Der Zusammenhang zwischen Tempolimit und Unfalltoten
Dienstag, 14.1.2020, 15:04 > daMaxWeil ich mir neulich wieder anhören durfte, ein Tempolimit hätte keinen Einfluss auf die Unfallstatistik: Hohes Tempo [ist der] Hauptgrund für Unfalltote.
Zu schnelles Fahren auf Autobahnen ist einer der Hauptgründe für tödliche Unfälle - das zeigt die amtliche Unfallstatistik für 2018. Die meisten Opfer gab es auf Abschnitten ohne Tempolimit.
Dann kann ich das nächstes Mal gleich aus der Tasche ziehen und muss mich nicht erst mit solchen Nebelkerzen auseinandersetzen. Und wo wir gerade dabei sind: angeblich gibt es ja auch "fast keine Strecken ohne Tempolimit mehr":
Allerdings liegt laut der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auch der Anteil von Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung am gesamten Autobahnnetz bei 70 Prozent, was den hohen Anteil der Unfalltoten auf Strecken ohne Tempolimit relativiere.
Gleich zwei "Argumente" von Rasern in einer Statistik widerlegt. Danke. Ach ja, und zu dichtes Auffahren ist (oh Wunder!) zusätzlich zum zu schnellen Fahren mit für diese ganzen Unfälle verantwortlich. So, und jetzt kriegt euch wieder ein und freundet euch schon mal mit Tempodromen an, in denen ihr von mir aus mit 350 Sachen im Kreis fahren dürft, so lange ihr dafür Eintritt zahlt. Dann könnt ihr mich auf den Autobahnen nämlich endlich mal in Ruhe lassen, ihr Arschkrampen.
(Bild: daMax [CC BY-NC-SA], unter Verwendung von diesem und jenem)
Hmm, schwieriges Thema...
Einerseits mag ich es, ab und zu einmal "Gas geben" zu können, am liebsten Nachts und bei freier Bahn. Allerdings sehe ich beruflich (Kraftfahrer), wie schön es mit einem Tempolimit zu fahren ist. Das fahren auf den Autobahnen in Frankreich zB ist deutlich angenehmer, da der Geschwindigkeitsunterschied geringer ist. Okay, Idioten die es übertreiben müssen gibt es immer und überall, aber die wird es wohl auch weiterhin geben.
Ich denke, das der "Krieg" auf den Straßen durch ein Tempolimit nicht aufgelöst wird. Es wird um jeden cm gekämpft, es wird sich über jede Kleinigkeit aufgeregt und das Fahrzeug wird mMn zu oft als Waffe eingesetzt. An dieser Stelle muss auch angesetzt werden, ein Tempolimit wäre nur ein erster, vernünftiger Schritt.
So etwas ähnliches erwähnte Kollege Feynsinn kürzlich.
Bemerkenswert dabei ist, dass der im Text erwähnte Experte behauptet, dass es für die Unfallzahlen angeblich keine belastbaren Zahlen gäbe.
@Amygdala
Da ist etwas Wahres dran. Die Strasse ist ein Spiegel der Gesellschaft und auch da zählt eben der Grösste, Stärkste, Schnellste - Hauptsache ICH zuerst!
Etwas den Dampf nimmt ein Tempolimit trotzdem heraus und verhindert vor allem das Ausufernde der Raserei. Es ist schon ein Unterschied, ob bei erlaubten 130 mit 160 herumgebrettert wird oder auf der nach oben offenen Temposkala jemand mit 300 Sachen abfliegt und dabei meist den Beteiligten eines potentiellen Unfalls mehr schadet als sich selbst.
Im Grunde ist schnelles Fahren und die StVO ein Widerspruch in sich. Wenn jeder so schnell führe, wie es die Verkehrslage erlaubt und dabei so, dass ein Hindernis umfahren oder vorher angehalten werden und dadurch ein Unfall vermieden werden kann, dann wäre Stillstand die Folge
Es lässt sich nun einmal nie jede nicht vorhersehbare Eventualität einkalkulieren. Daran scheitert m.E. auch dauerhaft das autonome Fahren, weil auch eine "KI" im Verbund mit aller möglichen Technik am Ende doch nur das Spiel 1 und 0 mit Wahrscheinlichkeiten beherrscht.
Der Fahrzeugrechner überlegt dann am Ende nur noch, ob die Fahrt an die Wand oder den Abhang hinunter die höhere Überlebens- oder geringere Sterbens- und Verletzungsmöglichkeiten ergibt und sendet mit etwas Glück vorher noch über Google die Standortdaten, damit der Kehrtrupp dann wenigstens weiss, wo aufgeräumt werden muss.
Aber das sind eher so meine philosophischen Gedanken bei diesem ganzen Quark.
Der Umweltgedanke ist dabei eher angenehmes "Abfallprodukt". Es wäre schon viel getan, wenn ein Tempolimit neben den weniger Abgasen oder Emissionen für die E-Kisten dazu führt, dass auch der Hubraum- und Leistungswahn endete, weil dieser dann wirklich nur noch dem Ego dient und für ein Vorwärtskommen nicht mehr relevant ist.
Am Schluss des Ganzen ist ein zumindest weitgehendes Abkommen vom Individualverkehr und noch wichtiger vom Massentransport auf der Strasse per LKW das einzig Sinnvolle.
Zu Letzterem habe ich noch eine kleine, aber feine Stilblüte.
Zitat daraus:
Wo hat der eigentlich so die letzten Jahrzehnte verbracht, wenn dem das jetzt erst auffällt?
Ööh, ohne da jetzt relativieren zu wollen; aber 71% Tote auf 70% der Straßen wird glaube ich recht schwierig jmd. da argumentativ zu überzeugen.
@Siewurdengelesen: Der Link führt leider ins Nirvana
Bei Empfängen der IHK?
PS: zum Zitieren bitte blockquote nicht cite, sonst stimmt die ganze Formatierung nicht. Ich hab' das gerade mal korrigiert. Cite bezeichnet eigentlich den Namen der zitierten Person, während blockquote das Zitat selber ist.
@mike: steht ja wortwörtlich so auch da, ne? Aber kleines Detail am Rande: es geht nicht um 70% der Straßen sondern der Autobahnen, das ist schon ein Unterschied. Aber egal: ja, im tempolimitfreien Raum sterben die meisten Leute. Da beißt die Maus keinen Faden ab und das ist schon überzeugend genug, finde ich.
@daMax:
"Der Link führt leider ins Nirvana"
Ist mir klar, weil der inzwischen weg ist und man auf die News umgeleitet wird;-)
Zum Glück gibt es immer mehrere Quellen:
Heise
Schorndorfer Nachrichten
E bissel wehtun tun solche rhetorischen Treffer dennoch.
@Siewurdengelesen: rhetorische Treffer? Wegen Nirvana? Na, ich wollte nur sagen "Der Link ist tot", das sollte kein rhetorischer Tiefschlag sein
Der rhetorische Tiefschlag bezog sich auf die Aussage des Herren der IHK, dass sich derzeit der Güterverkehr von Bahn und Schiff auf die Strasse verlagere. Meines Erachtens ist das schon seit Jahren so?
@Siewurdengelesen:
Ich denke, das durch "just in time" Lieferungen und reduzierter Lagerhaltung im Betrieb halt die Lagerhaltung auf die Straße ausgelagert wurde. Kosten reduzieren unso...
Zusätzlich sind wir durch die östliche Erweiterung der EU zu einem Transitland geworden, das macht sich im Güterverkehr auch stark bemerkbar. Onlineshopping und der daraus resultierenden Verkehr macht auch eine Menge aus. Ach ja, bevor ich es vergesse... Der Arbeitnehmer muss heutzutage ja auch flexibel sein, 50-100km bis zum Arbeitsplatz sind ja zumutbar.
Dazu unsere tollen Baustellen, die sehr gepflegten Brücken...
Ich muss nur an die Autobahnen bei mir im Umkreis denken, in alle Richtungen ist eine Baustelle. Die Baustelle auf der A43 wird mir auch noch ein paar Jahre erhalten bleiben. Derzeit ist das Kreuz Herne (A42) im Umbau, danach kommt noch das Kreuz Bochum (A40). Hurra, da kommt Freude auf...
--Dieser Beitrag könnte Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten--
@Siewurdengelesen: ach so. Ja, diese Aussage kenne ich noch aus den 80ern...
@Amygdala: alles wahr. Leider.
Also, ich bin gegen ein Tempolimit... *in Deckung gehe* Aber bevor mich jetzt alle in kleine Stücke reißen, frage ich mich schon länger, wieso manche Autos so irrsinnige Geschwindigkeiten erreichen müssen. Wenn ich mir anschaue, wo bei manchen der Tacho endet... Bei meinem sehr alten Geländewagen (H-Kennzeichen, ich komme) endet der Tacho bei 180 - und da würde mir schon der Angstschweiß ausbrechen. Ich glaube, über 160 bin ich in den 20 Jahren noch nicht gefahren, dann säuft er nämlich auch ziemlich.
Noch vor 15 Jahren hätte ich zu einem Limit nein gesagt, aber heute meide ich Autobahnen und fahre lieber Landstraße, gelegentlich auch mal zu schnell. Aber da sind nicht so viele Ausgeklinkte unterwegs.
Vielleicht ändert sich durch Elektroautos etwas. Ich traue den Dingern zwar nicht - zuviel ungelöste Probleme - aber ich denke, daß hier die Technik Grenzen setzt, jedenfalls vorerst.
@Schwarzes_Einhorn: hm... ich verstehe dich nicht so ganz. Einerseits sagst du
dann aber wieder
und
Das heißt doch dass du
1.) einsiehst, dass (zu) schnelles Autofahren eine Umweltsauerei und außerdem gefährlich ist
2.) selber gar nicht mehr so schnell unterwegs bist
Das wiederum heißt doch, dass dir ein Tempolimit gar nicht wirklich weh tun würde, oder? Weshalb also die Opposition?
Und sieh's mal so: ganz ganz viele Staus entstehen überhaupt nur wegen dieser hohen Geschwindigkeiten und daraus resultierenden falschen Bremsmanövern. Gäbe es das alles nicht, gäbe es viel weniger Staus und schon käme man schneller an, obwohl man vermeintlich langsamer fährt. Verrückt aber wahr.
Es gibt meiner Meinung nach keine sinnvollen Argumente mehr gegen ein Tempolimit. Und die sinnlosen Gründe ("ich will aber rasen!!1!", "das ist MEINE FREIHEIT!!!1", "ihr seid doch alles KOMMUNISTEN!!!1!!!") zählen bei mir nicht mehr. Solche Typen sollen aufm Hockenheimring Benzin verbrennen bis keins mehr existiert. Wir haben hier ein Problem mit unserem Planeten und mir will einfach nicht in den Kopf, warum persönliche Befindlichkeiten in diesem Zusammenhang überhaupt noch eine Rolle spielen. Denn wenn der Klimawandel mal so richtig loslegt, sind schnelle Autobahnen echt unser geringstes Problem.
Aber die Menschheit ist halt einfach komplett verblödet inzwischen wie es scheint.
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, schwieriges Thema. Rein rationell gedacht macht ein Tempolimit Sinn, auch wenn ich nicht daran glaube das wir dadurch den Planeten noch retten können. Im Klimawandel sind wir mittlerweile mitten drin, eventuell ist ein bisschen verlangsamen noch möglich. Aber nichtmals daran glaube ich wirklich, dazu sind wie zu nah an "Idiocracy".
Aber den Kopf in den Sand stecken bringt es auch nicht, daher bin ich fürs versuchen. Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
@Max - das war natürlich auch etwas ironisch. Aber wahrscheinlich würde mich HEUTE ein Tempolimit tatsächlich eher nicht mehr treffen. Obwohl ich zugegeben nicht schleiche.
Vor Jahren wäre das tatsächlich noch anders gewesen. Das jetzige Auto habe ich 1999 gekauft und zum Probefahren ging es natürlich auf die nächste Autobahn. Die war aber leer und so konnte ich den Hüpfer mal richtig sausen lassen.
Zum Thema Klimawandel denke ich allerdings generell, daß der Zug bereits vor 40 Jahren abgefahren ist, da sehen wir nicht mal mehr die Rücklichter. Ich bin so froh, keine Kinder zu haben, um die ich mir Gedanken machen muß und die eine übervölkerte Welt noch weiter belasten! Denn der Klimawandel kommt ja nicht "so plötzlich" das zieht sich ja schon einige Jahre, nur hieß es dann immer, daß alles noch im Toleranzbereich wäre.
Das schnellste, was ich je selbst gefahren bin, waren 230 km/h. Ich wollte testen, wieviel der Jaguar schaffte, aber es war echt stressig. Man muss sich so konzentrieren, dass man nach ein paar Minuten fix und fertig ist.
Viel gemütlicher ist es doch bei 120 oder 130 km/h, wo man sich nebenbei auf eine interessante Sendung im Deutschlandfunk konzentrieren kann.
Aber für die Diskussion ums Tempolimit sollte das persönliche Befinden irrelevant sein. "Spaß" scheint ja das einzige Argument der Gegner zu sein, und ich weiß nicht, seit wann man "Spaß" gegen Menschenleben abwägt und erst ab ein paar tausend Toten pro Jahr die Grenze zieht. Selbst wenn pro Jahr nur ein oder fünf Menschen mehr am Leben blieben, würde es doch den Verzicht auf "Spaß" (oder dessen Verlagerung auf private Rennstrecken) rechtfertigen.
@Andreas Moser:
Jo, habe selber neulich auf so einer Fahrt Alternativlos 44 gehört. Das funktioniert prima.
Genau meine Rede.
Man beachte dazu auch Thomas Gsella. https://vod-ev.org/die-anstalt-rasergedicht-von-thomas-gsella/
@Eike: oh. Heftige Nummer. Kannte ich noch nicht. Danke. Werde mir morgen mal die ganze Sendung anschauen. Statt Tatort
Ich bin ein oder zwei mal im Jahr auf den Autobahnen in Österreich, Slowenien und Kroatien unterwegs. Die haben alle ein Limit von 130 km/h. Bei der Rückreise merke ich sofort, wenn ich wieder in der Heimat bin, denn dann wird das Fahren plötzlich ziemlich stressig. Also: Her mit dem Limit!
Leider wird hierzulande immer noch diese Tiefflieger-Kultur gepflegt. Letzten Herbst habe ich mir einen neuen Wagen gekauft. E-Mobil geht nicht mangels Lademöglichkeit, also ist es ein Hybrid eines bekannten japanischen Herstellers geworden. Der Antrieb ist darauf getrimmt, bei moderaten Geschwindigkeiten möglichst sparsam zu sein. In mehreren Testberichten wurde bemängelt, daß das Auto bereits bei 180 km/h elektronisch abgeregelt wird. He, liebe Tester, ihr habt echt nichts verstanden.
@tenebra:
Herr, lass Hirn ra!
- Schwäbisches Stoßgebet