The Lichtenhagen Fuchsschwanzmassaker
Mittwoch, 29.8.2012, 23:00 > daMaxZitat trotz Leistungsschutzgelderpressung:
Für wen eine unschuldige Eiche schon eine unerträgliche Provokation ist, dem wird man in Zukunft nur noch mit halbem Ohr zuhören, wenn er vor faschistischen Bedrohungen warnt – auch, wenn er recht haben sollte.
Lenz Jacobsen schreibt damit in der ZEIT einen Satz, den ich dieser ganzen unsäglichen Baumabsägeaktionsdiskussion auch gerne beigefügt hätte. Hab' ich aber leider nicht, also zitiere ich mit explizitem Kniefall ob dieser journalistischen Glanzleistung und wünsche all den Frieden-durch-Gewalt-Spinnern da draußen einen möglichst instantanen Geistesblitz.
Peace.
PS: Hach, und wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich hier noch ganz viele andere Sätze aus dem Artikel zitieren, aber das ist mir ja alles zu heikel und so verlinke ich lieber nochmal auf den großartigen und durchdachten Essay oder wars eine Glosse oder ein Kommentar oder was. Link.
Weil ich ja die Jugend so sehr mag, finde ich Deniz Yücel in der taz am allerallerbesten. http://www.taz.de/An-die-Holzfaeller-von-Lichtenhagen/!100615/
"Ihr hättet besser etwas anderes gemacht, um das Bild zu vervollkommnen: eine Reichskriegsflagge an der Baumkrone befestigt, gerne eine DDR-Fahne dazu. Und ein Schild „Spielen verboten – Eltern haften für ihre Kinder“ daneben angebracht – damit auch der Gutmütigste kapiert, was für eine gottlose Gegend dieses Mecklenburg im Allgemeinen und dieses Lichtenhagen im Besonderen nicht nur im August 1992 war, sondern noch heute ist."
Die Zeit macht m.W. bei der Schutzgelderpressung nicht mit.
@LostInTranslation, im Moment sehe ich überall nur Feindbilder
@Ronny, ja, der is gut.
Eiche wie in "deutsche Eiche" als Symbol für Assimilation, tschuldigung meine natürlich Integration. Da muss man auch erst mal drauf kommen.
Insofern eine gute Aktion, nur um die Eiche tuts mir leid.
@rofl, Ronny hat auch nen guten Artikel gefunden dazu: http://www.taz.de/An-die-Holzfaeller-von-Lichtenhagen/!100615/
@da]v[ax, Naja, Hegel zitieren und eine sehr herablassende Haltung charakterisieren doch eher den (leider üblichen) Richtungsstreit im sogenannten linken Spektrum. So weit so üblich. Taz ist ja mittlerweile eh das fleischgewordene Beispiel, dass die Revolution ihre Kinder frisst, wobei der Yücel da noch zu den lesenswerteren gehört, soweit mein heutzutage spärlicher Tazkonsum mich überhaupt noch befähigt hier kompetent zu urteilen.
Aber das mit dem Anpinkeln der Eiche überzeugt mich auch nicht wirklich. Imho steht der Baum stellvertretend für die Deckmäntelchen, die über den alltäglichen bürgerlichen Rassismus gedeckt werden und dazu führen, dass Gruppen wie der NSU jahrelang unbehelligt agieren können. Nachdem das rausgekommen ist kann man sich nicht um einen (bestenfalls symbolisch) gepflanzten Baum stellen, we shall overcome singen und so tun, als sei alles OK und der Kampf gegen Rassismus macht Fortschritte, genau wie eben der Baum langsam wächst. BULLSHIT!
Nachdem der NSU hier fast 10 Jahre mordend durch Deutschland gezogen ist, symbolisiert der Stumpf der gefällten Eiche genau den Stand unserer Integrationsdebatte, somit könnte man sarkastisch anmerken, das Symbol des Baums wurde ein wenig der Wirklichkeit angepasst.
Und bei den Pleitegriechenkampagnen und den entsprenden Sprüchen in der Bevölkerung (zB) während der EM braucht hier auch keiner mehr sagen, wir hätten in Deutschland kein Rassismusproblem. Denjenigen könnte man dann in Zukunft nämlich nicht mehr richtig ernst nehmen ...
just my 2c
@rofl, ziemlich full ack. Mir tut's halt auch hauptsächlich um den Baum leid.
@da]v[ax, Jo, der is quasi unbeteiligtes Opfer
@rofl,
@ rofl
Ich kann Dir nur beipflichten...sehr gut auf dem Punkt gebracht mit diesem Kommentar.
Aber verstehen wird das da draußen wohl kaum einer...