SciFi to daMax

Sonntag, 29.8.2010, 15:27 > daMax

scifi_museum_bathroom_signage_500pxNeulich hatte ich einen kleinen Mailwechsel mit dem Dok in dessen Verlauf ich ihm meine Lieblings-Science-Fiction-Bücher aufgelistet habe. Na, und wenn ich das schon mal in schriftlicher Form vorliegen habe, kann ich es auch gleich veröffentlichen, oder? Die Zusammenfassungen spare ich mir mal, die könnt ihr samt und sonders bei Amazon nachlesen. Gute SF-Romane bestehen für mich aus guten und unwerwarteten Ideen. Mir gefällt es immer besonders, wenn z.B. das menschliche Verhalten und die menschliche Gesellschaft durch einen Alien-Standpunkt in Frage gestellt wird (Genhändler, die Fliegenden Zauberer, Ringwelt). Oder wenn ein stimmiges Bild einer Gesellschaft gezeigt wird, die sich (noch) entwickeln könnte (Diamond Age, Cybercity, Neuromancer). Alle nun folgenden Tipps haben eins gemeinsam: sie sind nicht in einem Klappentext zusammenzufassen, der sich ungefähr so liest: "Seit [$anzahl] Jahren führt die Menschheit Krieg gegen die [$aliens], doch [$hauptcharakter_M] lernt die bezaubernde [$hauptcharakter_F] kennen und macht sich mit ihr auf eine abenteuerliche Reise, die sie für immer verändern wird. Zusammen entdecken sie ein Geheimnis, das den Sieg und Fortbestand der Menschheit bedeuten könnte... oder deren totale Vernichtung!". So Schlachtgetümmelquark und notdürftige verpackte Liebesromane interessieren mich nämlich nicht die Bohne.

Los geht's gleich mal mit einem Neuzugang in meiner Bibliothek.

David Brin - Existenz
Der erste SF-Roman seit vielen Jahren, der mich mal wieder so richtig begeistert. Vergesst einfach den nichtssagenden Klappentext und holt euch das Ding. Endlich mal wieder ein spannender Roman der von der aktuellen Technologie, Polit- und Umweltsituation ausgeht und konsequent weiterdenkt. Mit jeder Menge Gesellschaftskritik, Medienschelte, Voraussicht und eben allem, was eine gute SF--Story ausmacht. Zwei Zitate gibt's hier, ein anderes hier.

Nick Harkaway - Die gelöschte Welt
Dieser Roman verwendet das Genre Science Fiction eigentlich nur als großzügiges Rahmenkonstrukt, in dem sich eine absolut spannende, sehr durchgeknallte Story abspielt. Ein echter Geheimtipp für Freunde der fantastischen Literatur.

Neil Stephenson - Diamond Age
Meiner Meinung nach einer der besten SciFi-Romane überhaupt. Das Buch zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ich im Laufe der letzten 15 Jahre immer wieder in den Nachrichten (!) Dinge lese, die mir aus Diamond Age bekannt vorkommen.

Octavia Butler - Die Genhändler
Das Buch mit dem wohl am meisten danebenliegenden Klappentext. Wäre ich danach gegangen, hätte ich mir das Buch nie gekauft - und echt was verpasst! Das Buch fängt ziemlich "ungemütlich" an. Sobald die Hauptfigur jedoch frei kommt, wird es echt großartig. In diesem Roman sind so viele Ideen für eine bessere Gesellschaft verpackt, dass ich es jedem Utopisten wärmstens ans Herz legen möchte.

William Gibson - Neuromancer
Mit diesem Buch wurde das Genre Cyberpunk gegründet. High-Tech-lastige, völlig durchgeknallte Story voller Hard- und Software, genetisch und cybertechnisch veränderter Gestalten, Sex, Crime und Rock'n'Roll.

Andreas Eschbach - Der Letzte seiner Art
Vielleicht nicht so direkt ein SF-Buch, aber immerhin ist der Hauptdarsteller ein Cyborg. Dieser lebt langsam vor sich hin rostend ruhig und bequem in einem beschaulichen Fischerdörfchen in Irland, als er eines Tages bemerkt, dass er von seltsamen Leuten beobachtet und verfolgt wird. Eschbach versteht es wie kaum ein zweiter, spannende Geschichten zu erzählen.

Larry Niven - Die Ringwelt
Nur Teil eins taugt etwas, der Rest ist eher lahm. Dieser erste Teil ist aber total wunderbar, voller seltsamer Wesen, unfassbarer Technologie und spannenden Details.

Greg Egan - Cybercity
Für mich einer der Cyberpunk-Romane überhaupt. Ein absoluter Hirnverknoter, vor allem das Experiment von Paul Durham.

Tad Williams - Otherland
Auch hier ist nur Teil eins lesenswert, vielleicht noch 2, dann wird's leider irgendwann doof und langatmig. Sehr coole Geschichte, die sich größtenteils in einer Mischung aus Internet und Full-Immersion-Rollenspiel abspielt.

Caroline J. Cherryh - Geklont
Streckenweise ein bisschen langatmig und arg viel Politik, die Geschichte ist aber großartig.

Charles Stross - Glashaus
Ein Mensch aus einer fernen Zukunft nimmt an einem Experiment teil, für das eine künstliche Welt geschaffen wurde, in der das 20. Jahrhundert "nachgespielt" wird. Dabei wird auf sehr amüsante Weise unsere doch ziemlich bescheuerte Gesellschaft schonungslos durch den Kakao gezogen. Eine etwas längere Rezension habe ich hier verfasst.

Larry Niven / David Gerrold - Die fliegenden Zauberer
Mal was ganz anderes: eine SF-Komödie, in der ein NASA Pilot auf einem Planeten bruchlandet, der von sehr vielen Monden umkreist wird. Die Bewohner konnten in den chaotischen Bewegungen der Monde nie eine Gesetzmäßigkeit erkennen, deshalb haben sie das Konzept der verlässlichen Naturgesetze nie entwickelt. Statt dessen erklären sie alles mit Magie. Äußerst unterhaltsam geschrieben.

und natürlich die 'Anhalter'-Trilogie von Douglas Adams.

*SF-Bücher, die mich gelangweilt haben*

Timothy Zahn - Die Blackcollar-Serie (reine Zeitverschwendung)

Peter Hamilton - 'Träumende Leere' & 'Schwarze Welt'

Robert Charles Wilson - Spin & Darwinia

Die meisten Bücher der Hyperion/Endymion-Sage von Dan Simmons (schade eigentlich, denn 'Pforten der Zeit' und 'Die Auferstehung' sind für sich alleine gelesen zwei tolle Romane)

und jede Menge andere, an deren Titel ich mich nicht mal mehr erinnere.

(bild von Loren Javier, CC BY-ND)