[Hier bissige Headline zu Merkel, BILD, Eliten und Q-Journalismus einsetzen; d. Red.]
Montag, 29.9.2014, 22:13 > daMaxEs gibt Nachrichten, bei denen ich echt 2x hin schauen muss, ob ich nicht doch gerade wieder dem Postillon auf den Leim gehe. Zum Beispiel diese hier: Merkel warnt Verleger vor Sparen an Qualität.
Schrumpfende Werbeeinnahmen und sinkende Leserzahlen machen den Zeitungen zu schaffen. Kanzlerin Merkel sieht keinen Grund für Pessimismus. Ein Ausweg könnten Bezahlmodelle fürs Internet sein.
Bezahlsysteme im Neuland! Jetzt schon?!!? Die gibt es doch gerade mal so 10-20 Jahre, ich weiß ja nicht, ob man sich da jetzt schon einer solch unbekannten Technologie in den Rachen werfen sollte. Aber wenn es um Kuhjournalismus geht, muss man eben auch mal Neuerungen wagen, mutig voranschreiten, der Angst ins Gesicht furzen, vorwärts immer, Rücksicht nimmer, wer bremst verliert, Schattenparker go home! Ihr Saufkumpan Busenfreund Chefmeinungmacher Mathias Döpfner, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des für seinen neutralen und vor Qualität nur so strotzenden Journalismus berühmten Springer-Verlags, hat auch schon eine konkrete Vorstellung, wie so ein netzbezahlter Überjournalismus aussehen könnte:
Als Paradebeispiel für bezahlten Qualitätsjournalismus im Netz stellte Döpfner die US-Website Politico vor, deren Abonnement inzwischen 10.000 Dollar im Jahr kostet. Zu dem Projekt haben sich 2006 führende Politjournalisten zusammengeschlossen. Inzwischen gilt der Dienst als Meinungsführer in der politischen Diskussion.
Yeah! Hey! Schnäppchen! 833 Taler im Monat für Manna von seinen Lenden Qualitätsinformationen, die aus jedem Stammtischproleten ratzfatz einen Meinungsführer in der Blut-und-Boden-Schlacht um die politische Deutungshoheit machen. Wenn 2 Hartz-IV-Regelsatzbezieher zusammenlegen, wären sie aus dem Stand Angehörige der Politdiskussionselite, die im Schnitt dreikommavier Kinder schickt man zum Anschaffen auf den Strich und schon gibt's abends wieder Sekt und Kaviar. Hosianna in der Höhe!
(Das Bild kommt mit freundlicher Genehmigung vom kiezneurotiker)
Den Qual-Itätsjournalismus ala Bild etc. konnten sich die Herrschaften schon dahin stecken, wo keine Sonne scheint, als er noch kostenlos zu "genießen" war.
Dann machen sie was, das ich mal mit "GEZielter Abzocke" bezeichnen möchte, dieses Leistungsschutzrecht, wo sie, speziell von Google, Taler haben wollen für 'nen kostenlosen Service, nämlich Leser auf die ihre Site zu bringen, ob man will oder nicht.
Motto: Du bringst News, dann bringst Du gefälligst auch unsere News und Du zahlst dafür, ob Du willst oder nicht - weil die News halt da sind.
Quasi Soda-News.
Interessantes Geschäftsmodell.
Nannte man früher Beschiss.
PS: Habe mit die WebSite von Politico mal angeschaut - wirres Layout, keine Info zum Preis und verwirrende, irreleitende Link zu "mehr Informationen über Politico". Die News selbst dürften aber auch nur das sein, was man überall so liest und hört.
Fazit: Lohnt nicht wirklich.
Bevor ich's vergesse: *muahahahaha*
10.000 Dollar Jahresabo sind nichts weiter als Döpfners feuchte Träume und Ausdruck darüber, wie hoch diese Typen "da oben" schon abgehoben sind.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Typ seine 10.000 bekommt. Aber nicht als Abo für den Springer-Schrott, sondern als Demonstranten, wahlweise wütender Mob, vor der Axel-Springer-Straße 65 in Berlin.