To kill or not to kill
Mittwoch, 24.3.2010, 08:06 > daMaxAus meiner Karriere als Elitesoldat und Einzelkämpfer wird wohl doch nichts. Nun trainiere ich seit Jahren mit diversen Egoshootern wie ich am effektivsten Zombiehorden und gegnerische Einheiten außer Gefecht setzen kann und dann sowas: Die US Army hat festgestellt, dass die heutigen Rekruten durch Killerspiele total versaut sind und "mit dem Kämpfen deutlich mehr Probleme haben als früher" haben. So ein Ärger. Aber es kommt noch härter:
Die neue, überarbeitete Grundausbildung müsse nun mehr Wert auf teils verloren gegangene Fähigkeiten wie treten, schlagen und festhalten legen
Alles Dinge, die uns schon auf dem Schulhof untersagt wurden Das hat man nun davon, wenn man "Experten" wie Herrn Pfeiffer oder Frau von der Leyen glaubt, die uns seit Jahren vorbeten, dass Killerspiele uns alle früher oder später zu perfekten Tötungsmaschinen machen. Menno.
Lieber Mäx,
nu ist es ja so, dass sich da zwei Aussagen gegenüber stehen und wir sollten natürlich nicht darauf hereinfallen das zu glauben was wir glauben wollen oder was auf uns selbst zutrifft zu verallgemeinern, sondern eben versuchen die jeweilige Aussage auf Glaubwürdigkeit/empirische Verwertbarkeit so weit wie möglich abzuklopfen. Gelle?
Liebe Grüsse,
Anne
@anneloewe: Nö. Es is' so, dass ich für mein Leben gern ballere und trotzdem Pazifist bin. Und ich freu' mich diebisch über solche Meldungen, die mir den Ball direkt vor die Füße applizieren. Genau wie z.B. diese Studie, die besagt, dass Pornos für Jugendliche gar nicht so schlimm sind, wie ständig behauptet wird. Allerdings wurde diese Studie von einem Erotikanbieter in Auftrag gegeben, deshalb hatte ich sie nicht verbloggt. Freuen tut's mich trotzdem, wenn der biederen Konsensgesellschaft mal vor den Koffer geschissen wird.
Momentsche male, das kann ich so nicht unkommentiert lassen (schön, oder? die öffentliche Diskussion ist angeregt)
1. "eine schädliche Wirkung von Pornografie per se auf Jugendliche nicht belegt werden"
Was heißt den "per se" in diesem Zusammenhamge und, viel wichtiger, was ist "schädliche Wirkung"? Wonach suchen wir denn da? Ob Pornoschauer eine gestörte Sexualität haben, oder ein gestörtes Frauenbild oder "oversexed" werden oder was? Das würde ich doch gerne mal genauer wissen. Ich glaube nämlich das der Schaden, der durch Pornos verursacht wird wahrscheinlich weder meßbar ist (da man nie weiß wie eine Person sich ohne Pornokonsum entwickelt hätte) noch schädlich im Sinne eines kriminellen Verhaltens oder etwas in der Art.
2. "Nicht der Konsum einfacher Pornographie, sondern erst das Verbot und die damit einhergehende soziale Ächtung könne Jugendliche in ihrer Entwicklung beeinträchtigen."
Das eine schließt doch das andere nicht aus. Dass das schlechte Gwissen bei Drogenkonsum schädlich ist (weil nämlich jedwede Art von Schuldgefühlen schädlich ist) schließt doch die Schädlichkeit der Droge selbst nicht aus.
3. Ganz persönlich kann ich einfach wahrnehmen, dass Pornographie wahrhaftige, da echte und authentische, Sexualität in hohem Maße stört, da an ihre Stellle eine VORSTELLUNG von Sexualität tritt, die das ganz Geschehen, das eigentlich mit dem Körper und dem Herz unter Ausschalten des Verstandes passiert in Form von Bildern in den KOPF holt und die Erregung so zu etwas künstlichem wird. Das ist einfach verletzend für alle Beteiligten.
Und hierbei sprechen wor noch garnicht von dem Frauenbild und der Gewalt gegen Frauen, die in vielen Pornos vermittelt und gezeigt werden (kotz würg).
4. Bin ich Dir sehr dankbar das Du diesen Müll nicht verlinkt hast.
5. Ich bin ja auch gegen Spießertum, doch als Sozialarbeiterin und vorallem als Feministin und Emmaleserin merke ich immer wieder, das Liberalismus um des Liberalismus willen zu kurz greift. Dinge, die zwar vordergründig liberal wirken lassen sich ja oft ach so gut und vorallem chick argumentieren. (In den 70er und 80er Jahren fand beispielsweise eine Rege Diskussion darüber statt, ob Kinder nicht ein Recht auf eine gelebte Sexualität mit einem Erwachsenen haben. Wenn beide das mögen und aus freiem Willen tun ist das doch ne feine Sache.)
Bei genauerer Betrachtung findet aber ein Verstoß gegen die Menschenwürde statt. (Beispielsweise Themen Prostitution/Pornographie). Wenn man sich damit als SozialarbeiterIn beschäftigt wird schnell klar das der "freie Wille" vorallem von Männern (sorry, ich beziehe das natürlich nicht auf alle Männer) gerne hergenommen wird um für frauenverachtende Dinge einzutreten. "Wenn Sie`s will, was soll man machen?!" Tatsächlich haben Frauen die in der Prostitution arbeiten oder Pornos drehen oft bereits massive Gewalterfahrungen durch Männer hinter sich, oft schon ihr ganzen Leben lang, und/oder sind in einer finanziellen oder anders gearteten Abhängigkeitssituation.Mit dem freien Willen ist es da nicht allzu weit her. (Bitte verkneife Dir falls möglich an dieser Stelle die Studentin, die gutes Gelt als Prostituierte verdient oder das Porno-Sternchen).
Nee, Porno und Prostitution SIND Gewalt gegen (reale) Frauen und nichts anderes und schon ALLEINE deshalb ist der Konsum schädlich, selbst wenn Du alles vergißt was ich oben geschrieben habe.
Da kann mich keine Studie vom Gegenteil überzeugen, selbst wenn sie der Papst in Auftrag gibt. (Der Arsch, aber das ist jetzt wieder ein anderes Thema).
Wow, das war mit Sicherheit mein längster Kommentar. Poste nur weiter zu diesen Themen, das lockert meine Zunge
Deine Anne
@anneloewe: Holla, wasn Ausbruch. Du sagst bestimmt eine Menge richtige Dinge, die ich gar nicht alle widerlegen kann/will. Nur Dein Schluß, dass alle Pornographie Gewalt gegen Frauen ist, würde ich so nicht unterschreiben. Klar wird in manchen Pornos ein fürchterliches Schema von starken Männern, die schwache Teens mißbrauchen gezeichnet. Aber erstmal ist das lange nicht in allen pornografischen Darstellungen so und außerdem besagt die Studie ja gerade, dass Jugendliche das sehr wohl sehen und auch erkennen, was davon ihnen gefällt und was sie lieber nicht in ihrer eigenen Sexualität erleben wollen.
In unserer Heuchelei verbieten wir den Kids inzwischen, sich selbst nackt zu filmen und sich die Filmchen zuzuschicken. Das hat einerseits zwar bestimmt tolle pädagogische Gründe (schließlich werden sich die gleichen Kids sehr ärgern, wenn diese Filmchen plötzlich frei verfügbar im Netz auftauchen), andererseits kriminalisiert es eine Handlung, die meines Erachtens nach überhaupt nicht kriminell ist. Davon abgesehen bewirken Verbote bei Jugendlichen ja eh gerne das Gegenteil.
Aber zurück zur Gewalt gegen Frauen: das Beispiel von der gut verdienenden Studentin bringe jetzt aunsahmsweise mal nicht, sondern sage 2 Dinge, die Dich vielleicht wieder ein bisschen auf die Palme bringen werden. Erstens: Prostitution und Pornos können eine gute Sache sein, weil hier in einem ungefährlichen Rahmen Fantasien ausgelebt werden können, die sonst unterdrückt werden würden und eventuell schlimme Dinge auslösen könnten. Wohl gemerkt: ich will nicht sagen, dass alle Huren und Pornodarstellerinnen frei und willig ihrem Gewerbe nachgehen (PornodarstellER schon eher). Ich will auch nicht leugnen, dass es in dieser Szene eine Menge Gewalt gegen Frauen gibt. Ich will nur sagen, dass nicht alles am ältesten Gewerbe der Welt total verdammenswert ist.
Und zweitens: klar weiß keiner, wie eine Person sich entwickelt hätte, wenn sie keine Pornos konsumiert hätte. Aber diese Einstellung führt doch in letzter Konsequenz dazu, alles verdächtig zu finden, denn wer weiß schon, wie sich eine Person ohne Bücher und Blessuren, Musik und Muskelkater, Liebe und Leiden entwickelt hätte?