Inzwischen ist es soweit, dass ich eine komplette Tagesschau-Sendung glotzen kann und dabei größtenteils gar nichts mehr verstehe. Gestern zum Beispiel:
Erst ein langer Beitrag über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, den ich komplett nicht verstehe. Die offizielle "Erklärung" von der Nazibefreiung ist ja wohl ein schlechter Witz. Russland bombardiert Theater, Krankenhäuser, Einkaufzentren und Wohngebiete. Wie eine Spezialoperation zur Befreiung von Nazis sieht das in meinen Augen nicht aus. Und selbst wenn die Ukraine ein Naziproblem hätte: in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Polen, Österreich, Deutschland und den USA sind ja deswegen auch keine Russen einmarschiert.
Dann ein Beitrag über eine Putin-Jubelveranstaltung in einem Stadion. Das kann ich zwar noch verstehen, muss aber den Raum verlassen, weil sich mir bei dieser geballten Lügenshow der Magen umdreht.
Anschließend: Der Obermotz der USA telefoniert mit dem Obermotz von China und ich denke nur "Ja, das wird's sicher bringen. So wie Schröders Besuch bei Putin. Oder Scholz' Besuch bei Putin. Oder so.". Aber verstehen? Nope.
Dann kommt wieder so ein Ding, dass mir überhaupt nicht in den Schädel will: Der Bundestag billigt die Lockerung der Pandemieregeln trotz täglich neuer Inzidenzrekorde. Kleiner Fun-Fact am Rande: Österreich führt 2 Wochen nach ihrer Abschaffung die FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen wieder ein, weil bei denen die Inzidenz inzwischen bei lässigen 3600 liegt (was ziemlich genau das Doppelte der deutschen Inzidenz ist). Vasteh ich nich.
Die Nachricht, dass Bulgariens Ex-Obermufti wegen Erpressung verhaftet wird, ist mir komplett wumpe. Das passt eigentlich sogar ganz gut in mein in düsteren Tönen gezeichnees Weltbild, denn Machtspiele sind Machtspiele und Erpressung gehört da zum guten Ton. Ist heute auch schon wieder egal, der Typ ist wieder auf freiem Fuß.
Und dann kommt die Nachricht, bei der mir tatsächlich klar wurde, dass ich nicht mehr kapiere, was auf diesem Planeten passiert: die USA präsentieren stolz den größten Phall die größte Rakete der Welt. Die sie auf den Mond schießen wollen. Als Start eines neuen bemannten Mondflugprogramms. Mit dem erklärten Endziel einer fucking Marsmission. What. The. FUCK?!?!? Hello? US of A? Anyone at home? Wir stecken mitten im menschengemachten Klimawandel, angefeuert durch das Verheizen von fossilen Brennstoffen, und ihr macht einfach genau so weiter als wäre nichts gewesen?!?
Da ist mir dann eine Sicherung durchgebrannt.
Die Menschheit ist offensichtlich nicht in der Lage, aus ihren Fehlern zu lernen geschweige denn, irgendwelche sinnvollen Handlungen daraus abzuleiten. Und jetzt reicht es mir. Fick dich, Menschheit. Ich gebe es jetzt auf. Mir tun zwar die Eichhörnchen, die Meisen, die Igel und die Haselmäuse leid, denn die alle werden von uns ebenso in den Abgrund gerissen wie sämtliche anderen Bewohner dieses Planeten, aber ich kann es nicht ändern. Egal wie sehr ich mich verrenke, hier ein bisschen weniger Fleisch zu essen und dort auf einen Flug zu verzichten: das ist doch alles für den Arsch. Ich höre jetzt auf, mir einen Kopf zu machen. Schiss dr Hond dropp. Nach Schweden geht's mit dem Flugzeug, dort oben wird im Benziner herum gefahren. Ich habe keinen Bock mehr, mich tagelang an mein Laptop zu klemmen, um vielleicht eine minimal klimafreundlichere Reisevariante auszutüfteln, die dann aber lässig 4 Tage Hin- und Rückreise bedeuten würde, wenn ich statt dessen auch einfach in Stuttgart in einen Flieger steigen kann, der mich ratzfatz nach Göteborg bringt, wo ein Benzinauto bereitsteht, mit dem ich dann noch am selben Tag mein erstes Übernachtungsziel erreichen kann. Von den 4 verschiedenen Apps, die man braucht, um, mit viel Glück und wenn der Mond richtig steht, irgendwo eine funktionierende E-Auto-Ladesäule zu finden, fange ich gar nicht erst an.
Und jetzt fallt ruhig über mich her. Dass es ja so einfach auch nicht ist. Dass ich mich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen kann. Dass es auf jeden kleinen Beitrag ankommt. Dass ich ja sowieso viel zu bequem und eh nur ein linksgrünversiffter Sofarevoluzzer bin. Speak to the hand, coz the face, it ain't listening.
(bild: daMax [CC BY-NC-SA 4.0], basiert auf diesem von John Voo [CC BY 2.0])
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nur kurz;
Und jetzt fallt ruhig über mich her
nö, warum sollte man nach nem verzweiflungsrant noch nachtreten? passt schon.
Dass ich mich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen kann. Dass es auf jeden kleinen Beitrag ankommt.
letzlich gehts doch darum, beim blick in den spiegel nicht gleichzeitig ins waschbecken kotzen zu müssen, right? its not about the assholes, its about us, cause assholes will be assholes and we cant do shit about it. except not to be assholes.
@DasKleineTeilchen: seufz.
Mache Dir nicht zuviel Gedanken darüber, auch Du kannst nicht den ganzen Weltschmerz in Dir aufnehmen oder als Einzelner alles richten.
Erster Ansatz bei solchem offensichtlichen Überfordern oder Überreiztsein ist echt, einfach mal den Medienkonsum herunterzufahren oder wenigstens mit etwas zeitlichem Abstand zu "genießen". Viele der brandheißen Themen sind dann nämlich entweder schon wieder out oder wenigstens etwas abgeklungen.
Auch wenn ich mich damit sicher nicht beliebt gemacht habe, ist selbst der etwas bessere Journalismus unsererseits derart auf eine personifizierte Strategie gegen Putin eingeschworen, dass Kritik wie nüchternes Betrachten beider Seiten schier nicht mehr möglich scheint. Es geht immer nur um ein ständiges "High", welches den Reizpegel ebenso ständig hochtreibt.
Genauso wie die Rechten in der Ukraine nur Plazebo als Kriegsgrund sind, waren es vorher Husseins Massenvernichtungswaffen, die Terrorjagd in Afghanistan, obwohl die Taleban mit dem Konglomerat um Bin Laden und dem späteren IS faktisch nichts zu tun hatten oder den ständigen Versuchen, über den Hebel Ahmadinedschad gegen den Iran zu intrigieren oder Assad in Syrien. Immer wird/wurde da das Narrativ des Bösen in der Person von XYZ inszeniert. Dabei hätte ich mir die Kritik und das mediale Getöse einmal gegen die Aggressoren dieser Kriege gewünscht in der jetzigen Form, die genauso völkerrechtswidrig und oft unter fadenscheinigen Gründen begonnen wurden. Jeder Krieg trifft die Zivilbevölkerung und deren Einrichtungen.
Das macht die russische Aggression nicht besser, die wahren "Gründe" liegen aber bei allen in Geostrategie und Geopolitik. Das wirklich "Neue" daran ist lediglich, dass eben jetzt Russland unter Putin diesen Schlag vollzogen hat und keine westliche Macht. Mit dem Dummgetöse einer Zeitenwende a lá Scholz hat das nichts zu tun, sondern das ist einfach Bullshit.
Überlege doch einmal weiter, dass sich dieses Dauerschleife inzwischen über zwei Jahre durch die Covid-19-Pandemie durchzieht und jetzt kommt dieser Krieg dazu. Es ist ja nicht so, dass der Affront gegen Russland in der Person Putins nicht schon jahrelang unterschwellig betrieben würde. Bei diesem Dauerberieseln ist es doch kein Wunder, dass man irre wird, wenn man alles an sich ranlässt und zu Herzen nimmt und über dem Emotionalen das Rationale vergisst. Genauso funktioniert aber der Deal der Medien: Immer schön die Gefühle massieren, damit der Verstand Pause macht und nicht zu lange Pausen lassen bei den Untergangsszenarien in Dauerschleife.
Das ist auch eine Art Gehirnwäsche ebenso wie die Themen um´s Klima usw. Ist das Individuum in einer lähmenden Dauerpanik, dann lässt es sich viel leichter triggern und dementsprechend auch in vielleicht gewünschte Richtungen trimmen. FUD funktioniert eben immer und wirkt so nebenbei auch teilend (was imho auch ein Grund war und ist, von "oben" nicht allzu konsequent gegen Querdenker nebst Umfeld vorzugehen, obwohl sie offensichtlich ein Sammelbecken und Werbeplatz Rechter sind).
Letztendlich wird da viel auf den Einzelnen abgewälzt, der vermeintlich mit seiner Entscheidung und vor allem seinen monetären Beitrag beim Einkaufen, bei Mobilität und was weiß ich noch alles dafür zuständig ist, dass unsere Welt eine bessere wird und nur genug mitmachen müssen. Und während z.B. Du Dir eine Platte machst, ob und wie Du für Dich persönlich so eine Reise mit dem geringstmöglichen Flurschaden durchführst, kommen unsere Volksvertreter um die Ecke und haben beim geringsten Anlaß nichts besseres zu tun, als Atomstrom und Gas zu grünen Energien zu labeln und damit jahrelangen Minimalkonsens mit einem Wimpernzucken über den Zaun zu werfen; endlos Summen für den Trachtenverein auf Pump zu versenken, eine Wehrpflicht wieder in´s Gerede zu bringen, die in ihrer waffenlosen Seite nur billige Arbeitskräfte in der Pflege sichert; da werden E-Autos als Zukunft bejubelt, obwohl deren Produktion bereits teils umweltschädlicher ist als die von Kfz mit Verbrennungsmotoren; deren Betrieb und Unterhalt nicht damit verbunden sein wird, dass es weniger Straßen, Parkplätze usw. gibt...
...im gleichen Atemzug wird an den anderen Enden der Welt die Umwelt versaut mit den Resten dieser Wirtschaftsweise, die Menschen in der Dritten Welt ausgebeutet wie zu besten Feudalzeiten und mit diesen Herren macht man den Deal, während ein Putin das A....loch der Welt ist.
Dabei hängt nun einmal Alles mit Allem zusammen, nur wird das eben öffentlich immer mehr verwässert und verschleiert.
Als bekennender Anhänger der "reinen Lehre" stand das bereits im Kommunistischen Manifest.
Zwei Zitate:
"Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen."
"Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehn wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Worte, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde."
Und dann noch ein anderes Zitat von Marx:
"Kapital, sagt der Quarterly Reviewer, flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel."
Lasse Dir das ein wenig auf der Zunge zergehen, denn diese "Gründe" für Krieg wirst Du in den Leitmedien sicher nicht finden und dabei geht es mir nicht um das universal Gültige Marxschen Denkens, denn auch der hatte Fehler und ist zu kritisieren. Die gesellschaftlichen Grundlagen des Kapitalismus und seine Funktionsweise hatte er dagegen recht umfassend ausgearbeitet und die haben sich nie geändert. Das macht auch das emotional Unverständliche eines russischen Krieges in der Ukraine vielleicht nicht logisch erklärbar, aber ggf. etwas verständlicher.
PS. Deinen Kummer kann ich Dir natürlich nicht abnehmen, aber Gedanken über Deine Art des Reisens brauchst Du Dir so nicht zu machen. Auch Du unterliegst Zwängen in zeitlicher und finanzieller Hinsicht, die zur Folge haben, so einen Trip nicht zu machen oder eben auf das woke Gegeier zu pfeifen. Es kann auch nicht jeder im Bio-Markt seine Nahrung auf Ultralevel pimpen, weil manche eben gar nicht die Kohle haben und froh sind, überhaupt satt zu werden. Und so geht es jedem. Das ist übrigens auch so ein Punkt an der Linken, die irgendwie immer mehr die besseren "Grünen" werden wollen und dabei ihre eigentliche Klientel der Arbeiter (die es ja auch offiziell nicht mehr gibt, sondern nur noch Mittelstand und irgendwelche "Gesellschaftsschichten") verlieren oder versuchen auf Prenzlauer-Berg-Niveau zu trimmen. Wenn sich da nicht etwas gewaltig ändert, gibt es bald keine wirkliche Arbeiterpartei mehr mit allen weiteren Folgen für den nach wie vor größten Teil der Menschen in diesem Land neben dem Prekariat als billigst zu erhaltende Reserve für die Produktion.
Auch Du hast nur ein Leben und das solltest Du im Rahmen Deiner Möglichkeiten genießen. Es spricht natürlich nichts dagegen, anderen zu helfen, sich für die Umwelt einzusetzen, Menschenrechte usw. Sich dabei selbst zu verausgaben und dabei "vor die Hunde" zu gehen, nützt dabei aber weder Dir noch denen, die Hilfe brauchen. Auch da las ich sinngemäß irgendwo den Satz, dass es nicht nur jetzt darauf ankommt, aus der Euphorie und den Emotionen heraus zu helfen, sondern es zählt der lange Atem wie auch bei den bisherigen Hilfesuchenden, die nicht nur an-, sondern auf lange Sicht auch unterkommen und sich hier in großen Teilen in dieser Gesellschaft aufgehen werden.
PPS: Falls das wieder in irgendeinen falschen Hals kommen sollte, gleich noch das überspezifische Dementi dazu. Es geht nicht um Relativieren oder Rechtfertigen dieses oder überhaupt eines Kriegs oder irgendwelcher autoritärer oder diktatorischer Regimes, da ist der/das Eine einen 3er wert und der/das Andere 3 Cent.
Was aber absolut fehlt, ist eine übergreifende, linke Bewegung, die diesem ganzen Irrsinn üerhaupt etwas entgegensetzt und dabei die Themen Gleichberechtigung, Umwelt, Emanzipation et al nicht für irgendwelche Esoterik nur in Grün, Gender whatever unterbuttert. Und daran hapert es gewaltig genauso wie an rationaler Analyse solcher Scheiße wie jetzt in der Ukraine.
Schaust du hin, so sind die Menschen insgesamt blöde.
Danke, dass du deinen Weltschmerz ausspricht! Mir geht es manchmal ähnlich. Bei allem Gefühl der Ohnmacht muss man aufpassen, dass man nicht vergisst, dass man an alldem nicht schuld ist. Gleichzeitig passiert gerade so viel Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die aus dem Krieg flüchten. Und auch anderswo. Gerade die, die gutes tun, sieht man weniger. Sei es aus Aufmerksamkeitsökonomie oder weil die besseres zu tun haben, als darüber zu reden.
Falls du etwas Abwechslung brauchst: Am Kaiserstuhl hat die Mandelblüte und die Obstblüte begonnen. Der triste Winter ist zu Ende.
Wenn du Zeit und Lesefreude hast, kann ich dir das Buch „Im Grunde gut“ empfehlen. Ganz kurz zusammen gefasst zeigt es, dass Menschen meistens viel besser sind, als wir das erwarten.
Da aber aber einer frustriert.
@Siewurdengelesen: Wow. Das ist mal ein detaillierter Kommentar Danke für deinen Zuspruch und die Zitate und alles. Das tut echt gut.
@Chris: Das Buch kommt mal auf die Liste. Vielleicht komme ich in Schweden ja auch zum Lesen Und bzgl. Weltschmerz: manchmal muss das einfach raus. Ich kann die Welt inzwischen wirklich nicht mehr verstehen geschweige denn anderen erklären und ich bin baff, wie manche Blogger immer noch fest davon überzeugt sind, den kompletten Durchblick zu haben. Meistens lese ich da nur noch enttäuschten und verzweifelten Zynismus und diese Richtung möchte ich nicht einschlagen.
@rigolo: so isses
Eigentlich bin ich mit fast 40 viel zu alt um es so auszudrücken, aber: Ich feiere diesen Beitrag.
@Michaela: mit fast fünfzig verachte ich diese Ausdrucksweise natürlich noch viel härter, aber: danke Wobei es da ja genau genommen gar nix zu feiern gibt. Ich bin echt ratlos und... ratlos
@Siewurdengelesen:
Dein Kommentar und die Zitate haben mir sehr gefallen. Ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen, würde ich Dich spontan bei einer Sahra Wagenknecht oder einem Oskar Lafontaine einordnen wollen. Für die Jüngeren unter Euch: Letzterer war früher mal jahrelanger Ministerpräsident, SPD-Generalsekretär und sogar Bundesfinanzminister. Derselbe hat übrigens gerade vor ein paar Tagen "Die Linke" verlassen, deren Mitbegründer er einst war! Was ich eigentlich sagen will: Mit diesen Persönlichkeiten - aber auch Dir - würde ich so gerne mal ordentlich reden, debatieren, streiten wollen. Denn das ist es, was uns im Schlandland seit gefühlt sehr langer Zeit fundamental fehlen tut - eine ordentliche Diskussion OHNE WokenGenderMinderheitenRechtsLinks-Scheiss - und am Ende käme da ganz bestimmt irgendetwas brauchbares dabei heraus.
@Robert:
Neben Zeitgründen habe ich lange überlegt, ob und was ich hier schreibe. Verorten (lassen) liegt mir dabei nicht unbedingt und jede Persönlichkeit hat ihre Richtung und ihre Zeit. Sicher gibt es dabei Schnittmengen.
Bei Lafontaine/Wagenknecht sehe ich die nicht so wirklich, auch wenn es den Anschein haben mag. Deren Sichtweise in der Flüchtlingspolitik, aber auch beim Thema Covid-19 und dem damit verbundenen Anschluß an das Gedankengut der Querdenker und vorher schon das der Querfront bin ich raus. Sahra Wagenknecht ist m.E. wirtschaftlich enorm kompetent, als linke Politikerin hat sie andererseits viel Sympathie für Hayek und Co. Ist aus meiner Sicht auch nicht so das Gelbe vom Ei. Da liege ich subjektiv mit einer Jutta Ditfurth mehr auf einer Linie.
"eine ordentliche Diskussion OHNE WokenGenderMinderheitenRechtsLinks-Scheiss"
Sind das nicht auch irgendwie immer ausschließende Kriterien, wenn sie dazu benutzt werden, um gegenteilige Meinungen und Kritik qua "Argument" bereits im Vorfeld zu blocken? Da werden m.E. auch oft Diskussionen um des Kaisers Bart geführt, die einer allseitigen Emanzipation mehr schaden als nützen. Es geht ja nicht nur um das Gleichstellen verschiedener Geschlechter usw. Dazu gehört, dass Frau und Mann und der Ossi und Wessi und übertrieben gesagt auch ein Marsmännchen ohne Vorbehalte in all ihren Lebenszielen gleiche Chancen und Voraussetzungen haben und dementsprechend auch ihre sexuelle Orientierung frei ausleben können. Das lässt sich nicht allein über Quoten lösen, so sinnvoll sie in mancher Hinsicht sein mögen, um überhaupt erst einmal ein Fenster zu öffnen. Der unterbezahlten Reinigungsfrau nützt das ohnehin nicht, wenn in DAX-Konzernen die Vorstände per Quote verteilt werden. Die bekommt für ihre Arbeit trotzdem zu wenig. Manchmal genügte schon der Tarif- statt eines Dumpinglohnes, der den Namen Lohn nicht wert ist. Einen schönen Gruß an Susi Neumann!
Die "Linke" hat als Partei nun auch im Saarland abgeloost. Ob dabei Lafontaines Austritt noch viel nach unten korrigiert hat, nehme ich nicht an. Der Parteienschmonz war mir schon immer zuwider und statt dieser fraktions- und parteiengebundenen parlamentarischen Demokratie sehe ich einen besseren Ansatz in so etwas wie Heyms Roman "Schwarzenberg", bei dem in Räteform und nah am Menschen entschieden wird. Innerhalb dieser Ordnung Kapitalismus ist das aus Gründen unmöglich und eine geeinte linke Bewegung sehe ich weit und breit nicht.
Nun mag ich die Geduld des Forenbetreibers nicht überstrapazieren mit Themen neben dem Thema. Wir werden sehen, wie es weitergeht und wohin die Geschichte sich entwickelt, wenn nicht "unsere Hybris" dem Ganzen vorher ein Ende setzt...