Netzneutralität für Europa
Dienstag, 30.8.2016, 19:17 > daMaxEntschuldigt bitte die verspätete News, aber ich war den ganzen Tag unterwegs und erfahre gerade zu meiner großen Freude, dass wir entgegen meiner düsteren Vorahnungen wohl doch halbwegs passable Regeln zur Netzneutralität in Europa bekommen:
Allgemein dürfen Provider nur in festgelegten Ausnahmefällen einzelne Inhalte oder Anwendungen blockieren, verlangsamen, einschränken oder unterbrechen. Verkehrsmanagement muss – in den von der Verordnung für nötig erachteten Fällen wie der Netzwerkoptimierung für alle – transparent, unterschiedslos, angemessen und verhältnismäßig sein. Alternative Möglichkeiten, ein legitimes Ziel zu erreichen, sind auszuloten. Einzelne Datenpakete dürfen nicht durchleuchtet, die Maßnahmen nur "so lang wie nötig" durchgeführt werden.
Netzwerkmanagement wird als zulässig erachtet, wenn es etwa "objektiv nötig" ist, um eine gewisse Dienstqualität zu erreichen, Übertragungen abzusichern oder gesetzlichen Pflichten nachzukommen. Cyberangriffe wie Denial-of-Service-Attacken dürfen mit einschlägigen Mitteln abgewehrt werden. Auch wenn Staus auf der Datenautobahn drohen, können Zugangsanbieter den Verkehr quasi selbst zu regeln versuchen. Die Regulierer können dabei im Auge behalten, ob die Betreiber die Dimension ihres Netzwerks richtig angelegt haben.
Und das, obwohl Telekom & Co. so laut dagegen angebrüllt hatten. Das würde ich doch für einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine ordentlich vernetzte Zukunft halten. Yay.
Öh, ich weiß nicht so recht. Golem berichtet das genaue Gegenteil.
In Anbetracht dessen, wie Heise schon seit einer ganzen Weile "journalistisch" aufgestellt ist, wäre ich mit deren Verlautbarungen auch eher zurückhaltend. Wenn man mal nachsieht, was "axk" so alles zu welchen Themen und in welcher Zeit raushaut (http://www.heise.de/suche/?q=axk&search_submit.x=0&search_submit.y=0&rm=search), zweifele ich daran, daß da viel mehr passiert, als irgendwelche Pressemeldungen etwas überarbeitet durchzureichen. Weiß der Henker, wer das in welcher Absicht zusammengetextet hat.
Für mich sieht das wie die Neuauflage der "offene WLANs ab jetzt kein Problem"-Nummer aus.
Ich würde mit dem Jubel abwarten, bis wir wissen, was in der Realität daraus wird. Laut Golem wird die Netzneutralität erst reaktiv durchgesetzt, wenn es Probleme mit dem Trafficmanagement der Anbieter gibt. Und diesbezüglich haben die einige Freiheitsgrade. Wie das aussieht und was dann passiert, wollen wir erstmal sehen, bevor der Sekt aufgemacht wird.
Alles zurück auf Start?
"Ein genauerer Blick auf die Richtlinien zeigt jedoch, dass in entscheidenden Punkten nichts entschieden wurde, sondern Beurteilungen darüber an die Nationalen Regulierungsbehörden zurückverwiesen wurden.
Dies zeigt sich an den beiden markanten Fragestellungen der Verordnung: Zero Rating-Angebote und Spezialdienste."
http://blog.die-linke.de/digitalelinke/netzneutralitaet-entscheidung-an-die-nationalen-regulierungsbehoerden-zurueckverwiesen/
@Unschland: also doch wieder nur eine typisch europäische Mogelpackung super.