»Die Demokratie ist der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind«
Donnerstag, 11.8.2016, 13:11 > daMaxPantoufle behauptet zwar immer, als Blogger kein Journalist zu sein bzw. sein zu können, aber mit seinem aktuellen Artikel über die traurige Lage in der Türkei straft er sich selbst Lügen. Ein solcher Text könnte in jeder Tageszeitung, die was auf sich hält, auf Seite 3 stehen.
Ein wichtiger Teil des neuen Mythos besteht ohne Zweifel in Erdoğans propagandistischen Kunststück, westlichen Medien den Eindruck und den Begriff »…nach dem Putsch« zu diktieren. Ganz so, als würde es eine strikte Trennung seiner Bestrebungen und Ziele vor und nach dem 15. Juli geben. »Nach dem Putsch« dient als Legitimation und kanonisiert beinahe jedes Unrecht: Man war ja gegen den eigenen Willen gezwungen, gegen Feinde des Staates, deren Gefährlichkeit evident ist, mit allen Mitteln vorzugehen.
Schreiben kann er, gerüchteweise hat er in einem anderen Leben auch Geschichte studiert, warum also hat er nur so wenige Leser|innen? Vielleicht, weil er mir mal verboten hat, auf ihn zu linken. Aber an sowas halte ich mich bekanntlich maximal 3 Monate, also auf auf, rüber zu Pantoufle mit euch.
PS: und was es mit dem Zitat in der Überschrift auf sich hat, kann man im Moment gerade bei Fefe nachlesen.
Danke für die Blumen. Vermutlich warten die vielen Leser, die ich nicht habe darauf, daß ich wie auf Seite eins schreibe.
Ich kann es ihnen nicht verübeln.
Zu dem Gedicht:
»Die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme
Die Moscheen unsere Kasernen, die Gläubigen unsere Soldaten
Diese göttliche Armee ist bereit«
Ausschnitt aus dem Gedicht »İlahi Ordu« (Göttliche Armee) von Ziya Gökalp (1876-1924)
Erdoğan hat da gewildert.
@pantoufle: nu stell dein Licht mal nicht untern Scheffel. Du bist schon okay steht Köln mal wieder auf dem Tourneeplan?
@da]v[ax: Erst mal nicht. Ich bereite gerade Summerbreeze vor.
Metööööööl!!!
@pantoufle: ach was! Kriegste da nen Listenplatz? Gute Freunde von mir gehen da jedes Jahr hin, vielleicht gehe ich ja mal mit... aber nicht wenns Geld kostet
> Pantoufle behauptet zwar immer, als Blogger kein Journalist
> zu sein bzw. sein zu können, aber mit seinem aktuellen Artikel
> über die traurige Lage in der Türkei straft er sich selbst Lügen.
Uh, oh. Das habe ich im 1. Durchgang als veritable Beleidigung gelesen. Wer will, da die Mainstreammedien und ihre Mietmäuler so diskreditiert sind, schon mit "Du Journalist!" tituliert werden. Ich habe einen Moment der Reflektion gebraucht, um das als Lob zu erkennen. So kann's gehen mit der Interpretation. Krass. Ob nur mir das so ging?
@OldFart: hahaha jaja, Filterbubble und so. Ich denke, der pantoufle hat das schon richtig kapiert, und nur auf den kommt's hier an
@ OldFart
Interessante Wahrnehmung der Begrifflichkeiten...
Deswegen hat der Säzzer auch nochmal einen nachgeschoben, aber letztendlich ist es in diesem Fall wohl noch richtig interpretiert worden
@OldFart: Nicht einen Moment. Das hängt damit zusammen, daß ich vom Stand des Journalisten nach wie vor eine sehr hohe Meinung habe. Eines der Mißverständnisse besteht meiner Meinung nach in einem typischen »früher war alles besser und die Schrippen haben nur vier Pfennig gekostet!« Als hätten sich in den Hochzeiten des Journalismus nur Maximilian Harden, Tucholsky oder Karl Kraus getummelt. Oder meinetwegen Bob Woodward, Carl Bernstein und Augstein, der Ältere. Es gab und gibt immer die Masse des Bodensatzes, die sich zum oberen Mittelfeld rechnet. Das ist menschlich. Man sollte aber aus der merkantilen Situation des Kuh-Journalismus nicht zwangsläufig auf die Qualität der (nach wie vor wenigen) Sterne schließen.
Daß ein Thomas Fischer schreibt, ein Constantin Seibt, eine Gabriele Krone-Schmalz und viele andere darf dabei nicht vergessen werden. Und wenn sich die Presse noch so sehr als Heidelandschaft darstellt.
Und vergessen wir dabei doch eines nicht: Man kann doch nur so gut schreiben wie das Publikum, das es liest. Du kannst schreiben wie ein Gott der Schreibmaschine Mitte der Zwanziger Jahre, aber das nützt Dir gar nichts, wenn die Leserschaft ihre Zeit mit Facebook oder Twitter verbringt. Es gibt auch keinen Spagat, der diese Lücke überspringen könnte. Es ist ein Widerspruch in sich, einer, unter dem der Journalismus tatsächlich krankt.
@pantoufle: ach nee, vergiss es. Meine Leute haben da ein Hotel gebucht (weil Camping in unserem Alter, du weißt schon) und abgesehen davon dass es in Dinkelsbühl jetzt eh kein Hotelzimmer mehr geben dürfte, wird mir die ganze Aktion einfach zu teuer. Also: nix Summer Breeze für mich...
ooohhh pantoufle, du hast jehova gesagt - journalist in verbindung mit Karl Kraus gebracht - er würfe jetzt steine, läge er nicht im grab; hoffentlich hat er schon wieder aufgehört dort zu rotieren, sonst fräst der sich noch durch den planeten.
"Freundlicher Leser! Der du noch immer die Zeitung für ein von geheimnisvoller Macht Erschaffenes, aus pythischem Munde Weisheit Kündendes, beim Morgenkaffee plötzlich Daliegendes hältst, der du vom Offenbarungsschauer dich angeweht und der Ewigkeit näher fühlst, wenn Löwy oder Müller im Wir-Ton leitartikeln - besinne dich, daß all dein Respekt nur der Namenlosigkeit gilt, und vergiß nicht, was Schopenhauer schon vor Gründung der 'Neuen Freien Presse' geschrieben hat: »Eine besonders lächerliche Impertinenz solcher anonymer Kritiker ist, daß sie, wie die Könige, per Wir sprechen; während sie nicht nur im Singular, sondern im Diminutiv, ja, im Humilitiv reden sollten, z. B. 'meine erbärmliche Wenigkeit', 'meine feige Verschmitztheit', 'meine verkappte Inkompetenz', 'meine geringe Lumpazität' usw.« (Parerga und Paralipomena, II. Bd.)
Und wähnst du, der Unbekannte, der dir Meinungen eingibt, sei ein anderer als der, so da gleich daneben Regenschirme, Feigenkaffee und magische Wunder offeriert? Werde mißtrauisch, und einer von Druckerschwärze fast schon zerfressenen Kultur winkt die Errettung. Lasse den Zeitungsmenschen als Nachrichtenbringer und kommerziellen Vermittler sich ausleben, aber peitsche ihm den frechen Wahn aus, daß er von einer Kanzel herab zu versammeltem Volke spreche und berufen sei, geistigen Werten die Sanktion zu erteilen. Nimm das gedruckte Wort nicht ehrfürchtig für bare Münze! Denn deine Heiligen haben zuvor für das gedruckte Wort bare Münze genommen." - Karl Kraus, Hört! Hört!, Die Fackel, März 1902
"Die Menschheit kann an jedem Tage und vor jeder Zeile sehen, daß sie verloren ist, wenn sie sich dem Journalismus ausliefert, und sie will doch nicht anders. Jedes Wort, das er spricht, ist Lüge, jeder Atemzug, den er tut, das todsichere Verderben." Karl Kraus, Aus der Sudelküche, 1921
Aber, ja, es gibt 'gute' journalisten, solche die nicht "ihre" meinungs- und deutungshoheit wie eine monstranz vor sich hertragen, um den leser jederzeit erschlagen zu können, wenn er nicht dem weg ins 'verderben' folgen mag.