Ich liege im Moment leicht kränklich im Bett herum. Nix Schlimmes, nur eine kleine Erkältung. Was macht nerd da? Natürlich: Notebook ins Bett holen, rumfrickeln. Mir sitzt schon seit Monaten der Floh im Ohr, endlich mal wieder Drakan zu zocken. Das ist nicht ganz einfach, weil es unter Windows XP nicht läuft. Also muss eine Windows98 Kiste her. Da ich mit Rechnern nicht sooooo furchtbar gut bestückt bin, dass ich einfach mal einen davon plattmachen kann um Win98 darauf zu installieren, wird es also eine virtualisierte Lösung werden.

Na, das ist doch die Gelegenheit, endlich mal VirtualBox auf meinem MacBook auszuprobieren. Wenn ich geahnt hätte, was ich mir da vorgenommen habe...

Prolog: Die Installation
Ich mir also fröhlich Virtualbox heruntergeladen und installiert. Lief sofort, so ist fein. Dann eine alte Windows98 CD rausgekramt und nachdem ich kapiert hatte, dass man erst das Laufwerk in der virtuellen Kiste mounten muss, konnte es auch losgehen. Der Rechner bootet also von CD, der Bildschirm wird blau und.... äh... wasn das? Lauter wirre Zeichen. Alles unleserlich. Geht ja gut los. Kurz gegoogelt: es lag an einer falsch eingestellten CODEPAGE (lokale Kopie). Naaa gut. Reboot, im entsprechenden Menu Fn-Shift-F8 gedrückt, jeden Befehl einzeln bestätigt und bei der CODEPAGE eben "nein" gesagt. Aaaha. Setup kommt, sieht gut aus und rattert los.

Nach diversen Klicks und Reboots (jaja Windows 98 war noch ein bisschen anders) sehe ich dann ein jungfräuliches Windows 98 vor mir.

Kapitel 1: Die Grafiktreiber
Doch oh weh und ach: 640x400 Pixel mit 4 Farben und alles grässlich langsam. Und die "Eigenschaften von Anzeige" sagen, es sei nur eine Standard-VGA-Karte installiert, die kann halt nicht mehr. Hm. Wieder Google befragt. Soso, es gibt also noch Virtual-Guest-Additions zu VirtualBox, damit soll alles besser gehen. Nach endloser Sucherei habe ich das Package dann auch gefunden. Äh... wie installiert man das nu? Ah ja: man muss das ISO als CD-Laufwerk in der virtuellen Kiste mounten. Gesagt, getan. Dann die nächste Enttäuschung: der Klump wird unter Windows 98 nicht unterstützt! Ahhrg! Suuuper Sache, vor allem, weil man dann auch nicht von der virtuellen Kiste aus auf einen freigegebenen Ordner im Host-System zugreifen kann. Das wird ja immer toller. Weiteres Forenstöbern brachte mich dann darauf, dass es ein Programm namens "SciTech Display Doctor 7.0" gibt, mit dem angeblich alles viel besser wird. Doof nur, dass die Firma SciTech längst das zeitliche gesegnet hat. Das Programm habe ich zwar noch irgendwo anders gefunden, aber eine gültige Seriennummer bekommt man von denen zumindest nicht mehr. Na gut, das hält einen Netzbewohner ja nicht lange auf, irgendwo findet sich auch eine solche.

Kapitel 2: Networking
So, wie kriege ich den Display-Doktor denn jetzt in dieses virtuelle Windows rein? USB Sticks werden nicht erkannt, einen gemeinsam geteilten Ordner mit dem "umgebenden" Mac bekomme ich auch nicht hin. Dann gehe ich eben den Umweg über das Internet. Aber wie komme ich aus dem Windows98 ins Internet? Nach einiger Rumspielerei stellt sich heraus, dass die Einstellung "PCnet-FAST III (Am79C973)" in den Netzwerkeinstellungen bei VirtualBox die richtige ist. Nee, klar, hätte ich drauf kommen müssen, ist ja total intuitiv. Prima, ich komme ins Netz. Den Display Doktor kurzerhand auf meinen FTP Server gepackt und unter Windows 98 wieder runtergeladen.

Weiter im Text: ich installiere also Display Doktor. Nach 2-3 Neustarts begrüßt mich ein fürchterlich hässliches Programm, das mir sagt, dass noch alles disabled ist. Na dann enablen wir doch mal den Grafiktreiber. Reboot. Und nu? Alle so: yeeahh! Ich kann eine andere Auflösung und 16 Millionen Farben einstellen. Heyheyhey! Den dafür notwendigen Reboot werde ich auch überleben.

Kapitel 3: Drakan
Tja, um nun Drakan nach Windows98 zu bekommen, musste ich es erst komplett auf den FTP Server schubsen, um es dann in Win98 wieder runterzuladen. Ich vertrieb mir die Zeit mit 3-5 Runden Eufloria. Irgendwann war es dann soweit. Das Setup ist da und wird gestartet. Das Spiel wird installiert. Dauert ewig, also schnell noch ne Runde Eufloria. Dann der Moment: Drakan ist fertig installiert. Freudentränen werden weggeblinzelt. Ich will das Spiel starten und... "no 3D Acceleration Card found". Hmpf. Naja, sowas müsste ja mit Display Doktor auch irgendwie gehen, ne?

Kapitel 4: 3D Beschleunigung
In Display Doktor gibt es einen Menupunkt "Open GL Support" oder so. Ich drücke mutig aufs "Set up"-Knöpfchen und... "sorry, this program requires DirectX 7". Drakan hatte nur ein DirectX 6.1 mitgebracht. Ooookay, ruhig Blut. Immerhin habe ich jetzt eine Internetverbindung, da sollte es ja eine Kleinigkeit sein, an DirectX zu kommen. Ich werfe also den Internet Explorer 5 an, der in Windows98 integriert ist, surfe zu Microsoft und.... "Internet Explorer hat ein Problem festgestellt und muss beendet werden". Oha. Jetzt macht sich zum ersten Mal so etwas wie ein klitzekleines bisschen Unmut bemerkbar. Aber ich gebe nicht auf. Googeln. "DirectX runtime download". Gefunden. Cool. Runtergeladen, gestartet und.... "sorry, this version of DirectX is not for the crappy old Windows you're using". Gnnnnnnnnhhhhh...... weiter googlen. Irgendwo finde ich dann eine Version von DirectX 8.1, die wohl die letzte unter Win98 funktionierende ist. Prima. Die lässt sich sogar installieren und nach einem weiteren Reboot (hat jemand mitgezählt?) werfe ich den Display Doktor wieder an. Drücke auf den "Set up Open GL"-Knopf. Der springt auf grün. Aha. Und nu? Ah! Testprogramme sind auch schon dabei. Na dann wollen wir mal sehen. Ich drücke also auf "Test" und... "nicht genügend Speicher vorhanden. Bitte schließen Sie offene Anwendungen bla blubb". Äääh... was? Wie? 1 Gigabyte RAM reicht nedde oder was? Na gut Kiste, kriegste halt mehr, da kenn ich nix, Speicher ist in einer virtuellen Kiste ja billig.

Kapitel 5: Der Speicher
Also die virtuelle Maschine angehalten, 2 Gigabyte RAM reinkonfiguriert, wieder gebootet und... "nicht genügend Speicher zum Initialisieren von Windows vorhanden". W00t?? Wie jetzt? Jetzt ist doppelt so viel Speicher wie vorher da und das reicht nicht, um Windows laufen zu lassen? Und jetzt kommt's. Ich finde diesen Microsoft-Support-Artikel, bei dem mich endgültig der Glauben an das Gute im Windows verlässt. Da steht wortwörtlich:

Problem:
Der Computer reagiert möglicherweise nicht mehr (hängt), während Windows gestartet wird, oder hält an, wobei die folgende Fehlermeldung angezeigt wird:
Zu wenig Speicher zum Initialisieren von Windows. Beenden Sie speicherresidente Programme, oder entfernen Sie Dienstprogramme aus CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT und starten Sie neu.

Abhilfe:
Um dieses Problem zu umgehen, verwenden Sie eine der folgenden Methoden:

Verwenden Sie die Einstellung "MaxFileCache" in der Datei "System.ini", um den maximalen Speicher, den Vcache verwendet, auf 512 MB (524.288 KB) oder weniger zu verringern.

Verwenden Sie das Programm Systemkonfiguration, um den von Windows verwendeten Speicher auf 512 MB oder weniger zu begrenzen.

Verringern Sie den auf Ihrem Computer installierten Arbeitsspeicher auf 512 MB oder weniger.

Nee, oder? Wenn Windows sagt, man hat zu wenig Speicher, dann liegt das also daran, dass man zuviel Speicher hat und deshalb soll man seinen Speicher verringern?!

Jetzt. Hab. Ich. Keinen. Bock. Mehr!

Epilog:
Nachdem ich also den RAM wieder auf 512MB eingestellt habe, bootet Windoof wieder. Drakan läuft aber immer noch nicht weil "no 3D acceleration hardware found". Und die Moral von der Geschicht': alte Spiele spielt man nicht.

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