Vollumfängliche Aufklärung bei der Bundeswehr
Mittwoch, 24.5.2017, 09:59 > daMaxVier Monate nach den Enthüllungen über sexuell-sadistischen Praktiken bei der Sanitäterausbildung am Bundeswehrstandort Pfullendorf hat die Staatsanwaltschaft Hechingen die Akte geschlossen. Justizsprecher Markus Engel sagte dem SPIEGEL, seine Behörde sehe nach umfangreicher Prüfung "keinen ausreichenden Anfangsverdacht" für Sexualstraftaten, Vorwürfe der Nötigung und Beleidigung oder Wehrstraftaten am Ausbildungszentrum Pfullendorf.
Denn hey, was ist schon groß passiert:
Ende Januar waren interne Ermittlungen des Verteidigungsministeriums bekannt geworden, die sich gegen mehrere Ausbilder am Standort Pfullendorf richteten. Demnach sollen die Ausbilder ihre Schüler bei der "Combat First Responder"-Schulung gezwungen haben, sich nackt auszuziehen. Zudem wurden laut den Aussagen einer Soldatin Praktiken wie das Tamponieren des Analbereichs, das Abtasten von Brüsten und dem Genitalbereich vor versammelter Mannschaft durchexerziert.
Ach Blödsinn, das hat die doch alles frei erfunden, die Alte. Oder?
Die Vorwürfe [...] waren durch die Vorgesetzten [...] lange verschleppt worden. Erst als sich die Soldatin, mittlerweile im Rang eines Leutnants, direkt und mit aussagekräftigen Fotos an Ministerin von der Leyen wandte, ordnete diese energische Nachforschungen an.
Ähm... das... also... was heißt denn hier Sexualstraftaten oder gar Nötigung?!? Wir machen hier nur aus Zivilisten Soldaten!! Das ist ein ganz normaler Vorgang! Demütigung ist nunmal ein fester Bestandteil unseres Gehirnwäscheprogramms, anders geht das doch gar nicht!!!!1!
Da wird die Frau Leutnant noch zusätzlichen Ärger hat aussitzen müssen. Auch bei Beschwerden IST der Dienstweg einzuhalten (Vorgesetzter, Kasernenkommandant, etc.) Als kleine Offizierin direkt die Lichtgestalt der MOAS (Mother of all Soldiers) mit den eigenen Befindlichkeiten zu belästigen kann disziplinarische Konsequenzen nach sich ziehen.
@ninjaturkey: sie WAR doch bei ihren Vorgesetzten, die haben sich aber nicht dafür interessiert... Und hey: Befindlichkeiten, ne? Bei systematischer Erniedrigung teils sexueller Art. Dünnes Eis.
OK. Das hier wird länger, und es wird für einige schmerzhaft zu lesen sein.
Die Einstellung geht völlig in Ordnung.
So, ich hab's gesagt. Ich, der Kriegsdienstverweigerer.
Das, worüber sich diese Frau so aufgeregt hat, ist tatsächlich so eine Art Militärtradition. Liebe anwesende Männer: Wer von euch erinnert sich bei der Musterung noch an den EKG? Vor den Stabsärzten, oder sogar StabsÄRZTINNEN? War das so viel besser? Ich hab mit Soldaten Kontakt gehabt. Die haben mir das so erklärt: Wer sowas nicht aushält, der hält auch den Dienst in einer aktiven Kampfeinheit nicht aus, wo die Eingeweide fliegen und man noch ganz andere Dinge erleben kann. Gefiel mir nicht, ist nix für mich, würde ich nicht mitmachen - aber macht tatsächlich Sinn.
Und: Die Klageführerin ist eine Frau. Das heisst: Sie hat sich freiwillig gemeldet. FREIWILLIG. Wusste sie nicht, was da auf sie zukommt? Hat sie mal den Männern zugehört, die gemustert, eingezogen und an der Waffe ausgebildet wurden? Dann hätte sie wissen können, was auf sie zukommt. Hat sie gedacht, als Frau würde ihr der rote Teppich ausgerollt? Soviel zum Thema "Gleichberechtigung".
Ich bin damals von meiner Mutter zur Verweigerung überredet worden. Heute würde ich aus eigenem Willen nicht gehen, weil ich der Ansicht bin, wir Männer haben uns lang genug verheizen lassen. Und dass das Verfahren eingestellt wurde, finde ich konsequent richtig. Denn ich denke: Hätte ein Mann geklagt, wäre genau das Gleiche passiert. Aber zusätzlich hätte er noch den Rufschaden als "Weichei" und "Jammerlappen" weg.
Hier ist einer Frau das gleiche passiert wie einem Mann. Und das stört mich nicht im Geringsten.
Die Traditionen bei französischen Elite-Hochschulen beeinhalten auch ganz nett fiese Aufnahmerituale für die Neulinge-gibt wohl fast regelmässig Skandale-
ändern tut sich da auch nix-
Medienverantwortliche sind gegebenfalls auch Absolventen-
Also bleibt der Deckel drauf,ab und zu kochts über!
Denn wer die Htze nicht verträgt...hat in der Küche nix zusuchen...
@Martin Däniken: Eben. Und solange nur Männer betroffen waren, hielt der Deckel noch dicht. Dann kamen die Frauen, und seitdem kocht es überall über.
Wer solche Vorfälle verhindern will, muss die Armee abschaffen.
@Raze:
Die fiesen Bitches!!1!
Let's do that, then. Wozu genau brauchen wir nochmal gehirngewaschene Menschen, die auf Befehl töten können und sich ihre Empathie systematisch abtrainiert haben? Ach so, halt, sag' nix: um unseren Wohlstand zu sichern. Schon klar.
@da]v[ax: Soldaten und mittleres Management haben also dieselbe Funktion, und beide sollen demnächst durch Maschinen ersetzt werden. Passt doch!
@HF:
@Raze:
"Wer solche Vorfälle verhindern will, muss die Armee abschaffen."
genau. und das schöne an der nummer wäre: da würden noch ganz andere sachen verhindert werden. sowas wie sinnlose ressourcenfresserei jeglicher art (energie, material, menschen, wissenschaft, industrie im allgemeinen ectera), verwüstete und verseuchte landstriche, amokläufer mit PTSD, überhaupt menschen mit kampf/krieg/armee-PTSD, tote und verkrüppelte menschen ohne ende, kinder, die auf landminen latschen, ewiger kreislauf der gewalt, androhung/ausübung von gewalt als mittel der "diplomatie" und des "marktes"...you name it.
@da]v[ax:
"...Empathie systematisch abtrainiert haben..."
bester kommentar zu böhmermanns tweet:
"Tremendous genocide. Best genocide of all times. Amazing."
@DasKleineTeilchen: das wäre totlustig wenn's nicht alles so furchtbar traurig wäre. Ich habe gestern Nacht meinen längsten Kommentar der letzten Monate verfasst, da gehts irgendwie auch genau um sowas.
@DasKleineTeilchen: Stimmt.
@da]v[ax: Tja. Da sieht man mal, dass Frauen in der Armee ihre Vorteile haben. Wenn die nicht wären, würde das alles gar nicht diskutiert werden.
Aber warum muss da erst eine Frau daherkommen, damit mal darüber geredet wird?
Warum ist die dabeigeblieben bis zum Leutnant, anstatt öffentlich die Brocken hinzuwerfen?
Wo ist eigentlich der Wehrbeauftragte des Bundestags in der ganzen Sache geblieben?
Wieso wird hier nicht mal daran erinnert, dass für Soldaten das Grundgesetz nicht vollumfänglich gilt?
Und als ich nach weiteren Infos gesucht habe, kam das hier:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.bundeswehrbericht-zu-pfullendorf-minderjaehriger-deckt-skandal-in-kaserne-auf.ef616d40-ce26-48d9-8897-cb432ed820a2.html
Warum hat der Spiegel das weggelassen?
Ich kann hier nur eines sagen: Die Einstellung der Ermittlungen geht völlig in Ordnung. Hier kann keine Staatsanwaltschaft der Welt was ausrichten. Da hilft nur komplette Abschaffung. Und offenbar braucht es erst sowas, damit mal die Öffentlichkeit daran erinnert wird, was die Armee aus den Menschen macht.
"... sie WAR doch bei ihren Vorgesetzten, die haben sich aber nicht dafür interessiert..."
Das ist der ZWECK des Dienstweges! Der Unrat soll schön in der Kompanie bleiben.
"...Und hey: Befindlichkeiten, ne? Bei systematischer Erniedrigung teils sexueller Art. Dünnes Eis..."
Voll fettes Eis würde ich mal sagen. Als Soldat(in) muss man deftige "Späße" eben aushalten.
Ich kenne den Laden aus den frühen 80ern, da war vieles noch "zivilisierter" (Luftwaffe) aber dennoch insgesamt schon ein uniformierter Haufen seltsamer Charaktere. Warum sich Frauen so etwas antun ist mir ein absolutes Rätsel. wenn ich mich recht entsinne, haben sich die Mädels damals sogar in den Wehrdienst eingeklagt. Wahrscheinlich muss ist meine positive Meinung von Frauen im Allgemeinen mal dezent revidieren.
@ninjaturkey: Ja, 2000 hat sich tatsächlich eine Frau in die Luftwaffe geklagt, vor dem EUGh und mit Hilfe des Deutschen Bundeswehrverbandes. Sie hat den Dienst aber nie angetreten, weil sie es sich anders überlegt hat. Siehe hier:
https://manndat.de/fakten-und-faltblaetter/wehrpflicht-fakten-und-faltblaetter/gender-mainstreaming-in-der-bundeswehr.html
3. Absatz des Textes.
@ninjaturkey:
"Wahrscheinlich muss ist meine positive Meinung von Frauen im Allgemeinen mal dezent revidieren."
es ist ganz einfach; menschen sind menschen.
@da]v[ax:
schöner kommentar von dir drüben; kann ich so unterschreiben.
Mir erschließt sich nicht, was sexueller Erniedrigung mit irgendeiner Art von "Abhärtung" für "Kampfeinsätze, in denen Eingeweide fliegen" zu tun haben soll, so wie das hier in einigen Kommentaren anklingt. Und kommt mir nicht mit vermeintlichen soldatischen Traditionen. Wenn anale Tamponaden eine Tradition sein sollten, gehört das schleunigst abgeschafft.
Der Verweis auf die Freiwilligkeit ist dabei eine klassische Täter-Opfer-Umkehr, und genauso schlüssig wie der Verweis auf den Minirock des Vergewaltigungsopfers.
Anders gesagt: I smell bullshit.
@Ein anderer Stefan: oh danke.
@Ein anderer Stefan:
nice one. and you kinda right.
@Ein anderer Stefan:
Der Zusammenhang ist einfach: Soldaten sind Mörder. Die meisten Menschen nicht. Also muss man alle Hemmschwellen in normalen Menschen beseitigen. Logisch gedacht. Aber komplett unmoralisch. Es läuft auf Gehirnwäsche raus. Und Folter ist Bestand jeder Gehirnwäsche.
Und wenn ich auf die Freiwilligkeit verweise, meine ich das so: Dass bei Armeen solche Scheiße abläuft, ist schon lange bekannt. Nicht zuletzt, weil einige Frauen sich das nicht gefallen lassen wollten und dann auch Männer angefangen haben, nachzudenken. Und wenn ich weiß, dass ich schon in der Grundausbildung auf solche Psychos treffe und trotzdem hingehe, statt wie ein vernünftiger Mensch zu sagen: Nicht mit mir - dann bin ich mitschuldig daran, was passiert.
Um auf den Vergewaltigungsvergleich einzugehen: Meiner Meinung macht jemand, der freiwillig zur Bundeswehr geht, dasselbe wie einer, der nackt durch die Abteilung für Triebtäter der forensischen Psychiatrie spaziert. Das kann gutgehen. Aber in der Regel wird es das nicht, und es sollte auch keinen überraschen. Ausser vielleicht den, der so dämlich ist, sowas zu machen und dabei zu glauben, es würde nichts passieren. Der Vergleich mit einer Frau im Minirock hinkt meiner Meinung nach.
Ich finde, es ist ne saudämliche Idee, zur Armee zu gehen. Ich versuche Verständnis dafür aufzubringen, aber ich finde es trotzdem dämlich. Wer das will, soll es machen - aber dann braucht er oder sie sich in meinen Augen auch nicht zu beschweren. Wer dumme Entscheidungen trifft, soll auch dafür gerade stehen. Auch eine Frau.
Das hat nichts mit Täter-Opfer-Umkehr zu tun. Für mich klingt das halt eher so, als habe da wer die Hochglanzwerbung geglaubt, die behauptet, Bundeswehr sei ein Job wie jeder andere. Und dann hat sie gesehen, dass das nicht so ist - aber statt wie ein normaler Mensch sofort die Biege zu machen, ist sie dabei geblieben, Leutnant geworden und hat dann auch noch geglaubt, das das irgendwen in der Truppe interessiert. Und so ne Beförderung, glaube ich, kriegt man nicht von heute auf morgen - wieviele Monate sind da wohl vergangen?
Was hat die Frau in der Zwischenzeit getrieben? Warum das lange Warten, bis mal die Ministerin informiert wurde?
Und ausserdem hat die erwähnte Frau nichts aufgedeckt - das war offenbar ein minderjähriger Rekrut, der nicht mitmachen wollte. So steht es wohl im ersten Bericht zum Skandal.
EIN KINDERSOLDAT. IN DER BUNDESWEHR. DER SOWAS MITMACHEN SOLL. Das regt mich irgendwie mehr auf, als die Frau Leutnant, die so naiv war, zu glauben, dass die Zustände in der Bundeswehrführung unbekannt und unwillkommen gewesen sein sollen. Oder im Ministerium. Oder bei der Staatsanwaltschaft. Nee, sorry - wer freiwillig zum Bund geht, der sollte wissen was ihn erwartet. Wer dann immer noch hingeht, der will es nicht anders.
Um es klipp und klar zu sagen: Ich wundere mich bei der Bundeswehr über gar nichts. Die Zustände sind für jeden bekannt, der die Ohren und Augen offen hat. Wer da freiwillig mitmacht, weiß was ihn erwartet. Und wer trotzdem noch mitmachen will, der will es nicht anders. (Ich geh doch auch nicht in das SM-Studio und beschwere mich dann bei der Chefin, wie die Leute von den Dominas behandelt werden.)
Deshalb wenig Mitleid von mir. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Wer zur Bundeswehr geht, weiß was ihn erwartet. Und wer glaubt, an dieser Truppe irgend was ändern zu können und weniger verlangt als die sofortige Auflösung und Einweisung aller Offiziere in die Psychiatrie, der ist ziemlich naiv. So naiv wie der, der glaubt, Frauen seien die besseren Menschen, auch bei der Armee. Lynndie Englund lässt grüssen.
Aber das tut nichts zur Sache. Ich sage: Wir sollten uns nicht über die Misshandlung von Freiwilligen aufregen.
Wir sollten uns darüber aufregen, dass unser Staat so eine Folterkammer unterhält und laufen lässt.
Wir sollten uns über die Frauen und Männer aufregen, die immer noch glauben, die Armee sei ne tolle Sache.
Und wir sollten über die aufregen, die es schon seit Jahrzehnten wissen und dulden, aber erst eingreifen, wenn die Kacke am Überkochen ist und schlechte Schlagzeilen drohen.
Wir sollten nicht die Symptome, sondern die Ursache angehen.
Huh, ziemlich viel. Ist aber auch ein ziemlich beladenes Thema.
@Raze: Grundsätzlich ist sexuelle Belästigung und Erniedrigung, egal von wem sie ausgeht und wen sie trifft, ein Unding - da sind wir uns sicherlich einig. Ich bin mir nicht sicher, ob junge Leute, die die Zielgruppe für die unsägliche Werbung der Bundeswehr sind, die Chance haben, sich eine Meinung über den Laden zu bilden, bevor sie dorthin gehen. Die Versuche, die Bundeswehr als "Job wie jeden anderen" darzustellen, sind sicherlich irreführend. Was eine junge Frau motiviert, sich diesen Scheiß anzutun, weiß ich nicht. Es wäre ja immerhin denkbar, dass sie diese Erniedrigungen erlitten hat, vorher keine Ahnung hatte, was auf sie zukam, und nun vielleicht auch versucht hat, das nicht nur für sich zu klären, sondern auch gegen diese Mißstände allgemein anzugehen (was nicht klappen wird, aber als junger Mensch ist man ja mitunter noch idealistisch). Es wäre sicher denkbar, dann dort die Brocken hinzuschmeißen - ich weiß allerdings nicht, wie diese Dienstverpflichtungen aussehen. Ich kann mir vorstellen, dass das erhebliche Nachteile mit sich bringt, wenn man sich da für x Jahre verpflichtet und dann die Brocken wieder hinwirft. Es ist natürlich schräg, wenn sie damit erst spät an die Öffentlichkeit geht - als Leutnant hat man die Offiziersausbildung ja schon komplett durchlaufen, und ist schon Jahre bei dem Laden. Was für manche auch anziehend wirkt, ist die Finanzierung des Studiums durch den Bund, das kann ja auch ne Rolle spielen. Ich will das nicht schönreden, aber mit "wer hingeht, ist doof" macht man es sich glaube ich etwas zu einfach. Mal ehrlich: wer kann das mit 18 so genau einschätzen, was einen dort erwartet? Ich konnte es nicht.
Zum Thema Kindersoldaten: Das Mindestalter ist 17. Ich sehe jetzt nur einen graduellen Unterschied, ob ich einen Menschen mit 17 oder mit 18 zum Soldaten ausbilde. Ja, mit 18 ist man volljährig. So what? Das lag mal bei 21. Es ist zugegebenenmaßen absurd, dass man mit 17 töten darf, aber weder autofahren noch harten Alkohol kaufen. Aber das ist letztlich nur ein nachrangiger Punkt auf der Absurditätsliste, finde ich.
Die Übergriffe und Erniedrigungen, nicht nur sexueller Natur, und die Gehirnwäsche, die einen "guten Soldaten" ausmachen, sind sicherlich ein strukturelles Problem, da gebe ich dir recht. Es gibt ja immer wieder Berichte über solche Vorfälle. Eine Armee funktioniert nicht ohne Gewalt gegenüber den eigenen Soldaten - ich denke, Menschen greifen umso bedenkenloser zur Gewalt gegen anderen, je mehr sie sie selber erlebt haben (von den ernsthaft gestörten mal abgesehen). Es liegt zwar in der Natur des Menschen, sich mit seiner eigenen Gruppe gegenüber anderen Gruppen abzugrenzen. Diese Abgrenzung ist aber nicht per se gewalttätig. Diese Abgrenzung kann man aber ausnutzen, um sie gewalttätig werden zu lassen. Und das ist das Muster in einer Armee.
Dahinter steckt ja noch mehr: Armeen sind ja letztlich heute Ausdruck einer Nationalstaatsidee und des Konzeptes, dass die willkürlichen Grenzen eines Nationalstaates und seiner Herrschaftsstruktur ein zu bewahrendes und ggf. mit Waffengewalt zu verteidigendes Gut darstellen. Stellt man die Armee in Frage, stellt man damit letztlich die Nationalstaatsidee in Frage. Da steckt auch der Grund, warum diese Vorfälle zwar immer wieder berichtet werden und die Empörung jedes Mal groß ist, sich aber nichts ändert. So lange eine staatliche Struktur so ausgelegt ist, dass eine Armee existenziell erforderlich ist, so lange wird die Staatsführung diese Mißstände letztlich billigend in Kauf nehmen. Die klassische Territorialarmee wird zwar in der Tendenz durch (irgendwann auch autonom agierende) technologische Mordinstrumente abgelöst, und hilft gegen moderne Kriegsführung (wozu ich auch Terrorangriffe zählen möchte) eh nicht wirklich, aber die Idee dahinter bleibt trotz aller Änderungen die gleiche. Ich denke, die Bundeswehr (oder eine beliebige andere Armee) abschaffen, wird nicht gelingen, ohne über eine andere Regierungsform nachzudenken. Wie die aussehen soll, weiß ich allerdings auch nicht.
Weil's gerade so schön passt:
Was mich hier bei der Diskussion gerade am meissten verwundert, ist die Tatsache, dass eine STRAFTAT, die zudem moralisch total verwerflich ist, von allen so abgetan wird - ist halt nen strukturelles Problem, wird sich nicht ändern, wer sich da meldet, muss damit rechnen sexuell erniedrigt zu werden.
Jetzt könnte man sagen: Gewalt gegen Frauen ist in unserer Gesellschaft (immernoch) fest verankert, es ist normal, dass in einer hegemonialen Gesellschaft Frauen Gewalt erfahren, warum sollte es jemand aufregen?
Ist das hier der Verein der Hoffnungslosen, die nicht daran glauben, dass Strukturen sich ändern können?
Oder ist es eine Art "Schadenfreude", weil Menschen einen Weg eingeschlagen haben, den man selbst nicht nachvollziehen kann (Militär) und man deshalb innerlich denkt: geschieht denen recht?
Ist doch vollkommen egal ob Gewalt und sexuelle Erniedrigung zuhause, in einem Bordell, einer Schule oder dem öffentlichen Raum statt findet. Es ist egal, ob es dabei einen Menschen mit weiblichen oder männlichen Erbanlagen trifft.
Es ist einfach NICHT okay und zudem strafbar, und zu behaupten, ein Mensch wisse ja worauf er sich einlässt und kann sich deshalb nicht beklagen ist in meinen Augen der GANZ falsche Ansatz, weil es Gewalt legitimiert.
Die Bundeswehr ist kein rechtsfreier Raum und nur weil sie eine scheiss-Tradition hat und ein scheiss-Verein ist, heisst das noch längst nicht, dass ein Mensch nicht das Recht hat, sich gegen Unrecht in dieser Institution zu wehren.
@anneloewe: Na dann lies doch mal das hier:https://manndat.de/fakten-und-faltblaetter/wehrpflicht-fakten-und-faltblaetter/ein-nachruf-auf-die-musterung.html
Und dann denk mal daran, dass jede Menge Männer keine Wahl hatten, sich der Musterung zu verweigern. Ich auch nicht. Bei Nichtauftauchen wären ruckzuck die Feldjäger vor der Tür gestanden. Totalverweigerer sind üblicherweise ins Gefängnis gewandert. Gegenwehr? Guter Witz. Schon mal als einziger Aussenseiter in einer Gruppe dagestanden? Nicht lustig, sag ich dir.
Ich und viele Männer vor und nach mir wurden gezwungen. Keine Chance für Gegenwehr, ausser zu versuchen, T5 gemustert zu werden - voll untauglich. Mir wurden so 9 Monate meines Lebens gestohlen - anderen Jahre.
Hat das irgendwen groß interessiert? Irgendwelche #Aufschreie? Kann mich irgendwie nicht daran erinnern. Waren ja bloß Männer. Erst jetzt, wo ihr Frauen euren Zugang in die Truppe als Menschenrecht(!) erklagt habt, fällt euch auf, was da seit Jahrzehnten abgeht und was wir Männer klaglos aushalten mussten, wenn wir nicht als Versager dastehen wollten.
Schöne Reden über Widerstand zu schwingen ist leicht. Versuch es mal in der Realität. Glaub mir: Das tut weh. Komm wieder, wenn du mal sowas erlebt hat. Dann wirst du wie ich einfach nur erfreut sein, dass die Narrenzunft Olivgrün sich auf die Knochen blamiert. Vielleicht ändert sich JETZT mal endlich was.
Oh, und noch was: Die Bundeswehr IST ein rechtsfreier Raum. Grundgesetz Artikel 17a listet alles auf, worauf ein Rekrut kein Recht hat. Und ich denke, jeder weiß: Recht haben heißt leider nicht automatisch recht bekommen.
Sorry, aber das Thema reißt alte Wunden auf.
Oh, und noch was zu meiner Sicht:
https://leifleser.wordpress.com/2014/07/17/die-territoriale-wehrverwaltung-vs-feministische-objektifizierungstheorie/
@Raze:
Lieber Raze,
es tut mir leid, dass da solche Wunden bei Dir sind.
Ich habe den Artikel gelesen und sehe es genau wie Du: diese Art von Behandlung ist absolut menschenunwürdig und demütigend! Ist doch total egal, WEN es trifft! Deshalb wunderte es mich auch, dass hier teilweise so ohne das geringste Mitgefühl darüber geurteilt wird, wenn sich ein Mensch dagegen wehrt!
Dass es damals nicht gelang sich zu wehren ist doch schlimm genug, eigentlich müssten sich doch alle einig sein, dass es gut ist, wenn das jetzt endlich möglich IST/wird.
Wenn Du hier aber die Geschlechter Dimension unbedigt rein bringst: zu der Zeit, wo Männer Wehrpflichtig waren und zwangsgemustert wurden stand es ja um die Frauen auch noch nicht so toll und Vergewaltigung in der Ehe war beispielsweise noch straffrei.
Und eine kleine Anmerkung noch, mit Verlaub, da wir uns nicht persönlich kennen, hast Du nicht die geringste Ahnung, mit welcher Geschichte ich hier stehe und was ich schon erlebt habe. Daher beziehe Dich darauf bitte nicht.
Hier in Max Blog kann jedeR stehen wie er mag und eine Meinung haben. Ich will nicht, dass Du sie mir absprichst, weil Du denkst, ich hätte aufgrund meines Erfahrungsmangels kein Recht darauf.
@anneloewe: Ich wollte dir nichts absprechen. Ich wollte auch nichts herunterspielen. Ich wollte eigentlich auf folgendes heraus: Die Justiz ist hier nicht der Hauptschauplatz, sondern die Armee. Und die Ziviljustiz hat aufgrund der Ausnahmeregeln für die Bundeswehr kaum eine Handhabe gegen solche Vorfälle. Jetzt regen sich alle über die Verfahrenseinstellung auf- und ich befürchte, dass das ausgenutzt wird, um still und heimlich den Blick von diesem Laden wegzulenken.
Ich habe ja gesagt: Jetzt endlich wird mal darüber geredet. Aber wird auch was passieren? Ich fürchte nein.
Und was das scheinbar mangelnde Mitleid angeht: Wenn man sowas übles erlebt hat, hilft Mitleid nicht immer weiter, denke ich. Die meisten werden sich wohl fragen, ob sie was falsch gemacht haben: Ja, haben sie. Aber wussten sie das damals? Kaum. Sie haben wohl alle geglaubt, ihnen passiert nichts. Das war ihr einziger Fehler.
Mir hat es mehr geholfen, klar gesagt zu bekommen, was ich falsch gemacht habe, als mich als das arme Opfer zu bemitleiden. Mich darauf zu konzentrieren, dass mir dieser eine Fehler nicht noch mal passiert und auch zu versuchen, andere davon abzuhalten, hat mir geholfen, nicht in Selbsthaß abzusinken. Ist halt männertypisch - wir haben es in der Regel nicht so damit, bemitleidet zu werden. Wir brauchen zur Verarbeitung was zu tun - und wenn es nur eine gründliche Analyse ist, was da schiefgelaufen ist, wer was falsch gemacht hat und wie man sowas verhindern kann.
[daMax meint: Ich habe nachträglich deinen Namen eingetragen, ich hoffe, das ist in deinem Sinne ]
@Raze und Anneloewe: ihr macht das schon ganz gut hier, da halte ich mich raus. Ich stehe ein bisschen auf Annes Seite, wenn sie meint:
Allerdings sehe ich im Moment nur ein von der Staatsanwaltschschaft abgelehntes Verfahren, und das zeigt in meinen Augen viel mehr, dass eben weiterhin kein Sich-Wehren möglich ist, was einerseits meine sowieso negative Meinung der Wehrmacht bestärkt und andererseits meine ebenso pessimistische Sicht hinsichtlich unserer auf Machtstrukturen basierenden Gesellschaft unterstützt. Ich kann da keine Verbesserung sehen.
@da]v[ax: Tja, ich meine, die Möglichkeit sich zu wehren reicht nicht. Es muss auch eine Erfolgsaussicht da sein. Und die habe ich von vornherein nicht gesehen. Darum habe ich keine Verbesserung gesehen, und es wird auch keine geben.
Stattdessen sehe ich hier:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/antreten-um-die-truppe-vor-nazis-zu-retten
und hier:
https://www.jungewelt.de/artikel/311205.bundeswehr-wirbt-auf-kirchentag.html
und
https://tag-der-bundeswehr.de/action-technik-karriere-und-spass-auf-dem-fliegerhorst-diepholz/
und stelle fest: Es interessiert schon wieder keinen mehr. Die machen einfach weiter. Es ist ja alles legal - das hat die Justiz ja klargestellt.
Das einzig positive ist wirklich, dass die Zustände schon soweit sind, dass es nicht mehr unter dem Teppich zu halten ist.
So. Jetzt ist mir aber die Lust an dem Thema endgültig vergangen. Ich brauche meine Wut ja noch für andere Sachen, bevor sie mir ausgeht.
Zum Abschluss noch was musikalisch passendes:
https://www.youtube.com/watch?v=fUbUMUNNsVw
@Raze: sorry, dein Kommentar ist wegen der vielen Links wieder in der Moderation hängen geblieben. Ich habe dich jetzt mal gewhitelistet
---HATESPEECH ENTFERNT---