Soso. Die Platzhirsche in Kleinbloggersdorf halten die AdBlocker-Debatte für "albern" und "absurd" und greifen auch gerne mal zu "Polemik", um AdBlocker der Lächerlichkeit preis zu geben. So weit, so vorhersehbar. Leider macht niemand das wirklich große Fass auf und fragt mal, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass Werbung einen Stammplatz in der ersten Reihe unserer Gesellschaft reserviert bekommen konnte. Zum Glück springt jetzt James Williams in diese Bresche und schlägt kraftvoll den Deckel von eben jenem Fass. Dabei spricht er mir aber mal sowas von aus der Seele:
What I find remarkable is the way both sides of this debate seem to simply assume the large-scale capture and exploitation of human attention to be ethical and/or inevitable in the first place. This demonstrates how utterly we have all failed to understand the role of attention in the digital age—as well as the implications of spending most of our lives in an environment designed to compete for it.
Unsere großen deutschen Ach-was-bin-ich-cool-und-frei-und-alternativ-Blogs haben kein Problem damit, ständig AdBustings zu posten, in manchen Fällen halten sie sich sogar für "Copyright-Abolitionists" und treten anderer Leute Copyright gerne mal mit Füßen. Aber wehe, es kratzt jemand an ihrem "Einkommen", das teilweise zu 100% aus Werbung stammt. Dann ist aber die Hölle los. So schnell werden aus Rebellen Businesskasper im Schlabbershirt. Huch? War das jetzt beleidigend? Nein nein, das war "Polemik". Ätsch.
Aber lassen wir noch mal James Williams zu Wort kommen, der hat nämlich durchaus wichtige Dinge zu sagen:
We experience the externalities of the attention economy in little drips, so we tend to describe them with words of mild bemusement like “annoying” or “distracting.” But this is a grave misreading of their nature. In the short term, distractions can keep us from doing the things we want to do. In the longer term, however, they can accumulate and keep us from living the lives we want to live, or, even worse, undermine our capacities for reflection and self-regulation, making it harder, in the words of Harry Frankfurt, to “want what we want to want.” Thus there are deep ethical implications lurking here for freedom, wellbeing, and even the integrity of the self.
Ich persönlich halte diese Diskussion weder für albern noch absurd, sondern im Gegenteil für sehr wichtig. Wer hat der Werbeindustrie denn erlaubt, unsere Welt so zu verschandeln?
Wo sie doch auch so aussehen könnte:
Denkt da mal drüber nach.
PS: ein Zitat noch:
Before software, advertising was always the exception to the rule—but now, in the digital world, advertising has become the rule.
Jep. So siehts aus. Aber jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen "wat willste machen?" ist nicht mein Weg.
(Times Square: Shiyang Huang [CC BY-NC-ND])
(via fefe)