1 Jahr Pause - und nu?

Samstag, 16.2.2019, 11:10 > daMax

Hallo Welt.

Es ist nun ein ganzes Jahr her, dass ich die Notbremse gezogen und mich von Politik, Bloggen und dem Internet im Allgemeinen verabschiedet habe. Ein guter Zeitpunkt vielleicht, um - beim ersten Morgenkaffee noch im Bett sitzend - mal Resumée zu ziehen.

Was war passiert?
Vor einem Jahr lag ich mit einer heftigen Grippe im Bett. Ich hatte Antibiotika bekommen, die ich überhaupt nicht vertrug und die dafür sorgten, dass mein Körper sämtliche Nahrung empört von sich wies. Ich wurde immer schwächer und hatte eines Morgens plötzlich einen mir unerklärlichen Heulkrampf, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich weiß immer noch nicht so genau, was eigentlich los war. Wahrscheinlich kam einiges zusammen, der Tod meiner Mutter hatte sich gerade gejährt, die ganze Schlammschlacht um meine Enterbung saß mir noch im Nacken, auch mein täglicher Nachrichten-, Internet-, und Substanzenkonsum wird seinen Teil dazu beigetragen haben.

Wie dem auch sei, an diesem Tag fiel meine Entscheidung, dass sich in meinem Leben jetzt mal was ändern müsse. So schrieb ich unter Tränen eine Begräbnisrede für mein Blog, sagte mich von Alkohol, Nikotin, Koffein, THC und euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, los und startete in ein "anderes" Leben.

Was ist passiert?
Ich hatte ja schon ein paar Wochen (Monate?) zuvor wieder angefangen, Gitarre zu spielen. Allerdings stand hier nur eine sehr alte und sehr schraddelige Klampfe herum, deren tiefe E-Saite schnarrte wie nichts gutes und die auch nicht mehr zu retten war (ein Versuch in der Richtung führte dazu, dass die Brücke jetzt endgültig gebrochen ist, vielen Dank für nichts, Paco Arte!). Damit stand die Entscheidung fest, mir endlich mal wieder eine richtige Gitarre zuzulegen. Ich will euch jetzt nicht mit den Details langweilen, nur soviel: es ist nicht ganz einfach, die "richtige" Gitarre zu finden. Aber auch das ging und inzwischen habe ich mir sogar eine kleine Sammlung angeschafft. Ich machte mich mit Feuereifer an Malagueña, Is There Anybody Out There?, Tristram Village Theme, My Poor Friend Me, Selfish Man, God Was Never On Your Side, Die Leiche und Zöllner vom Vollzug abhalten auf der A4. Irgendwann kam die E-Gitarre dazu und mit ihr Breaking The Law, Mir doch egal, I Love Rock'n'Roll und stundenlange Powerchordgeschraddelsessions. Manches davon klingt sogar schon ganz okay, manches noch nicht so, so ist das eben.

Mein neu erwachtes Interesse an Musik führte mich immer öfter in die Tankstelle hier in Köln, wo jeden Donnerstag Abend Open-Mic-Session ist und wo ich zum Teil wirklich tolle Künstler*innen zu hören bekam. Leider zeigten mir diese Sessions auch immer wieder auf, wie eng meine bisherigen Könnensgrenzen noch gesteckt sind. Egal, eines Tages mache ich da auch mal mit >:-)

Während all der Zeit versuchte ich, so gut ich konnte, mich von Nachrichten und Blogs und dem ganzen Krams fernzuhalten. Das klappte für bestimmt ein halbes Jahr auch recht gut. Natürlich war das Internet nie weit weg, denn ich habe mir auf der Gitarre vieles von Justin Sandercoe beibringen lassen, den ich hier mal prominent hervorheben möchte. Wer mit der Gitarre anfangen will, sollte ruhig mal bei JustinGuitar.com vorbeischauen, Justin ist nicht nur ein sympathisches Kerlchen sondern in meinen Augen auch ein wirklich guter Gitarrenlehrer. Außer für Gitarrentutorials war das Internet für mich hauptsächlich Bezugsquelle für obskure und ausgefallene Musik (Profi-Tipp: [Plattentitel] zip blogspot führt auch 2019 noch zu den tollsten Googleergebnissen). Auch Filme wie "Bohemian Rhapsody" labten meine nach Musik lechzende Seele.

Leider habe ich das Gitarrespielen genauso übertrieben wie ich auch sonst gerne alles übertreibe was mir gefällt, und so sah ich mich nach einiger Zeit mit ernsthaften Schmerzen in den Fingergelenken der linken Hand konfrontiert. Mein "Hausarzt" meinte lapidar "Dann spielen Sie halt Flöte", was für mich den Ausschlag gab, mir bei nächster Gelegenheit mal einen anderen Hausarzt zu suchen. Nächste Woche habe ich endlich einen Termin in einer orthopädischen Klinik (nein, ich fange jetzt nicht an, über die Wartezeiten für Kassenpatienten zu ranten) und hoffe, die speisen mich nicht mit solchen "Tipps" ab. Naja, um die durch das weggefallene Blog entstandene Freizeit zu verplempern, fing ich mal wieder mit Computerspielen an. Es folgten diverse Stunden Starbound (süß), Stonehearth (noch süßer), The Dream Machine (völlig krank!), Life Is Strange (langweilig und unsteuerbar), Ibb & Obb (wurde uns irgendwann zu kompliziert) und Tiny & Big - Grandpa's Leftovers (völlig geil), um nur einige zu nennen.

Ach ja, völlig unerwartet bekam ich dann von einer lieben Freundin noch ein Auto geschenkt und die so neu gewonnene Mobilität führte mich immer wieder in die Ferne. So sah ich viel von der Eifel und dem Bergischen Land, einiges von Holland und Österreich, dem Allgäu und der Schwäbischen Alb. Ich kann mich gar nicht oft genug bei dir bedanken, meine liebe N.! Du hast mein Leben wirklich bereichert und tust es noch.

So war ich also beschäftigt und die ganze Politscheiße konnte mich von hinten sehen. Auch der Hambacher Forst wurde ohne meine Mithilfe umkämpft, obwohl ich Freunde in direkter Nähe zum Forst habe, die mich mehrmals fragten, ob ich nicht mal auf einen Waldspaziergang vorbeikommen wolle. Echte Freunde erkennt man daran, dass sie auch mal ein "Nein" akzeptieren können.

Hat mir das Blog(gen) gefehlt? Eigentlich nicht. Dadurch, dass ich mich nur noch punktuell im Netz herumtrieb, hätte ich auch gar nicht gewusst, womit ich ein Blog hätte füllen sollen. Was mir tatsächlich ein bisschen gefehlt hat, das wart ihr. Die Diskussionen mit euch, der Gedankenaustausch, die Tipps und Anregungen von euch da draußen, all das habe ich wirklich vermisst. Zwar waren manche von euch hin und wieder noch in der Kommentarspalte aktiv, aber natürlich ging da nicht wirklich mehr was. Ja, doch, ihr fehlt mir.

Ganz schleichend und zögerlich kam dann mein "altes" Leben wieder ums Eck. Mal ein Bierchen hier, mal dort in SPON geguckt, zum Gitarrespielen ein Joint, ach und bei Pantoufle haste ja auch schon lange nicht mehr reingeschaut. Aber insgesamt ist es doch anders als vorher. Bier & Co. sind jetzt eben keine täglichen Begleiter mehr, Koffein ist tatsächlich weg, und die Nachrichten verfolge ich nur noch mit einem Auge. Aber in meine RSS-Feeds habe ich seitdem tatsächlich nicht mehr reingeschaut, denn das wäre mir alles zu viel.

Was nicht passiert ist, ist eine wirkliche Veränderung. Ich maloche immer noch in dem gleichen (zugegebenermaßen hinreichend vergüteten aber) langweiligen Dayjob, ich sitze immer noch in Köln, wo ich immer noch nicht wirklich das Gefühl habe, so richtig angekommen zu sein (das gibt einem nach nun 8 Jahren dann doch zu denken), ich ärgere mich immer noch hin und wieder über meine tote Mutter und ich frage mich immer noch, ob das jetzt schon alles war. Aber so eine richtig zündende Idee, wie es besser oder wenigstens anders weitergehen könnte, ist mir nicht gekommen.

Was passiert jetzt?
Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass ich dieses Blog hier so weiterführen will, wie das noch vor einem Jahr der Fall war. Johnny hat sich neulich Bloggedanken gemacht, und er kommt zu einer etwas anderen Einsicht wie ich, wenn er sagt

Ich glaube, dass ich nach den vielen Jahren auch etwas müde geworden bin. Vielleicht habe ich aber auch nur den Eindruck, dass es so unendlich viel und auch sehr tollen Content gibt, dass ich mich oft frage, wen nun auch noch meine drei Cent zu einem Thema interessieren sollen.

Müde bin ich auch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es "unendlich viel und auch sehr tollen Content" gibt und das liegt entweder an meiner Internetsparsamkeit oder daran, dass mich der meiste Content einfach nur noch langweilt. Dieses Zuckerbergnetz ist einfach nicht mehr mein Internet und ja, ich weiß, das klingt wie Opa erzählt ausm Krieg aber es ist halt einfach so. René ist völlig durchgedreht*, Ronny macht tapfer sein Ding, Chris und Morgi und Sven und offenbar sogar Pantoufle und wie sie nicht alle heißen haben aufgehört, Flatter macht auch noch tapfer sein Ding aber.... es. interessiert. mich. alles. nicht. mehr. Sorry. So blasiert das jetzt vielleicht klingen mag aber es. interessiert. mich. einfach. alles. nicht. mehr.

Vielleicht packt mich (so wie heute) auch mal wieder die Lust, irgendwas von mir ins Internet zu kippen. Ich sitze jetzt seit über einer Stunde hier, der Kaffee ist längst kalt, ich habe noch nicht mal die Hälfte der Links gesetzt, die in diesen Artikel noch reingehören und mindestens ein Foto muss hier auch noch rein. In dieser Stunde hätte ich x Tonleiterübungen machen oder y-mal "My Poor Friend Me" spielen können. Und das reizt mich einfach immer noch viel mehr. Zumal ich ja fürchte, dass ich in dem ganzen Jahr Pause sehr viele von euch da draußen verloren habe, und wie ich oben schon schrieb: ihr seid es, die mir in diesem Blog am meisten gefehlt haben bzw. fehlen. Aber ich kann euch einfach nicht mit Content bei der Stange halten, weil ich im Moment keinen Content habe und der Content, den ich hätte, frisst einfach zu viel Zeit.

Es bleibt also erstmal dabei: hier passiert nicht wirklich was. Der Server ist für 2019 bezahlt denn eigentlich möchte ich todamax.net wirklich nicht stillegen und sei es nur, um schnell nochmal nachgucken zu können, wie das mit dem Gratin Dauphinoise ging. Vielleicht kommt hin und wieder mal ein Link oder ein kleiner Gedankengang von mir, aber mehr? Hm...

*Auch wenn ich mir hiermit wahrscheinlich einen Platz auf Renés Shitlist sichere. Dude, ich meine es voll im Ernst wenn ich dir sage: es gab tatsächlich Leute, die dir helfen woll(t)en, aber natürlich habe ich keinen Plan von nix und bin auch sehr sehr weit weg, aber du hast Leuten vor den Karren geschissen, die sich wirklich Sorgen um dich gemacht haben und ich rede sicher nicht von den Hardcorefeminazis.