Als ich letzten Juli dieses Plakat sah, dachte ich erst "What?! Metallica in so einem winzigen Club? Kann ja nich' wahr sein!" Also guckte ich ein bisschen genauer hin und sah, dass da nicht Metallica sondern My'tallica angekündigt wurden. Ein Samstag Abend im kleinen Wizemann mit Metallicas Musik, was kann da schon schief gehen, also fragte ich ein bisschen im Bekanntenkreis rum, aber bis auf die liebe M. zeigte genau gar niemand Interesse. Tja: EUER PECH, denn ihr habt gerade eines der besten Konzerte des Jahres verpasst.

Um ehrlich zu sein hatte ich nichts erwartet. Eigentlich wollte ich nur irgendwo hinten beim Bier stehen und ein bisschen gute Musik hören, aber es kam alles ganz anders. Als wir in den Club einliefen, war er ungefähr zur Hälfte gefüllt und wir haben uns erst mal entspannt Mitte-Mitte gestellt. Da heutige Sicherheitsvorschriften anscheinend keine proppevollen Clubs mehr zulassen, war der Laden trotz ausverkaufter Tickets zwar voll, aber eben immer mit 'ner halben Armlänge Abstand, so dass man entspannt herumstehen konnte. Nur dass es mit entspannt Rumstehen eben nicht getan war

Der Abend begann mit einer Diashow von Metallicas Werdegang von den Anfängen bis heute, untermalt von AC/DCs "It's a long way to the top (if you wanna Rock'n'Roll)", was ein sehr gelungener Einstieg war. Mit "72 Seasons" folgte der (in meinen Ohren) zwar schwächste Song des ganzen Abends, anhand dessen man aber schon erahnen konnte, dass die 4 Jungs da auf der Bühne ihr Handwerk verstehen.

Ich kann die Tracklist jetzt nicht mehr auswendig daher beten, aber es wurde ein Feuerwerk an Metallicahits abgefeuert, bei dem kein Auge trocken blieb. Master of Puppets, Fade To Black, Sanitarium, Creeping Death, Battery, Moth Into Flame, Sad But True, Seek and Destroy, One, Hard-Wired... To Self-Destruct, The Memory Remains, Lux Æterna, For Whom The Bell Tolls, natürlich die obligatorischen Nothing Else Matters und Enter Sandman, ein Kracher jagte den nächsten. Zwischen 20:41 und 21:17 habe ich hin und wieder mal das Handy in die Hand genommen, um wenigstens ein ganz klein bisschen Bild- und vor allem Tonmaterial einzufangen und sei es nur, um meinen Bekanntenkreis vor Neid erblassen zu lassen

Denn für mich persönlich war das gestern das Konzert des Jahres. Da hat einfach alles gestimmt^*: Der Sänger kann singen und spielt locker-flockig den Rhythmus-Part, der Bassist beherrscht neben seinem Instrument auch die Robert-Trujillo-Haltung, der Drummer ballert, was das Zeug hält und der Lead-Gitarrist war sowas von gut, dass mir echt die Spucke wegblieb. Irgendwann war die Menge nicht mehr zu bändigen und es entwickelte sich ein ordentlicher Moshpit, ausnahmsweise mal fast gänzlich ohne Aggrospacken.

My'tallica gewährten uns zum Schluss noch 3 oder 4 Zugaben, das Konzert hatte gefühlt gute Überlänge (noch vor der ersten Zugabe strömte bereits das Publikum des parallel stattfindenden Naomi-Jon-Konzerts nach draußen), ich kam schweißgebadet aus dem Club raus und überall um mich rum gab es glückliche Gesichter zu sehen.

Die Jungs sind derzeit noch auf Deutschlandtour und ich kann den hier mitlesenden Metalheads dringend raten, da hin zu gehen, falls es noch Tickets geben sollte.

Ich kann mich nur wiederholen: das war (für mich) der geilste Abend des Jahres. Es folgen meine paar (größtenteils unredigierten) Videos, die hoffentlich einen kleinen Eindruck von der Stimmung und der Qualität der Mucke vermitteln und am Schluss habe ich euch noch die nächsten Tourdates rausgepfriemelt.

Update: Thomas Lehmann hat den Moment festgehalten, an dem ich endlich meinen Frieden mit "Nothing Else Matters" gefunden habe (ziemlich genau bei 2:45) und Welcome Home (Sanitarium) hat er auch gefilmt. Danke dafür!

^*Bis auf die Lautstärke, die war auf 92dB festgenagelt, weil das Wizemann im Moment in einem Rechtsstreit mit einem Nachbarn steckt. Insgesamt war das Konzert also ca. 10-20dB zu leise, aber da machste nix, ne?

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