da ein Problem existiert.
Habe aber keine Ahnung wem ich das beibringen soll,
wenn schon das Wort "Dimension" erklärungsbedürftig ist.
Aber einen Ansatz sehe ich da nach wie vor.
Bringe deinem "besten" Kumpel drei Förmchen,
bevor du mit dem Sand spielen darfst.
Ist als Metapher einfach, aber erklär mal Metapher...
Die App dazu heißt:"Hitchhiker's Guide to the Galaxy"
konnte aber auch nicht helfen.
Vorrausgesetzt das hier ist nicht die Arche B der Golgafrincham...
Moin allerseits
Ich muß gestehen, daß ich auf diesen Begriff der Lügenpresse zunehmend genervt reagiere. Nicht, wenn er von irgendwelchem rechten Gesocks verwendet wird: Das ist vollkommen normal, wenn die, die da arm an Geist sind, mit Worten von der Tiefe und Dreidimensionalität eines Flachmanns um sich werfen.
Aber die anderen, die es eigentlich besser wissen sollten… Odin hilf!
Die Rheinische Zeitung unter Karl Marx, die Weltbühne in der Weimarer Republik oder ein Spiegel der 60. Jahre waren und sind die absolute Ausnahme. Zeitungen sind nicht der Wahrheit verpflichtet. Das ist nur eine Option!
Was ist das eigentlich für ein Anspruch? In der Kaiserzeit wanderte derjenige in den Bau, wenn in deren Wohnung eine Ausgabe von »der Sozialdemokrat« unter dem Bett gefunden wurde. Das geschah aus dem schlichten Grunde, weil die gesamte Presselandschaft aus »Lügenpresse« bestand und man sich mit Hilfe der Polizei und Zensoren um Deutungshoheit bemühte. (gibt’s heute immer noch. Cumhuriyet!)
Zeitung und Medien sind Herrschaftswerkzeuge. Seit ihrem Bestehen, durch alle Zeiten hindurch, seit Erfindung der Druckpresse – seit Erfindung der Schrift. Es hat schon etwas putziges, wenn sich jetzt langsam der eigentlich aufgeklärte Teil der Republik hinstellt und ein klägliches »eigentlich gar nicht so schlecht, dieses Wort „Lügenpresse“« wimmert. Da hatte der unter Bismarck verfolgte Sozialist aber mehr Medienkompetenz: Der wußte beim Klopfen der Polizei genau über die Brisanz des gedruckten Wortes unter seinem Bett!
Besonders peinlich wird das Gejammer in dem Augenblick, wenn zum Beweis von Hofberichterstattung und Wahrheitsbeugung ein anderes, frei erhältliches Medium herangezogen wird. Wie in diesem Beispiel »Monitor«, ein zudem mit öffentlichen Geldern bezahltes. Wenn es sich dabei wenigstens um Bückware handeln würde! Aber nein: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, finanziert durch GEZ.
Bertelsmänner und Atlantik-Brückenbauer: Geht's vielleicht auch eine Nummer kleiner? Wie naiv muß man eigentlich sein, um die Funktion von Presse/Medien nicht in den gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen, in den sie gehört: Die Meinung derer hinaus zu posaunen, die dafür bezahlen. Das war schon immer so und das bleibt auch so. Das zu verstehen kann doch nicht so schwer sein!
@pantoufle:
Die Errregung über den, leider von zumeist geistig nicht allzu hoch fliegenden Gemütern genutzten Begriff "Lügenpresse" würde ich mal in den kongitiven und den affektiven Anteil auftrennen. Dann wird klarer, worum es geht und warum hier einerseits Symphathie mit der Aussage gezeigt wird, während man sich andererseits mit den schlimmsten Schreiern dieses Wortes nicht gemein machen will.
Kognitiv: Ja, Du hast natürlich mit der systematischen Kritik an den Massenmedien recht. Ich rekapituliere noch mal mit dem hinlänglich bekannten Zitat: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Propagandamittel, Herrschaftswerkzeug, Pipapo, etcetera. Alles richtig.
Affektiv: Unabhängig davon, ob man obige kognitive Erkenntnis hat oder nicht, wird immer mehr das Auseinanderklaffen von offiziell-publizierter und tatsächlich-erfahrener Lebenswelt offenkundig. Die medial transportierte Welt (der Aufschwung kommt bei den Menschen an, die Renten steigen, so viele Jobs wie nie, Freiheit™, ...) und die Realität stehen in so hartem Widerspruch zueinander wie seinerzeit bei der Erfolgsparolen-Propaganda im Ostblock. Immer neue Rekorde bei der Schuhproduktion und trotzdem sind die Leute alle barfuß. You get the picture.
Das fällt inzwischen auch den schlichtesten Gemütern auf und entlädt sich bei denen im Begriff "Lügenpresse". Man kann lange Aufsätze darüber schreiben, ob der Begriff angemessen und/oder vorbelastet ist. Aber als Ausdruck der Ablehnung, sich weiter diesem Jubel-Schöngerede auszusetzen, stößt dieser Affekt auch bei denen auf berechtigte Sympathie, die obige kognitive Erkenntnis haben.
In dem Sinne: Ich habe persönlich auch ein Problem, mich mit den Pegida-Spacken in einen Sack stecken zu lassen, aber in obigem Sinne ist "Lügenpresse" als Kulmination des "Schnauze voll von dem publizierten Scheiß" eine affektive Kurzformel, der ich nicht widerpreche.
@pantoufle: Auch wenn ich deine Kommentare insgesamt schätze und in meinem sicherlich überzogen habe, so trieft dieser Kommentar von Dir von Überheblichkeit und Herablassung. Was willst Du mit dem Kommentar erreichen? Selbst wenn der Inhalt noch so richtig ist, so neige ich als Leser dazu, mich eher angegriffen als aufgeklärt zu fühlen, wenn ich als putzig, kläglich, peinlich und naiv bezeichnet werde.
@pantoufle:
Wedelt da etwa jemand mit dem Hund?
"um die Funktion von Presse/Medien nicht in den gesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen, in den sie gehört:Die Meinung derer hinaus zu posaunen, die dafür bezahlen."
Wie z.B.die 50 Journalisten in Mexiko die seit 2000 mit ihrem Leben für ihre Arbeit bezahlt haben?
Die Dame die verurteilt wird, weil sie über eine Pipeline recherchiert hat?
Charlie Hebdo,Greenwald? China, Türkei, Ukraine?
Netzpolitik.org?
Es ist eben nicht immer so und muß auch nicht so sein und ist es nie gewesen. Weil eben nicht alle v.a. in Deinem "gesellschaftlichen Zusammenhang" so sind. Um Deine Frage meinerseits zu beantworten: Es ist der Anspruch in einer freien und friedlichen Welt zu leben. Es wedelt eben nicht immer der Schwanz mit dem Hund.
"Das zu verstehen kann doch nicht so schwer sein!"
Woah, ich wusste gar nicht, dass "Lügenpresse" eine braune Spur nach sich zieht. Wieder 'was gelernt.
@Ein anderer Stefan
Wenn Du andere Kommentare von mir gelesen hast, weiß Du auch, daß mir hin und wieder genüßlich die Pferde durchgehen. Das war so ein Fall und wenn ich Dir allzu sehr auf die Füße getreten bin, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung. Und natürlich hast Du vollkommen recht, wenn Du feststellst, daß es auch aus meiner Perspektive kontraproduktiv ist, Kritik so zu formulieren!
In erster Linie ging es mir um die Widersinnigkeit, »…wenn zum Beweis von Hofberichterstattung und Wahrheitsbeugung ein anderes, frei erhältliches Medium herangezogen wird.« Entweder – oder!
@Lilli
»(gibt’s heute immer noch. Cumhuriyet!)«
Einigen wir uns doch einfach darauf, daß es Ausnahmen gibt; im Sinne von »die Mehrheit riskiert eben nicht ihr Leben«.
Die ganz Diskussion über dieses unselige Wort »Lügenpresse« rührt ja genau daher: Was wird wahrgenommen und was geht in der Aufmerksamkeit unter.
Und es war, ist und wird vorausichtlich auch immer so bleiben: Solange Presse in einem Herrschaftsumfeld wie dem Kapitalismus existiert, wird es ein Herrschaftsinstrument bleiben. Von Ausnahmen abgesehen.
@OldFart
Soweit gehe ich ziemlich konform mit Deiner Beschreibung. Allerdings fehlt mir dabei ein wichtiges Detail: Die Rolle von Deutungshoheit der Presse (ich nenne es mal Presse. Meint: Medien) hat sich geändert, verändert sich. Durch »soziale Medien« und die Diskussion auf ihnen verändert sich die Wahrnehmung derjenigen, die sich über ihre Lebensumstände und deren Wahrnehmungen mit anderen austauschen können. Das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit bekommt durch diese Öffentlichkeit, die sonst der Presse vorbehalten war, natürlich einen ganz anderen Stellenwert. Die Art dieser Debatte über den Wahrheitsanspruch von Medien ist tatsächlich in dieser Form neu, wenn auch meist die Ursachen dafür nicht angetastet werden. Und die sind systemimmanent; nicht erst seit der Erfindung von HTML.
Was nun den Umgang mit ideologisch geprägten Kampfbegriffen wie Lügenpresse betrifft, so kann man sich meiner Meinung nach beruhigt dabei heraushalten. Wie üblich sind die tatsächlichen Zusammenhänge komplexer als daß man sie in einem Schlagwort unterbringen kann. Nur weil auf dem Plakat auf der Montagsdemo nicht mehr Platz war, muß man es nicht übernehmen. Und es bringt die nötige Auseinandersetzung nicht weiter. Wie Lilli richtig feststellt, gibt es auch eine andere Seite, die dabei Gefahr laufen würde, unter die Räder zu geraten in einer Auseinandersetzung, die nur noch Hormon- und schlagwortgesteuert ist.
Medienkompetenz nennt man das, glaube ich.
Ich will mal was zur Diskrepanz zwischen offizieller, politisch kommunizierter Lebenssituation und der Realität nachlegen. Das ist der Punkt, wo auch ich in Wallung gerate.
Wir werden ja immer älter, sind gesünder und verdienen jedes Jahr immer mehr. Uns gehts prima:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/75731/umfrage/entwicklung-der-bruttoloehne-in-deutschland/
Und dann passiert dem Statistischen Bundesamt dieser Lapsus, während der Zensor auf dem Klo war:
http://www.gut-leben-in-deutschland.de/static/LB/indikatoren/arbeit/reale-nettoloehne/
Der ganze Bericht voller Jubel, Trubel, Sonnenschein, außer auf Seite 50, wo die obige Grafik zu finden ist:
https://www.gut-leben-in-deutschland.de/SiteGlobals/PL/18795112 (Bericht als PDF)
Zum Vergleich mal die Energiepreise, leider nicht ganz die obige Zeitachse abdeckend:
http://images.slideplayer.org/3/1343916/slides/slide_5.jpg
http://www.gefriervergleich.de/wp-content/uploads/2013/10/Preisentwicklung-Strom.jpg
Habe zu Energiepreisen leider auf die Schnelle keine offizielle Grafik gefunden. Für eine Verifikation kann ja jeder auch seine alten und aktuellen Stromabrechnungen rauskramen.
Warum finde ich sowas nicht in den Medien? Das - und vieles ähnlich Gelagerte - spüren die Leute inzwischen und daher jetzt auch die affektive Aggression. Da muß ich noch nicht mal das Faß mit z.B. der Ukraine oder z.B. den inszenierten Bildern von der Charlie-Hebdo-Demo aufmachen. Es stimmt einfach nichts mehr.
@pantoufle: Danke für die Rückmeldung. Das Problem ist ja vor allem, dass wir unsere Informationen in der Regel aus irgendwelchen Medien beziehen. Wenn wir aber für kommerziellen Medien pauschal eine interessengeleitete Berichterstattung annehmen, wovon ich auch ausgehe, und selbst hinter die Medien, die abgabefinanziert sind, ein Fragezeichen setzen, was bleibt dann noch? Da bin ich durchaus dankbar, wenn einzelne Formate in den hoffentlich-rechtlichen Programmen mal Kritik üben und Mißstände aufzeigen, auch und gerade was die "Berichterstattung" ihrer Kollegen angeht. Aber schon vom Grundsatz her allen frei verfügbaren Medien jegliche Glaubwürdigkeit abzusprechen (so habe ich Dich verstanden), finde ich auch schwierig. Ist eine Kritik, nur weil sie im ö-r Rundfunk geäußert wird, automatisch entwertet? Das ist mir zu einfach.
@OldFart: Danke für die Hinweise. Dazu passt, dass ich aus meinem Umfeld Geschichten höre, dass Menschen früher einmal gut bezahlte Jobs hatten, diese "abgebaut" wurden, und jetzt die gleiche Arbeit für deutlich weniger Geld über Lohnsklaverei ääh Zeitarbeit machen. Daraus kann man m.E. die öfter mal berichtete Zunahme sozialer Ungleichheit ablesen - bei stagnierenden oder sogar sinkenden Reallöhnen steigen gleichzeitig die Lebenshaltungskosten, insbesondere Mieten und Nebenkosten, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Das hat mehrere Gründe, was mir als Betroffenem aber erstmal egal ist. In der Wahrnehmung vieler Menschen passt die offizielle Sicht der Dinge nicht mehr mit dem eigenen Erleben zusammen, in der Regel zum Nachteil des einzelnen. Da die Menschen mehrheitlich nicht so doof sind, wie Presse und Politik offenbar meinen, merken sie diese Diskrepanz, wissen aber nicht so recht, was eigentlich schief läuft. Und dann fallen sie gerne mal auf die ganzen Bauernfänger herein, die ja teilweise tatsächliche Mißstände aufgreifen und sie mit ihrer Sicht der Dinge verbinden, und dann gerne mal auf Minderheiten losgehen. Klassische Sündenböcke.
Moin, ein anderer Stefan
»Aber schon vom Grundsatz her allen frei verfügbaren Medien jegliche Glaubwürdigkeit abzusprechen…«
Nein, da hast Du mich gründlich mißverstanden. Wobei das Wort Mißverständnis in sofern irreführend ist, als daß ich mich nur auf einen Teilbereich von Medien/Presse bezog: Auf ihre gesellschaftlich – merkantilen Aspekt. Den Schluß, daraus eine grundsätzliche Unglaubwürdigkeit abzuleiten, hast Du selber gezogen; Lilli hat es indirekt ebenso formuliert.
Das eigentliche Problem ist der zur Verfügung stehende Platz. Man kann diese Thema nicht in einer Kommentarthread erschöpfend behandeln.
Nur soviel: Einer der Punkte, über die ich als Blogger gelegentlich stolpere, ist die Reaktion auf die Auswahl der von mir zitierten Presseerzeugnisse.
In meinem RSS-Feader findet sich die TAZ neben der FAZ, Jane’s Defence und Hürriyet, Jungle-World, Welt und der Guardian, die FR neben der New-York Times. Und noch einiges andere. Das ist so in etwa meine Morgenlektüre, wenn es die Zeit zuläßt.
Und gelegentlich zitiere ich meinen Texten etwas daraus – nicht unbedingt wörtlich und mit Links, aber unbeeinflußt ist man davon natürlich nicht. Was dann bisweilen kommt, ist der Hinweis von Lesern, daß »man von dort nicht zitieren darf«. Politisch nicht die richtige Linie, »Springer-Presse!!einzelfzig!! (was dann nicht nur politisch auf dem Holzweg ist), »die haben neulich erst diesen Hetzartikel gedruckt« (ein selten blödes Argument!), »der Autor ist ein neoliberaler Schmierfink!« und ähnliches.
Ein gutes Beispiel dafür ist der von mir sehr geschätzte Deniz Yücel, ehemals TAZ und nun bei der Welt als Türkei-Korrespondent. Wie der zu Springer gekommen ist und welche Gründe eine Rolle spielten (ich vermute ja, er wollte endlich mal regelmäßig und Leistungsgerecht bezahlt werden) weiß ich nicht! Yücel war bei der TAZ gut und ist es bei der Welt ebenso. Auch kann ich nicht feststellen, daß man ihm dort einen Maulkorb anlegt. Springer hin oder her!
Die lebende Journalistenlegende Constantin Seibt schrieb 10 Jahre für den Schweizer Tages-Anzeiger: Auch nicht gerade die Speerspitze des progressiven Journalismus. Aber Seibt kommt daher, wo die anderen alle hinwollen (und voraussichtlich niemals landen werden!)
Thomas Fischer in der Zeit, ect. p.p. : Es gibt genügend Beispiele, wo die Presse ihrem
AuftragAnspruch gerecht wird und außerordentliches leistet. Ich bin der letzte, der behaupten würde, man könne grundsätzlich nichts mehr aus kommerziellen Medien zur Kenntnis nehmen, weil… siehe oben.Natürlich sollte man mit einem gerüttelten Maß kritischer Distanz an die ganz großen Schlagzeilen herangehen… wem nützt es?, wer schrieb es und wo wird es zitiert? Oft noch wichtiger: Wo findet eine Diskussion darüber statt und wer beteiligt sich daran?
Was sich in meiner Wahrnehmung über die letzten Jahrzehnte geändert hat, ist das Deutungsmonopol bestimmter Blätter. Kein Spiegel mehr als Grundlage einer linken, intellektuellen Auseinandersetzung – bestenfalls ein Splitter davon (und dann auch eher die SZ oder die Zeit). Manchmal entsteht in der allgemeinen Kritik an den Medien der Eindruck, es gäbe eine weitverbreitete, unerfüllte Sehnsucht nach »dem einen Blatt«, daß einem die Richtung zeigt, die Welt widerspruchslos erklärt. Eine Art Verlorenheit in der Vielfalt, die doch so gar keine ist.
Ich sehe darin im übrigen gar keine Einschränkung oder »Lücke«, eher aber die Forderung, daß wir den uns zur Verfügung stehenden Informationen anders umgehen müssen. Selektiver, wacher, kritischer im Sinne davon, daß uns eine Quelle keine Linie mehr vorgibt, sondern bestenfalls Bruchstücke.
Und – um diese Antwort irgendwann auch mal zu beenden – viel mehr als früher um den marktwirtschaftlichen Hintergrund dieser Quelle. Kritischer Journalismus erfordert auch und vor allem eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit, die faktisch kaum noch gegeben ist. Schon gar nicht im linken Spektrum.
All das ändert aber überhaupt nichts daran, daß es überall auf der Welt immer noch Journalisten gibt, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, dem, was sie als Wahrheit empfinden, auf die Spur zu kommen.
Man muß sie eben suchen!
@pantoufle: uii. Pantoufle at his best. Du machst dir echt immer noch Gedanken, ne? Über diesen kaputten Planeten... du hast doch so ein Rad ab aber mal Spaß beiseite: genau solche Diskussionen würde ich mir hier ja viel mehr wünschen. Das ist viel spannender als Spooners und R@iners rauszuwerfen. Mach bittebitte weiter so. Meine Kommentarspalte steht dir jederzeit zur Verfügung (wollte jetzt nicht "offen" schreiben, das klang irgendwie unanständig )
@da]v[ax:
»Spaß beiseite: genau solche Diskussionen würde ich mir hier ja viel mehr wünschen.1!!!][2e«
Mehr Gusseisenpfannen!!!!
@pantoufle: Danke für die Hinweise und Klarstellungen. Mit Deiner eindrucksvollen Newsfeed-Liste legst Du den Finger auf einen zentralen wunden Punkt: Ich habe gar nicht die Muße, mich so umfangreich mit Nachrichten zu beschäftigen - das ist mir an Arbeitstagen schlicht zu anstrengend. Wird anderen sicher ähnlich gehen. Deswegen greife ich auf kurze Nachrichten der "Mainstream-Medien" zurück, und dabei spielen die ö-r eine große Rolle - auch weil ich naiverweise dort den Anspruch oder sogar Auftrag auf neutrale Informationen annehme, und mich immer wieder ärgere, wenn es dann doch nicht so ist (obwohl ich es ja mittlerweile besser wissen müsste).
Da fallen mir spontan zwei Namen ein, über die ich mich in dem Kontext schon oft geärgert habe: Rolf-Dieter Krause, war bis vor kurzem für die ARD in Brüssel (und hat zum Ruhestand laut Wikipedia das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen bekommen - naja, ein Journalist des ö-r, der damit ausgezeichnet wird - für kritische Berichterstattung kann es kaum sein), und Claus Kleber, dessen unsägliches Interview mit dem Siemens-Chef Joe Kaeser mir lebhaft in Erinnerung ist: https://www.youtube.com/watch?v=67-GXT8ampg. Diese beiden Journalisten sind meines Erachtens Paradebeispiele für eine Berichterstattung, die die notwendige Distanz und Neutralität öfter mal vermissen lässt. Wenn ich daran denke, finde ich einen Kommentar wie den obigen von Monitor um so wichtiger, weil sie aufzeigen, dass es im ö-r unterschiedliche Sichtweisen gibt und auch geben muss. Das wird bloß in der Öffentlickeit zu wenig rezipiert.