Bautzen: Lauter bedauerliche Einzelfälle
Freitag, 17.11.2017, 11:04 > daMaxWenn ich auf Sachsen eindresche, bekomme ich immer wieder zu hören "aber nein, Max, das darfst du doch nicht verallgemeinern, Max, es gibt auch nette Menschen in Sachsen". Hm. Dann schauen wir doch der Einfachheit halber mal nach Bautzen mit seinen nur 40.000 Einwohnern:
Natürlich gibt es in Bautzen auch Menschen, die für Toleranz stehen und alles dafür geben, eine freundliche Willkommenskultur zu schaffen. Aber die, die Sprachkurse leiten oder Patenschaften übernehmen, tun das oft leise. "Es gibt Leute, die wollen nicht, dass ihr Nachbar weiß, dass sie sich engagieren", sagt Ina. Zu groß ist die Angst vor Anfeindungen. Manch ein Interviewpartner hat in der Vergangenheit Drohbriefe und -mails erhalten.
und fragen uns ganz in Ruhe "Was ist eigentlich, wenn sich die netten Menschen derart in der Minderheit befinden, dass sie sich vor den Nazis verstecken müssen? Ist es dann ein Über-den-Kamm-scheren oder vielleicht einfach nur eine Zustandsbeschreibung, wenn man 'die alle' für rassistisch und faschistoid hält?"
Ich werde allerdings bei der Antwortstellung nicht mehr behilflich sein, der Argumentativzug ist abgefahren.
Moin!
Ja, der Argument-Zug ist in der Tat abgefahren, weil das "Argument" "Alles Nazis!" eben ganz großer Bullshit ist, aber keine Einsicht erkennbar wird.
Da haben "einige" Leute (wie viele von denen genau? Wer sagt das? Belegbar?), die Flüchtlingen helfen, Drohbriefe erhalten. Jeder einzelne von den "einigen" 40000 Stück, oder wie?
Alle Bautzner schicken helfenden Mitmenschen Drohbriefe? Geht´s nicht noch ein bißchen bekloppter auf der Schiene "WIR sind die Guten, alle, die nicht unserer Meinung sind (und wenn sie nur schweigen, weil es ihnen Wurscht ist), sind Nazis!"?
Es wird hoffentlich doch noch klar, daß es "nur Gut!" und "nur Böse!" so nicht gibt. Sicher, diese Sichtweise macht das Leben für einen selbst scheinbar leichter, aber längst nicht für _alle_ besser.
Divide et impera klappt halt immer noch, weil es immer wieder Blitzlichtbirnen gibt, die auf diesen Mist hereinfallen. Ganz besonders tragisch wird es, wenn diese Blitzlichtbirnen sich auf der Seite der "Guten" verorten und ohne schlechtes Gewissen, geschweige denn Erkenntnis, Böses gebären. Blitzlichtbirnen leuchten halt nur ein Mal sehr hell, danach eher nicht mehr.
Davon mal ab, man möge ENDLICH damit aufhören, bei jeder sich (scheinbar) bietenden Gelegenheit "Nazi!" zu brüllen und so den Abschreckfaktor des "Nazi Seins" abzunutzen! Bitte!!!
@Wolfgang: hatte ich nicht "rassistisch und faschistoid" geschrieben? Hätte ich fast wetten können. Selber Blitzableiter. "Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, nur grau". Yeah, geile Erkenntnis. Und so argumentativ. Ich zittere.
Da gibt es nichts zu verstehen. Der Hass ist anerzogen. Es ist, wie zu Zeiten, als der NS aufbrach Deutschland zu erobern. Oma & Opa kannten auch keine Ausländer und wollten, dass das so bleibt.
@Wolfgang: Wer schweigt und nichts tut, weil es ihm egal ist, macht sich mit den Bösewichten/Mächtigen/Randalierern etc. gemein.
Wenn jemand einen anderen bedroht, weil dieser sich für Sprachkurse oder so einsetzt, damit die, die hierher kommen, hier auch leben können, darf getrost als Nazi bezeichnet werden, so dies die Kurzform von "Nationalsozialist" darstellt; das "Neo" spare ich mir an dieser Stelle, da dieses Gedankengut weder neu noch originell ist.
Allerdings ist es auch nicht in Ordnung, alle Bewohner einer Stadt als Nazis zu beschimpfen, da es immer auch möglich ist, dass dem einen oder anderen nicht bewusst ist, was läuft.
Auch die "Blitzlichtgewitter" sind nur selten zielführend, weil tatsächlich einmal kurz auf ein paar Bösewichte gezeigt wird. Der rechtschaffende Mensch empört sich kurz darüber und dann ist aber auch gut.
Was in jedem Falle fehlt ist eine begleitende, beobachtende Aufklärung über das, was passiert. (Massen-)Medien könnten das machen, tun dies aber nur in beschränktem Maße, meist auch nur einseitig, daher müssen viele andere Quellen hinzugezogen werden, wie Blogger z. B., auch wenn deren Berichterstattung von ihren eigenen Erfahrungen und Informationen beeinflusst ist.
Wenn man aber nicht in der Lage ist, die unterschiedlichen Informationsquellen zusammenzuführen und für sich eine Essenz zu gewinnen, sondern erstmal nur auf die eine oder die andere Quelle draufhaut, zeigt man eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber anderen, Unfähigkeit die eigene Ansicht zu reflektieren und konstuktiv mit Kritik, ob an der eigenen Position oder der anderer, umzugehen.
So, ich geh jetzt erstmal
kotzenkacken.@Wolfgang: Natürlich tut man mit Verallgemeinerungen einzelnen unrecht. Keine Frage. da bin ich bei Dir.
Um aber bei Deiner Metapher der "Blitzlichtbirne" zu bleiben und um vielleicht etwas Licht in die Sache zu bringen:
Die AFD wurde bei der Bundestagswahl in Sachsen mit 27% stärkste Kraft (in keinem anderen Bundesland), Fackelmärsche, zwiespältige Gedenkfeier der Bombardierung Dresdens, Holocaust-Leugnung oder so etwas von 2014/15 http://www.viewsoftheworld.net/wp-content/uploads/2015/08/RefugeeMapGermany2015.jpg
Natürlich kommt das braune Gedankengut auch in anderen Bundesländern vor, doch ist es auffällig, daß ausser Feigenblättern nichts dagegen getan wird. Daher kann ich daMax gut verstehen, wenn ihm deswegen eine Lampe durchbrennt.
Mein Lieblingsbeispiel in Bezug auf Sachsen ist, vielleicht kann sich der ein oder andere noch daran erinnern, die "Extremismusklausel" von Kristina Schröder, damit man sich auch ungestört die kommende Generation heranzüchten kann.
"Sachsen hatte zuvor als einziges Bundesland die Mittelvergabe bei Förderprogrammen von der Unterzeichnung der sogenannten Demokratieerklärung abhängig [ge]macht."
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-03/foerdermittel-sachsen-vereine-extremismusklausel
https://de.wikipedia.org/wiki/Extremismusklausel
Man kann Individuen nicht dafür verantwortlich machen, doch kann man schon eine "gewisse gesellschaftliche Grundhaltung" daran erkennen.
@Annagramm: danke.
Ja, es sind mehr als nur Einzelfälle. Das hat hier System, auch wenn ich mich wiederhole. Biedenkopf hat damals gesagt, dass die Sachsen immun gegen Rechtsextremismus seien, und vertritt diesen Schwachsinn bis heute. Daraus folgt, dass die Politik gegen Rechtsextremismus nichts tut, zugleich aber alles, was links scheint, massiv bekämpft. Wahrscheinlich hält die Sachsen-CDU die SPD für links. Vor der AfD saß zwei Wahlperioden lang die NPD im Landtag - wer eine dauerhafte Präsenz rechtsextremer Parteien im Parlament nicht als Alarmsignal begreift, will es einfach nicht sehen.
Insofern kann ich Maxens Wutanfall gut nachvollziehen. Andererseits gibt es in Sachsen erstaunlicherweise nicht nur rechte Arschlöcher, egal ob sie jetzt Rechtspopulisten, Rechtsextreme oder sonstwie heißen. Das kann ich aus täglicher eigener Anschauung bestätigen.
@daMax:
Was bringt es, sich über Details wie "ich habe doch auch rassistisch und faschistoid geschrieben!" aus der Affäre ziehen zu wollen? Es bleibt dabei, daß Verallgemeinerungen GAR NICHTS nützen, wenn man eine bestimmte Sache verfolgt.
Man kann sich natürlich ebenso wie die große Masse der schweigenden "rassistischen Faschisten" zurücklehnen und sagen: "hat ja eh keinen Zweck, sind ja alles Nazis!". Toll. Bringt die Sache voll nach vorne. Alles wird gut. Schon bald nirgendwo mehr Nazis.
Oder etwa doch nicht?
Tatsache ist doch, daß, will man Gutes, es eben nicht "gut" ist, sich in der Sache mit dem "Gegner" methodisch auf eine Stufe zu stellen.
Was vielen "Linken" irgendwie nicht mehr bekannt ist: "Faschismus" und "Nationalsozialismus" sind nicht identisch. Sie haben in vielen Bereichen Gemeinsamkeiten, jedoch unterschiedliche Ziele. Faschismus ist weder Links noch Rechts. Jeder "Linke", der ihm unbekannte Menschen u.A. durch bezeichnen als "Nazi" herabwürdigt, ist schlicht und ergreifend selbst ein Faschist. Vor allem, wenn dieser Mensch schlicht und ergreifend nur eine andere Meinung zu einem Thema hat, welches dem betreffenden Linken am Herzen liegt.
Man muß die Flüchtlingsfrage nicht auf jeden Fall mit "Supi, so viele tolle neue Leute! Alle total gute Menschen, denen muß man bedingungslos helfen und jeden, der das nicht tut, als Nazi ansehen!" beantworten. Auch unter diesen Menschen gibt es reichlich Arschlöcher. Auch Nazis, wenn sie so wollen. Genauer gesagt: rassistisch-faschistoide Arschlöcher. Und davon nicht gerade wenige.
Ich sehe die Flüchtlingsfrage deutlich anders als Sie. Nach Ihrer Argumentation wäre ich demnach "rassistisch faschistoider Nazi". In persönlicher Begegnung gäb´s dafür auf die Fresse, weil ich das als schwerste Beleidigung meiner Person auffasse.
Bevor Sie mutmaßen: ich habe beruflich viel mit Flüchtlingen aus aller Herren Länder zu tun. Die meisten von diesen sind in Ordnung, die wollen einfach nur leben. Wie u.A. Sachsen auch.
Viele der Flüchtlinge, mit denen ich sprach, haben einen Wunsch gemeinsam: bald wieder in die Heimat (Er hat "Heimat" gesagt!!! NAZI!!!!!), sobald sich die Lage dort irgendwie zu Guten gewendet hat (Lybien und Syrien z.B., in Lybien, wenn die Warlords abgedankt haben, Syrien, wenn der IS zurückgedrängt oder ausgeschaltet wurde). Man dort wieder so leben kann, wie vor der Entwicklung, die zur Flucht führte. Und natürlich gibt es ebenso welche, die rein wirtschaftliche Interessen dazu bewogen haben, sich auf den Weg nach Deutschland zu machen. Wer _das_ verneint ist ein realitätsferner Traumtänzer. Oder poststrukuralistischer Idiot. Die faschistoiden Rassisten unter den Flüchtlingen erwähnte ich ja schon.
Es sind halt Menschen. Sachsen sind übrigens auch Menschen
@Annagram:
Verstehe... wenn Politik, die sich "voll demokratisch" vom Volk abgekoppelt hat, Rechts bevorzugt, dann berechtigt einen das, das gesamte Volk als Rechts zu brandmarken und nicht mehr mit diesem Volk zu reden? Wenn das mal keine messerscharfe Logik ist.
Dann darf ich Sie ja als neoliberalen, transatlantischen, marktkonformen, faschistoiden Menschenverächter bezeichnen und wäre damit voll im Recht? Und umgekehrt Sie mich?
Bei der ganzen Diskussion erkennt man eine Sache deutlich: Korrelation (in Sachsen gibt es viel AfD) ist keine Kausalität (also sind alle Sachsen Nazis).
Man könnte meinen, genau deswegen verkackt die linke Sache immer härter. Hat sich total von der Bekämpfung der Ursachen auf schamanische Herumdokterei an meist eingebildeten Symptomen verlegt.
@ein anderer Stefan:
Sie haben zweifellos Recht damit, daß die Gesellschaft in großen Teilen gedanklich nach "Rechts" (ich bevorzuge es jedoch, von der Richtung "Faschismus" zu sprechen) driftet. Das ist aber ein Phänomen, das keineswegs ausschließlich mit NPD oder AfD zu tun hat. Dieses Phänomen existiert seit Geburt der BRD. Je nach gesamtwirtschaftlicher und weltpolitischer Lage schwankt die deutsche Gesellschaft hin und her, faschistisch, sozial, faschistisch, sozial, faschistisch...
Es ist jedoch keineswegs so, daß diese Schieflage ausschließlich "aus dem Volk heraus" auftaucht. Das ist schlimmster Blödsinn und verkennt die Wirkungen der Grundlage der Bimbesrepublik Deutschland, dem Grundgesetz, völlig. Dort steht etwas von "politischer Willensbildung" und DAS ist das eine Element des GG, an das sich die Parteien immer noch eisern halten (ansonsten haben nahezu alle Parteien im Bimbestag ein eher gespaltenes Verhältnis zum GG). Die gesamte Politik driftet in Richtung Faschismus, da macht selbst Die LINKE keine Ausnahme (die Grünen sind in meinen Augen inzwischen dermassen faschistoid, daß ich mir ziemlich gut eine Koalition zwischen den Grünen und der AfD vorstellen könnte. Mit der CDU geht das ja schon prima).
Also, in Anbetracht der aktuellen Situation wundert es mich keineswegs, daß faschistoide Grundhaltungen auch in der Bevölkerung immer stärker zu Tage treten.
Die Frage ist doch aber, ob es wirklich sinnvoll ist, aus der momentanen faschistischen Schieflage so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeihung zu machen, indem man diese Lage als fest zementiert, unabänderlich und vollumfassend unablässig herbeiredet. Meiner Ansicht nach führt genau das letztendlich dazu, daß sich hierzulande Faschismus, eventuell (wieder einmal) Nationalsozialismus, in all seiner Hässlichkeit politisch manifestieren und für großes Unglück sorgen kann.
Die Dichotomie innerhalb der Gruppen, die sich als "Links" bezeichnen, tut ihr übriges. Dieses elende "Gut-Böse"-Denken, daß sich gerade dort so allumfassend breit gemacht hat, unterstützt die "gegnerische" Seite sogar eher, als ihr entgegen zu wirken. Peilt von denen, die nach meiner Meinung völlig zu Recht von den Faschisten als "Gutmenschen" verhöhnt werden, halt nur keiner.
Mal ein Beispiel: Assad? BÖSE! Amerikanische Resourcen-Sicherungs-Kriege bzw. völkerrechtwidriger Einmarsch und Brückenkopfbildung in Syrien? Total GUT, geht ja gegen den BÖSEN!
Die Linken haben nichts, aber auch GAR NICHTS, aus dem brüllend laut mahnenden Beispiel "Muammar al-Gaddafi" gelernt.
Geht´s den Lybiern jetzt total supi, nachdem die heilige Killary dafür sorgte, daß das "Monster" Gaddafi mit einem Bajonett im Arsch dahinschied und sie darüber jauchzte, wie ein Teenie beim Konzert der Lieblings-Boygroup? Ja? Alles total super jetzt? Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit in Lybien?
Nö. Es ist noch WEIT SCHLIMMER jetzt. Darüber redet von den sich selbst als "Links" Bezeichnenden aber keiner (und das eisern), weil das ums Verrecken nicht in das eigene Narrativ von "WIR sind die GUTEN, und was wir gut finden, bringt für alle Menschen Gutes!" passen will. Also breiten wir den Mantel des Schweigens darüber und machen in Syrien mit der gleichen, menschenverachtenden, die tatsächliche Lage willentlich ausblendenden, Grütze weiter (sofern der böse Putin nicht dazwischenfunkt).
Ehrlich gesagt, ich beginne, die sich derzeit als "Links" bezeichnenden Leute als menschenverachtende, kriegslüsterne Irre zu sehen, denen ganz dringend Einhalt geboten werden muss.
Ich würde es allerdings begrüßen, wenn dieser Einhalt nicht ausgerechnet von den Faschisten geboten wird.
Wie gesagt: der Argumentationszug ist abgefahren. Nimm das und denk darüber nach. Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst.
Und das gilt eben nicht nur für die Legislative, sondern auch für das Verhalten der Untertanen. Bautzen voran.
Kleine, sehr zusammengestauchte Hypothese, warum es ausgerechnet in Sachsen so ist wies ist: Nimm den Leuten die tüchtigsten, intelligentesten und tolerantesten ihrer Mitbürger und lass sie 1990 im Westen auf irgendeiner Arbeit verschwinden. Dann schaffe eine Pseudoindustrialisierung mittels nichtsächsischer Investoren. Diese scheren sich um eine soziale Infrastruktur nen Dreck - aber es lässt sich wunderbar nach Brandenburg zeigen und mit der gleichen Arbeitslosigkeit wie dort drohen. Und spätestens wenn auf jeder Straße 1-2 PKW ins Nachbarland entführt wurden (das waren die Jahre vor 2015 - und die wohl einzig relevante "Ausländererfahrung" bis dahin) und politisch nix passiert, dann haste ein paar Stammtischgespräche später die schönste Wagenburgmentalität und die kann gut und gern als rassistisch-faschistoid bezeichnet werden.
Aber vielleicht erwächst die gesellschaftliche Grundhaltung gar nicht aus den sozioökonomischen Strukturen sonder ist genetisch determiniert. Dann lieg ich ja völlig falsch. Klar, die Sachsen sind ja auch die einzigen, die bei Schweinereien die Fresse halten, falls sie diese nicht noch lautstark einfordern.
Veilleicht wird so aber bissl klarer, weshalb das argumentativ kaum erreichbar ist.
@Lycalopex: Klingt einleuchtend.
ich beglückwünsche dich zu der erkenntnis dass das, was du nett findest, nicht der mehrheitsmeinung entspricht. man redet dann auch von partikularinteressen.
@eintopf: muahahaha. Ihr Schlechtmenschen seid nicht in der Mehrheit, mein Freundchen.