Von Bloggern und Journalisten
Freitag, 12.2.2010, 12:06 > daMaxIch habe mich neulich fürchterlich über den Fernsehsender arte geärgert. Eigentlich wollte ich dazu kein Wort verlieren, aber das Thema hat sich in meinem Hinterkopf eingenistet und nagt. Also schreibe ich doch was dazu.
Was war geschehen? Arte hatte letzten Dienstag einen Themenabend unter dem Motto "Journalismus auf Abwegen?". Dazu wurde ein Film von Ted Anspach mit dem Titel "Verloren im Nachrichtendschungel" ausgestrahlt, dessen Inhalt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen lässt:
Ganz im Ernst. Auf diesem Niveau bewegte sich der gesamte Film. Ein trauriger Tiefpunkt war der Besuch beim ehemaligen Nachrichtenmagazin, wo Online-Chefredakteur Rüdiger Ditz folgenden Dünnpfiff von sich geben durfte:
Dann kommt eben dazu, dass glaube ich dieses Grundvertrauen in einen unabhängigen Journalismus in Deutschland sehr tief verwurzelt ist. Und das gilt eben nicht nur für die großen Marken, sondern auch für die Regionalblätter, die wirklich ein großes Vertrauen genießen, diese Medienmarken. Man braucht also in Anführungszeichen gar nicht diese Blogosphäre so unbedingt.
Und so weiter und so weiter. Ich will jetzt gar nicht alles wiederholen und widerlegen, was in diesem Film an Blödsinn verzapft wurde. Statt dessen kippe ich als alter Verschwörungswirrkopfblogger jetzt einfach mal ein bisschen Verschwörungstheorie ins Netz und wir alle können dann in sagenwirmal einem Jahr schauen, was daraus geworden ist.
Der Film kam aus Frankreich, blicken wir also nach Frankreich: Frankreich bekommt jetzt seine Internetsperre. Natürlich nur gegen die böse Kinderpornographie. Wir Verschwörungswirrköpfe denken, dass diese Internetsperren über kurz oder lang dazu eingesetzt werden, auch andere unerwünschte Inhalte weg zu zensieren. Herr Anspach attestiert uns Paranoia. Wir Verschwörungsdigitalistenirre sind allerdings in der Lage, die offiziellen Stellen zu hacken überprüfen und die echte Wahrheit ans Licht zu holen, und die sieht dann schon mal so aus:
von allen 8277 IP-Adressen, die ich im Zuge der Recherchen zum Löschen von Webseiten der einschlägigen Kinderporno-Listen gefunden habe, stammt nur eine einzige aus Indien, aufgeführt auf der dänischen Sperr-Liste. Dafür aber tausende aus den USA und hunderte aus Deutschland – die größtenteils nichts in Richtung Kinderpornographie enthalten. Ebenso wie die Webseite aus Indien: Da gibt es Frauen mitte 20 bis anfang 30 und Pferde zu sehen. Nicht angenehm, aber eben keine Kinder.
Das passt nicht in Herrn Anspachs Weltbild hinein, in welchem nur echt offizielle Journalisten mit Brief und Siegel in der Lage sind, ernsthafte Recherchearbeit zu leisten, aber das ist mir piepe. Wir Verschwörungsnetizenparanoiker werden also genau hinschauen, was in Frankreich mit dem Zensurgesetz angestellt wird, und wir werden es ins Netz stellen. Herr Anspach wird dann wieder sagen "im Internet wird ja sowieso nur gelogen", aber auch das ist mir egal.
Und wo ich gerade so schön in Fahrt bin, werfe ich euch noch eine andere Verschwörungstheorie vor die Füße. Arno sagt voraus, dass wir in Europa demnächst einen (vielleicht auch in letzter Minute aufgedeckten) Terroranschlag bekommen, der "nur" mit SWIFT Daten hätte verhindert werden können. Warten wir es ab. Wenn das passiert, werden wir natürlich keinerlei Beweise dafür finden, dass die Geheimdienste dahinter stecken. Aber das ist ja das Schöne an Geheimdiensten. Sie arbeiten geheim und sind darin zum Teil richtig gut. Wahrscheinlich besser, als ein Herr Anspach recherchieren kann. Er wird dann wieder sagen "dafür gibt es keine Beweise", aber der alte Spruch aus den Siebzigern ist auch heute noch nicht zu widerlegen:
Warten wir's ab.
PS: auch der König von Haunstetten ist not amused über den Film.
Chapeau!
Stell Dir vor, da kommt ein Bus voll mit alten Leuten in eine Stadt voll mit moderner Architektur, voll mit Technologie und voll mit jungen Leuten.
Und dann stell Dir weiter vor, die Insassen des Busses stellten sich auf den hypermodernen Versammlungsplatz und bestünden darauf, dass die jungen Leute ihre Mobiltelefone weggwerfen. Weil, und das weiß doch wohl jeder, Mobiltelefone lügen. Was da aus den Dingern raus kommt ist zwar Sprache, aber - diese Frage muss gestellt werden dürfen, verdammt noch mal! - wo ist der Mensch, der da spricht? Da ist nämlich weit und breit keiner zu sehen.
Man kann nämlich immer nur auf das Vertrauen, was einem ins Gesicht gesagt oder was von einem ausgebildeten Steinmetz in eine Steintafel eingemeißelt wurde. Okay, wenn es schnell gehen muss, sind auch Rauchzeichen in Ordnung. Aber nur wenn der Förster sie macht!
Jetzt stell Dir vor, wie die jungen Leute reagieren...
In meiner Welt zücken sie ihre Multifunktionshandys, filmen das Geschehen, lachen sich halbtot und stellen das Ganze zu youtube und in ihren Blog. Vielleicht unter dem Titel:
"Sich selbst löschende Dateien auf dem Weg in ihre Zukunft."