Amike schreibt mir:
Ich weiß ja nicht, wie regelmäßig du Mitfahrgelegenheiten nutzt, habe nur mitbekommen, dass du mal von Köln nach Stuttgart wolltest. Aber falls du das regelmäßig nutzt, wirst du ja auch festgestellt haben, dass seit einigen Wochen mitfahrgelegenheit.de kostenpflichtig (und v.a. endgültig kommerziell) ist. Ich bin mir selbst noch unschlüssig, was Alternativen angeht, mir scheint fahrgemeinschaft.de eine ganz gute Möglichkeit zu sein, die bieten bisher aber relativ wenig Fahrten an.
Nun also mein Anliegen: ich fände es super, wenn du das Thema auf deinem Blog ansprechen würdest, Alternativen gesammelt und beworben werden. Ich denke, das ist ein recht konkreter Punkt, bei dem man gegen Kommerzialisierung und Datensammelei was unternehmen kann und dein Blog hat, so wie ich das einschätze, wohl eine ähnliche Zielgruppe wie Mitfahrgelegenheitennutzer.
Ich habe ihr geantwortet:
ich fahre sogar SEHR oft mit Mitfahrgelegenheiten. Aber ich habe eine ziemlich andere Meinung dazu. Ich finde es mehr als richtig, dass mitfahrgelegenheit.de endlich Geld für den Service verlangt. Ich habe mich schon lange gefragt, wann das kommt. Ihr müsst endlich mal kapieren, dass es Geld kostet, so einen Service zu programmieren und zu betreiben. Weder der Code noch die Server fallen einfach so vom Himmel.
Früher gab es Mitfahrzentralen. Die haben auch pro Fahrt Vermittlungsgebühr verlangt. Ist doch logisch. Also ich nutze mfg.de auch weiterhin und versuche, allen Fahrern klar zu machen, warum es richtig ist, dass so ein Service Geld kostet.
Sie dann wieder:
deine Antwort überrascht mich schon ziemlich. Ich sehe das ganz anders. Aus diversen Gründen:
1. 11% Vermittlungsgebühr scheinen mir extrem viel. Mfg wirbt mit über 4 Mio. Nutzern. Wenn die Hälfte von denen pro Jahr eine Fahrt à 30€ machen (da schätze ich sehr konservativ, alleine ich wär schon 10 solche User "wert"), kommen bei mfg 6,6 Mio an.
2. Wenn du mal anschaust, wem mfg bzw. carpooling gehört, dann stellst du fest, dass das Geld nicht an nette Hinterhofprogrammierer geht, sondern u.a. an Daimler.
3. Läuft bei denen jetzt nix mehr ohne Datenschnüffelei.
4. Geht es bei dem gesamten Geschäftskonzept gar nicht ausschließlich um Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten, sondern auch um die von Hotels, Bahnangeboten, Taxiservice, etc. Das Augenmerk liegt also m.E. darauf, so viel Geld zu machen wie möglich und nicht darauf, die Kosten zu decken (wofür ich auch vollstes Verständnis habe).
5. Ist für mich das ganze Konzept "Mitfahren" ein zumindest sozialistisch angehauchtes. Da verlasse ich mich auf andere und die sich auf mich. Ohne Vertrag und Gebühren und den ganzen Scheiß. Man lernt nette Leute kennen (meistens) und lernt, auch mal damit umzugehen, wenn was schief läuft (Mitfahrer tauchen nicht auf, Auto überbucht, etc.). Ist für mich ein kleines Biotop, in dem sich soziale Phänomene wie Selbstorganisation beobachten lassen und wobei ich schon viel gelernt hab, auch über mich selbst (no shit). Und nicht einfach eine Möglichkeit voll und ganz meine "Umsonstmentalität" auszuleben. Ich hasse dieses Wort und noch mehr die Gesinnung, die dahinter steht, wenn jemand Leuten eine solche unterstellt.
[...]
Ich bin bei mfg davon ausgegangen, dass die sich 1. über Werbung und 2. über die Leute, die fest buchen, damit sie die damit einhergehende Sicherheit haben, finanziert. Bei der Alternative habe ich mir überlegt, pro Fahrt, die ich darüber buche einen obligatorischen Euro als Sammelbetrag am Jahresende zu spenden. Würde das jeder so machen, ließe sich so ein Ding sicherlich finanzieren, ganz ohne seine Kohle einem großen Konzern hinterherzuschmeißen.
Ich bin im Moment zu faul und auch zeitlich nicht in der Lage, eine Gegenrechnung dazu aufzustellen, aber vielleicht habt ihr ja Lust, das mal durchzudiskutieren?
Dann mal los...