Köln, wir müssen reden (update)

Freitag, 8.11.2019, 18:18 > daMax

Hey Köln,

du lässt ja keine Gelegenheit aus, dich im Kölner Stadtanzeiger als großer Fahrradfreund zu inszenieren (z.B. hier und hier und hier und hier und hier und so weiter). Dabei legst du allerdings immer großen Wert auf die Wörtchen "Planen" und "Wollen". Du planst mal dies, du willst mal jenes. Wirklich passieren tut.... eigentlich nix. Höchstens mal eine 250m lange Spur, die du den Autos klaust und großzügig den Radfahrern gibst, die dann allerdings wieder mitten in einer Parkspur endet, so dass man gezwungen ist, sich wieder - natürlich ohne irgendeine Vorsichtsmaßnahme für Radfahrer - in die 2-spurige Hauptverkehrsader einzureihen. Aber du fängst schon mal munter an, an genau dieser Stelle die noch vorhandenen Radwege abzubauen, weil äh... ja.

Die Realität für Radfahrer auf deinen Straßen sieht halt so aus:

  • Schwere Kopfverletzungen - Radfahrer in Ehrenfeld von abbiegendem Fahrzeug erfasst
  • Fahrradunfall in Köln - 17-jähriger bei Sturz lebensgefährlich verletzt
  • Schwer verletzt - 65-jähriger Radfahrer auf Venloer Straße von Mercedes erfasst
  • In Klinik gestorben - Passant findet gestürzten Radfahrer in Köln-Ehrenfeld
  • Schwer verletzt - Autofahrer kollidiert in Köln-Lindenthal beim Abbiegen mit Radfahrerin
  • Neusser Straße - Radfahrer bei Unfall in Nippes schwer verletzt
  • Diese Liste lässt sich beliebig fortführen, entsprechende Artikel erscheinen mindestens zwei pro Woche.

    In deinem Straßenverkehr herrscht Krieg. Die Leute sind unfassbar rücksichtslos, Höchstgeschwindigkeiten werden als Mindestgeschwindigkeiten angesehen, die Radwege sind hochgradig lebensgefährlich und hier hat generell der mit der dickeren Karre Vorfahrt. Das gilt übrigens auch für Radfahrer. Was ich hier ständig an lebensmüden Überholmanövern sehe geht auf keine Kuhhaut, zumal man diese Trottel an der nächsten Ampel sowieso wieder trifft. Solange du, liebe Stadt Köln, keine ernst gemeinten Anstrengungen unternimmst, an der Verkehrsführung echte, grundlegende und einschneidende Änderungen vorzunehmen, wird sich die Situation nicht ändern. Da helfen auch keine Absichtserklärungen im Stadtanzeiger.

    Was sagst du? Du hast keine Ideen, wie man den Verkehr für Radler sicherer machen könnte? Dann lass dir helfen:

  • Ein Radweg muss mindestens 2 Meter breit sein und einen 1m Sicherheitsbereich nach links haben, wenn dort Autos parken.
  • Eine Fahrradspur auf der Straße muss mindestens 2,50 Meter breit sein und einen 1m Sicherheitsbereich nach rechts haben, falls dort Autos parken. Ist eine so breite Spur nicht möglich, wird die Straße direkt zu einer Fahrradstraße (s.u.) umdeklariert. Eine 80cm breite Alibiradspur, die dann auch noch nur halb rot angemalt ist, so dass man in der Mitte Gefahr läuft, aufgrund des Höhenunterschieds rot/schwarz vom Rad zu stürzen, so wie du es auf der Venloer Straße hingezaubert hast, kannst du dir in die Haare schmieren.
  • Am besten trennst du die Fahrrad- und Autospuren auch gleich physisch, z.B. durch ein auf die Straße gedübeltes Vierkantholz. Ja, das geht. Glaub's mir, ich habe das in Vancouver gesehen. Da fährt keiner mit seinem SUV-Panzer drüber. Und kosten tut das fast nix.
  • Eine Fahrradstraße muss für Autofahrer erkennbar eine solche sein. Und es muss dafür gesorgt werden, dass Autofahrer auch kapieren, was eine Fahrradstraße bedeutet. Dein bekloppter (aber im Stadtanzeiger natürlich gefeierter) Friesenwall bringt nämlich mal gar nix, wenn die Autofahrer mich a) weghupen oder b) mit 50 Sachen und genauso vielen Zentimetern Abstand überholen, ohne dass ein solches Verhalten geahndet wird.
  • Und wo wir gerade beim Ahnden sind: wenn sich ein paar Reporter 3 Stunden lang auf die Neusser Straße stellen, können sie 121 Parkverstöße zählen, und dabei haben dann eigentlich immer die Radfahrer das Nachsehen, weil natürlich die Radspur zur Parkspur wird. Und du? Du machst... nix! Du Honk. Wozu hast du denn ein Ordnungsamt und eine Polizei? Hm? Statt dessen stellst du lieber mehr Parkautomaten auf, du geldgieriges Luder.
  • Es muss dedizierte Linksabbiegemöglichkeiten für Radfahrer geben. Als Radler ist man nämlich derzeit ständig gezwungen, zwei Ampelphasen zu warten wenn man nach links abbiegen will. Das nervt! Mein Vorschlag: die Fahrradspur bzw. der Fahrradweg ( üblicherweise rechts der Straße) wird vor einer Ampel gestrichelt nach links auf die Linksabbiegespur gezogen. Und schon kann man auch als Radfahrer links abbiegen. Ist doch echt nicht so schwer, ey.
  • So, und jetzt geh' in dich, denk' darüber nach und dann mach' was, anstatt immer nur zu planen und zu wollen und anzukündigen.

    Update: har har, ja genau: „Totale Katastrophe“ - Radwege-Umbau auf den Kölner Ringen verläuft chaotisch . Genau das meine ich. Vielleicht baust du die fucking Radspur erstmal fertig, bevor du den bestehenden Radweg halb zurückbaust, du Vollpfosten von Stadt.

    Das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung reagierte am Mittwoch äußerst zurückhaltend auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und reagierte nicht auf den Vorwurf von ADFC und Ring frei, Gefahrenstellen geschaffen zu haben. Ein Stadtsprecher teilte lediglich mit, dass ein Beschluss des Verkehrsausschusses umgesetzt werde.

    Na klar. "Ich habe nur Befehle ausgeführt" ist so ungefähr die deutscheste aller Ausreden, ihr Jecken.