Disclaimer: dieser Artikel stammt noch aus dem Jahre 2012 und ging nie online. Bis heute.
Neulich meint jemand zu mir: "Was ist denn mit deinem Blog los? Die Artikelfrequenz hat merklich nachgelassen" und ich wusste nicht mal so genau, was ich darauf antworten sollte denn: er hatte ja recht. Teilweise mag das wohl daran liegen, dass ich beruflich gerade ziemlich eingespannt bin. Ich bin ständig auf Achse und wenn ich mal zu Hause bin, habe ich genug mit Wäschewaschen und Haushalten zu tun, dass ich nicht zum Bloggen komme. Wenn ich nicht auf Achse bin, muss ich mich gerade ständig in neue Sachverhalte reindenken, so dass ich nebenher weder Zeit noch Hirnkapazitäten für Blogs habe und Abends haben halt schon alle anderen alles gesagt. Das ist aber nicht alles.
Ich habe zunehmend ein Problem damit, zum politischen Tagesgeschehen die Klappe aufzumachen. Zum Teil machen das eben so viele andere schon und kleiden ihre Gedanken dabei oft in viel bessere Worte als ich das je könnte. Und sind dabei auch noch schneller als ich. Das sollte mich natürlich nicht aufhalten, denn ihr lest ja mich, also wollt ihr das vielleicht auch von mir hören. Aber. Mir kommt vieles dermaßen irreal und unwichtig vor, dass ich einfach keinen Drive habe, meinen Senf dazu abzugeben.
Was soll ich zu diesen offensichtlich gescripteten Wutausbrüchen von ein paar ungebildeten Turbanträgern sagen, die Probleme mit einem der schlechtesten Filme aller Zeiten haben? Und zu Medien, die offensichtlich manipulierte Bilder dazu benutzen, zu "beweisen", dass das ein Riesending ist? Was soll ich zu einem Leistungsschutzgesetz sagen, das dermaßen weltfremd ist, dass es mir die Schuhe auszieht? Soll ich mich darüber echauffieren, dass wir der Europäischen Zentralbank in Frankfurt einen Palast für über 1 Milliarde Euro bauen, für den Bodensatz der Gesellschaft aber nur mickrige 8 Euro mehr im Monat übrig haben? Oder über den Vorschlag, dass die Rentenbeiträge bald zu 100% von den Arbeitern gezahlt werden sollen, dafür aber auf 45% gekürzt werden? Über die offenkundig vollständige Durchsetzung unserer Polizei und Geheimdienste durch Nazis und die traurige Wahrheit, dass sich das auch nicht mehr ändern wird weil überhaupt kein Interesse an einer Änderung besteht? Darüber, dass Europa sich seit Jahrzehnten einen Totalitarismus zurecht bastelt, gegen den die die DDR wie ein Haufen Amateure mit Überwachungsfetisch wirkt, aber die paar Stimmen dagegen verhallen ungehört im Schilderwald?
Unsere Politelite hat komplett die Bodenhaftung verloren. Kein Wunder, wenn man 3,9 Jahre am Stück von Lobbyisten umtänzelt wird und nur alle 4 Jahre mal für 3 Monate in einem "Wahlkampf" steckt, der längst zu einem Schauspiel verkommen ist, an dem sich die Politiker selbst nicht mehr messen lassen wollen. Aber was hat das alles mit mir zu tun? Welchen Unterschied macht es, ob ich dazu die Klappe aufmache oder es eben bleiben lasse? Es ist "denen da oben" doch offensichtlich eh scheißegal, ws wir kleinen Lichter denken, außerdem scheine ich mit meiner Meinung sowieso nur eine Minderheit zu vertreten.
Dazu kommt ein verstärktes Gefühl der Isolation. Vor ein paar Jahren hatte ich noch das Gefühl, hin und wieder dem einen oder der anderen einen Gedanken zu vermitteln, den die betreffende Person so vielleicht noch nicht hatte. In letzter Zeit kommt es mir aber immer mehr so vor, als predige ich hier nur noch zu Gläubigen. Ihr habt zum Großteil aufgehört zu kommentieren und wenn dann mal ein Kommentar kommt, bestehen diese sinngemäß aus "full ack", Zynismus oder Blödeleien. Versteht mich nicht falsch, Zustimmung und Blödeleien sind schon okay, wenn aber nichts anderes kommt, führt das zu einer Monologsituation meinerseits, die mich zunehmend stumm macht.
Jetzt habe ich genau den Jammerartikel geschrieben, den ich eigentlich vermeiden wollte. Doof. Und aus der Nummer komme ich auch nicht mehr raus. Naja.