Gastartikel: Facebook ist tot. Wir wissen das. Ich bin raus. Ein Fake-Account mehr.
Donnerstag, 5.9.2013, 08:00 > daMaxAlex schreibt eigentlich auf 1337core. Der folgende Artikel hat mir so gut gefallen, dass ich ihn gefragt habe, ob er nicht vielleicht einen Gastartikel bei mir unterbringen will. Er hat ja gesagt. Danke Alex und herzlich willkommen im Internet.
Es ist vorbei. Wenn Facebook eine Party wäre, dann würden die ersten coolen Leute gehen. Damit meine ich im speziellen MICH. Facebook will, dass ich alle meine Bekannten und Freunde in dieses Netzwerk einlade und damit ist die Geschichte auch schon vorbei. Das war eine Zeit lang ganz lustig, aber jetzt nervt es nur noch.
Darf ich jemanden, den ich mal getroffen habe, der mir aber auf den Sack geht, überhaupt löschen? Wird er mich dann weniger leiden können? Wird das Nachteile für mich haben?
Wenn ich meine Facebookliste durchblättere, dann kann ich mit mindestens der Hälfte davon nichts anfangen. Wir könnten zusammen tagelang in einem Raum eingesperrt werden und würde kein Gesprächsthema finden. Wie mein Stream wohl in den Augen dieser Person aussieht? Der/Die muss mich für völlig bescheuert halten? Warum schmeißt Sie/Er mich dann nicht raus? Da sind Leute dabei, die haben mir noch nie ein Wort geschrieben. Wie Gesichter, die mich durch meine Fenster beobachten, aber nie etwas sagen.
Wenn wir das Gefühl von Facebook auf die größten Punkte reduzieren, haben wir:
- Bestätigung (Likes, viele Freunde..)
- Gruppenzwang (Jeder ist dort.)
Bestätigung oder auch “Likes” genannt, sind das was wir wollen. Wir wollen viele Likes. Likes von Menschen, mit denen wir sonst kaum etwas zu tun haben oder teilen? Vielleicht, doch nicht. Wenn ich mir meinen Stream anschaue, bekommt immer irgendwas-mit-Karriere am Meisten “Likes”. Wenn es bei mir karrieretechnisch gut läuft, dann wird das geliked. Das ist sozial anerkannt. Nicht kritisch. Da kannst du nichts falsch machen. Witzige Bilder gehen natürlich auch. Politik nur selten. Alles Ernsthafte bekommt wenig bis keine Likes. Meine Lieblingsmusik bekommt auch keine Likes.
Facebook spült auch automatische alle Likes und Kommentare in die Stream der anderen, was sich eher so wie bei der STASI anfühlt. Darf ich das jetzt kommentieren? Darf ich das jetzt liken oder gefällt das meinem Chef oder meiner Mutter vielleicht nicht? Welches Licht wirft das auf mich? Im Zweifelsfall lässt man es – aus Angst verurteilt zu werden.
“Dinge lassen aus Angst verurteilt zu werden” habe ich ganz gewaltig satt.
Ich bin bei Facebook eingetreten, um meine Bekannte an einem Ort zu sammeln. Das wurde gemischt mit Kollegen, Familie und Freunde. Danach hielt ich es eher für ein Experiment zu Gruppeneffekten. Doch ich bin damit durch. Ich weiß ausreichend. Mehr als die Hälfte, bestimmt. Es reizt mich nicht mehr. Ich bin fertig. Es wird Zeit “Freunde” zu löschen, die ich aus dem Kindergarten kennen und seitdem nicht wieder gesehen habe.
“Freunde” löschen ist hart. Soll ich? Soll ich nicht? Vielleicht später. Es ist echt ätzend, weil du dir immer denkst. “Hey, vielleicht passiert da mal etwas, was mich interessiert.” Tut es nicht. Niemals.
Ich musste mehrmals lachen, welche Leute ich da überhaupt noch drin habe. Wer ist so doof und added auch Ex-Freundinnnen? Oder Typen, die mich als Junge verkloppt haben. Wer will das? Leute, die man drei Tage in der Berufsschule gesehen hat. Danach nie wieder. Wer will das? Das ist reiner Gruppenzwang. Es interessiert mich bei meinen echten Freunden wie ihr Leben ist und dort interessieren mich sogar die schlechten Dinge. Dinge, die auf Facebook nicht gepostet werden.
Alle Leute, die ich bei Twitter habe (und deren Blogs), brauche nicht auch noch bei Facebook.
“Guck mal meine neue geile Karre!” Lebenserfolge in Form von fahrbarem Blech kommen gut an. Das war 1990 schon so und das ist heute auch noch ein Erfolgsfaktor. Plötzlich kommen Menschen aus Löchern raus gekrochen, weil Sie denken dass du plötzlich total berühmt bist. Kommerz, Geld, Karriere, Duckfaces. Bääh!
Die virtuelle Bestätigung von “Bekannten” kann ich mir schenken, also bleibt noch der Gruppenzwang. Gruppenzwang – hahahaha! Never!
Mein Profil wird zu einem “Fake-Account”, damit ich noch die armen Schweine ohne RSS-Reader auf meiner Fanpage bedienen kann, aber ansonsten war es das. Nach meiner Löschaktion waren es noch 62 Leute, die ich interessant finde. Alles andere ist in meinem Feed-Reader.
Hey, ich habe bei facebook rund 35 "Freunde" und nach einem Jahr gerade mal 60 Likes. Das ist etwa so viel Zustimmung wie im ich echten Leben finde, und das reicht mir auch.Den einen oder anderen davon raus zu schmeißen überlege ich mir allerdings auch schon seit einer Weile. "Freundschaftsanfragen" von Freunden meiner Freunde oder meiner Mutter ignoriere ich dagegen. Ebenso Einladungen zu irgendwelchen Spielchen.
Ich hab mein Ökkaunt da, um mich über die ganze Underground-Bandscheiße auf dem laufenden zu halten, der Rest ist für mich Beiwerk. Den interessanten Scheiß finde ich eh auf Blogs.
Meine 55 Freunde/Bekannte nerv ich ab und zu mal mit Politikscheiß und nutzlosem Scheiß, wenn ich im besoffenen Kopp mal wieder was für gut befinde. Und die paar likes die ich Monat kriege, kann ich auch an einer Hand abzählen. Aber da scheiß ich drauf.
-Dieser Text hat zu wenig 'Scheiß'
@Doktor Arzt:
So ein Scheiß