Spiel: Silent Conversation

Dienstag, 13.10.2009, 21:34 > daMax

silent conversationImmer wenn man denkt es gäbe keine neuen Spielkonzepte mehr, kommt wieder etwas völlig Abgefahrenes daher. Silent Conversation von Gregory Weir ist ein Plattformspiel der anderen Art. Die "Levels" bestehen aus Romanen, deren Wörter und Sätze zu Plattformen arrangiert sind. Ziel ist es, mit der Spielfigur (repräsentiert durch ein schlichtes I) möglichst alle Wörter des Romans zu berühren. Je mehr Worte man berührt desto besser wird die "Note", die man für das Lesen der Geschichte bekommt. Neben normalen Wörtern gibt es auch "Kraftausdrücke". Wir reden hier natürlich nicht von pubertärer Fäkalsprache, sondern von Worten mit der Kraft, dich zu verletzen. Diese machen sich dann und wann selbstständig und anschließend Jagd auf dich, sollten deshalb frühzeitig durch Berühren unschädlich gemacht werden. Begleitet wird das Ganze von sehr angenehmer klassischer Klaviermusik.

silent_conversation_s2Die ersten Levels bestehen - neben einer kurzen Einführung - aus dem Gedicht "XXII" von William Carlos Williams sowie der Kurzgeschichte "The Nameless City" von H.P. Lovecraft. Während des Lovecraft-Levels entwickelt sich das Spiel mit der Geschichte, die Story wird quasi visualisiert (siehe Screenshot). Schwer zu beschreiben, muss man erlebt haben. Es ist schon ein seltsames Gefühl, als Spielfigur auf den unsterblichen Zeilen

"That is not dead which can eternal lie.
And with strange aeons even death may die."

silent_conversation_s3herum zu springen. Je weiter man in der Geschichte voran kommt, desto schwieriger wird es, alle Worte zu erreichen. Mal stehen sie in schier unerreichbaren Blöcken aufeinander, dann wieder sind große Abgründe zu überwinden, die einen Sprung in den sicheren Tod bedeuten können. Verliert man ein Spielleben, werden die schon berührten Wörter auf dem gerade angezeigten Screen gelöscht, so dass man ein kurzes Stück zurück gehen muss, wenn man eine gute Note bekommen will.

silent_conversation_s6Silent Conversation ist sicherlich kein Spiel für "mal so eben zwischendurch" sondern eher ein völlig neuartiges Leseerlebnis. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob dieses Spiel einen längeren Spielspaß aufrecht erhalten könne. Diese Zweifel wurden aber spätestens im zweiten Teil der Geschichte "The Nameless City" ausgeräumt. Ich fand es äußerst amüsant der Hauptfigur auf ihrem Abstieg in den Tempel zu folgen, unaussprechlichen Gefahren mutig trotzend, während sich die Treppe ins Bodenlose hinab wand.

Lehrpersonal aufgemerkt! Dieses Spiel bietet eine prima Möglichkeit, eure Zöglinge an Literatur und Poesie heran zu führen. Prädikat: wertvoll und unterhaltsam.

-Links-
Das Spiel selbst: http://www.kongregate.com/games/GregoryWeir/silent-conversation
Interview mit Gregory Weir: http://www.whosefaultisthat.net/2009/03/gregory-weir/
Weitere Spiele von Gregory Weir: http://ludusnovus.net/